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  • 17.12.2009 - AdventskalenderDatum17.12.2009 11:02
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema 17.12.2009 - Adventskalender

    Weihnachtliche Begegnung

    …....„Hey, bist du das
    ….....Christkind?“ „Ja.“
    …...„Äh, willst du nicht
    ….…..….wissen,
    …...………wie
    ....ich das erkannte?“ „Nö,
    ...weiß ich.“ „Ach, woher?“
    ..„Na, ich sehe für jeden so
    .aus, wie in seiner Vorstellung.“
    „Aha, deshalb bist du also klein,
    blond und nur im Nachthemd?“
    „Soso, bin ich das…“ „Äh ja, und
    du bringst also Weihnachtsgeschenke?“
    „Nö, das habe ich längst delegiert.“
    „Hä, an wen?“………„Na, an alle
    Menschen.“…………..„Aha, und
    was machst ……………du dann jetzt?“
    „Ach, ein ………………..bisschen dies,
    ein bisschen …………… das.“ „Na was
    beispielsweise?“…........….„Hm, shoppen,
    Inlineskating, Stripdance.“ „Donnerwetter, Stripdance?“
    „Ja, gibt’s im Fitnessstudio.“ „Sowas. Na, ich muss weiter, Geschenke kaufen.“

  • Macht das Sinn?Datum11.12.2009 09:42
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Macht das Sinn?

    Hallo Simone,

    Das "Sinn ergeben" bezieht sich eben nicht zwingend nur auf das Ergebnis. Daher ist Deine Annahme aus dem Edit meiner Meinung nach nicht korrekt. Allerdings wäre es hier sicherlich stilistisch besser zu fragen: Haben solche Fragen Sinn?

    Vielleicht ist das des Rätsels Lösung, dass man mit der Formulierung "Das macht Sinn" den feinen Unterschied der zwei Varianten "Das hat Sinn" und "Das ergibt Sinn" überbügelt. Da man, und jetzt wird's sophistisch, durchaus behaupten könnte, dass etwas das keinen Sinn ergibt auch logischerweise keinen Sinn hat, würde ich hier schon von Synonymen ausgehen.

  • Macht das Sinn?Datum10.12.2009 20:26
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Macht das Sinn?

    Ich würde behaupten, dass der Bezug bei "Das ist sinnlos" und das "ergibt keinen Sinn" identisch ist. Das heißt, in beiden Fällen ist es egal, ob es sich nur auf das Ergebnis der Handlung oder auch auf die Handlung selbst bezieht. Im zweifelsfall bedarf ein eingeschränkter Bezug einer Erläuterung. Im täglichen Sprachgebrauch kommt mir die Formulierung "Das ergibt Sinn" manchmal so seltsam und ungewohnt vor, dass ich denke, es ist besser auf "Das ist sinnvoll" auszuweichen.

  • 8.12.2009 - AdventskalenderDatum08.12.2009 11:04
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema 8.12.2009 - Adventskalender

    Der Brunnen

    Keine Sorge, du Geliebte. Ich sperre
    dich jetzt nicht mehr ein. Die Dunkelheit tut
    dir nicht gut, verdirbt nur deine Farben.
    Eine graue Maus will keiner haben.
    Doch verzeih, dass ich so an dir zerre.

    Hörtest du mir höflich zu, ich wäre
    nicht mehr grob. Klar, lieber Wut als Gleichmut,
    Apathie und diese Stille, die du
    gestern zeigtest. Du wirst strahln bald, wie du
    vorher strahltest, vor der dunklen Schwere.

    Ah, sieh da, dein Auge ist befeuchtet.
    Das schafft Hoffnung, dass der Lauf der Zeit gut
    mit uns zwein verfährt. Gib Acht mit deinen Beinen.
    Alles wird jetzt gut. Kein Grund zum Weinen.
    Denn der Brunnen ist bei Tag beleuchtet.

  • Hallo allerseits,

    erst einmal einen herzlichen Glückwunsch an Simone.

    Dann ebenfalls einen ganz großen Dank an die Jury für die Arbeit.

    Ich gestehe, sehr zufrieden mit meinem Ergebnis zu sein, auch wenn ich jetzt nicht die Kreuzfahrt gewonnen habe.
    Gute und wohlverdiente Reise, Simone!

    Grüße,
    GW

  • neu Datum29.10.2009 08:15
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema neu

    Hallo Ivana,

    dann mal ein herzliches Willkommen hier und viel Spaß.

