#1

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 09:50
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ringtausch

Manche Dinge tust du nur mit
Leuten, die so manchen Fehltritt
bei dem Freunde übersehen,
die dir wirklich nahe stehen.

Sex zum Beispiel wie Extremsport
oder kollektiver Selbstmord,
Liebe, Laster, Alles teilen,
dass die Seelen sich verkeilen.

Wenn ich aber wahrhaft schwärme,
tausche ich sogar Gedärme.
Hattet ihr denn beide schon
'ne Organtransplantation?

Wenigstens 'ne Transfusion?
Wir für unserthalben schon.
Unbetäubt und unter Schmerzen
tauschten wir zwei unsre Herzen.

Seither lassen wir das Schenken
zu den Festen, denn wir denken,
schnurz wie lang ein jeder Lebe,
eint uns doch das Fremdgewebe.

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#2

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 10:04
von Roderich (gelöscht)
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Servus GerateWohl,

ein echt "herziges" Gedicht. Wirklich nett, warmherzig und amüsant geschrieben. Bei Strophe 2 konnte ich mir einen breiten Grinser nicht verkneifen.

Was ich anmerken möchte: Manchmal holpert es bei mir beim Lesen ein wenig. Du gestattest, dass ich xe?

Und wenn ich mal wahrhaft schwärme,
tausche ich auch gern Gedärme.
Hattet ihr denn beide schon
mal 'ne Organtransplantation?

xXxxXxXx (kann man natürlich auch als XxXxXxXx - sträubt sich bei mir aber ein bisschen)
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxxXXxxX (Organtransplantation ist metrisch eine harte Nuss - Organ wird aber jedenfalls xX betont)

Wenigstens 'ne Transfusion?
Wir für unsrethalben schon.
Unbetäubt und unter Schmerzen
tauschten wir zwei unsre Herzen.

XxxxXxX (mit gutem Willen XxXxXxX)
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxxXXxXx (natürlich auch XxXxXxXx möglich, finde ich aber nicht so natürlich)

Wie siehst du das?

Grüße

Thomas

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#3

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 14:21
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Die ersten beiden Zeilen der ersten Strophe sind Schrott. Man stolpert sofort über die Türschwelle, dabei sollte man doch eigentlich getragen werden!

Der Rest ist gut - erinnert mich an den schrägen Roman eines Freundes, in dem die Protagonisten tatsächlich auch ihre Herzen tauschten - leider hats der Eine nicht überlebt - tja wie das immer so ist...

Sei herzlichst gegrüßt
Richard

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#4

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 16:56
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Rod, Ric,

mille grazie.
@Rod: Teils kann ich das holpern beim Lesen nachvollziehen, teilweise nicht ganz. Ich persönlich spreche das Ding so:

XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx

XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx

XxXxXxXx Da kann man bzgl. der Betonung des "Und" gewiss streiten. Kann Dein Unbehagen verstehen. Hatte wohl gehofft, der Leser ist bereits so im Rythnus verheddert, dass er das so weiterliest.
XxXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXxX Hier bin ich skeptisch wegen des "mal". Ist es drin, bleibt man im Rythmus. Liest man aber unabhängig von der Kadenz immer mit betonter erster Silbe, stört es. Was soll ich nur tun?

XxXxXxX
XxXxXxX Hier gehe ich trotz männlicher Kadenz der Vorzeile betont weiter. So sollte ich das "mal" vorher vielleicht doch weglassen. Hm.
XxXxXxXx
XxXxXxXx

XxXxXxXx Der Pferdefuß ist hier das "Seitdem", das man wohl eigentlich xX betonte, ich hier aber wieder auf die Trägheit des Lesers spekulierte und vor dem durchaus humoristischen Unterton des Gedichts meinte, so eine melodische Falschbetonung würde da ganz gut passen. Ich weiß ja aber auch nicht so recht.
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx

@Ric: Bei der ersten strophe habe ich sehr gekämpft, bis ich das überhaupt so hingekriegt habe. Wie bringt man sonst die Aussage "Manche Dinge tut man nur mit Leuten, die einem wirklich nahe stehen" in die heir vorliegende, sich reimende Versform? Da würde ich gerne einen Wettbewerb drauf ausrufen.

Ach ja, was macht eigentlich der Wettbewerb?

