|
|
Stahlklang
-1. Version-
Lasst ihn hinterm Bulbus kauern
- Horizontal, embryonal -
In seinem Planquadrat aus Stahl
Abgeschirmt durch karge Mauern
Gänzlich fern von jedem Äther
Bitte lasst den Amboss schweigen
Stahlklang bildet den Tenor,
Den sein Malus aufbeschwor
Symphonien falscher Geigen
Wollen ihm den Ausgang zeigen
Und ein stummer Eroschor,
Gaukelt ihm das Lichtsein vor.
Lasst ihn hinter Lidern zittern
- Infernal, steil vertikal -
Durch sein Planquadrat aus Stahl
Riecht die Fäulnis hinter Gittern!
Lasst ihn sterben, den Verräter!
© Benjamin Stadler
-1. Version-
Lasst ihn hinterm Bulbus kauern
- Horizontal, embryonal -
In seinem Planquadrat aus Stahl
Abgeschirmt durch karge Mauern
Gänzlich fern von jedem Äther
Bitte lasst den Amboss schweigen
Stahlklang bildet den Tenor,
Den sein Malus aufbeschwor
Symphonien falscher Geigen
Wollen ihm den Ausgang zeigen
Und ein stummer Eroschor,
Gaukelt ihm das Lichtsein vor.
Lasst ihn hinter Lidern zittern
- Infernal, steil vertikal -
Durch sein Planquadrat aus Stahl
Riecht die Fäulnis hinter Gittern!
Lasst ihn sterben, den Verräter!
© Benjamin Stadler
Hallo MasterAdaM!
Willkommen im Tümpel als erstes Mal!
was mir als aller erstes, noch vor allen inhaltlichen Aspekten, aufgefallen ist:
ich bin ALLES andere als ein Metrik-Ke/önner, aber egal wie ich versucht habe, deinen "Stahlklang" zu lesen, ich kriege da keine Melodie rein...
Erster Stolperer: 1Str/Z4u5:
"Abgeschirmt durch karge Mauern
Gänzlich fern von jedem Äther"
-auf diesen "Äther" bezieht sich dann (sprachl) das "Verräter" aus der letzten Strophe? Das ist aber ziemlich weit auseinander...
Dann gleich folgend 2Str/Z1u2:
"Bitte lasst den Amboss schweigen
Stahlklang bildet den Tenor,"
Wenn sich hier hinter "schweigen" eventuell ein Punkt befinden würde, ließe es sich besser lesen.
Hmm, weiß nicht, vielleicht liegt das auch an mir.
*schielt zu den Metrik-Meistern*
Insgesamt eröffnet das Gedicht durchaus Bilder im Kopf, aber ehrlich gesagt, ergeben sie für mich keinen großen Sinn. Über ein paar vage Vermutungen komm ich erst mal nicht hinaus, befürchte ich.
Grüße,
MC
Willkommen im Tümpel als erstes Mal!
was mir als aller erstes, noch vor allen inhaltlichen Aspekten, aufgefallen ist:
ich bin ALLES andere als ein Metrik-Ke/önner, aber egal wie ich versucht habe, deinen "Stahlklang" zu lesen, ich kriege da keine Melodie rein...
Erster Stolperer: 1Str/Z4u5:
"Abgeschirmt durch karge Mauern
Gänzlich fern von jedem Äther"
-auf diesen "Äther" bezieht sich dann (sprachl) das "Verräter" aus der letzten Strophe? Das ist aber ziemlich weit auseinander...
Dann gleich folgend 2Str/Z1u2:
"Bitte lasst den Amboss schweigen
Stahlklang bildet den Tenor,"
Wenn sich hier hinter "schweigen" eventuell ein Punkt befinden würde, ließe es sich besser lesen.
Hmm, weiß nicht, vielleicht liegt das auch an mir.
*schielt zu den Metrik-Meistern*
Insgesamt eröffnet das Gedicht durchaus Bilder im Kopf, aber ehrlich gesagt, ergeben sie für mich keinen großen Sinn. Über ein paar vage Vermutungen komm ich erst mal nicht hinaus, befürchte ich.