    Grüße,
    GerateWohl

  • KinderkrankDatum16.10.2009 18:08
    Thema von GerateWohl im Forum Diverse

    Kinderkrank

    Stress kümmert unsere Körperflächen straff.
    Trotzdem herrschen Linien,
    denn Meißel geißeln Muster in
    Versteinerungen für die Nachwelt,
    sie masern Grenzen,
    tupfen Masern. - Sieh da,
    die Kinderkrankheiten kommen zurück.
    Wir sammeln Punkte und husten erschütternd,
    und das Wackeln malt Blitze an die Mauern.
    Mit Rissen wächst vielleicht Tiefgang.
    Schraffuren schärfen,
    aber Erschlaffung schlafft Tatsachen
    und lindert die Aussicht.
    Ein Kreislauf unter kurzem Atem.

  • Thema von GerateWohl im Forum Kurzgeschichten, Erzäh...

    Idylle - Vorgeschichte eines Romans über Hexenschüsse

    Jemanden umzubringen ist ja so eine Sache. Abgesehen davon, dass ich mich - wenn überhaupt - lediglich in solchen Momenten dafür in der passenden Stimmung befände, in denen ich von der Konzentration her überhaupt nicht in der Lage wäre, einen solchen Akt vernünftig zu planen, ist Umbringen ja zunächst mal verboten. Aber was heißt heutzutage schon verboten. Vor 40 Jahren bedeutete das noch, Pass auf, sonst bist du dran. Vor ca. 20 Jahren hatte es sich mittlerweile in ein Du darfst dich halt nicht erwischen lassen gewandelt. Und heute, würde ich sagen, schwimmt es nur noch als nahezu leere Nussschale auf unserem schwappenden Gesellschaftskörper und enthält einen kleinen Notizzettel auf dem gekritzelt steht Das Gegenteil von ‚erlaubt’. Und erlaubt ist ja bekanntlich was gefällt. Demnach ist verboten nur noch das, was einem nicht gefällt, und das will man ja sowieso nicht haben.
    Wenn ich auf jemanden so richtig sauer bin, kann mir die Idee, dem mit Wucht einen Backstein in sein hämisches Grinsen zu rammen oder ihn aus einem hochgelegenen Gebäudefenster zu stoßen, schon gefallen. Bei der letzten Variante würde mit meinem Blick gerne dem im Fallwind flatternden Körper bis zu seinem Aufschlag auf einem möglichst soliden Untergrund folgen und das entstehende Geräusch mit milder Genugtuung zur Kenntnis nehmen.
    Ungünstigerweise wohne ich Parterre und habe es schlimm im Kreuz, weswegen mich beim Schupsen der Person oder schon beim Aufheben des schweren Backsteins möglicherweise ein Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall ereilen würde. Töten aus dem Affekt heraus erfordert in der Regel ein Mindestmaß an körperlicher Anstrengung, und ich bin halt nicht mehr der Jüngste. Somit bliebe mir nur ein geplanter heimtückischer Mord, und ich bilde mir ein, dafür nicht der Typ zu sein, schon wegen des konzeptionellen Aufwands, aber auch aufgrund meiner moralischen Prägung.
    Also doch der Backstein, allerdings auf Greifhöhe aus dem bequemen Stand. Spitze Kannten sollte er haben, dann müsste er auch nicht so schwer sein, um effektiv zu wirken. Eine ordentliche Portion Wut im Bauch und deren Verursacher keinen Meter weit entfernt vor mir stehend, am besten mit dem bereits erwähnten Grinsen. Das wäre ein praktikables Szenario.
    Genuss bereiten im sexuellen Sinne würde mir diese spontane Tat gewiss nicht. Da wäre kein orgasmisches Gefühl oder etwas Vergleichbares mit im Spiel. Es käme eher der Erleichterung auf dem Örtchen nahe oder dem mildernden Kratzen eines Mückenstichs.
    Mücken habe ich schon viele ermordet, früher als ich noch jung war. Das war zum einen nicht verboten und konnte zum anderen durchaus befriedigend sein, da es mit einem kleinen bisschen Fantasie dem Gefühl nahe kam, ein Unglück abgewendet zu haben, nämlich den juckenden Mückenstich. Aber nicht nur das. Es erzeugte auch ein Quäntchen mehr Ruhe auf dieser hektischen Welt.
    Eine ansonsten rastlos umher schwirrende und Menschen wie mich zum Herumfuchteln zwingende Mücke schwieg plötzlich für immer. Idylle ohne Mücke ist ein friedvolleres Bild als eines mit dem Titel Aufruhr durch Mücke.
    Morden für den Frieden ist ja auch keine besonders neue Idee. Sie ist so alt, wie das Morden selbst. Denn letztlich meint es doch jeder nur gut, auch der Mörder. So sind die Menschen.
