#1

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 11.09.2006 19:36
von Roderich (gelöscht)
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Post-9/11-Production


Wie haben wir nicht applaudiert
all den Autoren und Regisseuren,
als man unseren Helden ein Denkmal setzte.

Brav haben sie gewunken,
am roten Teppich und am Ground Zero,
bei greller Beleuchtung und die Blicke zur Kamera.

Manche von uns haben auch die eine oder andere Träne vergossen
und sicher gab es irgendwo ein kleines Kind,
das ein Gedicht vorlesen durfte.

Alles in allem eine gelungene Inszenierung,
muss man schon sagen;
die haben ein Gespür für Dramaturgie.

Vielleicht gibt es sogar einen Oscar für das beste Drehbuch,
auch wenn ich bezweifle,
dass Osama diesen abholen würde.

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#2

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 11.09.2006 19:57
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ha, das ist witzig. Echt witzig.

Love Gem

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#3

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 11.09.2006 20:00
von Roderich (gelöscht)
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Servus Schneckerl,

freut mich, dass dir mein Werkl gefallen tut. War aber eher zynisch als witzig gedacht. Wobei: Zynisch kann witzig sein, wenn man halt die Art von Humor teilt. Hm ...

Vielen Dank jedenfalls für deinen Kommentar.

Bussi

Haserl

PS: Wir machen uns, gell? Macht ja auch Spaß, sprachlich mal lieb und brav zu sein.

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#4

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 11.09.2006 20:07
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ach du bist so knuddelwuddeldrollig mein lieber
Nein Bruder, das Gedicht ist schon witzig und vor allem knallhart. Irgendwie hätte dies auch aus meiner Feder kommen können. Natürlich nur dann, wenn ich es nicht mit dem Computer geschrieben hätte.

Allerliebste Grüße dein lieber Gem
Und
Für Morgen wünsch ich dir gleich einen schönen Tag und heute Nacht gan ganz liebe süße Träume (sugar)

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#5

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 11.09.2006 23:24
von Haselnuss (gelöscht)
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Hallo Rod,
ja, stimmt - wie sich doch alles gleicht. Die Zeit schleicht nicht mehr. Eine Ähnlichkeit jagt die nächste.

Dein Zynismus kommt gut durch, hart an der Grenze. Ich spüre aber auch Bewunderung in deinen Sätzen für das, was passierte. Und das ist das Einzige, was mir an deiner 'Post-Inszenierung' nicht gefällt.
Hmm..mancher Regisseur bildet sich ein, die Schauspieler seien ein Stück Lehm. nein, nein...

Liebe Nachtgrüße,
Haselnuss

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#6

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 12.09.2006 08:37
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte

Zitat:

Wie haben wir nicht applaudiert all den Autoren und Regisseuren, als man unseren Helden ein Denkmal setzte. Brav haben sie gewunken, am roten Teppich und am Ground Zero, bei greller Beleuchtung und die Blicke zur Kamera. Manche von uns haben auch die eine oder andere Träne vergossen und sicher gab es irgendwo ein kleines Kind, das ein Gedicht vorlesen durfte. Alles in allem eine gelungene Inszenierung, muss man schon sagen; die haben ein Gespür für Dramaturgie. Vielleicht gibt es sogar einen Oscar für das beste Drehbuch, auch wenn ich bezweifle, dass Osama diesen abholen würde.




Warum sollte dieser Text ein Gedicht sein? Keine Furcht ihr hohen Geister, es geifert hier nur ein staatlich geprüfter Lyrikbanause. Der Text fiel mir auf wegen des historischen Bezuges und er ist nur ein Beispiel. Es wimmelt hier geradezu von klitzekleinen Glossen, die aber auseinandergefetzt werden, um irgendwie als Gedicht herzuhalten. Warum??? Ist es besser ein schlechtes Gedicht sich abzuwürgen, als einen interessanten Gedanken beizusteuern? Ich würde zwar dem obigen Text statt interessant eher ein „Ach was?“ entgegenbringen, aber das ist eine andere Geschichte. Vielleicht klärt mich ja jemand auf.