Grüße,
MC
#3
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Stahlklang
in Düsteres und Trübsinniges 03.06.2005 13:11von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Zuerst einmal:
Bulbus: [der; lateinisch, "Zwiebel"]. in der Anatomie: knollige Anschwellung, rundliches Gebilde, zB der Bulbus oculi, Augapfel; in der Botanik: Zwiebel. - Gut zu wissen
Lasst ihn hinterm Bulbus kauern
- Horizontal, embryonal -
In seinem Planquadrat aus Stahl
Abgeschirmt durch karge Mauern
Gänzlich fern von jedem Äther
Str.1: Es ist der Mensch, der hinter dem Augapfel hockt. Es ist einer von denen, die alles planen, die die Mathematik beherrschen, pedantisch und intelligent. Aber ihm fehlt Muse und die Lust am Schönen. Formal handelt es sich um einen 4-hebigen Trochäus, (@Melencolia: Versuche einfach mal gleich die erste Silbe des Gedichtes zu betonen und lass es dann fliessen. Du wirst feststellen dass hier ein sehr strenger Rhytmus herrscht, passend zum Thema.)
Dem Schweifreim folgt eine konklusive Schlusszeile, dasselbe System wie in Strophe 3.
Str.2: Hier scheint aufgezeigt zu werden dass er in seinem Planquadrat aus Stahl gefangen ist. Die klangliche metaphorische Ebene beschreibt wohl die Art seiner psychischen Störung. Sein Malus, (könnte der in diesem Fall "Hammer" bedeuten? Ich kenne diesen zusammenhang aus einem Computerspiel ) zeichnet sich verantwortlich für den "Stahlklang" in seinem kopf. Dieser Klang hat einen bösen Charakter und hält in davon ab, Heilung zu finden. Der stumme Chor scheint ihm vorzugaukeln, er sei "gut," d.h. stünde auf der Seite des Lichts. Das bekräftigt mir die Vorstellung, der Mann könnte nicht nur Soldat, Waffeningenieur oder, gelinder, technikverrückt sein, sondern vielleicht sogar ein Dikator. Es könnte sich auch um einen einfachen Industriearbeiter (Giesserei) handeln, den seine Arbeit verrückt gemacht hat.
Interessant ist ausserdem:
Bitte lasst den Amboss schweigen.
Wer? Dieselben, die ihm hinterm Bulbus kauern und hinter den Lidern zittern lassen. Ob er Kriegsgefangener ist und gefoltert wird? denn selbst wenn der Amboss schweigt, der Stahlklang klingt doch in ihm weiter. Wurde er gequält, wurde also seine Persönlichkeit vernichtet. Vor allem das Ende scheint diese These zu bekräftigen. Viel Hass muss dahinter stehen.
Interessant ist noch die betrachtung des Quadrates. Zuerst kauert er noch horizontel, macht sich flach in seinem Quadrat und ist hilflos und schwach (Embryonalstellung.)
Doch zum Ende hin scheint er erregt zu werden, Schmerzen zu spüren, infernale, höllische Schmerzen. Das steil aufwärts steigen könnte man als Sterben, als Aufsteigen, Ausbrechen interpretieren, schliesslich heisst es am Ende nicht mehr: In seinem Planquadrat aus Stahl sondern "durch" und zwar nicht im Sinne von "mittels" sondern von "hindurch," er ist also letztendlich von den Qualen befreit worden.
Am meisten tendiere ich, in Anbetracht allen Inhalts, zur Folterthese.
Mir hat dein Gedicht zugesagt, es wartet mit interessanten Assoziationsmöglichkeiten auf und ist formal sehr gut umgesetzt. Durch und durch überzeugend, vor allem, dass nicht die Folter selbst, sondern die Vorgänge im Kopf des Gefolterten Thematik sind.