    Jedes Mal wenn ich an das Wort Macht denke, kriege ich Hunger. Vielleicht weil es auf Dauer den Mund so austrocknet, wenn man es ausspricht, oder weil es mir meine eigene Machtlosigkeit vergegenwärtigt und die Machtlosen dieser Welt so häufig hungern und mich augenblicklich die Angst befällt, von dieser Stufe der Machtlosigkeit nicht mehr allzu weit entfernt zu sein. Nicht ausschließen möchte ich, dass es mich einfach auch nur an früher erinnert, in der wir, ich und meine Geschwister, wirklich wenig zu beißen hatten. Das war zur Zeit der Berlinblockade und wir mussten Brennnesselspinat essen. Mag sein, dass Brennnesselspinat heute als Delikatesse gilt, ich konnte das Zeug noch nie leiden.
    Damals habe ich gelernt, wie laut mein Magen wirklich knurren kann. Ich fühlte mich permanent wie eine abgemagerte Ausgabe dieser Teddybären, die brummen, wenn man sie auf den Rücken legt, und das ist auf Dauer kein schönes Gefühl. Seit damals habe ich dieses Gefühl erfolgreich vermieden, und dennoch, obwohl mein Magen nicht mehr vor Hunger knurrt, habe ich es nicht vermeiden können, dem Teddybären immer ähnlicher zu werden. Ich trage eine stolze Wampe vor mir her, und wenn ich mich abends auf den Rücken lege, ertönt schon bald ein brummendes Schnarchen. Zumindest haben meine Exfrau und sogar meine Nachbarn sich schon mehrfach darüber beschwert. Es scheint besonders laut und von unangenehmer Durchdringlichkeit zu sein. Daher wäre es vielleicht ganz gut, wenn ich jetzt nichts äße. Allerdings ist das auf Dauer ja auch keine Lösung, und ich könnte jetzt wirklich einen Happen vertragen.
    Also erhebe ich mich von meinem Schreibarbeitsplatz, gehe in die Küche und werfe einen Blick in den nahezu leeren Kühlschrank. Da ist nicht viel zu holen. Butter könnte ich essen, wenn ich wollte. Irgendwo in der Küche liegt doch bestimmt noch Knäckebrot. Ich mache mich auf die Suche.
    Ich bin nun seit zwei Monaten im Ruhestand, habe alle Zeit der Welt, um einkaufen zu gehen und tue es trotzdem nicht. Mir fehlt nicht die Arbeit selbst, aber der Weg dort hin und wieder zurück, sowohl die Bewegung als auch die Einkaufsmöglichkeit. Ich brauche neue Gewohnheiten. Die alten habe ich zwangsweise abgelegt, mir aber noch keine neuen angeeignet. Ein Hobby wäre vielleicht nicht schlecht. Da kommt mir prompt wieder das Töten in den Sinn. Nicht dass es mich unentwegt danach verlangen würde, jemanden zu töten, oder ich das auch nur zuvor jemals ernsthaft in Betracht gezogen hätte. Auch der erwähnte Aspekt des Verbotes interessiert mich dabei nur am Rande. Über diesen ist bereits vieles überdacht, formuliert und niedergelegt in Gesetzbüchern, Zeitungen oder Glaubensschriften. Nein, mir geht es um den reinen Erfahrungsaspekt. Denn wenn ein Schriftsteller halbwegs glaubhaft über das Töten erzählen möchte, zum Beispiel in einem Krimi, einem Thriller oder einem Abenteuerroman, dann kann er entweder halbgar bei seinen Autorenkollegen abschreiben oder sich aus seinem Geist etwas halbwegs Nachvollziehbares zusammen fantasieren, für das er von jedem, der mit der realen Praxis des Todes zu tun hat, mit Sicherheit ausgelacht würde. Oder man schöpft aus entsprechenden eigenen Erfahrungen, und das möchte ich tun. Ich will die lächerlichen Hirngespinste meiner geistreichen Kollegen verlachen können, weil ich es besser weiß als sie, weil ich erlebt habe, wie es ist, dem Tod ins Auge zu sehen - möglichst dem eines Fremden und nicht meinem eigenen. Vorsprung durch Wissen. Nur so habe ich eine Chance, mich als Autor gegenüber anderen zu behaupten, die weitaus länger als ich schreiben. Denn ich bin schon 65 und fange gerade erst mit dem Schreiben an.
    Ah, da ist ja das Knäckebrot. Mist! Die Motten sind drin. Also ab in den Müll damit. Es muss sich dringend etwas ändern in meinem Leben. Vor meiner Nase an der Wand über meinem Küchenmülleimer sitzt eine blöde Motte. Ich wette, jemand, der sich mit Mottenmimik auskennte, würde mir bestätigen, dass mich das Biest gerade hämisch angrinst. Aber warum tut es das? Weil es genau weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich es mit einem Schlag meiner flachen Hand erledige, aufgrund meiner Langsamkeit und ihrer Schnelligkeit, relativ gering ist, und dass auf der anderen Seite die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist, dass ich mir beim Versuch, sie dennoch zu erschlagen, den Rücken ausrenke oder mir anderweitig Verletzungen zufüge. Aber habe ich denn eine Alternative? In meinem Alter darf man nicht wählerisch sein. Immerhin, Erfahrung ist Erfahrung.

