#1

Vergewaltigung

in Liebe und Leidenschaft 09.06.2005 22:16
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Du kamst in dieser Nacht und Licht erhellte mir nichts mehr.
Im Dunkel tatest du was deine Liebe fordert.
Es war nur die maßlose Willkür und nicht mein Begehr.
Nie hätte ich die Engel zur Sünde beordert.

Wie schwarzes Öl entglitten blinde Schatten meiner Haut,
zersetzten noch den Traum, den du zuvor zerstörtest.
Und Deine süße Stimme war so duftig aufgeraut,
als du mein Bitten und mein Flehen überhörtest.

Gequält erblick ich Sieche, wie der Sonnenschein erlischt.
Ersehne mir zermalmt ein ähnliches Vergehen.
Dein böser Zauber hat mir längst schon Tat und Traum vermischt:
Geschunden möchte ich in deinem Arm verwehen.

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#2

Vergewaltigung

in Liebe und Leidenschaft 09.06.2005 23:42
von kein Name angegeben • ( Gast )
Nun, ein recht ungewöhnlicher Ausgang für eine Vergewaltigung.

Die zweite und dritte Strophe gefallen mir sehr. starke Bilder in einen passenden sprachlichen Rahmen gefasst. Hier kommt eine ganze Menge an "verdichteten" Gefühlen rüber. Soll heißen, dass da viel zwischen den Zeilen steht. Und das ist gut.

Die erste Strophe empfinde ich als im Vergleich dazu einfach schlecht. Formal stört der Fall aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu "was Deine Liebe fordert". Und der vierte Vers steht absolut zusammenhanglos im Raum Deiner Bilder. Er strunzt mit der Hässlichkeit des Vereinsamten.

Metrisch habe ich es nicht analysiert. Es scheint mir alles in allem geringfügig verbesserungsfähig, was diesen Punkt anbelangt.

Gefällt mir sehr gut! (außer Strophe 1)

liebe Grüße,
Flam

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#3

Vergewaltigung

in Liebe und Leidenschaft 10.06.2005 08:11
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Hi Flam,

das freut mich aber, dass du mein Gedicht würdigst!

Ich kann mich hier leider nicht verteidigen und muß die Kritik annehmen: Komischerweise war es diesmal die Erste Strophe, die mir Kopfschmerzen bereitete und nicht die Letzte, wie sonst.
Der Gegenwart-Vergangenheits-Wechsel ist mir nicht aufgefallen. Eigentlich sollte es schon Vergangenheit sein...Schade, dass man hier keine Elision verwenden kann hehe
Die letzte Strophe ist eigentlich gar nicht so einsam, es bezieht sich eigentlich auf die Strophe davor. Aber Recht hast du dennoch-besonders gut ist sie wirklich nicht.
Bei der Metrik habe ich zeitweise etwas gemogelt: Mit einer "besonderen" Betonung liest es sich m.E. aber.

Vielen Dank für Kritik und Lob. An der ersten Strophe werde ich mich noch ein bischen austoben.

LG
Richard

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#4

Vergewaltigung

in Liebe und Leidenschaft 10.06.2005 09:55
von kein Name angegeben • ( Gast )
Uh, sorry! Da hab ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.

Ich finde auch, dass dritte und letzte Strophe sehr gut zueinander passen. Ich meinte mit einsam die letzte Zeile der ersten Strophe. Das Engelsbild taucht dort zu unvermittelt und Zusammenhanglos auf, um sich gut einzufügen.

Und was die Würdigung anbelangt: Die ist verdient. Um so mehr, falls es Dir gelingt, die Qualität der ersten Strophe auch noch zu steigern.

liebe Grüße,
Flam

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#5

Vergewaltigung

in Liebe und Leidenschaft 10.06.2005 13:33
von Hojaro (gelöscht)
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Hallo

Du betonst Sünde xX, Richard? Oder wie kann man sich die metrische Form des vierten Verses der ersten Strophe sonst vorstellen? Auch der dritte Vers der ersten Strophe ist eigenartig unrund (im Vergleich zum zu reimenden Vers), wo du doch sonst sehr in einem strengen metrischen Schema schreibst.

Ich zeichne mal die erste Strophe auf:

Du kamst in dieser Nacht und Licht erhellte mir nichts mehr.
Im Dunkel tatest du was deine Liebe fordert.
Es war nur die maßlose Willkür und nicht mein Begehr.
Nie hätte ich die Engel zur Sünde beordert.

xXxXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXx (Komma nach du fehlt!)
xXxxXxxXxxXxxX (schöner auftaktiger Daktylus )
xXxXxXxxXxxXx

Des Weiteren verstehe ich im letzten Vers der vierten Strophe das Verwehen nicht. Kann denn jemand (eine Person) verwehen?

Das Gedicht ist aber auch mit den metrischen Stolpersteinen flüssig lesbar. Nur finde ich, dass du es mit den Hebungen vielleicht manchmal übertreibst. Sieben Hebungen (jambisch) im Wechsel mit sechs Hebungen sind doch sehr viel und erscheinen mir bei diesem Thema auch nicht so recht passend. Mit diesen vielen Hebungen wirkt das Gedicht so verklärt, obwohl es doch dem anfänglichen Thema nicht entgegenkommt.
Wäre ein Trochäus mit weniger Hebungen nicht passender gewesen?

Vielleicht hättest du die ungewöhnliche Conclusio auch mit einem metrischen Wechsel belegen können, damit sich dieser letzte Vers ein wenig abhebt. So, wie du es jetzt hast, leiert man ein wenig.

Liebes Grüßchen,

Hojaro

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