Grüßle
Bulbus: [der; lateinisch, "Zwiebel"]. in der Anatomie: knollige Anschwellung, rundliches Gebilde, zB der Bulbus oculi, Augapfel; in der Botanik: Zwiebel. - Gut zu wissen
Lasst ihn hinterm Bulbus kauern
- Horizontal, embryonal -
In seinem Planquadrat aus Stahl
Abgeschirmt durch karge Mauern
Gänzlich fern von jedem Äther
Str.1: Es ist der Mensch, der hinter dem Augapfel hockt. Es ist einer von denen, die alles planen, die die Mathematik beherrschen, pedantisch und intelligent. Aber ihm fehlt Muse und die Lust am Schönen. Formal handelt es sich um einen 4-hebigen Trochäus, (@Melencolia: Versuche einfach mal gleich die erste Silbe des Gedichtes zu betonen und lass es dann fliessen. Du wirst feststellen dass hier ein sehr strenger Rhytmus herrscht, passend zum Thema.)
Dem Schweifreim folgt eine konklusive Schlusszeile, dasselbe System wie in Strophe 3.
Str.2: Hier scheint aufgezeigt zu werden dass er in seinem Planquadrat aus Stahl gefangen ist. Die klangliche metaphorische Ebene beschreibt wohl die Art seiner psychischen Störung. Sein Malus, (könnte der in diesem Fall "Hammer" bedeuten? Ich kenne diesen zusammenhang aus einem Computerspiel ) zeichnet sich verantwortlich für den "Stahlklang" in seinem kopf. Dieser Klang hat einen bösen Charakter und hält in davon ab, Heilung zu finden. Der stumme Chor scheint ihm vorzugaukeln, er sei "gut," d.h. stünde auf der Seite des Lichts. Das bekräftigt mir die Vorstellung, der Mann könnte nicht nur Soldat, Waffeningenieur oder, gelinder, technikverrückt sein, sondern vielleicht sogar ein Dikator. Es könnte sich auch um einen einfachen Industriearbeiter (Giesserei) handeln, den seine Arbeit verrückt gemacht hat.
Interessant ist ausserdem:
Bitte lasst den Amboss schweigen.
Wer? Dieselben, die ihm hinterm Bulbus kauern und hinter den Lidern zittern lassen. Ob er Kriegsgefangener ist und gefoltert wird? denn selbst wenn der Amboss schweigt, der Stahlklang klingt doch in ihm weiter. Wurde er gequält, wurde also seine Persönlichkeit vernichtet. Vor allem das Ende scheint diese These zu bekräftigen. Viel Hass muss dahinter stehen.
Interessant ist noch die betrachtung des Quadrates. Zuerst kauert er noch horizontel, macht sich flach in seinem Quadrat und ist hilflos und schwach (Embryonalstellung.)
Doch zum Ende hin scheint er erregt zu werden, Schmerzen zu spüren, infernale, höllische Schmerzen. Das steil aufwärts steigen könnte man als Sterben, als Aufsteigen, Ausbrechen interpretieren, schliesslich heisst es am Ende nicht mehr: In seinem Planquadrat aus Stahl sondern "durch" und zwar nicht im Sinne von "mittels" sondern von "hindurch," er ist also letztendlich von den Qualen befreit worden.
Am meisten tendiere ich, in Anbetracht allen Inhalts, zur Folterthese.
Mir hat dein Gedicht zugesagt, es wartet mit interessanten Assoziationsmöglichkeiten auf und ist formal sehr gut umgesetzt. Durch und durch überzeugend, vor allem, dass nicht die Folter selbst, sondern die Vorgänge im Kopf des Gefolterten Thematik sind.
Grüßle
_Asche auf mein Haupt_
Man lese und staune, wie wenig sich mir das Gedicht erschlossen hat. *kopfschüttel*
Wenn ich's so lese wie Willi empfiehlt, geht es halbwegs.
Macht's für mein Gefühl aber nicht verständlicher - sorry.
Grüße *betrübtsei*,
MC
Man lese und staune, wie wenig sich mir das Gedicht erschlossen hat. *kopfschüttel*
Wenn ich's so lese wie Willi empfiehlt, geht es halbwegs.
Macht's für mein Gefühl aber nicht verständlicher - sorry.
Grüße *betrübtsei*,
MC
Hallo zusammen,
und entschuldigt die späte Antwort und das Pushen meines Threads. Aber ich möchte die Beiträge nicht unkommentiert vorrüber ziehen lassen.