  • PLATTDatum13.09.2009 09:13
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema PLATT

    Hi Gedichtbandage,

    das ist jetzt eine schmucke Kette aus geschliffenen Steinchen geworden.
    Ich kann nicht umhin, da teilweise, trotz der Tragik, einen gewissen satirischen Einschlag zu sehen. In der Folge zum Beispiel

    Eitelkeit
    Badestrand
    Untergang

    denke ich gleich an "Bikinifigur" und muss schmunzeln, weil hier neben so elementaren Dingen wie Drogensucht und Ausbeutung der Weihnachtsmarkt steht. Ich mag das. Ich würde nur noch eine Kürzung vollziehen, nämlich das "vom Leben" nach dem Überfahren streichen. Ich meine, bei dem Inhalt des Gedichts ist das überflüssig. Das zeigt doch das ganze Leben. Und ich fänd es gut, wenn die Wovon-überfahren-Frage noch offen wäre.

    Viele Grüße,
    GW

  • Printemps des Poetes in Berlin WeddingDatum19.08.2009 16:53
    Thema von GerateWohl im Forum Publikationen, Projekt...

    Hier kann man sich bewerben mit einem Live-Projekt, z.B. Poesie-Lesung:

    http://printempsdespoetes-berlin.blogspot.com/

    Veranstaltung findet dann kommendes Jahr im März statt, aber bewerben kann man sich schon jetzt.
    Das Projekt sollte eine der drei Bedingungen erfüllen:

    interdisziplinär - interaktiv - mehrsprachig

    Wer also seine Gedichte in deutsch und bayrisch schief vorsingt und damit provoziert, vom gequälten Publikum vermöbelt zu werden, erfüllt sogar alle drei Kriterien.
    Freiwillige vor.

  • RückblickDatum17.08.2009 17:04
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Rückblick

    Hallo Alcedo,

    danke Dir für Deinen vorbildlichen Einsatz!
    Und alles Gute.

    GW

  • SchattenlichtDatum31.07.2009 17:04
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Schattenlicht

    Hallo Aichi,

    ich meinte gar nicht, dass es komplizierter wäre, wenn man im Schatten der Nacht schriebe, sondern nur, wenn man den Satz in dem Sinne interpretiert, wie Du es ja jetzt als Deine Intention bestätigt hast. Allerdings frage ich mich dann auch, warum Du nicht einfach im Schatten der Nacht geschrieben hast.

    Das mit den Drogen, ja. Da habe ich die roten Augen vielleicht überbewertet. Vielleicht bedeutet das Innehalten ja auch nur, dass das lyrische ich mal einen Moment aufhört, darüber zu flennen, dass das Leben so bitter ist.

    Begriffe wie die Bitterkeit des Lebens sind ja sehr schwer greifbar, zeugen ggf. von einer im Grunde durch nichts ausgelösten negativen Einstellung gegenüber dem Leben. Mich berührt es ja an der Stelle wo es konkret wird. Wenn zum Beispiel ein Anlass, wie der Verlust eines geliebten Menschen, eine schwere Krankheit, ein Unfall oder so etwas. Natürlich kann ein Mensch auch einfach depressiv sein. Aber das ginge eher mit dem Gefühl der Abgestumpftheit und nicht mit Bitterkeit einher meines Wissens nach. Na, wie auch immer. Du bist ja der Dichter. Und in Deinem Gedicht ist das nunmal so wie es ist. Da muss ich mich als Rezipient hinten an stellen. Aber das allgemeine, unspezifische Schwadronieren über die Bitterkeit des Lebens trägt immer einen Anstrich von Jammerei und Selbstmitleid, was mir ener ein Augenrollen als Mitgefühl entlockt. Es ist allerdings hier, wie gesagt, in ganz feine Worte gekleidet.

