#1

schlaflos

in Liebe und Leidenschaft 06.07.2005 00:06
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Das Herz in meiner Brust will fast zerspringen,
so sehr verzehr ich mich nach dir
und hör die Lieder deiner Saiten klingen,
ich werd noch krank, verzweifle schier.

Ach, Tausend Meilen bin ich schon gelaufen,
vor dir und deiner Macht zu fliehn.
Ich kann Gesundung von dir nicht erkaufen
und laß den Wahnsinn mich erziehn.

Du kannst nicht heilen, was du selbst verwundet,
was mich im Innern fast zerstört:
Was ich an Gift nahm, hat mir doch gemundet
und was ich trank, hat mich betört.


"Liebe ist durchaus Krankheit" - Novalis


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#2

schlaflos

in Liebe und Leidenschaft 06.07.2005 10:57
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Richard,

metrisch fehlerlos, sprachlich sehr klassisch mit einem Hang zum Anachronismus und die Reime sind rein...

Inhaltlich ist sehr schön der Zustand des Liebeskranken umschrieben, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob der olle Novalis in diesem Zusammenhang die Liebe als psychische Störung (so wirken Deine Zeilen zeitweise) oder eher als physischen Schmerz des Verlangens und Sehnens empfunden hat. Aber jeder hat eben so seine Interpretation von liebeskrank ...

Was mir gefällt, ist die Einsicht des lyrischen Ichs, sich in geradezu masochistischer Zielsicherheit selbst in diesen Zustand versetzt zu haben und die Erkenntnis, dass Heilung ausgerechnet vom Urheber dieser Gefühle nicht zu erwarten ist. Eigentlich ein sehr negatives Verständnis von Liebe, dass so gesehen in der Zweisamkeit keine Gesundung liegt. Aber die Flucht, wie es das lyrIch betreibt, scheint ja ebenfalls keine Alternative zu sein.

Die letzten beiden Zeilen sind auf die Aussage bezogen ein wenig doppelgemoppelt, ist aber eigentlich egal. Der Titel, den ich diesmal trotz des weiterhin aufdringlichen Versteckspiels gefunden habe , sagt mir - obwohl er recht unspektakulär ist - insofern zu, dass er zumindest in mir zunächst noch andere inhaltliche Erwartungen weckte.

Sehr gern gelesen,


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#3

schlaflos

in Liebe und Leidenschaft 06.07.2005 11:26
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Vielen dank, Mafiosi, für Interpretation und das Gefallen!
Und danke auch für den Anachronismus, so soll es auch sein!

Und ich glaube Novalis wusste von was er sprach...

Viele liebe Grüße
Richard

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#4

schlaflos

in Liebe und Leidenschaft 08.07.2005 19:29
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Richy

Manchmal hast du eine Art zu schreiben, dass ich froh bin, dass mein Kopf angewachsen ist. Sonst würde er womöglich, vor lauter Nicken, auf die Tastatur fallen.

Gefällt mir, es braucht hier auch keine grossen Bilder, weil durch die "einfachen" Worte, das Masochistische, diese Selbtszerstörung, die zwar erkannt, jedoch nicht aufgehalten werden kann, gut zum Ausdruck kommt.

Das kommt jetzt fast einem Outing nahe, aber ich kenne dieses Scheiss-Gefühl!

Gruss
Margot

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#5

schlaflos

in Liebe und Leidenschaft 08.07.2005 21:23
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Vielen, vielen Dank, meine liebe Marge - dass es dich trifft, habe ich mir fast gedacht oder - zumindest gehofft!
Danke!

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