Zunächst einmal danke für das Willkommen, bin recht lange um dieses Forum herumgeschlichen, nicht so recht wissend, ob ich mich hier einbringen sollte oder nicht. Schlussendlich könnte es aber eine nette Abwechslung zum Lyrikforenalltag sein.
Dass mein Gedicht "Stahlklang" Aufmerksamkeit erregen würde, war mir von Vornherein klar und ich bin dennoch froh, dass man sich versucht darauf einzulassen. "Stahlklang" ist in vielerlei Hinsicht ein schier undurchsichtiges Werk, welches auch nicht für jeden verständlich sein kann. Aber Gedichte sind eben nicht immer vorgekautes Fleisch aus essbaren Gefäßen ;-) Um euch in Bezug auf Inhalt nicht weiter im Unklaren zu lassen, tue ich etwas, was ich sonst nur ungern mache. Ich interpretiere mein eigenes Werk im Sinne des Autors:
- Strophe 1:
Der Bulbus ---> hinter dem Augapfel ---> im Kopf
Kombiniert mit dem Bild des Gefängnisses: das Kopfgefängnis
Ich liebe das Wort Bulbus total und es ist passend zum Kontext aufgrund der nüchtern Beschreibung einer widerlichen kalten und todbringenden Atmosphäre.
Fazit: Ein Mensch wird aufgrund nicht wichtiger und auch nicht beschriebener Gründe dazu gezwungen, sich ins Kopfgefängnis zurückzuziehen und dort in stiller Pein zu verweilen. Die harte Befehlsform der Strophe soll verdeutlichen, dass das Lyrische Ich diesen Zustand nicht freiwillig wählt, sondern hineingezwungen wird. Die Gründe hierfür sind faccettenreich und variabel für jeden Leser.
- Strophe 2:
Amboss, Stahlklang, Malus = hat jemand von euch schonmal das Kratzgeräusch von Metall auf Metall aus nächster Nähe gehört. Grausam sage ich euch und es passte perfekt in das in S1 beschriebenen Kontext des (Kopf)Gefängnisses. Folter, Aggression, Leid.
Der Malus selbst hat doppelte Bedeutung. Einerseits versteht man unter Malus auch "Hammer" ---> Geräusch von Hammer auf Amboss
Der Malus bedeutet auch Übel. Also beschreibt es grob den Anlass für den Rückzug bzw. den Zwang des Lyrischen Ichs im Kopfgefängnis.
Eroschor ---> Eros + Chor ---> Eros: Selbsterhaltungstrieb (Sigmund Freud - Lehre) , Chor: Gesang ---> Bezug auf die "Symphonien falscher Geigen"
Jemand möchte dem Lyrischen Ich mit Lügen eine schöne Welt vorgauckeln, die sich hinter den Wänden des Gefängnisses befindet. Doch das Lyrische Ich sieht die Gefahr darin.
Ich wechsle bewusst von der Befehlsform in S1 auf das Flehen in S2, einerseits um die Qual des Lyrischen Ichs zu verdeutlichen als auch einen weicheren Teil einzubauen, welcher dann in S3 wieder zu einem harten Imperativ wird ---> Schockzustand.
Fazit: hier bittet das Lyrische Ich um endgültige Ruhe in seiner eigenen Welt und gibt sich völlig dem Leid der Isolation hin, welches deutlich besser ist als das Leid innerhalb der Realität. Wie die Realität des Lyrischen Ichs denn nun aussieht, bleibt wieder der Interpretationsfreiheit des Lesers überlassen.
- Strophe 3:
Gleiches Bild im Kopfgefängnis, Wechsel zum Imperativ aus obig genannten Gründen. Das Lyrische Ich geht im Kopfgefängnis ein.
Der Verräter hat erneut doppelte Bedeutung:
a) "die anderen" lassen das Lyrische Ich in der Isolation alleine und lassen es vor sich hin vegetieren. Gründe dafür variabel.
b) das Lyrische Ich verrät sich selbst, weil es nicht gegen die Ketten kämpft und sich selbst aufgibt
Fazit: Trauriges Ende eines Menschen, der in sich selbst gefangen ist.