    Grüße,
    GerateWohl

  • SchattenlichtDatum31.07.2009 16:20
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Schattenlicht

    Hallo Aichi,

    na, diesem Text hier kann ich wesentlich mehr abgewinnen als dem ersten, auch wenn wir es auch hier mit einem gerade mal noch klinisch und geistig lebendigen, aber ansonsten wohl verstorbenen lyrischen Ich zu tun. Die Existenz ist unterbrochen, die Seele schon tot. Wäre da nicht die Bitterkeit des Lebens, die zwar nur gründlich die Fasern des Körpers des Ichs durchtrennt, aber immerhin ein Lebenszeichen darstellt, wäre in dem Ich wohl nichts mehr los. Das Ich hält inne, unterbricht seine Existenz mit rot glänzenden Augen. Na, wenn da mal nicht einer Drogen genommen hat. Das scheint ja nach dem, wie das Ich es hier betrachtet nicht sehr genussvoll zu sein.

    Der letzte Vers ist mehrdeutig, da er auf ein Prädikat verzichtet. Im einfachsten Fall sagt er einfach: Der Schatten ist des Tages Gegenstück.
    Komplizierter wäre es, wenn es bedeutete "Im Schatten der Nacht (da Nacht des Tages Gegenstück)". Das klingt so nach dem Titel einer Vampirgeschichte, aber das würde ja zu der Untotenselbstbeschreibung des lyrischen Ichs passen. Vielleicht fühlt es sich durch die Drogen wie ein lebender Toter. Wer selbst in der dunklen Nacht noch im Schatten weilt, um den ist es wahrlich finster. Die Verwendung der Bezeichnung "des Tages Gegenstück" für Nacht könnte implizieren, dass es dem Ich schwer fällt, die Nacht beim Namen zu nennen. Oder es will noch mal darauf hinweisen, dass es sich nicht nur in einer Unterbrechung des Tages, sondern auch in einer Unterbrechung seiner Existenz befindet.

    Wie auch immer. Das ganze ist ganz schön desolat. Die Schilderung des Leidens und der Bitterkeit schwelgt sehr in sich selbst und seinen Bildern, was zwangsläufig dazu führt, dass ein Mitfühlen durch den Leser ausgeschlossen ist. Das ganze wirkt übertrieben, weil das lyrische Ich zum einen, wie schon bei dem Anderen Gedicht zwischen der Schilderung todesählicher Zustände und dem Verschwinden aller Emotionen schwankt und der Erwähnung größter Schmerzen und Bitterkeit, was aus meiner Sicht absolut nicht zusammenpasst. Entweder ich bin fast tot und abgestumpft oder ich leide Schmerzen. Und ich glaube, das durchtrennen jeder Faser des Körpers verursacht Schmerzen, insbesondere, wenn es die Bitterkeit tut.

    Ein Kommentar von jemandem der die Sicht des Ichs hier nciht nachempfinden kann, aber das Bild der unterbrochenen Existens und den letzten Vers gelungen findet. Lyrische Qualitäten hat das gewiss. Aber inhaltlich lässt es mich unberührt zurück.

    Grüße,
    GerateWohl

  • Traumfänger - KommentarfadenDatum22.07.2009 11:44
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Traumfänger - Kommentarfaden

    In Antwort auf:
    Hätte er gewusst, was es bedeutet zu erwachen, er hätte seine Augen nie wieder geöffnet.

