#1

Die Verflossene

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 09.08.2005 21:17
von Roderich (gelöscht)
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Hallo,

nachdem ich meine Vorstellungsrunde in der Plauderecke erledigt habe, ist es an der Zeit, mich mal ein wenig in der Luft zu zerreißen. Gelegenheit findet sich jetzt und hier. Viel Spaß!

Grüße

Thomas



Die Verflossene

Er kratzte sich gelangweilt am Hinterkopf, balancierte sein Sektglas durch all die geschwollenen, zuckenden Körper Richtung Bar und stellte sich weltmännisch fadisiert an den Tresen. Die Musik polterte dumpf in seinen Ohren, der Alkohol stieg ihm allmählich in den Kopf und verachtend blickte er auf die ausgelassene Fröhlichkeit, die um ihn herum wellengleich anschwoll und wieder abschwoll. Fleischige Frauenbrüste in knappen, grellen Kleidern wippten an ihm vorüber, die Männer lechzten mit haifischartigem Lächeln nach eben jenen kaum verhüllten Hügeln, alle atmeten alkoholgeschwängerte Luft.
Sich lässig nach dem Barkeeper umdrehend um etwas Hochprozentiges zu bestellen, fiel sein Blick im Vorübersausen auf ein knallrotes Dekollete, prall ausgefüllt mit blank-rosa Fleisch. Entgegen seinen Gewohnheiten hielt er inne und haftete seine Augen an die Brüste dieser Unbekannten. Sie kamen ihm vertraut vor und doch waren sie fremd und fern, obwohl er sie fast berühren konnte. Ihm war, als erkenne er die salzige Haut der Fremden auf seiner Zungenspitze, als rieche er diesen leicht süßlichen, frühlingshaften Duft, den der dralle Körper im roten Kleid versprühte, nicht zum ersten mal. Er war erregt, doch war es weniger die Art von Erregung, die all die stieläugigen Hormonspritzen um ihn herum an die knapp bekleideten Mädchen klebte, sondern das Gefühl, etwas lang Verlorenes wieder gefunden zu haben. Nachdem er nun etwa fünf Sekunden lang in dieses tiefe Dekollete gestiert hatte ohne sich zu rühren, hob er nun den Blick und ertastete den Rest des Körpers, die gleichmäßig elegant geschwungenen Halslinien, die weich-blasse Kinnpartie, die rot bemalten prallen Lippen, die leicht geröteten, makellos reinen Wangen, die haselnussbraunen Rehaugen, die in gelangweilte Falten gelegte Stirn, das wallende tiefbraune Haar. All diese szenisch erfassten Einzelbilder setzten sich hinter seiner eigenen runzeligen Stirn zu einem Film zusammen und er erkannte seine längst Verflossene.
Sie hatte sich verändert. Vor Jahren, bevor sie im Streit auseinander gegangen waren, hatte sie ihr seidiges Haar meist hochgesteckt getragen. Ihre Lippen waren nun eindeutig voller und sinnlicher. Ihr Busen schien ein wenig größer und straffer zu sein. Und vor allem das Kleid, so anders, gar nicht ihr Stil. Das Bild, das sich vor seinem geistigen Auge ungewollt aufbaute, war sie in ihren zerschlissenen, eng anliegenden Jeans, in ihrer weißen Bluse, den obersten Knopf immer offen, darüber eine warme, aber hässliche grüne Strickjacke, von der sie sich nicht trennen konnte. Dazu ihr unsicheres Lächeln aufgesetzt, die Stirn in Sorgenfalten gelegt, immer zittrig, immer fahrig und schusselig, durch ihre Rehaugen lechzte ihr Verlangen nach Bestätigung.
War sie es wirklich? Wie konnte er diese geballte Ladung Weiblichkeit mit seiner zittrigen, fahrigen, schusseligen Verflossenen in Einklang bringen? Und doch schien sie es eindeutig zu sein, die selben Rehaugen, aber selbstsicher abschätzig blickend; die gleichen Brüste, wenngleich von sicherer Hand wohlgeformt; die gleichen Lippen, jedoch in ihrem Ausdruck sinnlich verstärkt durch eine neue Lippenstiftmarke; die gleichen Haare, nur offen getragen und nicht knotig zusammengewirrt. Die Frau, die er vor vielen Jahren verlassen hatte, war fast in Griffweite und doch stand dort eine neue Person. Mit Erstaunen und Befremden sah er am Ringfinger ihrer rechten Hand die gold glitzernde Fessel der Ehe. So viele Jahre waren seither auch wieder nicht vergangen, dachte er bei sich. Sie spielte mit ihrem Ring, drehte ihn hin und zurück. Er folgerte daraus, dass sie noch nicht lange verheiratet war und für einen kurzen Moment war er aus unerfindlichen Gründen erleichtert. Doch dann packte ihn wütender Ingrimm, er fühlte sich verletzt und zurückgewiesen. Er