#1

Rache

in Düsteres und Trübsinniges 28.01.2006 20:53
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Still auf nackten Zehenspitzen,
trat ich langsam an dein Bett.
Lustgewillt dich aufzuschlitzen,
sah ich vor mir dein Skelett.

Trug bei mir ein langes Drahtseil,
zischelnd als getarnte Schlange.
Schriebst du dir dein Todesurteil:
kurz vorm Sonnenuntergange.

Dumpf es traf dein Hinterkopfe,
messerscharf und wild vor Wut.
Still gelegt zu deinem Schopfe,
wärmte mich dein rotes Blut.

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#2

Rache

in Düsteres und Trübsinniges 29.01.2006 10:50
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hi Franzi
(durch dein avatar ist mir dein Vorname zwischenzeitlich entfallen)

dramaturgisch überzeugend fackelst du nicht lange, sondern kommst gleich zum Thema. Ein(e) Lustmörder(in) mit nackten Füßen (vermutlich also kein Endringling von außen, eher ein "Angehöriger", Liebesnpartner?) tritt ans Bett mit einer ungewöhnlichen Perspektive: er/sie sieht bereits das Skelett vor sich, obwohl der/die Schlafende - wenn nicht magersüchtig - noch in vollem Fleische ist - und selbst aufgeschlitzt nicht gleich seinen/ ihren Knochenbau freigeben wird. Da stutze ich ein bischen, wundere mich aber noch mehr, dass der/die LustSchlitzer(in) dann auf einmal ein Drahtseil in der Hand hält, also eher ein(e) Würger(in) ist. Vollends ratlos macht mich der Sprung von Zeile 2 auf Zeile 3 in der 2. Strophe: Hat das schlangenförmige Seil etwas mit dem Todesurteil zu tun? Warum schreibst du nicht: "Du schriebst dir dein Todesurteil..." Zwar wäre das Mordmotiv damit auch nicht geklärt, aber der Übergang wäre weniger mißverständlich.

Sorry, ich muss noch ein bisschen weiter mäkeln. Denn in Strophe 3 trifft nun das Seil den Hinterkopf, was den Pathologen sicher auch erstaunen wird, selbst wenn das Seil, schlangenförmig wie es ist, eine Verdickung am Ende haben könnte, mit der man notfalls jemanden auch erschlagen kann. "Dumpf es traf dein Hinterkopfe" klingt nun leider auch nicht sehr elegant, und wer oder was messerscharf ist (das Seil?) und blind vor Wut (der Mörder?) kann der Leser bestenfalls erahnen. Das Ende ist wieder klar, wenn bei Mördern überhaupt etwas klar ist: er/sie legt sich zu dem blutenden Haupt und wärmt sich in der ausfließenden Körperflüssigkeit... nä, ist doch nicht klar - wieviel Blut muss fließen, dass man sich darin wärmen kann? Oder "wärmt" sich der Mörder an seiner Tat?

Liebe Franzi, man sieht an diesen Zeilen, dass du keine Mörderin bist, und das ist auch gut so. Es ist doch arg zusammengestoppelt, und Gem hat wohl Recht, dass Themen- und Wortvorgaben leicht die Authentizität eines Gedichtes kaputtmachen. Wie du an meinem "Mordversuch" sehen kannst, bin ich dem Thema metaphorisch ausgewichen. Vielleicht sollten wir uns in Zukunft an ein Thema wagen, wo wir uns besser auskennen.

Mit besten Grüßen, Ulli

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#3

Rache

in Düsteres und Trübsinniges 01.02.2006 12:54
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo Franzi!

Ja, da kann man sich Ulli nur weitestgehend anschließen. Das mundet nicht sehr und das finde ich deswegen doppelt schade, weil du so schöne Reime darin hast. Weniger, als Ulli, stören mich die schlagartig wechselnden Mordpraktiken bzw. -werkzeuge. Die geben dem Ganzen einen ironischen, witzigen Touch, nur dass es dann natürlich nicht mehr unter Düsters & Trübsinniges passt.

Also, wenn ich es recht überlege, ist es so schlecht nicht, wenn ich es von der komischen Warte betrachte. Allerdingens müssen mindestens S2Z3 (du schriebst dir dein Todesurteil?) und S3Z1 (Dumpfer Schlag am Hinterkopfe?) verändert werden.

DG
Mattes

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