    Liebe Simone,
    ich muss gestehen, dass ich den ersten Satz Deines Textes ganz furchtbar finde, wenn ich ehrlich bin. Ich glaube der erste Satz ist wichtig. Dieser hier enthält ein unbestimmtes „er“, einen Konjunktiv 2, „hätte“, und somit einen Irrealis der Vergangenheit, wie ich das mal in der Schule gehört hätte, somit wird das einzige konsequente Wörtchen hier, nämlich „nie“ ad absurdum geführt. Wie kann er jetzt in diesem Moment seine Augen nie wieder öffnen? Das geht nicht. Er kann jetzt in diesem Moment höchsten beschließen oder hoffen, sie nie wieder zu öffnen. Das mag Dir korinthenkackerig vorkommen. Aber so geht’s mir nun mal damit.
    In Antwort auf:
    Die Nachmittagssonne zeichnet feine Streifen über seine dunklen Augenbrauen und die geschlossenen Lider. Sein Brustkorb hebt und senkt sich unter ihrem Kopf und sie lauscht dem Schlagen seines Herzens. Sie atmet ein, saugt ihn vollständig in sich auf.
    Ihre Finger ziehen die Konturen seines Kinns nach. Die harten Bartstoppeln, das kaum spürbare Grübchen. Weiter, seinen Hals hinab über den Adamsapfel bis zu der kleinen Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen, in der sie sich am liebsten einrollen würde, wie Perry, der in seinem Körbchen unter der Fensterbank schnurrt.

    In diesem Abschnitt, der mir wesentlich besser gefällt, weiß ich zwar immer noch nicht, was er so für ein Kautz ist, sie ist allerdings ganz sicher die Nachmittagssonne. Das heißt, sein Brustkorb hebt und senkt sich unter dem Kopf der Nachmittagssonne, und die lauscht dem Schlagen seines Herzens. Schönes Bild, aber ich fürchte so ist es gar nicht gemeint.
    In Antwort auf:
    Sie küsst Henrys Brustwarzen. Ein Lufthauch nur, der ihm ein Sommergewitter über den Körper treibt. Ihr Haar streicht über seinen Bauch, benetzt die empfindliche Haut über den Lenden.
    Aus den Tiefen seines Bewusstseins drängt ihr Name nach oben. „Jessica.“ Es ist das einzige Wort, das ihm in den Sinn kommt. Er will ihr so vieles sagen, doch nur dies eine Wort ist greifbar. Und das ist auch alles was zählt, alles was es zu sagen gibt, in diesem Moment. Jessica.

    Das ist mir von der Beschreibung her ehrlich gesagt zu stereotyp. Man hat das Gefühl, Du weißt wie blöd solche Beschreibungen wirken können, daher versuchst Du Dich akribisch an gängige und akzeptierte Formulierungen zu halten. Bis jetzt vermisse ich sowieso ein wenig die individuelle, stilistische Note der Autorin.
    In Antwort auf:
    Sie zieht die Wohnungstür hinter sich zu und bleibt noch zwei Atemzüge lang davor stehen, bis die Endgültigkeit, die das Klacken des rostigen Schlosses heraufbeschwört, verhallt ist.
    Jessica wirft den Schlüssel in den Briefkasten und geht die ausgetretenen Stufen der Holztreppe hinunter.

    Diese Passage wäre mal ein Textbeginn, der mich zum Weiterlesen animieren würde. Warum fängst Du Deinen Roman nicht damit an und schmeißt den Abschnitt davor in die Tonne.
    In Antwort auf:
    Das Klappern ihrer Absätze durchbricht die Stille des Treppenhauses. Rhythmische Zwischenschläge in konstantem Nichts. Ihre Fingerspitzen gleiten leicht über das Geländer und nehmen jeden Kratzer, jede Unebenheit darauf wahr. Alte Häuser haben so viele Geschichten zu erzählen. Wie viele Tränen mögen auf dem billigen Buchenholz getrocknet sein, wie viel Lachen ist daran zerschellt.

    Der Abschnitt gefällt mir wieder nicht. Warum diese Abstrahierung. Es soll doch erst einmal etwas passieren. Der Verweis auf andere Geschichten, die alte Häuser erzählen, birgt die Gefahr, dass der Leser sich eine dieser konkreten Geschichten wünscht, anstelle einer Protagonistin, die ebenfalls an diese denkt, weil in ihrer eigenen sonst gerade nichts nennenswertes passiert.
    In Antwort auf:
    Auf der Straße schlägt ihr schmutzweiße Kälte ins Gesicht und sie schließt die Augen. Henry würde es nicht verstehen, das weiß sie, aber es ist der einzige Weg. Es ist ihr Weg und den muss sie allein gehen.
    Sie legt ihre Hände an die verschorfte Außenmauer des Mietshauses und lässt sie über den Putz wandern. Ihre Fingerspitzen beginnen zu schmerzen, sie hat vergessen Handschuhe mitzunehmen. Ein Lachen macht sich in ihrem Hals breit und verdrängt für einen Augenblick den dicken Klos, der sie daran gehindert hat frei zu atmen.

