Sie nahten sich in Hinterzimmern, Browserfenstern, Höhlen und Rumpelkammern, um sich mit gesenkter Stimme in Club-der-toten-Dichter-mässigen Treffen konspirative elektronische Verse zuzuraunen.
Dabei lächelte ein Blaustern zum glotzenden Mond: Captain, my Captain, wo bleibt das Bier?
Aber die Mondscheibe verfinsterte sich schüchtern weil sie so schamlos angesprochen wurde und ließ Gerstensaft aus Pans Pokalen prasseln stürzen / rinnen / laufen bis die Jahrhundertflut die Starenkästen einnahm, alle juvenilen Dichter ersäufte
und die alten, alleine, nach Fahrenheit-451-Manier auf den Kirschbaumspitzen Amazoniens mit Engelszungen polyglotte melancholische Weisen schwatzten.
als ich auf der Maslowschen Pyramide die ersten beiden Stufen erklommen hatte, die dritte einnahm und dann müßig die Füße baumeln ließ, kamen da Menschen die mir von irgendeiner Spitze - von jener höchsten Stufe erzählten.
diese Menschen waren gestorben. sie erzählten durch ihre Kunst. einer hieß Tschechow, einer Schalamow, der andere war ein Freund, Stoner. ihn gab es nicht wirklich; er war Literatur geworden.
sie sagten Sachen wie: Die Laus frisst das Gras, der Rost das Eisen und die Lüge die Seele. Das was die Kunst nicht berührt hat, wird sterben. erklärten wie eine neue Strasse durch den Schnee gelegt wird, halfen mir auf
und jetzt stehe ich da, blicke zur transzendent schimmernden Spitze empor und frage mich ob ich nicht doch lieber hier verweile.
Zitat von Sneaker im Beitrag #1Wie Wellen, die zum Saum der Küste treiben, verlandet uns die Zeit minutenweise, und jede wird denselben Sand beschreiben gleich anderen zuvor auf ihrer Reise. Bist du in diese Welt hineingeboren, geht‘s mühsam Richtung Reife, doch Erreichen bedeutet nur, du hast schon halb verloren. Was Zeit uns gibt wird durch die Zeit verbleichen. Der erste Biss der Jugend kommt abhanden, die schönste Haut wird tiefe Falten zeugen, die Wunder dieser Welt in allen Landen sich im Zerfall der Zeitenwende beugen. Sei`s drum. Ich will trotzdem voll Hoffnung schreiben wie wert du bist, für immer Du zu bleiben.
hallo Sneaker
hab grad deine zwei Versionen verglichen (die Urlaubsblues-Version im Sonett-Forum von 2008 mit diesem Topic hier) und sehe du hast dich verbessert. „du hast schon halb verloren“ ist gleich besser als „man hat schon auch verloren“. auch Z2 ist besser, weil flüssiger und ohne Apostroph.
im Couplet hast du den Erden/erwerben-Reim gekillt. das ist gut. das „Sei’s drum.“ sollte aber wohl auch noch gekillt werden. der kurze deutsche Satz wirkt unangemessen salopp und lässt den Vers stocken. die Zäsur wird zu stark im Jambus und es läuft auch dem Paarreim stockend zuwider. vielleicht sollte man / könnte man es hier auch mit zwei harten Kadenzen enden lassen? ob man dafür auf den Reim verzichten muss, wie Mcberry es vorschlägt? ich würde versuchen den Reim zu halten.
nicht ganz ernst gemeinter Longshanks-Vorschlag:
Trotz Tempus fugit hier mein Versfuß stehe dein’ Wert zu preisen und nie mehr vergehe.
xXxXxXxXxXx xXxXxXxXxXx
wie du siehst, schaffe ich selbst unter größter Anstrengung auch keine harten Kadenzen, aber immerhin eine ganz kurze Endsilbe e zum Paarreim, hehe.
jetz komm, Sneaker nimm Du dir das Couplet nochmal vor… dann wird das hier eine runde Sache.
ja, du hast recht, Mc. Danke. werde es wohl wieder umstellen. zögere aber noch weil ich in der neuen Version ein Adjektiv gestrichen habe. soll ich des "großen" vor der Stadt bringen oder nicht?
in der jetzigen Version störte es mich in der Langzeile.
in der Ursprungsversion scheint es eine natürliche Entsprechung zum "Ungetüm" zu sein.
hab den Text geringfügig geändert. die Urversion halte ich hier unten fest.