trank einen letzten hastigen Schluck aus seinem Sektglas und überlegte, einen Whisky oder Wodka Lemon zu bestellen, wie er es vorhin hatte tun wollen, bevor er auf halber Drehung über diesen kaum verhüllten Busen gestolpert war. Stattdessen weihte er den eilig herangewinkten Barkeeper tuschelnd ein, ihm ein kleines Bier und einen Caipirinha, ihren Lieblingsdrink, zu bringen, aber schnell und diskret. Der Barkeeper, ein mächtiger Glatzkopf mit russischem Schnauzer, nickte verständnisvoll ob des obskuren Verhaltens und machte sich routiniert abwesend an die Arbeit. Wie von Zauberhand baute sich das Bestellte auf dem Tresen auf und er ergriff die beiden Gläser, tastete sich langsam durch das hitzige Gewühl immer dem roten Kleid nach, die ihm einem hellen Stern inmitten tiefschwarzer Nacht gleich erschien. Fast hätte er sie verloren, als sie vor einem volltrunkenen Zweiteiler einen unvermuteten Haken schlug, aber er kannte die Sprunghaftigkeit, zu der sie bisweilen neigte, und folgte ihr ohne große Mühe. Als sie müde der gequälten Jagd, die hinter ihr ohne ihres Wissens stattfand, stehen blieb, nahm er die beiden Gläser umständlich in eine Hand und tippte ihr mit der anderen leise auf die Schulter. Ihr blitzendes Erkennen freute ihn, für einen Moment sah er wieder die Jeans, die weiße Bluse, die Strickjacke vor sich stehen. Dann nahm sie ihm dankend den Cocktail aus der Hand und sie stießen auf ihr Wiedersehen an. Nichts war zu spüren von vergangener Bitterkeit, zumindest verstellte sie sich gekonnt. Er stopfte sie mit belanglosem Gewäsch, um die vergangenen Jahre für sie auszufüllen, sich dabei immer auf das Unwesentliche konzentrierend – ja mir ging es gut ich komme gut voran in der arbeit habe mir eine größere wohnung genommen nein nicht im alten viertel sondern in einer reihenhaussiedlung am stadtrand der hund ist gestorben ja schade um ihn er war einfach alt. Sie hörte ihm scheinbar interessiert zu. Woraus er das schloss, war ihr verträumtes Spielen mit ihrem Haar, eine alte Gewohnheit, wenn sie jemanden zuhörte. In diesen Momenten war er irritiert von ihrem Kleid, ihrem Lippenstift, ihrer Frisur, ihrem Busen, als hätte sich seine ehemalige Freundin in den Körper einer anderen geschlichen. Trotzig erzählte er weiter all die Belanglosigkeiten, die sein Leben umrahmten, in dem festen Vorsatz, sich nicht von ihr verunsichern zu lassen. Schließlich hatte er geendet oder vielmehr wusste er nicht mehr, was er ihr noch sagen hätte können, ohne ins Persönliche zu gleiten, und stellte ihr stattdessen die alltäglichen Fragen, die man stellt, wenn man einen Menschen, den man früher gut gekannt hat und dem man sich über die Zeit entfremdet hat, unvermutet wieder trifft. Auch sie konnte mit ihrer detaillierten Beschreibung von Banalitäten glänzen. Was sie jedoch nicht verschwieg (wenngleich nur als Fußnote vorkommend), war ihre Hochzeit mit ihrer alten Jugendliebe, die vor zwei Jahren wieder in ihr Leben getreten war und als Mann, der aus seiner Kleinjungenrolle gewachsen war, alte und nie ausgesprochene Rechte eingefordert hatte. Er hatte sie dafür gut bezahlt und sich damit seinen eigenen, privaten Schwan gebastelt.
Und wo ist er jetzt?
Geschäftsreise in Italien.
Ah, Italien, sehr schön! War ich letztes Jahr, nur kurz, eine kleine Reise nach Rom, um die ewige Stadt mal zu besichtigen. Man kann nicht so alt werden wie ich ohne Rom gesehen zu haben.
Sie erwiderte, dass er keineswegs so alt sei.
Er zuckte hilflos mit den Schultern. Man ist so alt, wie man sich fühlt.
Sie mustere ihn abschätzig, strahlte dann und versicherte ihm, dass er sich keinen Deut verändert hätte. Obwohl er dies im Grunde als Beleidigung auffasste, raffte er sich zu einem Kompliment auf, dass sie schöner sei, als er sie in Erinnerung hatte. Er wusste nicht, ob das Wort schön den Kern der Sache traf, aber aufreizend oder verführerisch oder geil, was schon eher dem entsprochen hätte, was er meinte, schienen unangebracht zu sein. Sie schien ihn trotzdem zu verstehen und leckte sich geistesabwesend die Lippen, was ihn fast verrückt vor Begierde machte. Wie konnte dieses Vollweib, dieser Inbegriff fleischlicher Lust, das verflossene Entlein sein, das er damals die