Thema von gugol im Forum Düsteres und Trübsinniges
Mein Kinderteller wurde niemals leer, die Mutter und der Vater gaben ihr wohl Bestes und das Allerletzte her für mich, ich war ihr Lebenselixier. Doch irgendwann, da engte mich das ein, mein Elternhaus erschien mir plötzlich klein, ich sehnte mich nach einem grossen Saal. Am Ende blieb mir keine andre Wahl: Es kribbelte vom Kopf bis zu den Zehen, das spürte ich zum wiederholten Mal, und eines Tages war es Zeit zu gehen.
Ich mochte meine neue Freiheit sehr, genoss in vollem Mass das Jetzt und Hier. So ging das sieben Jahre ungefähr, dann wuchs ein neues Leben ran in mir. Der Kleine war mein heller Sonnenschein. Die Jahre flogen! Kann das möglich sein? Es waren bald schon achtzehn an der Zahl, ein junger Mann, sein Körper hart wie Stahl. Als Mutter konnte ich das gut verstehen, es ist naturgegeben und banal: Für alle Kinder kommt die Zeit zu gehen.
Das Glück beschenkte mich danach noch mehr; du wolltest mich und ich vertraute dir, wir lachten viel, verbrachten unbeschwer- te Stunden – du und ich, perfektes Wir. Doch unvermutet traf das Schlimmste ein, man sah von Weitem deine grosse Pein: Der Kopf war aufgedunsen und ganz kahl, die Wangen leichenblass, die Lippen schmal. Da halfen auch nicht Beten oder Flehen, das Leben war für dich die reinste Qual, und eines Tages war es Zeit zu gehen.
Seit jenem Abschied ist mein Alltag schal, mir fehlen Liebe und ein Sonnenstrahl. Gleichwohl, ich sollte es gelassen sehen: Alsdann folgt auch für mich das letzte Mahl, und eines Tages wird es Zeit zu gehen.
Thema von gugol im Forum Düsteres und Trübsinniges
Bis gestern lebte er im offnen Meer, wo er die schönsten Walgesänge sang, die Bucht durchschwommen hatte, kreuz und quer und mit den andern um die Wette sprang. Er kannte selten Kummer und Verzicht, auch echte Feinde hatte er dort nicht. Aus heiterm Himmel traf ihn dieser Pfeil, daran gebunden war ein langes Seil. Das Blut, vermischt mit Wasser, wirkte fahl – am Fleisch verletzt, doch blieb die Seele heil? Das weiss allein der alte Buckelwal.
Zumindest setzte er sich kaum zur Wehr, als ob er nicht um seine Freiheit rang. Die Walfangmänner zogen an dem Speer, der tief in Haut und Fett des Riesen drang und hätten nun die gottverdammte Pflicht, ihn fair zu töten, aber machen schlicht von dem was richtig wär das Gegenteil: Sie bieten ihn auf einem Tiermarkt feil, und Käufer kommen her in grosser Zahl. Doch findet das ein Meeressäuger geil? Das weiss allein der alte Buckelwal.
Ein junger Unternehmer bietet mehr als seine Konkurrenz für diesen Fang. Sein Engagement kommt nicht von ungefähr, das wird die Attraktion vom Zoo Pjöngjang: Ein Wal im Delfinbecken! – ein Gedicht, von dem schon bald die ganze Gegend spricht. Die Zoobesucherzahlen steigen steil und insbesondere die Kinder eil- en schnurstracks rein ins Tierquäljammertal. Wie tragisch alles ist, ahnt keines, weil das weiss allein der alte Buckelwal.
Im Herbst verbreitet sich die Kunde meil- enweit, welch Schicksal ward dem Wal zuteil: 'Er ist befreit von seiner langen Qual.' War’s Selbstmord, oder war’s des Neiders Beil? Das weiss allein der alte Buckelwal.
Regen fällt ununterbrochen vom Himmel, Leute ertrinken Reissender Fluss, überflutetes Dorf, die Welt will versinken Seen bedecken das Land, und die Zeit wird kaum noch empfunden Alles ist still, kein Vogelgesang und das Lachen verschwunden Autos verbeult oder treibend im Fluss, mit den Rädern nach oben Weil auf dem Weg zwischen Brücken und Stegen Wildbäche toben Weit in der Ferne ertönt das Surren des Hubschrauberrotors Flussrichtung abwärts ein Lärm - wohl der Kampf eines Aussenbordmotors Rettung ist nah! Die Starre entweicht aus Gesichtern und Gliedern Winkende Hände an Fenstern und Türen: Den Suchruf erwidern
Thema von gugol im Forum Philosophisches und Gr...