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#7

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 12.09.2006 22:51
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo, Brotnic2cum,


Zitat:

Gemini schrieb:
Ein Gedicht ist eine Darstellung aus der perspektive eines Lyri in komprimierter Form. Ob Zeilenumbrüche Reime oder nur Wörter ist da egal.



Das sehe ich genauso. Demnach ist es ein Gedicht. Mir ist allerdings bewusst, das dies eine Diskussion ohne Ende ist, deshalb scheue ich diese auch meistens.

@ Rod:

Hallo, mein Bester!

Wenn ich schon mal da bin...

Witzig finde ich es nicht gerade, aber es ist knallhart und bissig. Und das reicht mir auch schon.
Im Übrigen wieder mal sehr schön aufgebaut und ausformuliert.

Danke dafür, gern gelesen!

BG, Benno


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#8

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 12.09.2006 23:12
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
hi Rod,
hiermit verleihe ich Dir den Zynikerehrenpreis. Ausserdem sitzt Osama in einem pariser Bistro,glattrasiert im Armanilook und grinst

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#9

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 08:29
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo Herr Brockmann,

danke für die Antwort. Will auch keine Diskussion ohne Ende vom Zaun brechen. Daher in diesem Thread mein letztes Wort hierzu: die von Ihnen angeführte Definition bringt mich Chaotnik zwar dem Dichtertum sehr nahe aber genau desderwegen tue ich sie nicht leiden tun. Sie vermag mich gar nicht auszugrenzen und stellt für den Schaffenden keinerlei Herausforderung dar. 's egal? Zu egal für meinen Geschmack.
Gruß von Herrn Brotnic2um

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#10

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 08:56
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Rod,

ich finde Brotnic2ums Einwand ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber wir sind doch alle unterwegs eines Tages das perfekte Gedicht zu schreiben, so wie diesen wie dieser tödliche Witz bei Monty Python, den keiner überlebt, weil er sich tot lacht.
Und es gibt wie immer zwei Seiten sich diesem zu nähern, über die klassisch lyrische und über die eher prosaische. Dies ist ein Versuch der zweiten Art. Naja, warum nicht?
Inhaltlich ist für mich auch eher ein Statement, das bei mir eine ähnliche Reaktion wie bei Brotnic2um auslöst. Und ein wenig sehr zynisch.
Aber ich sage, mutig. Mir wäre das Thema aus der hier betrachteten Flughöhe zu groß gewesen. Daher wäre ich sicher mit meinem Output genauso wenig zufrieden gewesen wie mit Deinem.

Grüße,
GW


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#11

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 11:41
von DOCC (gelöscht)
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Hallo Roderich,
eins vorab: der Titel ist Käse - finde ich.
Aus meiner Sicht ist der Zynismus durchaus berechtigt: es geht dem Autor ja nicht um die tatsächlichen Ereignisse des 11.09. ( es werden somit weder Opfer verunglimpft noch Täter bejubelt), sondern darum, was Propaganda oder nationaler Stolz/Überheblichkeit daraus im Nachhinein zu celebrieren in der Lage ist. Und so wird dieses Ereignis zu einem Sieg umfunktioniert, füllt profane Kassen und stärkt das Ego ganzer Berufsgruppen im Amiland. Und dafür hätte auch ich nur Zynismus übrig.
Das Ende haut aus meiner Sicht nicht so richtig hin. Es geht um Autoren, Regisseure, Dramaturgen etc., die jetzt dieses Ereignis für sich vereinnahmen. Das Drehbuch soll am Ende aber Osama geschrieben haben - das hieße: er hätte auch den jetzigen Umgang der Amerikaner mit dem 11.09. schon festgeschrieben gehabt...
Liebe Grüße von
DOCC

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#12

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 18:09
von Roderich (gelöscht)
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Hallo allesamt,

na, das Gedicht schlägt ja fast wie erwartet ziemliche Wellen. Vielen Dank euch allen für eure Kommentare und eure Beschäftigung mit dem Text.