---> "Insgesamt ist "Stahlklang" also das mit Worten gemalte Bild einer Person, die in einer tiefen Depression steckt, von der Umwelt und den Menschen dort hineingetrieben. Das Bild einer Person, die sich aufgegeben hat und in der Folge auch von allen anderen aufgegeben wurde." (Clarissa Ehlers)
Danke für eure Beteiligung, die Interpretation von Wilhelm war beeindruckend und schön am Text orientiert - vorbildhaft. Und es stimmt, es ist ein 4-hebiger Trochäus, wenn so auch nicht zu Beginn beabsichtigt - hat sich während der 9-monatigen Entstehungsgeschichte ergeben. Desweiteren ist das Bild des "Malus" auch von gewissem PC-Spiel entnommen, welches bis heute noch (online) gezockt wird ^^
Zu "Bitte lasst den..." aus S2V1 = Sowohl lyrisches Ich als auch die Folterer selbst, um das qualvolle Geräusch länger wirken zu lassen. Von daher ist es trotz des richtigen Leseflusses eigentlich von Vorteil, S2V1 und V2 mittels Satzzeichen zu trennen, werde dies überdenken.
Liebe Grüße,
Benne|Aenima
und entschuldigt die späte Antwort und das Pushen meines Threads. Aber ich möchte die Beiträge nicht unkommentiert vorrüber ziehen lassen.
Zunächst einmal danke für das Willkommen, bin recht lange um dieses Forum herumgeschlichen, nicht so recht wissend, ob ich mich hier einbringen sollte oder nicht. Schlussendlich könnte es aber eine nette Abwechslung zum Lyrikforenalltag sein.
Dass mein Gedicht "Stahlklang" Aufmerksamkeit erregen würde, war mir von Vornherein klar und ich bin dennoch froh, dass man sich versucht darauf einzulassen. "Stahlklang" ist in vielerlei Hinsicht ein schier undurchsichtiges Werk, welches auch nicht für jeden verständlich sein kann. Aber Gedichte sind eben nicht immer vorgekautes Fleisch aus essbaren Gefäßen ;-) Um euch in Bezug auf Inhalt nicht weiter im Unklaren zu lassen, tue ich etwas, was ich sonst nur ungern mache. Ich interpretiere mein eigenes Werk im Sinne des Autors:
- Strophe 1:
Der Bulbus ---> hinter dem Augapfel ---> im Kopf
Kombiniert mit dem Bild des Gefängnisses: das Kopfgefängnis
Ich liebe das Wort Bulbus total und es ist passend zum Kontext aufgrund der nüchtern Beschreibung einer widerlichen kalten und todbringenden Atmosphäre.
Fazit: Ein Mensch wird aufgrund nicht wichtiger und auch nicht beschriebener Gründe dazu gezwungen, sich ins Kopfgefängnis zurückzuziehen und dort in stiller Pein zu verweilen. Die harte Befehlsform der Strophe soll verdeutlichen, dass das Lyrische Ich diesen Zustand nicht freiwillig wählt, sondern hineingezwungen wird. Die Gründe hierfür sind faccettenreich und variabel für jeden Leser.
- Strophe 2:
Amboss, Stahlklang, Malus = hat jemand von euch schonmal das Kratzgeräusch von Metall auf Metall aus nächster Nähe gehört. Grausam sage ich euch und es passte perfekt in das in S1 beschriebenen Kontext des (Kopf)Gefängnisses. Folter, Aggression, Leid.
Der Malus selbst hat doppelte Bedeutung. Einerseits versteht man unter Malus auch "Hammer" ---> Geräusch von Hammer auf Amboss
Der Malus bedeutet auch Übel. Also beschreibt es grob den Anlass für den Rückzug bzw. den Zwang des Lyrischen Ichs im Kopfgefängnis.
Eroschor ---> Eros + Chor ---> Eros: Selbsterhaltungstrieb (Sigmund Freud - Lehre) , Chor: Gesang ---> Bezug auf die "Symphonien falscher Geigen"
Jemand möchte dem Lyrischen Ich mit Lügen eine schöne Welt vorgauckeln, die sich hinter den Wänden des Gefängnisses befindet. Doch das Lyrische Ich sieht die Gefahr darin.