Toilette hinuntergespült hatte? Mühevoll zügelte er seine Begeisterung, spielte den selbstsicheren Eisklotz, doch zitterten seine Hände leicht, was sie bemerkte. Sie spöttelte über seinen Anflug von Verfrorenheit, meinte damit das heiße Brennen, das sein Körper auszuströmen schien und leckte sich beiläufig, diesmal aber ohne Zweifel bewusst, ein weiteres Mal über die Lippen. Es schien ihr zu gefallen, mit ihm, dem über sie jahrelang dominierenden Alphamännchen, spielen zu können. Sie kostete jeden Augenblick aus, betrieb den unbeabsichtigten Rollentausch bis zum Exzess. Am Ende war er nur noch ein wabbelndes Stück Schwanz. Er genoss es sogar, die Kontrolle über sich zu verlieren und ihr das zu zeigen, da es so gar nicht zu ihm passte. Mal etwas anderes ausprobieren, Rollen spielen, Kleider anlegen, dachte er bei sich, um sich wenigstens einen letzten Hauch von Kontrolle und damit Selbstidentifikation einreden zu können.
Nachdem er mit ihr fünfzehn Minuten über Belangloses geredet und sich dabei sexuell aufgeladen hatte, überraschte sie ihn mit einem festen Griff ihrer Hand. Sie zog ihn über die Tanzfläche, hauchte mit ihrem stolpernden, willenlosen Anhängsel durch die inzwischen nur noch matt zuckenden Menschenmassen durch und steuerte zielstrebig auf ein kleines Separee abseits des müden Getümmels zu. Vielmehr als eine schmuddelige, kleine Besenkammer war es nicht, was sich vor ihm auftat, aber ihr schien es zu genügen. Als die Tür ins Schloss fiel, kam sie über ihn wie eine hungrige Pantherin, schnell, geschmeidig und zerstörerisch. Er revanchierte sich, indem er ihr das knappe, rote Kleid in Streifen von der Haut abzog. Mit jedem Fetzen streifte er ein wenig von der alten Freundin ab und die Nackte, die schließlich vor ihm stand, ähnelte in ihrer zügellosen Leidenschaft seinem liebsten Mauerblümchen in keinster Weise mehr. Er fand es irritierend, dass sie – dem befremdlichen roten Kleid entwaffnet – ihm dennoch völlig fremd schien, sogar viel fremder als zuvor. Er kannte zwar die kleine, hufeisenförmige Narbe an ihrer linken Hüfte, das Muttermal auf ihrer rechten Brust, aber diese äußerlichen Nebensächlichkeiten traten in den Hintergrund, als sie an seinem Ohr nestelte und es begierig ableckte. Sie war so anders, so bestimmend und dominant, kaum etwas erinnerte an das apathische Wesen, das in Urzeiten unter ihm gelegen war und vor dem Höhepunkt zu winseln begonnen hatte.
Sie befahl ihm, sich auszuziehen. In ihrer Stimme lagen sowohl kaum verhüllte Lust als auch distanzierte Kälte. Sie konnte ihn unterwerfen, das war ihre Gelegenheit. Doch statt dagegen aufzubegehren und seinen alten Status zu fordern, genoss er es, ihr ausgeliefert zu sein. Eine tief vergrabene masochistische Neigung schien sich ihren Weg an die Oberfläche zu fressen. Sie stürzten sich mit leidenschaftlicher Begierde ineinander, er ließ seinen Trieben freien Lauf, sie tauchte immer wieder aus ihrer hitzigen Passion auf um ihn kalt mit Worten, mit Taten zu demütigen. Dies machte den Akt für ihn noch reizvoller, ihre unterkühlten Befehle gaben ihnen die Möglichkeit, Dinge zu tun, an die sie nicht gedacht hätten, wenn sie sich ihren animalischen Urinstinkten bedingungslos hingegeben hätten.
Und wenn uns jemand erwischt?
Sie leckte sich die Lippen, wie sie es vorhin schon zweimal getan hatte, ihre Zunge schien ihre tiefsten Wünsche zu offenbaren.
Da durchfloss ihn tiefste Erregung, die Begierde, erwischt zu werden. Er wollte es herausfordern. Er sah sich mitten auf der Tanzfläche mit ihr in wüster Vereinigung unter all den stampfenden Körpern, die nach einigen verständnislosen Sekunden auseinander stieben. Irritiertes Staunen, schockiertes Getuschel, Finger, die auf sie deuteten, entsetzte Mienen, manche auch amüsiert, einige wenige auch unverhohlen erregt. Doch niemand machte Anstalten, die beiden zu trennen oder gar aus dem Lokal zu werfen.
Als es vorbei war, spendeten einige der unfreiwilligen Zuseher grinsend Applaus, in den sie höhnisch einfiel.
Er schreckte hoch und blickte dem an den Knien leise flatternden roten Kleid nach. Unmerklich schüttelte er den Kopf, drehte sich auf seinem Hocker weiter und bestellte beim russischen Schnauzer einen Wodka Lemon.

