#1

Das Primat der Aufklärung

in Philosophisches und Grübeleien 19.03.2007 23:58
von kein Name angegeben • ( Gast )
Das Primat der Aufklärung



Früher? - da standen wir an den Gleisen und
es sah alles besser aus:
Entlang der serpentinen Schienenstrecke zerrte sich
die Lokomotive mit Ruß und Gestank
in die entlegenste Station, und

wenn wir das Abteil bestiegen,
wenn wir vorbeifuhren an schwarzschwangeren Fassaden,
an pestenden Schloten (den spei’nden Vulkanen),
dann schnüffelten wir genüsslich
am Geiste Fortschritt.

Und heute? - da schreiten wir zwischen
farbenfrohem W-Langeflunker und
trendigem Handygebimmel und
es ist alles schnell und
riechen nicht, woher der Krebs rührt.
Kippe gefällig?



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#2

Das Primat der Aufklärung

in Philosophisches und Grübeleien 21.03.2007 13:05
von Motte (gelöscht)
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Hallo Kajn,

ich muss sagen: der Text spricht mich an, vielleicht, weil er mich an den Ton von Gedichten der 20er erinnert, in denen alle belebten und unbelebten Objekte organisch und körperlich sind, was Verweslich ist schon Verfallserscheinungen aufweist, wo das Maschinenzeitalter recht apokalyptisch den Menschen bedroht und unmittelbar auf seine Physis einwirkt.
Dein Gedicht ist sicher daran angelehnt, nur erscheint gerade die vorher als unübertrefflich angesehene Bedrohung im nostalgischen Licht und wird beinahe schon vermisst, jedenfalls bevorzugt gegen das, was sie abgelöst hat: die unsichtbare, gut verpackte Bedrohung, die eben noch viel mehr verängstigen kann, weil sie nicht wahrnembar ist. Die Umwelt wird sauber und hygienisch verschmutzt..
Die Kippe am Ende ist schlicht Protest! Die alternative Art sich selbst zu zerstören, aber wenigstens zu wissen, woran man stirbt! Sie gibt dem Menschen, auch wenn es paradox erscheint, eine gewisse Form von Selbstkontrolle zurück.

Ja, ich mag den Text in seiner Form und seine Aussage, auch wenn er nicht begeistert, was einfach daran liegt, dass man die Erkenntnis/ Aussage irgendwie schon verinnerlicht hat und sich am Ende selber in Gefälligkeit wiegt mit der Kippe zwischen den Fingern..

Liebe Grüße,
Motte
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#3

Das Primat der Aufklärung

in Philosophisches und Grübeleien 22.03.2007 15:25
von Albert Lau (gelöscht)
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Immer wieder gut zu wissen, dass, wer die strengsten Dithyrambien beherrscht, auch bess’re freie Verse schreibt. Leck mich am Arsch. Auch wenn das eine oder andere zu aufgesetzt erscheint, wenn du da „Früher?“ frägst, wo einfach „Früher“ hätte stehen können und für das „Heute“ selbes gilt, doch Art und Weise munden mir und es tut gut, dass sich nichts reimt, doch alles fügt. Und auch noch ineinander.

Die Zigarette? Nein, als Ex muss ich sie ebenso verneinen, wie so schwarzschwangere Fassaden, bei beidem zöge ich das Passivrauchen vor. Auch Schnüffeln nicht und wenn, dann nur im Geiste, doch wenn der Fortschritt spuken sollte, dann bitte bitte ohne „e“.

Für deine Überschrift, mein lieber Kajn, bin ich zu dumm, drum will sie mir in dieser Art erscheinen. Ansonsten aber scheint mir klug, dein ebensolches Werk zu loben. Ich tu das jetzt, ganz ohne Flunkerei, die man als solche leicht-er-kennt, wenn sie vom LAN getrennt.

Digitale Grüße
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