Danke Euch nochmal ihr Lieben und schöne Grüße,
GW

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#5

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 18:07
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte


Es ist irre schwer, Deine X-ereien nachzuvollziehen, wenn nicht die jeweiligen Strophe drüberstehen, GW, ich komme aus dem Scrollen gar nicht mehr raus!

Der Anfang ist ja - da besteht wohl Einigikeit - unproblematisch.

Und wenn ich mal wahrhaft schwärme,
tausche ich auch gern Gedärme.
Hattet ihr denn beide schon
mal 'ne Organtransplantation?

XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXxX
Zeile eins kann man sicherlich so wie gewünscht lesen, auch wenn man durchaus beim ersten Lesen das "wenn" betonen möchte. Ich finde es aber nicht schlimm, dass man manche Gedichte erst einmal gelesen haben muss, um sie richtig lesen zu können. Du könntest stattdessen natürlich auch mit dem "wenn" beginnen, zB
Wenn ich dann mal wahrhaft schwärme,
XxXxXxXx oder so.
Mehr Schwierigkeiten bereitet mir da die letzte Zeile. Einerseits hoffst Du, dass man schon so im Rhythmus drin ist, dass man die erste Silbe der ersten Zeile betont, hier aber zwingst Du zu genau dem Gegenteil, will man die Organtransplantation nicht gänzlich in den Sand setzen. Das ist inkonsequent, ich würde mich bemühen, beim Trochäus zu bleiben und das "mal" weglassen. Wegen der männlichen Kadenz in der vorherigen Zeile würde ich mir da keine Gedanken machen, das inskonseaquente Metrum stört mehr als zwei über die Zeilen hinweg aufeinanderfolgende Hebungen.

Wenigstens 'ne Transfusion?
Wir für unsrethalben schon.
Unbetäubt und unter Schmerzen
tauschten wir zwei unsre Herzen.

XxXxXxX
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxXx
Ich glaube, bei "wenigstens" kann man hinsichtlich der letzten Silbe sowas wie einen Nebenakzent unterstellen. Vielleicht bin ich schon zu verkorkst, aber mir bereitet diese Stelle keine Schweirigkeit, auch wenn ich Rods Probleme nachvollziehen kann.
Nicht nachvollziehen kann ich dagegen Rods Probleme hinsichtlich der letzten Zeile, ich finde das in Ordnung so und gibt auch keinen anderen Inhalt.
Übrigens stört Dich in dieser Strophe ja auch nicht, dass die Zeilen betont beginnen, obwohl einige zuvor auch betont enden. Ein Grund mehr, die vorangegangene zu ändern!

Seitdem lassen wir das Schenken
zu den Festen, denn wir denken,
schnurz wie lang ein jeder Lebe,
eint uns doch das Fremdgewebe.

xXXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxXx
"Seitdem" wird meines Erachtens ausschließlich auf der 2. Silbe betont, man könnte allenfalls einen Kniff anwenden, und "seitdem" einfach auseinanderschreiben. Hat man ersteinmal die einsilbigen "seit dem" stehen, ist es mit der Betonung ja wieder beliebig (allerdings immernoch ein wenig irritierend). Man könnte vielleicht alternativ "nunmehr" schreiben, wobei ich befürchte, dieses wird auf beiden Silben betont. Ach ja, "Lebe" wird doch kleingeschrieben, es geht hier doch um dieTätigkeit, oder?

Mir gefallen die ersten beiden Strophen, da schließe ich mich Ric an, nicht so sehr, allerdings würde ich sie nicht als Schrott bezeichnen . Sie kommen aber schon etwas pomadig daher, auch wenn ich ihre einleitende Funktion nachvollziehen kann. Mit der Organtransplantion wird es dann aber originell, das gefällt mir ebenfalls. Gerade nach hinten raus gewinnt Dein Gedicht, da ist auch der etwas dröge Beginn schnell vergessen (den ich übrigens nicht als Stolperfalle empfinde).

Gefällt mir, gern gelesen,


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#6

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 20:11
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo GW

Am Anfang, muss man sich noch etwas mit der Betonung plagen, aber wenn man den Rhytmus gefunden hat, liest es sich doch flüssig.
Ich würde nur in Strophe 3 das "mal" weglassen. Dann klappt es bei mir auch mit der "Organtransplantation".
Gute Idee, gern gelesen.

LG Gem

Ps.: Ich will nicht darauf herumreiten, aber ist denn die Gleichstellung von Gedärm und Organ zulässig? Aber es ist ja nur metaphorisch zu verstehen, daher ist das dann doch o.k.

