#1

Für Gemini

in Zwischenwelten 23.11.2005 22:35
von kein Name angegeben • ( Gast )
Ein Hauch am Fenster,
der glitzert und funkelt;
es ist frostig.
Vergangen die wärmende Sonne,
die alles am Leben erhält.
Der Jahreszeitenlauf neigt sich dem Ende
und die Welt läuft auf Sparflamme.
Vorräte werden angelegt,
das Fell verdichtet sich.
Eingeigelt in Höhlen,
wartend auf andere Zeiten.
Kälte zieht in alle Ritzen,
kaum glaublich,
daß es wieder wärmer wird.
Du sitzt drinnen,
erblickst die kleinen Eisblumen,
die schön anzusehen,
aber nicht greifbar.
So glitzert und funkelt es,
im wissen,
das alles vergänglich.
Eisblumen......

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#2

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 07:34
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ach...

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#3

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 09:51
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Gemini!
Du wolltest doch etwas über Eisblumen lesen oder bin ich falsch informiert???

Liebe Grüße
stümperliese

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#4

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 11:02
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hi Liese!

Nachdem du in die Zwischenwelten zwei so krasse Gegensätze gestellt hast und wir bislang nur über dein Pünktchen gewitzelt haben, will ich mich mal deinem Anton zuwenden.

Ich kann nicht behaupten, dass er mir auf Anhieb gefällt, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Zwei Dinge aber hätte ich gerne gewusst, bevor ich, falls du interessiert bist, auch darzulegen bereit bin, was und warum es mir nicht gefällt.

Frage 1: Soll „Für Gemini“ der Titel sein? Ist das Ganze nur eine Provokation oder Veralberung (verdient hätte er natürlich beides!)?
Frage 2: Wozu dienen in einem von Metrik und Reim völlig freiem Gedicht die syntaktischen Umstellungen und Auslassungen?

Digitally Yours
Mattes

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#5

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 12:06
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Mattes!
Zu Frage1: Weder Provokation noch Veralberung, so gut kenne ich gemini nicht, daß ich mir das erlaubte. Es war nur eine Reaktion auf einen Beitrag in einem anderen thread. Ich hoffe, Gemini sieht das nicht wie Du. ansonsten möchte ich mich dafür entschuldigen.

Zu Frage2: Ich habe meinen Gedanken über den Winter freien Lauf gelassen. Wenn Dir das nicht zusagt, ist das völlig ok. Wollte auch Dir nicht gefallen. Manchmal stirbt etwas, was eventuell durch Auslassungen dargestellt wird. Schön, daß Du bereit bist, etwas darzulegen, aber entweder tust Du das freiwillig oder läßt es. Falls aber in Deiner Zurückhaltung die Dampfwalze lauert, wie schon des Öfteren bei anderen gesehen, solltest du es bei Deinem Beitrag belassen.

Ich weiß nicht, ob Dir das reicht,aber ich hatte keine Schlammschlachten vor, sondern nettes Plätschern, d.h. nicht,daß ich nicht auch mal unter Wasser gedrückt werde.

Grüße
stümperliese

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#6

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 12:38
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte

Zitat:

stümperliese schrieb am 24.11.2005 12:06 Uhr:
Wollte auch Dir nicht gefallen.


Heißt das etwa, du wolltest mir absichtlich nicht gefallen?

Ernsthaft: Zu 1) Dann gib doch deinem Werk einen Titel und widme es gerne Gemini. So finde ich es sehr verwirrend.
Zu 2) Ich meinte meine Fragen ernst und schreibe gerne und ausschließlich freiwillig Kommentare, auch ohne um Erlaubnis zu fragen. Nur erspare ich es lieber allen, wenn ein Werk überhaupt nicht ernst gemeint sein sollte. Und dein Titel ließ mich solches wähnen. Zu Unrecht, wie sich herausstellte.

Daher kann jetzt auch die Dampfwalze kommen:

Hallo Liese!

Dein Werk spricht mich nicht sonderlich an. Auch wenn ich also nicht zum Zielpublikum gehöre, meine ich dennoch, Schwächen entdeckt zu haben, die auch einem solchen nicht schmecken dürften.

Als da wären:

Ein Hauch am Fenster
glitzert und funkelt;

Wiederholung, die kaum verstärkt. Glitzern und Funkeln sind – zumal in dieser Jahreszeit ziemlich verbraucht, wohingegen der Hauch mir gefällt. Eine Wendung á la “Am Fenster funkelt ein glitzernder Hauch“ hätte es mir sprachlich und musikalisch mehr angetan, deine Version klingt wie ein Staccato für mich und wird dem Hauch nicht gerecht.

es ist frostig.
Tut mir leid, da kann ich nur unwillkürlich sagen: Ach, was! Dringender Rat: Weglassen, zumal einerseits klar ist, dass es draußen friert und andererseits das simple Adjektiv zur Beschreibung der Atmosphäre dann etwas kläglich ist.

Vergangen die wärmende Sonne,
die alles am Leben erhält.

xXxxXxxXx
xXxxXxxX
Unvermittelt bist du in einer Melodie, die einen (mich) sofort aufhorchen lässt. Selbst einfache Aussagen (daran ist nichts Negatives!) werden dadurch erhöht, weshalb ich ja auch so ein Metrikfetischist bin.