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#2

Die Verflossene

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 27.08.2005 21:49
von sEweil (gelöscht)
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Hallo Roderich.

Lang ist es her, dass ich deine Geschichte gelesen habe und erst jetzt komme ich dazu etwas zu schreiben.

Sehe ich das richtig, dass der ganze Akt und das davor zwischen Prot. und Frau nur in seinem Kopf statt findet und es einen Bruch gibt, in dem Moment, als er beim Barmann bestellen will, wo seine Wünsche vordringen und zu dem Zeitpunkt, wo er aufschreckt und dann bestellt?

Mir gefällt deine Wortwahl, mir gefällt dein Stil.
Und vor allem mag ich die ganze Szenerie. Der Macho Typ, der sein Feen Wesen stehen hat lassen, weil es ihm nicht Frau genug war.
Der im Geiste über ihr steht und sie liegen hat lassen, weil sie ihm nicht gut genug war und die er nun wieder sieht und sie als errotische Frau wahrnimmt, die alles hat, was er gerne hätte - die er aber nicht mehr hat und er denkt sich hinein, in das, was er sich mit ihr wünscht und denkt es aber nur und steigt dafür sogar von seinem Thron hinab, geht runter unter die Frau und gefällt sich darin.
Das ist es, was mir so gefällt, weil er, als Macho, sich unter die Frau begiebt, weil er sie haben möchte, doch nicht kriegen kann, nur im Gedanken.

Ich hoffe das reicht dir, an Beitrag zu deinem Werk, eigentlich reicht es einem nie, aber mehr kann ich im Moment nicht geben, ich hoffe du verzeihst.

Lg sEweil.

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#3

Die Verflossene

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 29.08.2005 09:17
von Roderich (gelöscht)
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Hallo sEweil,

Vielen Dank für deine Antwort. Was kann man sich mehr erwarten? Wenn man immer eine drei Seiten lange Kritik zu jedem Werk abgeben würde, dann könnten wir uns gleich alle arbeitslos melden. Und deine Interpretation ist durchaus umfangreich und hat mir viel Freude bereitet.

Du hast recht, dass sich der ganze Akt im Kopf des Protagonisten abspielt. Während er sich zum Barkeeper umdreht, sieht er seine Verflossene, ab dann ist dann alles nur noch Phantasie. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass nicht einmal sicher ist, dass er seine Verflossene überhaupt gesehen hat. Es wäre denkbar, dass er im Vorbeihuschen nur jemanden gesehen hat, die seine Verflossene sein könnte. Aber das spielt hier auch keine Rolle und ursprünglich war es von mir auch nicht so angedacht. Ich wollte nur kurz aufzeigen, dass sich zwar der Zeitpunkt, an dem das reale Geschehen ins Phantastische abgleitet, zwar nicht auf die Sekunde genau bestimmen lässt, aber du die Sache eigentlich ganz richtig gesehen hast.

