#1

Als ich endlich den Ort fand

in Diverse 21.07.2006 15:18
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Als ich endlich den Ort fand
war da kein Weg
kein Weiser
kein Ziel

ein Ruf
ein leiser

ein Tasten
von Wand zu Wand

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#2

Als ich endlich den Ort fand

in Diverse 22.07.2006 16:01
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ulli,

Du schaffst es hier wiedermal so kleine, feine Dinge überaus nachdenklich auszudrücken. Im Groben und Ganzen verstehe ich das wesentlich weniger feinfühlig ausgedrückt so:

Großes Ziel verfolgt -> Ziel erreicht -> noch kein neues Ziel da -> daher ziellos -> Dunkelheit

An diesem Punkt gefällt mir, dass dem Ich das Fehlen des neuen Ziels zunächst nicht gleich gewahr wird, sondern zunächst das Fehlen zu verfolgender Spuren.

-> Nach Erkenntnis der Ziellosigkeit -> Ruhe -Wahrnehmung verändert sich von sehen zu Hören und Tasten -> Offenheit für Neues

Neulich las ich einen Artikel über die neue Langsamkeit als zeitgeistige Lebensformel mit einem Plädoyer für mehr Achtsamkeit und Offenheit für die Dinge, die einem direkt vor den Füßen liegen. Die Verse hier passen da ganz gut rein.
Deine Verse hier gefallen mir gut, weil sie den Inhalt beim Lesen gut transortieren und das ganze vom Rythmus her auch gut zusammenpasst.
Allerdings, um doch noch etwas zu meckern, ein wenig missfallen tun mir die Pünktchen. Von sowas bin ich ja nicht so ein Fan. Eine einfache Leerzeile hätte es hier auch getan. Die Pünktchen sehen da etwas aus wie ein Platzhalter, wie so eine Stelle im Lied, wo man schon eine Melodie aber noch keinen Text hat und die dann mit so Summen oder Lala füllt.
Ansonsten schön.

Grüße,
GW

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#3

Als ich endlich den Ort fand

in Diverse 22.07.2006 20:49
von sEweil (gelöscht)
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Hallo Ulli

Das ist klein und fein und hat trotzdem so viel.
Der erste Eindruck sagt: Gefällt mir gut.
Mal schauen, was wir beim näheren Hinsehen so finden.

Als ich endlich den Ort fand


Schlüsselwort gleich im ersten Vers: endlich.
Die Suche dauerte, nagte wohl an Geduld, vielleicht auch Verstand.
Machst eine lange Suche sichtbar, die zum "Glück" des Lyr. Ichs nun endlich vorbei scheint.


war da kein Weg
kein Weiser
kein Ziel


spricht für sich.
Hier fällt mir auch der Spruch: "[...]Der Weg ist das Ziel." ein
Aber selbst hier ist nichts davon zu finden.
Nichtmal ein Wink, das Lyr. Ich steht verloren da.

ein Ruf
ein leiser


Ab hier enstehen für mich zwei Sinnebenen.
Eine bildliche, in der zwar kein Weg, Weiser und Ziel da zu sein scheinen, aber ein leiser Ruf, der die Richtung deutet, wohl im Dunkeln - ...
ein Tasten von Wand zu Wand


Dann eine gefühlsmäßige Ebene. Ummünzbar, wie auf jene bildliche, nur mit mehr Tiefgang, weil das Tasten und der Ruf sowohl von außen, als auch von innen kommen könnten.
Die drei Punkte lassen mich stoppen, das ist gut so, das läutet das Finale ein.
Der Reim Weiser-leiser bringt guten Wind in die Sache.

ein Tasten von Wand zu Wand

könnte vielleicht auch:
ein Tasten
von Wand zu Wand

heißen? Das würde Klangtechnisch auch gut passen, meine ich.

Nach näherem Betrachten gefällt es mir noch besser, als zu Beginn.
Ein gelungenes Gedicht.

Lg Thomas

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#4

Als ich endlich den Ort fand

in Diverse 22.07.2006 22:58
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Danke GW, danke Thomasl,

für die ausführliche Rückmeldung.

Was sein "Ort" ist, muss wohl jeder für sich selbst bestimmen. Ich meine mit "Ort" mehr als nur ein endlich erreichtes Ziel. Eher ist der "Ort" für mich das Ende aller Ziele, Wege und Weisungen - der Beginn eines neuen Gehens. Mit "Tasten" meine ich kein "Tappen in der Dunkelheit", vielmehr ein vorsichtiges, ja zärtliches Erfühlen der das Bewußtsein unschließenden Wände ..

Die Pünktchen nehme ich raus.

Lieben Gruß, Ulli

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