#1

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 22.06.2006 13:54
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Das Karussell

Unermüdlich dreh ich Runden,
und sehr schwer ist mein Geschirr,
hab die Augen stets verbunden,
weiß nichts mehr vom Jetzt und Wir.

Hinter mir die Steine mahlen,
ächzend auf dem dürren Stroh,
ich ertrage diese Qualen,
nur das Ende macht mich froh.

Wenn ich dann nach langen Stunden,
sehe einmal Sternenlicht,
werd ich wieder festgebunden,
bin Gefangener der Pflicht.


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#2

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 01.07.2006 18:22
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Lieber Knud!

Ein Thema, bestimmt selten behandelt, dazu noch aus dieser Perspektive. Wer könnte das besser als Du?

Freundlichen Gruß!
Joame

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#3

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 01.07.2006 18:56
von Fabian Probst (gelöscht)
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ich hatte gehofft, eine Interpretation zu lesen, denn ich habe keine Ahnung, worum es hier geht.

Aber ich finde es nicht schlcht geschrieben.

lg,fabian

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#4

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 01.07.2006 20:55
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
So weit kann es kommen, daß hinter Klartext stets Verborgenes vermutet wird.
Ich nehme es, wie ich es lese.
Für mich geht es um einen Esel oder Maultier, das tagein tagaus als Arbeitstier Mühlräder (die auch erwähnt wurden) in Gang hält.

Natürlich kann man es auch im übertragenen Sinne betrachten.
Je näher wir darüber nachdenken, umso mehr sollte uns unsere Position bewußt werden und wie wenig wir Grund haben, zu glauben, unser Leben verliefe anders.

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#5

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 01.07.2006 21:19
von Fabian Probst (gelöscht)
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Hm ...
Auf die Idee, dass da eine Maultier spricht, bin ich allerdings nicht gekommen.

die Perspektive kann ich nicht nachvollziehen.
Würde ein solches Tier in der Form darüber nachdenken und reflektieren, dann wäre es sicher kein Maultier.
Bei ernsten Texten passt das nicht, finde ich.

Aber ich bin mal gespannt, welche Intention Knud beim Schreiben hatte.

lg,Fsbian

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#6

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 01.07.2006 21:59
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Er läßt es nicht in direkter Rede sprechen, sondern es ist aus seiner Warte geschrieben.
Es ist doch gang und gäbe in der Literatur, wo keine Grenzen zur Phantasie gezogen sind, wo sich die Biene bei der Blume bedanken kann und der Baum unter praller Sonne stöhnen, genauso wie das Haus meinen kann:
Winde zerren mir am Hute
schon seit hunderten von Jahren.
Jene, die in mir gewohnt,
sind vor langer, langer Zeit
in das Jenseits abgefahren.

Gruß von Joame

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#7

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 02.07.2006 00:21
von Fabian Probst (gelöscht)
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ja klar, das stimmt schon. Aber das Maultier ist hier ein dummes Arbeitstier, dass nur dazu da ist, um im Kreis zu laufen.

Insofern passt die philosophische Selbsterkennung nicht. Jedenfalls für mich nicht.

lg,Fabian


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#8

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 02.07.2006 01:28
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Du kennst doch Knud?! Wenn es sein muß läßt er die Gischt
mit dem Seetang sprechen und analysiert ihre Gedanken.


Es grüßt Joame

p.s.: Auch das Maultier oder sonst ein von unserer Warte aus besehenes Lebewesen sollten wir nicht geringschätzig betrachten.
Ihm keineswegs Gefühle absprechen oder Wünsche.

Wo wäre die Grenze zu ziehen? Ab wieviel Gramm Gehirn, oder gar ab welchem Breitengrad? Wo beginnt das Tier, hört das Pflanzensein auf?

Schönen Gruß nochmals!

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#9

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 02.07.2006 12:14
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Hi Joame, hi Fabian,
sind wir nicht alle ein wenig Esel? Laufen wir nicht alle jeden Tag, mit verbundenen Augen im Kreis und bewegen die Mühlsteine unseres Seins?Kommt nicht jeder, der seine Arbeit liebt und sehr ernst nimmt erst aus der Mühle wenn die Sonne schon verschwunden ist?Und dann? Bleibt uns dann noch genug Zeit für das "Jetzt und das Wir?"
Gruss
Euer Knud

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#10

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 02.07.2006 12:22
von Fabian Probst (gelöscht)
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Zitat:

Joame Plebis schrieb am 02.07.2006 01:28 Uhr:

p.s.: Auch das Maultier oder sonst ein von unserer Warte aus besehenes Lebewesen sollten wir nicht geringschätzig betrachten.
Ihm keineswegs Gefühle absprechen oder Wünsche.