Der Jahreszeitenlauf neigt sich dem Ende
Und schon bist du wieder raus aus dem Metrum und das ist schade, denn sofort wirkt die Botschaft genau so platt, wie sie ist.

und die Welt läuft auf Sparflamme.
Und du sprachlich jetzt leider auch, denn das ist umgangssprachlich.

Vorräte werden angelegt,
das Fell verdichtet sich.

Das Eichhörnchen im Winter? Mit dem verdichtenden Fell hätte man ja etwas machen können aber so simpel wie du das hier aufzählst, ist das zwar alles durchaus zutreffend und richtig und trifft sich vermutlich mit den Gedanken der meisten anderen Menschen, die winters in Feld und Wald schauen, aber auch genau deswegen nicht erwähnenswert. Tagsüber ist es hell, nachts eher weniger. Ja, ja, so ist der Lauf der Tage.

Eingeigelt in Höhlen,
wartend auf andere Zeiten.

Auch nicht der große Bringer und dazu sprachlich unschön, da mir das Subjekt fehlt. Der Leser beginnt zu ahnen, dass es auch um die seelische Jahreszeit des lyr. Ich gehen mag aber das ist mir nicht akzentuiert genug .

Kälte zieht in alle Ritzen,
kaum glaublich,
daß es wieder wärmer wird.

Wird es das etwa gerade oder ist nicht doch gemeint, dass kaum zu glauben ist, dass es je wieder wärmer werden kann, weil die Kälte durch alle Ritzen zieht!?

Du sitzt drinnen,
erblickst die kleinen Eisblumen,
die schön anzusehen,
aber nicht greifbar.

Inhaltlich die beste Passage, weil endlich überhaupt so etwas wie ein Statement und nicht nur nüchterne Beschreibung geschieht. Das lyrische Ich könnte dem Schauspiel noch etwas abgewinnen, wenn die Eisblumen wenigstens handfest wären. Man ahnt, dass die Eisblumen für eine unerfüllte Sehnsucht stehen. Gemini und viele andere könnten jetzt meinen, dass das auch ziemlich ausgelutscht ist und hätten damit nicht unrecht. Das muss jeder selbst entscheiden, welche Bilder er benutzt. Es ist zumindest eines. Sprachlich ist es leider wieder nicht sehr ansprechend, da „drinnen“ geradezu vulgär klingt und am Ende des Nebensatzes das Verb fehlt.

So glitzert und funkelt es,
im wissen,
das alles vergänglich.

Okay, du kommst auf den Hauch zurück und schließt den Kreis, was an sich eine gute Sache ist. Allerdings klingt es hier so, als wüsste der Hauch um die Vergänglichkeit der Welt und nicht das lyrische Ich. Und wieder fehlt das Verb.

Eisblumen......
Und dieser finale Hauch ist doch wohl nur für Gemini, oder etwa nicht?

Digitally Yours
Mattes




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#7

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 13:53
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
@ mattes: Du bist ja nur neidisch

Nein stümperliese, ich versteh das schon richtig.
Ich habe in dem thread: Was ich so doll finde geschriebn, dass es noch kein einziges Gedicht mit dme Wort "Eisblumen" im Tümpel gibt.
Der seltsame Titel ist also nur deswegen entstanden, damit ich es auch finde. Ich schlage allerdings einen anderen Titel vor. Wie wär es mit "Eisblumen" ? Das wäre doch passend denke ich.
Du siehst also lieber Mattes, dass stümperliese mich nur demütigen wollte und damit mit dir ja wohl auf einer Welle schwimmt. Daher solltest du sie auch nicht mit übertriebener Härte strafen.
*lach*
Es ist so wie mit den "November-Gedichten". Zuerst einer, dann zwei...

Das Gedicht ist aber doch sehr kitschig und mit abgegriffenen Metaphern, aber es sollte ja vermutlich nicht eines deiner Ernsthaften Gedichte mit hohem Gehalt werden.
Aber gefreut habe ich mich trotzdem, auch wenn du mich nur etwas necken wolltest (was auch funktioniert hat) .

LG Gem

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#8

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 13:55
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Mattes.

Danke für Deine Ausführlichkeit. Kälte, Starre, Nüchternheit gehören zum Winter. Der Hauch erinnert an warme Zeiten. Brüche sind bewußt gesetzt.
Meine Anpassungsfähigkeit an Rhythmik und Melodie sind begrenzt, wenn ich sie auch in deinen Gedichte bewundere.

Käfig ohne Gitterstäbe?
Ritterrüstung ohne Gewicht?
Korsett ohne Einengung?
Leben ohne Kreislauf?
Fesseln ohne Wunden?
Undenkbar.

Gedanken ohne Fesseln?
Freiheit.

LG stümperliese

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#9

Für Gemini

in Zwischenwelten 24.11.2005 14:01
von kein Name angegeben • ( Gast )
Danke Gemini, du läßt mich wieder lachen. Nach einem hardliner tut deine liebe art doch sehr wohl.
Meine Überschrift würde eher "Eiskalt" lauten.

Ganz liebe Grüße
stümperliese

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