@ Haselnuss: Sei dir versichert, dass ich keinesfalls bewundere, was damals passiert ist. Ich war und bin einfach nur entsetzt, verstört und zutiefst traurig, dass Derartiges überhaupt möglich ist. Aber für das lyr. Ich kann ich nicht sprechen. Zumal es nicht auf den Terrorakt selbst hinweist, sondern auf die mediale Ausschlachtung desselben. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

@ Brotnic2um: Natürlich ist dieses Gedicht sehr prosalastig, allerdings fällt die Unterscheidung zwischen Prosatext und Gedicht oftmals sehr schwer. Andererseits - wenn man es wirklich sehr eng sehen würde - dann hätte auch ein Bertolt Brecht kaum einmal ein Gedicht geschrieben. Oder auch ein Heinz Kahlau wäre oftmals nicht als Dichter zu bezeichnen. Ganz zu schweigen von einigen amerikanischen Dichtern wie William Carlos Williams. Einigen wir uns darauf, dass das Vorliegende ein Prosagedicht ist? Ich würde Gem soweit Recht geben, dass es um die komprimierte Form beim Gedicht geht. Und das sehe ich hier als gegeben an. Aber natürlich ist dein Einwand nicht unberechtigt - wie schon gesagt, es ist oft sehr schwer, eine klare Trennlinie zu ziehen und eine Wertung, ob Gedicht oder nicht, sollte daher wohl jeder für sich selbst vornehmen nach eigenem Empfinden, wenn es nach objektiven Kritieren schwer fällt.

@ Benno: Danke für das Zitat und für deine anerkennenden Worte. Knallhart und bissig sind die Adjektive, die mich hier wohl am meisten ehren.

@ Knud: Ein Zynikerehrenpreis? Wie hoch ist der dotiert?

@ GerateWohl: Danke für deinen Beitrag zur Diskussion. Du hast es auf den Punkt gebracht.

Was nun deinen Meinung zum Gedicht betrifft, so respektiere ich sie und kann sie auch nachvollziehen. Für diese Art von Zynismus ist man wohl entweder empfänglich oder nicht. Und man muss auch sagen: Wäre ja schlimm, wenn wir alle solche Zyniker wären, oder?

@ DOCC: Der Titel ist natürlich sehr unkonventionell, das stimmt. Aber sei versichert, dass ich mir dabei etwas gedacht habe. Die Post-Production ist bekanntlich jene Phase, in der das bereits aufgenommene Material zum Endprodukt verarbeitet wird. Dass ich hierbei das 9/11 in die Mitte gerückt habe, soll diese Verbindung von Filmbearbeitung und den damaligen Ereignissen noch einmal verdeutlichen. Mag sein, dass der Titel Käse ist, aber er ist durchdachter Käse.

Ich bin dir sehr dankbar, dass du auf den Punkt, auf den es mir angekommen ist, hingewiesen hast. Mir geht es hier keinesfalls um die Opfer- oder Täterbetrachtung, sondern eben um das, was danach in den Medien abging bzw. auch heute noch abgeht, wenn man sich das Fernsehprogramm rund um den 9. dieses Monats anschaut. Und das ist zum Teil schlicht und ergreifend pervers, was hier so abläuft.

Was das von dir beanstandete Ende betrifft, so ist das so gemeint, dass Osama zwar das Drehbuch geliefert hat, aber die Medien bzw. die Öffentlichkeit daraus den Film gemacht hat. Ich denke, dass Osama mit einer derartigen medialen Aufbereitung der Ereignisse rechnen konnte. Er kannte immerhin die USA sehr gut.

Noch einmal vielen Dank euch allen für die Beschäftigung mit diesem Gedicht, das sicherlich schwieriger zu handhaben ist als ein Feld-Wald-Wiesen-Bäume-Blümchen-Gedicht und insofern weiß ich eure Kommentare sehr zu schätzen.