Gruß Alcedo
Es trafen sich das hellste Rot des Morgens und ein Segelboot am Horizont der großen Stadt. Die hat als wie ein Ungetüm ihr Auge auf und zugemacht. Die Krähen flogen - stumm die Nacht - davon wie Meerestiere.
Es trafen sich das hellste Rot des Morgens und ein Segelboot am Horizont der Stadt. Die hat als wie ein Ungetüm ihr Auge auf und zugemacht. Die Krähen flogen - stumm die Nacht - davon wie Meerestiere.
ja, Sneakers "Verwünschter Frost" war klasse aber leider im Jahr zuvor. ich finde, wir sollten keine Ausnahmen machen.
noch bin ich nicht mit allen Texten durch. ich muss noch reinlesen. ich habe auch einen starken von Ursula gefunden, aber da stört mich noch eine Kleinigkeit.
Zitat von Sneaker im Beitrag #1Dame la mano y danzaremos; dame la mano y me amaras. Come una sola flor seremos, come una flor, y nada mas...
El mismo verso cantaremos, al mismo paso bailaras. Como una espiga ondularemos, como una espiga, y nada mas.
Te llama Rosa y yo Esperanza: pero tu nombre olvidaras, porque seremos una danza en la colina, y nada mas...
Reich mir die Hand und lass uns tanzen, reich mir die Hand und liebe mich, lass uns erblühen zu einem Ganzen, wie eine Blume, und weiter nichts...
Die gleichen Lieder lass uns finden, zu gleichen Schritten geleite mich, lass Ähre uns werden, gewiegt von Winden, wie eine Ähre und weiter nichts...
Nenne dich Rose und ich mich Hoffen, doch deinen Namen, vergiss ihn für mich, wir wollen nur Tanz sein, völlig offen Tanz auf den Hügeln und weiter nichts...
hallo Sneaker
die Anfangsverse der Mistral waren mir damals im August tagelang wie eine Ohrwurm gefolgt: Dame la mano y danzaremos; / dame la mano y me amaras. hatte im Sommer aber so viel um die Ohren dass ich keine Zeit hatte was dazu zu schreiben.
die ersten beiden Strophen deiner Übertragung überzeugten mich sofort. auch die Assonanzen bei den harten Kadenzen finde ich gut und stimmig.
die dritte Strophe ist mir grammatikalisch und inhaltlich noch nicht rund (erste Zeile). es ist ja mehr eine Anrufung als eine Ernennung,, denke ich.
ich tipp mal was vor mich hin, vielleicht kannst du was davon verwenden/gebrauchen (auch wenn es jetzt nicht zu deinen Wiederholzeilen passt):
# ich rufe dich Rose und mich selber Hoffung
# Heiße dich Flamme/Rose und selbst mich Erwartung/Erhoffen
Heiße dich Flamme und mich selbst Erwartung doch diese Namen wirst du vergessen weil wir verschmelzen zu einem Tanzschwung über die Hügel, vergessen, vermessen …
und Vielen Dank für die Präsentation dieser schönen südamerikanischen Verse, die ich noch nicht gekannt hatte. da ich weiß, dass du erst seit kurzem Spanisch und Italienisch erlernst oder erlernt hast, bin ich sehr gespannt bei welchen Kostbarkeiten dieser romanischen Sprachen dein Translator-Talent jetzt anspringen wird. aber genau dafür und für Translater wie Dich habe ich diese Rubrik hier damals von Mcberry einrichten lassen. es hat sich definitiv gelohnt.
die statistische Wahrscheinlichkeit, bei der jetzigen Klimaerwärmung entlang der sibirischen Flüsse auf Elfenbein zu stossen, ist gar nicht so gering. ich glaube die ziehen da jedes Jahr einige Tonnen aus den auftauenden Permafrostböden und es gelangt so ganz legal auf den Markt: Mammutelfenbein. mehr oder weniger glücklich der Finder: er stösst auf einen Stoßzahn .
erinnert mich ein wenig an Murphys Gesetz, aber ansonsten guter Aphorismus.
Mensch, Yaya, so viel Lob! Dankeschön. und auch fürs Nominieren-wollen. jeder Autor und jede Autorin dürfte sich freuen, einen Fan wie Dich zu haben. auch wenn man das Lob manchmal nicht wahrhaben möchte, beflügelt es ja doch. von deiner Begründung mochte ich die „immaterielle Seite“ am meisten. merci.
liebe Grüße Alcedo
hallo Alba
welch schönes Wort du mir da bringst: scarecrow! da ist Angst und Fürchten und Kümmern intus und inhärent. it makes my day. danke auch für die „morbide Romantik“.