Wo wäre die Grenze zu ziehen? Ab wieviel Gramm Gehirn, oder gar ab welchem Breitengrad? Wo beginnt das Tier, hört das Pflanzensein auf?

Schönen Gruß nochmals!



Siehst du das bei Mücken auch so?

Nein, darum geht es mir gar nicht. Mit Geringschätzung hat das wenig zu tun.
Der Esel arbeitet für den Menschen auf diese stupide Weise, weil er im unterlegen ist und sich wenig Gedanken darüber macht. Letzteres ist der entscheidende Faktor, ob ich das nun bewerte oder nicht.

Wenn ich aber nun lese, dass er darüber nachdenkt, und am Schluss auch noch sagt, er sei Gefangener der Pflicht (steht ja so da), dann kann ich ihn nur als sehr dumm bezeichnen.

Und am Anfang steht auch, dass er "unermüdlich" seine Runden dreht. Insgesamt akzeptiert er seine Rolle doch voll und ganz.
Nirgendwo steht, dass er gerne da raus möchte. Er ist zwar auch kein Fan von dieser Arbeit, aber er erwähnt mit keiner Silbe, dass er sich nen anderen Job suchen möchte.

Ist das schlau?

lg,Fabian

PS: Ich sagte ja, ich finde das Gedicht gut geschrieben, dabei bleibe ich auch. Formal finde ich es gelungen. :=)

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#11

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 12:56
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte

Zitat:

Fabian Probst schrieb am 02.07.2006 12:22 Uhr:
Ist das schlau?


Es geht um die Pflicht, mein Lieber. Freue dich, das scheint dir fremd zu sein.

Knud, ich finde das ganz gut. Warum nur ganz? Weil ich unfroh bin, dass das Maultier (oder wer auch immer ) am Ende (von S2) froh ist, wenn es dann wieder festgebunden wird oder wie oder was!?

Über andere Formulierungen möge man streiten: "Sehr" schwer ist das Geschirr? Im "Jetzt und Wir" verbirgt sich sicher ein Hinweis, im Hier und Jetzt habe ich ihn nicht entdeckt, denn wenn es um eine Beziehung geht, vermag ich die Pflicht in dem Sinne auch nicht zu erkennen (abgesehen von Mühlsteinen, Runden und so weiter). Ich mag nicht.

DG
Mattes

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#12

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 14:31
von Fabian Probst (gelöscht)
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Zitat:

Mattes schrieb am 03.07.2006 12:56 Uhr:

Zitat:

Fabian Probst schrieb am 02.07.2006 12:22 Uhr:
Ist das schlau?


Es geht um die Pflicht, mein Lieber.
Mattes



Das schrieb ich ja bereits.

Gerade das ist doch schlimm. Sieht das Maultier das wirklich als seine Pflicht an, sowas zu tun?

Wahnsinn.

lg,Fabian

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#13

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 14:50
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Mir fallen eigentlich nur 2 Worte ein: "Fabel" und "fabelhaft."

Die Kritik an der Perspektive des Esels ist mir unverständlich. Oder kontempliert etwa der Wolf darüber, ob er aufgeschlitzt werden wird, wenn er die sieben Geißlein frisst, um daraus den Schluss zu ziehen, doch lieber Rotkäppchen nachzustellen, um dadurch einen gnädigeren Tod durch einen Kopfschuß zu erlangen???

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#14

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 14:53
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Hi Mattes,
danke für Dein Posting. Das ist der Versuch von mir unser aller Lebenssituation etwas zu karrikieren. Der Esel, oder Maultier, das sind wir die wir täglich in der "Mühle stehen" und unsere Pflicht tun. Manche vom frühen Morgen bis nach Sonnenuntergang, mit Scheuklappen damit wir nicht ausbrechen. Danach werden wir abgeschirrt, die Scheuklappen entfernt? und gehen in unsere Privatsphäre in der wir wieder eingeschirrt werden, bei Partnern, Familie etc. und alls ohne das es uns sonderlich auffällt wie ich aus den Kommentaren sehen konnte. (Diskussion über den Esel ob er es merkt oder nicht Nein wir merken es nicht mehr
Fabian das ist eine kurze Beschreibeung meiner Gedanken, hier ging es mir nicht vordergründig um das "Vieh" oder doch??? (grummel
Gruss
Knud

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#15

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 15:21
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Das hatte ich verstanden, Knud. der Esel freut sich auf das Sternenlicht und die vermeintliche Freiheit, nur um sofort wieder ein-/angebunden zu werden. Ich finde es nur sprachlich nicht ganz glücklich gelöst, da der Esel das traurige Ende doch kennt, wenn er uns davon erzählt und dann würde er diesen Frohsinn anders formulieren, denn es macht ihn ja nicht froh.

Ach, wie auch immer, ich stoße sprachlich auch gerade an meine Grenzen.