    Na, es geht doch. Hier wird’s wieder interessant bevor man gleich wieder mit uninteressanten Informationen über das Tageslicht versorgt wird. Das hier jedenfalls gefällt mir.

    Ich bin ein langsamer Leser und kein sehr geduldiger dazu, muss ich zugeben. Daher höre ich jetzt hier erst einmal auf. Ich hoffe, mein Gemecker nutzt Dir irgendwas. Wenn ja, kann ich ja bei Gelegenheit weiter machen.

    Viele Grüße,
    GW

  • Jokers Lyrik PreisDatum20.07.2009 12:49
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Jokers Lyrik Preis

    Ach Simone, das beruhigt mich ja. Ich dachte schon, ich sei der einzige Aussortierte von hier.

  • Jokers Lyrik PreisDatum20.07.2009 12:12
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Jokers Lyrik Preis

    Herzlichen Glückwunsch an die beiden Preisträger!

  • Finger statt BeineDatum13.07.2009 15:51
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Finger statt Beine

    Hallo Kollegen,

    ein später Dank für Eure Kommentare.

    @Gedichtbandage: Das reicht völlig.

    @Gemini: Bitte! Immer ruff uff's Schlimme.
    Erst dachte ich, das sagt ja der Richtige mit der Prosa. Dann dachte ich, stimmt, das sagt der Richtige. Der hat viel Erfahrung in dem Bereich.
    Zu viel Erzählung für ein Gedicht. Also eine Ballade? Sicher nicht.
    Aber die Idee mit der Prosa bzw. daraus eine Erzählung zu machen finde ich interessant. Na, für mehr als eine Kurzgeschichte würde es bei mir wohl nicht reichen. Ich danke Dir jedenfalls mal wieder für Dein kritisches Feedback und Deine interessante Sicht.

    Viele Grüße,
    GW

  • Finger statt BeineDatum30.06.2009 12:32
    Thema von GerateWohl im Forum Diverse

    Finger statt Beine

    Viele sind Spinnen,
    und dann lügen sie schlecht,
    verdrehen Rotzfäden als Morgentaue,
    spannen Behauptungen auf und seilen sich
    herablassend von Triefnasen
    ab auf den Grund für dies und das,
    wie die Fläche meiner Hand.

    Ich habe Finger, denke ich.
    Zu der, die ich halte,
    schimpfe ich, "Sei endlich echt",
    schnippe sie fort und
    wünsche ihr ein langes Weben.

  • Im ParkDatum24.06.2009 12:33
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Im Park

    Hallo autark,

    leider löst Dein Text zunächst mal nichts aus bei mir. Er erscheint mir auf den ersten Blick als Leswerk weder sonderlich originell, noch klangvoll.
    Tautologien wie "Schicksalslos" sind stilistisch schlecht.

    Auf der Plusseite macht das Gedicht aber auch viele Fehler nicht. Es bedient sich einer eigenen, wenn auch nicht sehr geschliffenen Sprache. Es ist nicht kitschig oder prätenziös.

    Nun der zweite Blick etwas genauer.

    Zitat von autark
    Für dich stehe ich da,
    rette mich im Park,

    Es gibt ein Ich und ein Du. Das Ich steht für das Du, rettet aber sich selbst - im Park. Wie das zusammenspielt, da gibt es viele Möglichkeiten. Vielleicht ist das Ich das Du. Vielleicht rettet das Ich sich, nachdem es für das Du gestanden hat oder indem es für das Du gestanden hat. Soweit für mich keine Aussage möglich.
    Zitat von autark
    auswegloses Schicksalslos,
    nicht bekanntes Einerlei,
    zisch vorüber schmerzbefreiter Reiz,

    Das Schicksal ist ausweglos, also sicher. Somit war die Rettung entweder nur ein Aufschub des Schicksals oder ist das Schicksal selbst. Ich tippe mal auf ersteres. Aber das Schicksal ist nicht bekannt (unbekannt), aber eigentlich doch Wurscht (Einerlei). Das Schicksal interessiert das Ich nach der Rettungsaktion oder nach der Einsicht von dessen Unvermeidbarkeit nicht mehr. Und was tut diese Gleichgültigkeit? Sie befreit den Reiz vom Schmerz, was ja zunächst mal nicht schlecht ist, sofern der Reiz nicht auch jeglichen anderen Gefühls beraubt ist, was man fast fürchten kann, nachdem das Schicksal zum Einerlei verkommen ist. Aber das Ich will den Reiz nicht mehr haben und sagt "Zisch ab".
    Zitat von autark
    irgendwo dort kränkt mich der Dorn,

    Ah, da ist doch noch ein Gefühl. Kränkung, aber kein Schmerz. Schmerz war ja gestern.
    Zitat von autark
    sag vom Schatten aus dann:"Ja".

