#1

Schneeglöckchen

in Natur 15.01.2006 12:15
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Steht ganz still ein kleines Blümchen
Schüchtern am gefrornen See
Um die Hüften trägts ein Kleidchen
Feingeädert, weiß wie Schnee.

Und es öffnet sich ganz zaghaft
Langsam ihre Blütenwand
Prachtvoll in der kalten Landschaft
Fern am Blätterwaldesrand.

Manche pflücken sie vergebens
Rauben ihren schönen Schein
Sichtbar schwindet ihres Lebens
Wirkungsvoll und jung zu sein.

(c) Franziska Wega

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#2

Schneeglöckchen

in Natur 04.02.2006 15:53
von Motte (gelöscht)
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Hallo Nonverbal,

ein einfaches, schlichtes und sehr volkstümlich anmutendes Gedicht, das zwar gerade deswegen meine Sympathie erntet..., doch das fasst schon ein bißchen aufpassen muss, nicht nur zaghaft, sondern auch kleinlaut zu wirken. ..und das so zurückhaltend daherkommt, dass es garnicht erwarten kann, gesehen zu werden. Aber noch ist ja niemand draufgetrampelt.
Ich finde allerdings auch, dass das Gedicht sein Zurückhaltend-sein nicht unbedingt subtil verbirgt. Dies wird hervorgerufen durch Wörter wie “still”, “schüchtern”, “zaghaft”, die direkt benennen, was der Gegenstand, um den es sich dreht, ist. Vielleicht rührt es mich deshalb nicht allzu sehr. Es erinnert an Kinderreime. Und es wiederholt schon oft Gehörtes.. man denkt an das “schüchterne Veilchen”, wenn es um die personifizierende Beschreibung geht. Und der Schluss erinnert an “Sah ein Knab ein Röslein stehn”.. Geschichten über Blumen, die gebrochen werden als Metaphern für gebrochene Herzen, frühzeitig endende Jugend, gar Tod.. Mädchen, die von Knaben aufgrund verhängnisvoller Schönheit “gepflückt” bzw. dessen Blümchen geraubt wurden. Es wiederholt diese stereotypischen Wendungen und ist nicht neu.. aber trotzdem würde ich nicht sagen abgedroschen, weil es dennoch “echt” wirkt.
Die beiden Deminutiva in der ersten Strophe... naja, ich hab mal gelesen, dass im deutschen Sprachraum nach Norden hin die Vorliebe für solche Formen (-chen, vor allem -lein) abnimmt. Ich mag sie nicht so sonderlich. Sage wenn schon dann “Blümeken”. Aber das ist ja Geschmacks- und Gewöhnungssache.. und passen tut´s zum Kinderreim-Charakter deines Gedichts.
Einige Worte finde ich nicht gut gewählt, z.B. “Blütenwand”. Das habe ich nicht sofort auf die geschlossene Blüte beziehen können und stand plötzlich vor einer Wand, die garnicht mehr schüchtern aussah!
Ein Schneeglöckchen würde ich außerdem nicht “prachtvoll” nenen, denn das streift auch Adjektive wie: auffällig, herausstechend, aufwendig, veredelt, nicht natürlich... Eine Rose oder Orchidee würde ich so nennen.
Der Blätterwaldesrand im späten Winter kommt ein bißchen verfrüht im Jahr, oder?
Warum die Blume dann “vergebens” gepflückt wird, weiß ich nicht so recht. Meinst du damit vielleicht eher “sinnloserweise”?

„Sichtbar schwindet ihres Lebens
Wirkungsvoll und jung zu sein.“

Und diese beiden letzten Zeilen versteh ich grammatikalisch nicht.. wieso der Genitiv, wenn kein Objekt folgt.
Vielleicht so:

„Sichtbar schwindet ihres Lebens
Sinn voll Liebreiz jung zu sein.“

Naja, ich wollte keinen Kitsch in dein Gedicht hineinbringen, der vorher nicht enthalten war...

Liebe Grüße,
Motte


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