Der Preis
Die Sonne schien an einem Sommertag und in der Ferne tönte frohes Lachen, als könnte sich nie wieder wer verkrachen, weil einfach Frieden auf der Erde lag.
Dann braute sich am Himmel was zusammen. Gewitter, Sturm und starker Regenguss verwandelten das Land in einen Fluss und wollten wutentbrannt das Glück verdammen.
Bevor sich noch die Wolken recht verzogen, erblickte ich den zarten Regenbogen und wusste: Nur durch eitel Sonnenschein
entstünde nie ein solches Farbenspiel. Der Preis ist hoch, doch für ein hehres Ziel muss nebst dem Frieden auch ein Krach mal sein.
Guten Abend mcberry und vielen Dank für deinen Kommentar zu meinem Sonett. Ich bin keine grosse Blumenliebhaberin und genau diesem Umstand verdankt dieser Trieb sein winterliches Blühen, wuchs er doch frech über unsere Aussentreppe. Ich wollte-sollte ihn x-mal zurückschneiden, vergass es jedoch immer wieder. Er dankte es mir mit diesem eindrücklichen Moment. E liebe Gruess, gugol
Thema von gugol im Forum Mythologisches und Rel...
Die Rose blüht, es ist die letzte heuer. Ich sah sie, als ich spät nachhause kam und auf dem Schnee das helle Rot wahrnahm, ein buntes Farbenspiel aus Eis und Feuer.
Ich flüsterte: "Es ist ein Ros' entsprungen" und heute weiss ich, was der Text mir sagt. Warum nur hab ich nie danach gefragt, obwohl an jedem Weihnachtsfest gesungen?
Ich dachte stets: 'Es kann nicht möglich sein, dass so ein zarter Kopf den Schnee durchdringt' und steckte lieber meinen in den Sand.
Jetzt nehme ich mein Schicksal in die Hand und hoffe, dass sie neues Leben bringt, denn diese Rose blüht für mich allein.
Hallo alba, mit Vierbeinern hab ich's nicht so, deshalb finde ich deinen Vergleich ziemlich erstaunlich, aber ja - warum auch nicht. Der 1. Korinther 13 bildet die Grundlage dieses Gedichts: Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles und hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.
Wenn es in einer Freundschaft mal hart auf hart kommt und beide auf diesem Boden stehen, kann fast nichts schief gehen. Die Katzen werden's wohl intuitiv so halten, aber der Mensch braucht hin und wieder einen Gedanken-Anker. E liebe Gruess, gugol
Vielen Dank mcberry für die Beglückwünschung, die Urkunde und natürlich die Eule. Ich werde wohl in diesem Forum nicht sehr aktiv sein, weil ich schon in einem anderen fleissig mitschreibe und dort viel mehr Zeit verbringe, als für meinen Rücken und meine anderen Verpflichtungen gesund ist. ;-) Dennoch schaue ich gern ab und zu hier vorbei, die Stimmung gefällt mir nämlich ausnehmend gut. Beste Grüsse, gugol
Ende September, die Gäste sind fort, Geschäfte geschlossen, verschlafen der Ort. Die Bottsliegestellen im Hafen schon leer, die Kneipen zwar offen, doch ohne Gewähr.
Ich liebe die Strassen, die Plätze und Gassen von all diesen geldgeilen Geistern verlassen und spüre das Flair, wie es früher mal war, bevor der Tourismus den Wahnsinn gebar.
Man kennt sich nun wieder und sagt sich "hallo". Sogar mich als Fremde begrüssen sie so. Die Bank an der Sonne gehört mir allein, doch ist mir bewusst: Auch die Saison muss sein.
Liebe alba, zu gewinnen, weil das wohlverdiente Siegergedicht ausser Konkurrenz lief, ist nur halb so schön, aber freuen tu ich mich natürlich trotzdem. Dir herzliche Gratulation zu diesem wunderschönen, clever aufgebauten bilingualen Text. gugol
Danke alcedo und salz für eure Rückmeldung zum Bernstein. Alcedo, du sprichst genau die wunden Punkte an und wie du weisst, schliff ich daran herum, um dann doch wieder bei der Ursprungsversion zu landen, bevor alles nur noch Staub war. Wer weiss, irgendwann vielleicht... Beste Grüsse, gugol
Er dümpelt vor sich hin in einem Priel, der sich gebildet hatte nach der Flut. Er fällt nicht auf, zeigt nichts von seiner Glut. Den kleinen, braunen Klumpen ziert nicht viel.