    Aber das Ich ist nichit beleidigt. Es sagt Ja. Wäre ja auch unsinnig. Nicht das Du kränkt, sondern ein Dorn im Park. Was ist hier der Park? Aber dazu später.
    Das Ich liegt oder steht im Schatten. Schatten bedeutet wohl Schutz, Deckung, Unsichtbarkeit.
    Zitat von autark
    Klar bist du, wie ungetrübtes Wasser,
    Antwort auf den stillen Ruf.

    Das Du ist klar, aber möglicherweise auch durchsichtig. Könnte auch heißen: Dem Ich egal.
    Die Durchsichtigkeit des Du ist die Reaktion auf das Ja des Ichs.
    Hat hier das Ich durch das Ja zu seinem Schicksal, zu dem kränkenden Dorn einer früheren Verletzung durch das Du dieses verarbeitet und ist jetzt über das Du hinweg? So mutet es fast an.
    Noch mal zu der Park Metapher. Grundsätzlich ist der Park sicher die Welt. Aber welche Welt? Die Welt des Ichs, seine Umwelt, seine Wahrnehmung. Darin stehen ebenso die selbstgezüchteten Auswüchse alten Schmerzes wie die Dornen der Erinnerung als auch das Du, das am Ende verschwindet.
    Das Ich hat vielleicht durch sein Ja sein Schicksal doch geändert. Ist es doch nun nicht zur Epfindungslosigkeit und Gleichgültigkeit verdammt, hat diese vielleicht mit dem Ich überwunden.
    Zurück zum Anfang: „Für Dich stehe ich da“. Das Du beherrscht das Ich. Das Ich hat eine Menge in die Beziehung zum Du investiert. Aber dann trennt es sich. Es rettet sich im Park. Wenn diese Sätze genau das aussagen sollen, dann finde ich das unglücklich formuliert.
    Eine derart andeutetende Verklausulierung macht für mich nur Sinn, wenn dadurch auf anderer Ebene etwas Neues entsteht. Das sehe ich hier aber nicht.
    Jetzt bin ich wieder bei meinem ersten Eindruck. Der zweite ist zwar aufgrund der für mich gegebenen interpretierbarkeit, aber auf emotionaler Ebene oder ästhetischer passiert da bei mir leider nichts.

    So weit von mir.
    Ach ja, und Willkommen im Forum.

    Grüße,
    GerateWohl

  • IdiotenDatum08.05.2009 13:39
    Foren-Beitrag von GerateWohl im Thema Idioten

    Hui Paul,

    jetzt wird's interessant. Du kennst Dich offensichtlich aus. Nachdem ich eben noch der Idiotenbegriff für überholt, seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt und zum plumpen Schimpfwort verkommen hielt, erfahre ich jetzt, dass es jetzt schon eine Reihe differenzierter Klassifizierungen gibt:

    - Per-se-Idiot
    - gemeiner Idiot
    - Nichtidiot

    Dass Dir da beide Aphorismen zu undifferenziert sind, verstehe ich jetzt.
    Gerne würde ich über dieses Thema mehr wissen. Zumbeispiel ob der Vollidiot und der Fachidiot einfach nur untergattungen oder Ausprägungen einer dieser Arten sind, oder ob sie gar als weitere daneben stehen.

    Übrigens, dass die Oliver-Version dem Scherz geschuldet war, ist mir schon klar. Du wirst trotzdem erlauben, dass ich die oben genannte Meinung dazu habe, auch wenn Sie, wie ich gerade erkannt habe, auf mangelndem Grundlagenwissen rund um die erforschte Wesensvielfalt der Idiotie basierte.

    Spaß muss sein.

    Aber der Absatz

    Die Idiotie einer Sache erkennt man meist erst mit Abstand bzw. kann sie einem Per-se-Idiot gar nicht idiotisch vorkommen. Denn das, was dem "gemeinen Idiot" mitunter normal vorkäme, wäre für einen Nichtidioten idiotisch. Und auch das wäre nicht so festlegbar - mal ganz abgesehen davon, dass der Idiot undefiniert bleibt.

    ist auch sehr lustig. Ich stelle mir einen Vortrag von dem weltberühmten Idiotieforscher Prof. Dr. Dr. Sowieso dabei vor.

    Viele Grüße,
    GerateWohl

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