Du siehst den Inhalt eigentlich genau so wie ich, deine Worte kann ich hundertprozentig unterschreiben. Mir ging es grundsätzlich darum, zu beschreiben, dass man sich nichts mehr wünscht als das, was man selbst einmal hatte und dann (ob aus eigenem Verschulden oder sonst irgendwie) verloren hat. Du hast den Inhalt noch etwas detaillierter aufgezeigt als ich beim Schreiben wirklich beabsichtigt habe. Die Zusammenhänge, die du aufgezeigt hast, sind mir eher unwillkürlich reingeschlüpft, so wie ich überhaupt nach de Schreiben selbst immer überrascht bin, welche Bedeutungsebenen ich unbewusst noch hineingepackt habe. Der Macho war ursprünglich von mir nicht beabsichtigt - ich habe zunächst nur einmal einen unzufriedenen Typen an der Bar gesehen. Der Rest hat sich von alleine ergeben. Aber ist es nicht genau das, was das Schreiben so spannend macht? In welche Richtung werden die Protagonisten gehen, wer sind sie überhaupt? Fragen, die sich bei mir eigentlich erst während dem Schreiben stellen und dann oftmals erst danach, wenn alles fertig ist, beantworten lassen.

Jedenfalls freut es mich sehr, dass dir mein kleines Werkl gefallen konnte. Ich werde mir Mühe geben, auch in Zukunft Lesbares abzuliefern.

Grüße

Thomas

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#4

Die Verflossene

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 02.09.2005 15:39
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Roderich,

da ist mir doch fast Deine Geschichte durch die Finger geschlüpft. Ich habe sie mit Begeisterung gelesen. Mit Begeisterung deshalb, weil sich alles so wunderbar ineinander fügt. Es gab zwei Stellen, bei denen ich mit der Stirn runzelte. Die eine war die, wo sich in der Bar plötzlich dieses Separee befindet. Ich dachte "Klischee". Dann als seine Ex ihm beim Ausziehen immer fremder wird. Ich hätte gewettet, sie müßte ihm eher vertrauter werden. Aber nach der Auflösung mit der Fantasie machte es perfekt Sinn. Denn das sind die Logiken einer sexuellen Fantasie und nicht die des wirklichen Lebens. Ebenso wie das Verlagern des Aktes auf die Tanzfläche. Daher musste ich bei der Auflösung sehr schmunzeln.
Auch wie Du zu beginn diese für ihn erotisch aufgeladene Atmosphäre beschreibst leitet das ganze gut ein.
Auch die Beschreibung des Smalltalks der beiden fetzt.
Ich finde es aber auffällig, dass die Sprache bei den ersten Absätzen noch etwas ungelenk wirk. Wohingegen sie zum Ende hin immer lockerer wird. Ich würde mir überlegen den Anfang nochmal zu überarbeiten. Z.B. "Sich lässig nach dem Barkeeper umdrehend, um etwas Hochprozentiges zu bestellen, fiel sein Blick im Vorübersausen auf ein knallrotes Dekollete, prall ausgefüllt mit blank-rosa Fleisch." Das Partizip 1 mit umdrehend zzgl. erweiterter Infinitiv mit "um zu" ist zu viel. Sowas würde ich versuchen anders zu lösen.

Soviel von mir. Nur noch eins: Weiter so.

Grüße
GerateWohl

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#5

Die Verflossene

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 02.09.2005 16:44
von Roderich (gelöscht)
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Hallo GerateWohl,

vielen Dank für dein Feedback und deine lobenden Worte. Es freut mich sehr, dass mein Text in deinen Augen wohl geraten ist.

Das mit der sexuellen Fantasie hast du ganz richtig erkannt. Das war auch so ein Punkt, auf den ich hinaus wollte. Schön, dass es geklappt hat.

Was den Feinschliff betrifft, so hast du sicher Recht. Da könnte ich mich mal dransetzen. Mal sehen, wie mich die Muse küsst (oder auch ins Separee führt ... ) Die bildreiche Sprache war für mich mehr oder weniger ein Experiment, da sie grundsätzlich zwar meinem natürlichen Sprachgebrauch nahe kommt, aber dennoch hier sehr extrem geführt wird. Insofern ist mir das manchmal ganz gut gelungen, an anderen Stellen wiederrum nicht so sehr. Am Ende nimmt die Bildgewalt dann doch ein wenig ab, wie mir scheint, ich verfalle sozusagen wieder in meine angeborene Schnauze und insofern wirkt es am Ende vielleicht ein wenig lockerer. Da kann ich wirklich ansetzen. Danke dir für den Hinweis.

So, bleibt mir nur zu sagen: Es war mir ein Vergnügen, von dir gelesen zu werden und es freut mich sehr, dass du dabei auch noch Vergnügen hattest.

Grüße

Thomas

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