#1

Im Gras

in Diverse 15.11.2008 22:02
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Im Gras


Abend
kühler Abend im Herbst
bei Dämmerung
die fast schon Nacht ist
mit einer Lampe am Straßenende
hoch auf dem Strommast
hinter der Linde
gegen Norden hin

Ich lag am Graben
mit meinem dunkelgrünen Pullover
im Gras
Die Arme hielt ich vors Gesicht
mit den Ellenbogen nach außen
roch das Gras
auf dem Gänse waren
in das flache Distel eingetreten wurden
und an meinem Pullover hakten
und aus dem
die Feuchte der Erde stieg

Unsichtbar war ich für alle
die auf der Straße vorübergingen
für alle Erwachsenen
und sogar für alle Kinder
die in der Nähe spielten
Niemand bemerkte mich
aber ich sah und hörte sie alle

Aus den Innenhöfen drangen
spärliche Stimmen
und Hundegebell
und rötlichgelbe Lichtbalken
wenn sich die Gassentüren öffneten
Reglos lag ich da
und versuchte im kurzen Gras
zu versinken
um mich an der Erde
die nicht ganz so kühl war
wie die Nachtluft
zu wärmen

Es gelang mir nicht
denn Tau
griff auf die Fasern meines Pullovers über
und mir fröstelte
Schaute noch ein wenig
meinem Atem nach
den ich zur matten Glühbirne
an der Straßenecke hinhauchte
und dann sprang ich auf
und lief nach Hause
oder sonst irgendwo hin

Ich glaube
an jenem Abend
im Gras
küßte ich ganz flüchtig
beim aufstehn
zum Ersten Mal
meine geliebte Erde



e-Gut
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#2

Im Gras

in Diverse 16.11.2008 10:13
von Habibi (gelöscht)
avatar
Hallo Alcedo, für mich ist das keine Gedicht, weil hier die Verdichtung und ein paar andere Dinge - Metaphern, Bilder etc. - fehlen, es ist verhackstückte Prosa. Da hilfts auch nicht, dass du das so schön zentriert hast.

Die Beschreibungen an sich sind natürlich ganz nett, obwohl ich den Schluss etwas zu dick aufgetragen finde.

Gruß von habibi
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#3

Im Gras

in Diverse 16.11.2008 10:58
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
puh, "ganz nett" ist natürlich heftig, aber das muss ich dann wohl oder übel einstecken.
merci fürs Feedback, Habibi.

Gruß
Alcedo

e-Gut
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#4

Im Gras

in Diverse 16.11.2008 13:59
von riemsche | 74 Beiträge | 74 Punkte
//
Abend
kühler Abend im Herbst
bei Dämmerung
die fast schon Nacht ist
mit einer Lampe am Straßenende
hoch auf dem Strommast
hinter der Linde
gegen Norden hin
//

der beschreibung nach könntest du ein vogel sein, denn nach dem opener erwartete ich dich eigentlich auf dem strommast, und nicht im gras. das liegt an trotz zentrierung fortlaufender leseart und daran, dass du die lampe in einer zeile so gut wie als eigenständigen beleuchtungskörper etablierst und nach dem zeilenumbruch plötzlich auf masten richtung norden hin unterwegs bist. das wäre im fliesstext nie passiert, der das hier ja eigentlich auch ist. irgendwie funktioniert dann das vom einstieg weg nicht, du be/umschreibst, verwendest zuviel füllmaterial und brauchst zwei zeilen für etwas, das in ein zwei klicks mehr bilder macht.
ein kühler Herbstabend / späte Dämmerung / Restlicht auf dem Strommast am Ende der Straße ......
da lässt sich schon was entwickeln, aber entweder -wie habibi schon sagte- (be)schreibst du prosa oder du verdichtest und schaffst damit nicht nur dem leser, sondern auch dir die freiräume, die es einfach braucht. vielleicht fällt dir dann auf die unkomplizierte ein, wieviele bildworte/metaphern du in deinem eigenen vokabular hast und wie prächtig es sich damit malen lässt. viel spass (:->))

Lg vom riemsche
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#5

Im Gras

in Diverse 16.11.2008 14:22
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
ok, danke, riemsche

aufgrund der Beanstandungen von Habibi, von dir, und anderer, nehme ich die Zentrierung schon mal raus. dann überprüfe ich nochmals Verdichtungsmöglichkeiten.

Grüße
Alcedo


Zitat:

Alcedo schrieb am 15.11.2008 22:02 Uhr:



Im Gras


Abend
kühler Abend im Herbst
bei Dämmerung
die fast schon Nacht ist
mit einer Lampe am Straßenende
hoch auf dem Strommast
hinter der Linde
gegen Norden hin

Ich lag am Graben
mit meinem dunkelgrünen Pullover
im Gras
Die Arme hielt ich vors Gesicht
mit den Ellenbogen nach außen
roch das Gras
auf dem Gänse waren
in das flache Distel eingetreten wurden
und an meinem Pullover hakten
und aus dem
die Feuchte der Erde stieg

Unsichtbar war ich für alle
die auf der Straße vorübergingen
für alle Erwachsenen
und sogar für alle Kinder
die in der Nähe spielten
Niemand bemerkte mich
aber ich sah und hörte sie alle

Aus den Innenhöfen drangen
spärliche Stimmen
und Hundegebell
und rötlichgelbe Lichtbalken
wenn sich die Gassentüren öffneten
Reglos lag ich da
und versuchte im kurzen Gras
zu versinken
um mich an der Erde
die nicht ganz so kühl war
wie die Nachtluft
zu wärmen

Es gelang mir nicht
denn Tau
griff auf die Fasern meines Pullovers über
und mir fröstelte
Schaute noch ein wenig
meinem Atem nach
den ich zur matten Glühbirne
an der Straßenecke hinhauchte
und dann sprang ich auf
und lief nach Hause
oder sonst irgendwo hin

Ich glaube
an jenem Abend
im Gras
küßte ich ganz flüchtig
beim aufstehn
zum Ersten Mal
meine geliebte Erde







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