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#7

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 25.01.2006 20:31
von Roderich (gelöscht)
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Hallo,

nachdem ich ja eine ziemliche X-Lawine losgetreten habe, muss ich mich da gleich noch mal zu Wort melden.

Meine "Probleme" in Strophe 4 sind eher aus meinem eigenen Lese-Stil entstanden (gibt es sowas überhaupt?) und wie ich schon angemerkt habe, kann man das auch anders lesen. Wollte nur anmerken, dass ich beim ersten Mal Lesen drüber gestolpert bin. Aber ich habe ja schon immer zwei linke Füße gehabt.

Die Organtransplantation ist allerdings wirklich ein Stolperstein, über den es einen nicht nur dann drüber haut, wenn man ungeschickt ist.

Was die ersten beiden Zeilen betrifft, so finde ich zwar auch, dass es kein vollkommen geglückter Einstieg ist, stört mich aber nicht weiter, da man dann schnell drin ist im Gedicht und eben - vor allem - Strophe 2 dann super ist meiner Ansicht nach, was den eher matten Beginn vergessen lässt.

Grüße

Thomas

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#8

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 26.01.2006 09:24
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Gem, Don, Rod,

vielen Dank für die Rückmeldungen.
Ich habe nun das "mal" wirklich fristlos gefeuert. Ihr habt recht. Das war doch wohl etwas zu inkonsequent.
@Gem: Gedärm/Organ? Klar. Ist doch aus meiner unmedizinischen Sicht eh alles nur matischiges, blubberndes Kuddelmuddel.
@Don: Das mit dem x-en nicht ohne Text merke ich mir. Ist irgendwie logisch. Hab auf Dein Geheiß hin ebenfalls, da Rod sich auch daran stieß, das "Wenn" in der 3. Strophe an den Anfang gesetzt.
Über die erste Strophe werde ich wohl noch ein wenig meditieren.

Danke nochmal und schöne Grüße,
GerateWohl

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#9

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 26.01.2006 09:58
von Roderich (gelöscht)
avatar

Zitat:

GerateWohl schrieb am 26.01.2006 09:24 Uhr:
@Don: Das mit dem x-en nicht ohne Text merke ich mir. Ist irgendwie logisch. Hab auf Dein Geheiß hin ebenfalls, da Rod sich auch daran stieß, das "Wenn" in der 3. Strophe an den Anfang gesetzt.




Viel besser! Da kann sogar ich mit meinem verhunzten Sprachgefühl nicht mehr meckern.

Grüße

Thomas

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#10

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 27.01.2006 15:11
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ich nochmal.

Ich hab jetzt die allseits ungeliebt erste Strophe:

Manche Dinge tust du nur mit
Leuten, die so manchen Fehltritt
bei dem Freunde übersehen,
die dir wirklich nahe stehen.


komplett umgeschrieben. Ich finde sie jetzt persönlich viel besser, zumindest bis auf den geschwollenen letzten Vers. Vielleicht kann ja nochmal einer sagen, ob er oder sie das jetzt besser findet oder nicht.

Lieben Gruß,
GW

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#11

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 27.01.2006 16:01
von Roderich (gelöscht)
avatar
Hallo,

steinigt mich, kreuzigt mich, verbrennt mich - aber ich finde die ursprüngliche Version besser als die neue. Das liegt daran, dass die neue Version viel zu gestelzt daher kommt und auch grammatikalisch so einiges abverlangt.

Grüße

Thomas

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#12

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 27.01.2006 18:13
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Wenn dann tät ich manche Dinge
nur mit jemandem gemeinsam
der mir außerordentlich
nahe stünde Freundschaftlich


Wie wäre es damit?

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#13

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 27.01.2006 21:01
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
@Gem: Inhaltlich ja, aber da vermisse ich den Reim bei den ersten zwei Versen zu sehr.

@Rod: AAAAAAAH!

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#14

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 27.01.2006 23:11
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ich muss gestehen, dass mir die ursprüngliche Version der ersten Strophe auch besser gefiel. Ich fand den Beginn ja auch eher inhaltlich etwas dröge, sprachlich hatte ich nichts auszusetzen. *räusper*

Don

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#15

Ringtausch

in Liebe und Leidenschaft 28.01.2006 13:37
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Also volle Kraft zurück.
Danke nochmal allerseits für den Kompass.

Schöne Grüße
GerateWohl

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