#1

Attentat

in Düsteres und Trübsinniges 29.03.2006 18:52
von Loki (gelöscht)
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Attentat

Ich hab das Wort verbrannt,
bevor ich es ertränkte,
nachdem es unbenannt
die weiße Fahne schwenkte.
Doch war es erst die Glut
und dann der Wassertropfen,
die mir dies Wort ins Blut
zum Rhythmus konnten klopfen.

Ich wollte es vernichten,
dies wortverschmierte Blatt,
das sich in tausend Schichten
beschriften lassen hat.
Ich wollte es zerschlagen,
dies Wort, das Herzen reißt.
Doch nun muss es dort ragen,
wo Schmerz es hingeschweißt.

Es sprangen Tränenfunken
vom Stift auf mein Papier
und glühten schwarzversunken
auf dieser Haut, und mir
verblendete das Strahlen
die Augen und ich schrie
bei schmerzerfüllten Qualen
das Wort in Agonie.

© A. Funk

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#2

Attentat

in Düsteres und Trübsinniges 30.03.2006 15:55
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Halloki!

Schön. dass du mal wieder da bist.

Und das mit einem Thema, das mich auch immer wieder beschäftigt.

Der Kampf mit dem Wort. Wer da wen quält und tötet, ob der Schreiber das Wort oder das Wort den Schreiber, ist da wirklich die Frage. "Attentat"gefällt mir nicht nur als Titel: Das "Hinterrückse" der Sprache hast du, finde ich, sehr gut herübergebracht.

Verbesserungsfähig scheint mir die Stelle S2Z4 mit dem "ragen" (das Reimwort "sagen" bietet vielleicht elegantere Alternativen). Aber du hast dir, wie es deine Art ist, wieder mal eine anspruchsvolle Form ausgesucht (oder es dich?), mit kurzen dreihebigen Reimen: so eine Form lädt natürlich zum Scheitern ein... aber ich finde, das ist dir diesmal nicht gelungen.

Insofern strafst du dein eigenes Gedicht Lügen. Natürlich klingt es sehr dramatisch, wenn jemand im Umgang mit Worten von "Mord" und "Agonie" schreibt. Aber schließlich spricht auch die Alltagssprache von "vernichtenden" Worten, "Totschweigen" etc. Deshalb finde ich das Drama des Schreibens, das manchmal an einem einzigen Wort scheitert, von dir wirklich eindrucksvoll in in Szene gesetzt.

Schön, dass Wort einen nicht zwangsläufig schreien lassen, sondern auch viele angenehme Gefühle erzeugen können.

Beste Grüße, Ulli

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#3

Attentat

in Düsteres und Trübsinniges 06.06.2006 22:28
von Loki (gelöscht)
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Hi Ulli!

ersteinmal danke für den beitrag und gleichzeitig entschuldiege für die ganz späte reaktion.

dieses EINE thema, ist mein lieblingsthema. auch wenn ich noch nicht so viel dazu geschrieben haben, beschäftigt es mich geradezu bei jedem gedicht.

über diesem gedicht musste ich nicht lange sitzen. es brach aus mir förmlich heraus. aus meiner sicht gibt es zwei arten von lyrik: pervers ausbrechende Lyrik und Lyrik über die man lange nachdenkt und grübelt. damit will ich nicht sagen, dass och über dieses gedicht nicht nachgedacht habe, nur waren die änderungen sehr gering im vergleich mit anderen meiner werke.

gruß, Loki

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#4

Attentat

in Düsteres und Trübsinniges 07.06.2006 18:03
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Loki,

mir gefällt Dein Stück pervers ausgebrochener Lyrik auch recht gut, man merkt Deinen Zeilen allerdings an einigen Ecken an, dass sie etwas ungeschliffen sind. Aber - da kann ich Ulli nur recht geben - so kurze Zeilen mit nur 3 Hebungen sind nicht leicht umzusetzen, Du hast das aber überzeugend geschafft. Diese Kürze verleiht Deinen Zeilen eine Menge Schwung, das ist ansprechend.

Die zweite Strophe ist in meinen Augen die schwächste. Zum einen überzeugt mich ebenfalls das "ragen" nicht, zum anderen missfällt mir auch die Satzstellung bei
"das sich in tausend Schichten
beschriften lassen hat.
" nicht, das klingt unelegant.

Im Übrigen bin ich mir gar nicht so sicher, welches Wort gemeint sein könnte, irgendwie würde Deine Umschreibung auf viele Wörter zutreffen, von Hass, über Neid bishin zu Liebe und Eifersucht. Oder check ich es einfach nicht? Kann natürlich sein, ich muss im Augenblick ständig an Fußbälle denken, dass wirkt sich negativ auf meine Urteilsfähigkeit aus !

Alles in allem aber ein energiegeladenes Gedicht, das ich gern gelesen habe.

Gruß,

Don

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#5

Attentat

in Düsteres und Trübsinniges 21.06.2006 20:51
von Loki (gelöscht)
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Danke Don!

Ich habe mal ein paar änderungen vorgenommen (in der zweiten strophe). würde mich interessieren, wie ihr es jetzt findet.

Gruß, Loki

Attentat

Ich hab das Wort verbrannt,
bevor ich es ertränkte,
nachdem es unbenannt
die weiße Fahne schwenkte.
Doch war es erst die Glut
und dann der Wassertropfen,
die mir dies Wort ins Blut
zum Rhythmus konnten klopfen.

Ich wollte es vernichten,
dies wortverschmierte Blatt,
das ich in tausend Schichten
beschriftete so glatt.
Ich wollte es zerstören,
dies Wort, das Herzen reißt.
Doch nun klagt es in Chören,
wo Schmerz es hingeschweißt.

Es sprangen Tränenfunken
vom Stift auf mein Papier
und glühten schwarzversunken
auf dieser Haut, und mir
verblendete das Strahlen
die Augen und ich schrie
bei schmerzerfüllten Qualen
das Wort in Agonie.

© A. Funk

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#6

Attentat

in Düsteres und Trübsinniges 22.06.2006 09:11
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
hallo Loki,

ich kann mich meinen vorrednern nur anschließen!
dein gedicht gefällt mir gut, und das thema finde ich auch sehr ansprechend..

ich habe jeden tag mit einigen wörtern zu kämpfen, besonders wenn ich gerade an einem gedicht schreibe.. da muss man sich von so vielen wörtern trennen, manchmal auch schweren herzens...

LG Franzi

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