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#16

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 15:23
von Fabian Probst (gelöscht)
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siehst du, Knud. Das deckt sich doch genau mit meinen Fragen und dem Unverständnis.

Wenn wir es nicht merken, dann können wir es ja auch schlecht erkennen und darüber philosophieren. Da liegt das Problem des Textes.

Wenn wir es aber so sehr durchsachauen, wie es das Viech in deinem Gedicht tut, dann widersprichst du dir doch selbst.
Wäre es aus einer anderen Perspektive geschrieben, hätte ich es verstanden.

Das sind und waren meine Gedanken.


@willi: Was ist das denn für ein Vergleich? Der ist so schlecht, dass ich dazu nichts sagen muss.
Wenn du übrigens mal Interpretationen von Grimmschen Märchen nachliest, wirst du dich kaputt lachen, was da so alles drin stecken soll. Und es gibt dort keine Ich-Erzähl-Perspektive, keinen reflektierenden Wolf oder Geißlein, die in Erkenntnis schwelgen

lg,Fabian

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#17

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 15:29
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Knuds "Wir merken es nicht mehr" passt tatsächlich nicht zum Text. Sehr wohl möglich aber ist die hilflose Erkenntnis, denn um beim Eselbild zu bleiben: Welche Alternative hat denn der Esel? Von Hartz 27 leben und einen Joint drauf rauchen?

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#18

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 15:48
von Fabian Probst (gelöscht)
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@mattes: Wenn wir das Maultier sein sollen, dann hat es alle Möglichkeiten, die wir auch hätten. Oder nicht?
Entscheidend ist doch, ob wir es erkennen oder nicht. Wenn wir es tun, dann können wir etwas ändern, oder uns darin ergeben. Aber dann sollte man sich nicht als Gefangener der Pflicht sehen sondern als schwach und in sich selbst gefangen.

Und das uns immer nur Pflicht = Qualen oder Hartz IV erwartet, finde ich ein trauriges Bild. Gerade, weil Knud es sogar auf Familie bezieht.

Ich stimme aber absolut zu, dass es ein menschliches Attribut ist, sich so wie das Maultier zu verhalten. Nur würde ein neutraler Erzähler das Ganze logischer machen. Oder glaubt wirklich jemand, dass sich die Masse der Bevölkerung so schön selbst erkennt, wie unser Protagonist hier? Nein, das tun andere.

So, ich betone nochmal, dass ich das Gedicht formal gut geschrieben finde.

lg,Fabian

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#19

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 16:14
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
@Fabian: Was verstehst du nicht an dem Vergleich? Entweder versetzt du dich zu tief in den Esel, oder nicht tief genug, fest steht aber, dass dieser schlechte Vergleich nichts weiter bewirken sollte, als großartige Überlegungen wie:


Zitat:

Würde ein solches Tier in der Form darüber nachdenken und reflektieren, dann wäre es sicher kein Maultier.




F-a-b-e-l ?


Zitat:


ja klar, das stimmt schon. Aber das Maultier ist hier ein dummes Arbeitstier, dass nur dazu da ist, um im Kreis zu laufen.



Hugh!


Zitat:

Wenn ich aber nun lese, dass er darüber nachdenkt, und am Schluss auch noch sagt, er sei Gefangener der Pflicht (steht ja so da), dann kann ich ihn nur als sehr dumm bezeichnen.




Zitat:

Gerade das ist doch schlimm. Sieht das Maultier das wirklich als seine Pflicht an, sowas zu tun?



Sieht so aus.


Zitat:

Wenn wir es nicht merken, dann können wir es ja auch schlecht erkennen und darüber philosophieren. Da liegt das Problem des Textes.

Wenn wir es aber so sehr durchsachauen, wie es das Viech in deinem Gedicht tut, dann widersprichst du dir doch selbst.




Dann hätten einige texte von z.B. Wilhelm Busch ein "Problem."

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#20

Das Karussell

in Düsteres und Trübsinniges 03.07.2006 17:20
von Fabian Probst (gelöscht)
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Eine Fabel hat keinen Ich-Erzähler, meine ich. Jedenfalls nicht in dieser Form. Auch sonst kommt es einer Fabel nur am Rande nahe.
Du musst mich nicht aus meinem zweiten von insgesamt sieben Posts zitieren. Ich habe auf meine Verständnisschwierigkeiten hingewiesen, die sich am Anfang ergaben. Wir waren schon weiter, willi!

Erkläre doch mal deinen Vergleich im Detail, bitte. Da wäre ich sehr gespannt, was das aussagen soll.

Wilhelm Busch, oder Willhelm Pfusch?

Ich kenne zu wenig Texte von Ersterem, aber denke, es handelt sich bei ihm in der Mehrzahl um satirische und komische Texte. Da ist das etwas völlig Anderes. Auch das habe ich bereits hinreichend geschrieben.

lg,Fabian

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