Ich wechsle bewusst von der Befehlsform in S1 auf das Flehen in S2, einerseits um die Qual des Lyrischen Ichs zu verdeutlichen als auch einen weicheren Teil einzubauen, welcher dann in S3 wieder zu einem harten Imperativ wird ---> Schockzustand.
Fazit: hier bittet das Lyrische Ich um endgültige Ruhe in seiner eigenen Welt und gibt sich völlig dem Leid der Isolation hin, welches deutlich besser ist als das Leid innerhalb der Realität. Wie die Realität des Lyrischen Ichs denn nun aussieht, bleibt wieder der Interpretationsfreiheit des Lesers überlassen.
- Strophe 3:
Gleiches Bild im Kopfgefängnis, Wechsel zum Imperativ aus obig genannten Gründen. Das Lyrische Ich geht im Kopfgefängnis ein.
Der Verräter hat erneut doppelte Bedeutung:
a) "die anderen" lassen das Lyrische Ich in der Isolation alleine und lassen es vor sich hin vegetieren. Gründe dafür variabel.
b) das Lyrische Ich verrät sich selbst, weil es nicht gegen die Ketten kämpft und sich selbst aufgibt
Fazit: Trauriges Ende eines Menschen, der in sich selbst gefangen ist.
---> "Insgesamt ist "Stahlklang" also das mit Worten gemalte Bild einer Person, die in einer tiefen Depression steckt, von der Umwelt und den Menschen dort hineingetrieben. Das Bild einer Person, die sich aufgegeben hat und in der Folge auch von allen anderen aufgegeben wurde." (Clarissa Ehlers)
Danke für eure Beteiligung, die Interpretation von Wilhelm war beeindruckend und schön am Text orientiert - vorbildhaft. Und es stimmt, es ist ein 4-hebiger Trochäus, wenn so auch nicht zu Beginn beabsichtigt - hat sich während der 9-monatigen Entstehungsgeschichte ergeben. Desweiteren ist das Bild des "Malus" auch von gewissem PC-Spiel entnommen, welches bis heute noch (online) gezockt wird ^^
Zu "Bitte lasst den..." aus S2V1 = Sowohl lyrisches Ich als auch die Folterer selbst, um das qualvolle Geräusch länger wirken zu lassen. Von daher ist es trotz des richtigen Leseflusses eigentlich von Vorteil, S2V1 und V2 mittels Satzzeichen zu trennen, werde dies überdenken.
Liebe Grüße,
Benne|Aenima
#6
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Stahlklang
in Düsteres und Trübsinniges 07.06.2005 19:29von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Das könnte natürlich alles stimmen, du könntest aber auch allerhand Runen horadrimmäßig gecubet haben und heraus kam das Gedicht
(Glaubst Nichteingeweihte können wissen was mit dem Malus gemeint ist? Die meisten würden wohl an das gegenteil von Bonus denken?)
(der Wilhelm hatte mal im closed sc ladder unter anderem einen ziemlich fiesen Charger mit Enigma und einem Botd-Thundermaul, den er dann im Ebay vertickt hat )
(Glaubst Nichteingeweihte können wissen was mit dem Malus gemeint ist? Die meisten würden wohl an das gegenteil von Bonus denken?)
(der Wilhelm hatte mal im closed sc ladder unter anderem einen ziemlich fiesen Charger mit Enigma und einem Botd-Thundermaul, den er dann im Ebay vertickt hat )
Dafür dass ich den Cube nur für Getränke genutzt habe... Nein, der Malus war eigentlich zunächst im Sinne von "Übel" gemeint, die Bedeutung des "Hammers" lässt sich auch in diversen Fantasygeschichten finden, nicht nur in dem (außer in diesem Faden ^^) vielzitierten PC-Spiels. Hab immer closed hc ladder gespielt: hammadin, die Ausrüstung bleibt geheim, es reichte aber für lvl91 Okay, offtopic aus!
Liebe Grüße,
Benne|Aenima
Liebe Grüße,
Benne|Aenima
Besucher
0 Mitglieder und 151 Gäste sind Online Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Christian87655 |
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |