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#1
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
TITANIC
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.06.2005 18:07von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Titanic
Dumpf liegt das Dock im schweren, graugelben Morgennebel.
Nur Schiffssirenen unterbrechen das trostlose Bild, fernwehbehaftet,
mit ihrem Konzert in Moll.
Die Natur hat alles wieder erobert. Grüne Schlinggewächse umgarnen
die filigranen Gittermasten der Portalkrane. Braunrostend döst der Stahl
dem Abbruch entgegen.
John hat den Kragen seiner schweren Jacke hochgeschlagen. Die Mütze
ist tief in die Stirn gezogen.
Sein wettergegerbtes, von Narben und Furchen gezeichnetes Gesicht, bleich.
Die stahlblauen Augen haben ihren Glanz verloren und blicken tot in die Ferne.
Er wirkt wie ein Teil des Ganzen. Vergessen.
Bunte Bilder ziehen an ihm vorbei. Was war das für ein Leben hier.
Tosende Dampfhämmer, das dröhnende Konzert der schweren Niethämmer.
Die Werft hatte ihr Eigenleben, wie ein gewaltiges Tier. Auch verschlang
sie Menschenleben. Viele tödliche Unfälle hatte es gegeben. Die Vorarbeiter,
in schwarzen Anzügen, schritten wie Könige durch die Massen. Herren
über Wohl und Weh. Mit einem Fingerzeig konnten sie einstellen und entlassen.
Tausende hatten Broterwerb. Hart war der Job und gefährlich.
Tonnenschwere Schiffsteile hingen an den riesigen Kränen.
Fast schwerelos schwebten diese braunen Giganten an den für sie vorgesehenen Platz.
Wurden mit glühenden Nieten, von tausenden Niethämmern, zusammengefügt.
Diese grossen, majestätischen Schiffe wurde hier gebaut. Die grössten ihrer Zeit.
Titanisch gross. Ja, eines war die „Titanic.“
Sein Sohn James hatte auch hier gearbeitet. Die Augen werden feucht, glitzern
Wie stolz er auf seinen Jungen war. Jeden Morgen schlossen sie sich dem Heer
der Docker an, den Essentopf in der Hand. James war gerade siebzehn Jahre alt.
Ein guter Arbeiter. Er hatte eigene Ideen und wurde von seinem Vorarbeiter Mc Holm gefördert. Sicher hätte er es zum Vorarbeiter geschafft. Ein Zucken umspielt seinen Mund und
in die Augen kehrt etwas Glanz zurück. Hoch aufgeschossen, mit seinen blonden Haaren unter der Kappe und immer das Lachen eines Lausbuben im Gesicht. Der alte Mann seufzt
und seine Gestalt strafft sich leicht. Mary, seine Frau war damals schon krank. Die Arztkosten
konnten sie gemeinsam aufbringen. Aber es wurde nicht besser. Die vielen Kinder, die feuchte Wohnung. Der Glanz aus seinen Augen war verschwunden.
An jenem Tag im September wurde James zu Mc Holm gerufen. „James, mein Junge, du bist dabei“, das waren seine Worte. Voller Freude war er gekommen. „Dad ich bin ausgewählt worden in der Begleitcrew das Schiff, die Titanic, auf der Jungfernfahrt nach New York zu begleiten“ Die blauen Augen unter der Lockenstirn strahlten so viel Lebensfreude und Hoffnung aus.
Dann der Abschied. Er brachte ihn an die Gangway. Das war ein Hallo. So viel Stolz und Zuversicht in den Gesichtern.
Das riesige Schiff lag wie ein Dinosaurier am Pier. Die Schornsteine spieen schwarzen Rauch.
Wie Himmelsleitern lagen die Gangways an seinem Bauch. Reporter tauchten alles in Blitzlichtgewitter. Blaskapellen spielten.
Er konnte sich nicht recht freuen. War es eine Ahnung?
„Dad, mach doch nicht so ein finsteres Gesicht. Bis bald. Wenn nicht, dann in
einem anderen Leben.“ Das waren seine letzten Worte. Er lachte wie immer, schob die Mütze in den Nacken und ging die Gangway hinauf, ohne sich noch einmal umzusehen.
Dumpf liegt das Dock im schweren, graugelben Morgennebel.
Nur Schiffssirenen unterbrechen das trostlose Bild, fernwehbehaftet,
mit ihrem Konzert in Moll.
Die Natur hat alles wieder erobert. Grüne Schlinggewächse umgarnen
die filigranen Gittermasten der Portalkrane. Braunrostend döst der Stahl
dem Abbruch entgegen.
John hat den Kragen seiner schweren Jacke hochgeschlagen. Die Mütze
ist tief in die Stirn gezogen.
Sein wettergegerbtes, von Narben und Furchen gezeichnetes Gesicht, bleich.
Die stahlblauen Augen haben ihren Glanz verloren und blicken tot in die Ferne.
Er wirkt wie ein Teil des Ganzen. Vergessen.
Bunte Bilder ziehen an ihm vorbei. Was war das für ein Leben hier.
Tosende Dampfhämmer, das dröhnende Konzert der schweren Niethämmer.
Die Werft hatte ihr Eigenleben, wie ein gewaltiges Tier. Auch verschlang
sie Menschenleben. Viele tödliche Unfälle hatte es gegeben. Die Vorarbeiter,
in schwarzen Anzügen, schritten wie Könige durch die Massen. Herren
über Wohl und Weh. Mit einem Fingerzeig konnten sie einstellen und entlassen.
Tausende hatten Broterwerb. Hart war der Job und gefährlich.
Tonnenschwere Schiffsteile hingen an den riesigen Kränen.
Fast schwerelos schwebten diese braunen Giganten an den für sie vorgesehenen Platz.
Wurden mit glühenden Nieten, von tausenden Niethämmern, zusammengefügt.
Diese grossen, majestätischen Schiffe wurde hier gebaut. Die grössten ihrer Zeit.
Titanisch gross. Ja, eines war die „Titanic.“
Sein Sohn James hatte auch hier gearbeitet. Die Augen werden feucht, glitzern
Wie stolz er auf seinen Jungen war. Jeden Morgen schlossen sie sich dem Heer
der Docker an, den Essentopf in der Hand. James war gerade siebzehn Jahre alt.
Ein guter Arbeiter. Er hatte eigene Ideen und wurde von seinem Vorarbeiter Mc Holm gefördert. Sicher hätte er es zum Vorarbeiter geschafft. Ein Zucken umspielt seinen Mund und
in die Augen kehrt etwas Glanz zurück. Hoch aufgeschossen, mit seinen blonden Haaren unter der Kappe und immer das Lachen eines Lausbuben im Gesicht. Der alte Mann seufzt
und seine Gestalt strafft sich leicht. Mary, seine Frau war damals schon krank. Die Arztkosten
konnten sie gemeinsam aufbringen. Aber es wurde nicht besser. Die vielen Kinder, die feuchte Wohnung. Der Glanz aus seinen Augen war verschwunden.
An jenem Tag im September wurde James zu Mc Holm gerufen. „James, mein Junge, du bist dabei“, das waren seine Worte. Voller Freude war er gekommen. „Dad ich bin ausgewählt worden in der Begleitcrew das Schiff, die Titanic, auf der Jungfernfahrt nach New York zu begleiten“ Die blauen Augen unter der Lockenstirn strahlten so viel Lebensfreude und Hoffnung aus.
Dann der Abschied. Er brachte ihn an die Gangway. Das war ein Hallo. So viel Stolz und Zuversicht in den Gesichtern.
Das riesige Schiff lag wie ein Dinosaurier am Pier. Die Schornsteine spieen schwarzen Rauch.
Wie Himmelsleitern lagen die Gangways an seinem Bauch. Reporter tauchten alles in Blitzlichtgewitter. Blaskapellen spielten.
Er konnte sich nicht recht freuen. War es eine Ahnung?
„Dad, mach doch nicht so ein finsteres Gesicht. Bis bald. Wenn nicht, dann in
einem anderen Leben.“ Das waren seine letzten Worte. Er lachte wie immer, schob die Mütze in den Nacken und ging die Gangway hinauf, ohne sich noch einmal umzusehen.
#2
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
TITANIC
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 23.06.2005 20:02von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Knud
Was mir beim ersten durchsehen, sofort aufgefallen ist:
Die Geschichte ist etwas verwirrend.
Ich weiß nicht, wo sich der Vater eigentlich befindet.
Ist er in der Werft? Oder auf dem Deck eines Schiffes?
Ist er gar auf der Titanic und ein Geist?
Dann, finde ich, dass die Geschichte sehr kurz ist.
Du hast zwar einen schönen Abgang produziert, mit dem Lächeln am Ende, doch hättest Du dem Leser die Charaktere etwas näher bringen können.
Die Titanic, ist meiner Meinung nach, auch schon literarisch so abgetappt, dass es schwer ist noch etwas interressantes über dieses Schiff zu schreiben (aber, ich klaue ja auch was das Zeug hält...haha).
Warum nimmst Du kein anderes Schiff? Tja.
Aber Du hast zeitweise sehr schön bildlich beschrieben.
Leg die Geschichte das nächste mal etwas länger an, dann kannst Du sie besser ausbauen.
Lg Gem
Was mir beim ersten durchsehen, sofort aufgefallen ist:
Die Geschichte ist etwas verwirrend.
Ich weiß nicht, wo sich der Vater eigentlich befindet.
Ist er in der Werft? Oder auf dem Deck eines Schiffes?
Ist er gar auf der Titanic und ein Geist?
Dann, finde ich, dass die Geschichte sehr kurz ist.
Du hast zwar einen schönen Abgang produziert, mit dem Lächeln am Ende, doch hättest Du dem Leser die Charaktere etwas näher bringen können.
Die Titanic, ist meiner Meinung nach, auch schon literarisch so abgetappt, dass es schwer ist noch etwas interressantes über dieses Schiff zu schreiben (aber, ich klaue ja auch was das Zeug hält...haha).
Warum nimmst Du kein anderes Schiff? Tja.
Aber Du hast zeitweise sehr schön bildlich beschrieben.
Leg die Geschichte das nächste mal etwas länger an, dann kannst Du sie besser ausbauen.
Lg Gem
#3
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
TITANIC
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 26.06.2005 16:18von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Hallo Gemini,
danke für Dein Interesse. Also der Vater steht auf der Werft, die seinerzeit extra für den Bau der Titanic und ihres Schwesterschiffes errichtet wurde. Zeit 30 er Jahre des letzten Jahrhunderts. Diese Werft soll abgerissen werden. Alles modert vor sich hin und wartet auf das FINALE. Hier überkommen ihn die Erinnerungen.
Na klar, Du hast recht das kann man richtig schön entwickeln. Aber es ist doch eine kurze Geschichte und ich habe gedacht, dass sie dem Leser viel Spielraum geben soll?? War vielleicht zu kurz. Übrigens, auch hier gibt es einen realen Hintergrund. Ich habe eine Dokumentation von einer Familie gelesen bei der Vater und Sohn auf dieser neuen Werft an der Titanic arbeiteten. Der Sohn wurde als Begleitmannschaft zur Jungfernfahrt ausgewählt. Er kam nicht zurück.
Liebe Grüsse
Knud
danke für Dein Interesse. Also der Vater steht auf der Werft, die seinerzeit extra für den Bau der Titanic und ihres Schwesterschiffes errichtet wurde. Zeit 30 er Jahre des letzten Jahrhunderts. Diese Werft soll abgerissen werden. Alles modert vor sich hin und wartet auf das FINALE. Hier überkommen ihn die Erinnerungen.
Na klar, Du hast recht das kann man richtig schön entwickeln. Aber es ist doch eine kurze Geschichte und ich habe gedacht, dass sie dem Leser viel Spielraum geben soll?? War vielleicht zu kurz. Übrigens, auch hier gibt es einen realen Hintergrund. Ich habe eine Dokumentation von einer Familie gelesen bei der Vater und Sohn auf dieser neuen Werft an der Titanic arbeiteten. Der Sohn wurde als Begleitmannschaft zur Jungfernfahrt ausgewählt. Er kam nicht zurück.
Liebe Grüsse
Knud
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