Viele Grüße

Thomas

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#13

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 19:08
von DOCC (gelöscht)
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Hallo Thomas,
nu sei doch nicht so verbiestert wegen meiner Kritik am Titel (jetzt musste Margot auch schon leiden!). Ich mag eben keine Zahlen, kein Latein, keine Arbeit und kein Englisch und dass dann auch noch zusammengemehrt.
Liebe Grüße von
DOCC

PS: Das Ende wird trotz Deiner Erklärung für mich nicht erklärlicher...

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#14

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 19:15
von Roderich (gelöscht)
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Servus DOCC,

ich kann dich beruhigen - bin keinesfalls verbiestert, denn das bin ich nie. Sorry, wenn du meine Worte in den falschen Hals bekommen hast.

Und was Margot betrifft, so weiß sie inzwischen, wie sie mich nehmen muss.

Viele Grüße

Thomas

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#15

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 13.09.2006 20:17
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Thomas, das ist der Preis aller Preise
Willkommen in der illusteren Runde.
Gruss
Knud

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#16

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 14.09.2006 00:06
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Nein, Thomas, das schlägt keine Wellen, tut mir leid. Und wer das zynisch findet, knallhart und einfach Uiuiuiui, der ist entweder Samson aus der Sesamstraße oder wie Kampusch nicht mehr von dieser Welt. Das würde nicht einmal meine 8-jährige Tochter zynisch finden und keinem meiner Kinder könnte ich erklären, dass es ein Gedicht ist. Nein, lieber Thomas, ist es nicht. Es sind fünf lasche Sätze über ... ja, über was eigentlich? Alle Autoren und Regisseure? Haben die gewunken, oder unsere Helden? Unsere Helden? Helden? Ja, waren es keine? Tränen? Ja, waren es keine? Darf man über knapp 3.000 arme Schweine keine? "Die" haben ein Gespür für Dramaturgie? Wer jetzt? Alles Osama? Und warum sollte er den Oscar nicht abholen? Alles Geschwurbel, mein Lieber. Wohlfeile und daher eben hohle Sätzchen allfälligen Salonzynismusses. Wie wahr, wie wahr, würde so manche hohle Nuss stammeln, die einfach nur ausdrücken oder beipflichten möchte, wie schrecklich sie alles findet, ohne es ausdrücken zu können. Genau, du findest keinen Ausdruck, du stammelst. Und wenn Dichter keinen Ausdruck finden, dann ist es eines ganz sicher nicht: ein Gedicht. Ob gereimt oder nicht.


P.S.: Ach, ja:

Zitat:

Roderich schrieb am 13.09.2006 18:09 Uhr:
Aber für das lyr. Ich kann ich nicht sprechen.


Ein lyrisches Ich gibt es hier nicht. Hier spricht der Dichter selbst.

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#17

Post-9/11-Production

in Gesellschaft 15.09.2006 10:18
von Roderich (gelöscht)
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Hallo Mattes,

gut, akzeptiert. Mir ist natürlich bewusst, dass bei dir die Messlatte für Zynismus höher liegt. Insofern komme ich da wohl nicht ran. Muss ich aber auch nicht - jeder hat so seine Rolle, die er spielt und meine ist eine andere. Zynismus ist insofern für mich ein eher unbekanntes - und wie man sieht: gefährliches - Terrain.

Allerdings zu deinem Einwand, dass der Dichter selbst spricht: Von meiner Sichtweise der Trinität des Autors habe ich schon mal erzählt, oder?

Jedenfalls danke ich auch dir für deinen Kommentar, der mir doch gezeigt hat, dass ich von derartigen Ausflügen doch eher die Finger lassen sollte. Das hier hat einfach raus gemusst, war nicht geplant, sondern ist als spontane Reaktion auf den richtigen Impuls zur richtigen Zeit entstanden. In Zukunft besteht wenig Gefahr, dass sich so etwas noch mal wiederholt.

Viele Grüße

Thomas

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