Und dennoch nehme ich ihn deutlich wahr, weiss auf der Stelle, dass es diesmal passt, weil mich bei seinem Anblick Glück erfasst. Sein Leuchten seh ich vor mir, hell und klar.
Ich quäle ihn, zerbrech die Kruste ganz, behandle ihn mit Feilen, hart wie Stahl. Am Ende folgt die feine Politur,
dann braucht es einen kleinen Zauber nur: Ich halte ihn in einen Sonnenstrahl und er, er dankt es mir mit hellem Glanz.
Er dümpelt vor sich hin in einem Priel, der sich gebildet hatte nach der Flut. Er fällt nicht auf, zeigt nichts von seiner Glut. Den kleinen, braunen Klumpen ziert nicht viel.
Und dennoch nehme ich ihn deutlich wahr, weiss auf der Stelle, dass es diesmal passt, weil mich bei seinem Anblick Glück erfasst. Sein Leuchten seh ich vor mir, hell und klar.
Ich quäle ihn, zerbrech die Kruste ganz, behandle ihn mit Feilen, hart wie Stahl. Am Ende folgt die feine Politur,
dann braucht es einen kleinen Zauber nur: Ich halte ihn in einen Sonnenstrahl und er, er dankt es mir mit hellem Glanz.
Besten Dank für den freundlichen Willkommensgruss, Joame Plebis (was dein Name wohl bedeutet?). Es freut mich, dass dir mein Sonett gefällt. Es ist eins der wenigen Gedichte, deren Thema ich tagelang mit mir herum trug, und als es dann reif war, schrieb ich es und änderte nichts mehr daran. Normalerweise beginnt ja nach der ersten Niederschrift die richtige Arbeit erst. E liebe Gruess, gugol
Hallo mcberry und herzlichen Dank für die nette Begrüssung. Ich denke, gar auf dem Meer hat es was mit der siebten Welle; jedenfalls zählte ich eine halbe Nacht lang während eines Sturms zwischen Menorca und Empuriabrava im Bug des 12m Segelschiffs die schwächeren und starken Wellen. Sollten wir aufhören mit Sandburgen bauen, nur weil wir mit Zerstörung rechnen müssen? Ich denke das Leben würde sehr arm dadurch, denn allein das Tun stellt Befriedigung dar, wenn das Leben an sich auf Fels steht. E liebe Gruess, gugol
Die Welle kam, es war die Siebte heute, als früh am Morgen ich den Strand betrat. Ich sah von Weitem ihre Missetat: Sie holte sich gar lustvoll ihre Beute.
Die Erste bis zur Sechsten waren milde. Sie warfen ein paar Muscheln auf den Strand und gleissten hell im Sonnenlichtgewand. Die Siebte erst zerschlug mein Sandgebilde.
Ich hatte es mir sorgsam aufgebaut. In jedem Sandkorn steckte meine Liebe, doch Welle Sieben brach es mir entzwei.
Nun ist's mit meiner Schwärmerei vorbei. Es fühlt sich an wie sieben Seitenhiebe. Sie hat mir meinen schönsten Traum geklaut.
Dänemark, im Juli 2017
Eine Legende besagt, dass jede siebte Welle stärker ausfällt als die anderen davor.
Guten Tag, liebe literatum-Forümler, Alcedo hat mich eingeladen als Neuling in diesem Forum ein Gedicht einzustellen, das zum aktuellen Wettbewerb passt. Mir schwebt aber grade ein anderes vor, das ich gerne hier einreiche. Und weil es ja scheinbar auch zwei sein dürfen, wird das andere in den nächsten Tagen folgen. Beste Grüsse, gugol
WELLE7
Die Welle kam, es war die Siebte heute, als früh am Morgen ich den Strand betrat. Ich sah von Weitem ihre Missetat: Sie holte sich gar lustvoll ihre Beute.
Die Erste bis zur Sechsten waren milde. Sie warfen ein paar Muscheln auf den Strand und gleissten hell im Sonnenlichtgewand. Die Siebte erst zerschlug mein Sandgebilde.
Ich hatte es mir sorgsam aufgebaut. In jedem Sandkorn steckte meine Liebe, doch Welle Sieben brach es mir entzwei.
Nun ist's mit meiner Schwärmerei vorbei. Es fühlt sich an wie sieben Seitenhiebe. Sie hat mir meinen schönsten Traum geklaut.
Dänemark, im Juli 2017
Eine Legende besagt, dass jede siebte Welle stärker ausfällt als die anderen davor.