#1

Der alte Seemann

in Düsteres und Trübsinniges 24.05.2005 16:12
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Der alte Seemann

Altersgebeugt, müde und schwer,
steht er am Fluss der Zeit.
Vom Poller schaut hinaus auf das Meer,
zum Abschied ist er nun bereit.

Die Kappe hockt auf greisem Haar,
zerfurchte Landschaft im Gesicht.
Vergangenes, schon nicht mehr wahr,
heut plagt ihn nur die alte Gicht.

Das Glas vor sich, trocken und leer,
den letzten Zug hat er getrunken.
Der Weg, nun ohne Wiederkehr,
Klabautermann hat ihm gewunken.


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#2

Der alte Seemann

in Düsteres und Trübsinniges 25.05.2005 10:07
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Knud,

ich finde Dein Gedicht ganz schön. Es ist so ganz rund, und das Bild von dem Winkenden Klabautermann finde ich gut.
Es ist aber für mein Gefühl so eine Mischung aus sehr schönen originellen Bildern und sehr abgegriffenen Metaphern.
Die Kappe, die auf dem greisen Haar "hockt", gefällt mir sehr gut. Aber der Fluss der Zeit und die zerfurchte Landschaft im Gesicht finde ich etwas arg abgegriffen, wird dem Rest nicht gerecht.

Noch eine Anmerkung zum Rythmus. Der erste Vers der letzten Strophe holpert ziemlich.

Das Lebensglas, trocken und leer,
xXxXXxxX

Wenn Du schreibst:

Das Lebensglas ist trocken, leer,
xXxXxXxX

stimmt's wieder mit dem Rest. Oder irgendwie anders. Jedenfalls würde ich noch versuchen, den Vers metrisch in den Griff zu bekommen.
Ich persönlich finde es übrigens überflüssig vom Lebensglas zu sprechen. Das ist etwas viel. Wenn Du einfach schreibst,
"Das Glas ist trocken und leer, den letzten Zug hat er getrunken." ist auch klar was gemeint ist, und ich finde es etwas interessanter, nur dann wäre der Vers natürlich zu kurz. Also, das sind jetzt keine runden Lösungsvorschläge von mir. Ich wollte nur verdeutlichen, was ich meine.

Grüße
GerateWohl

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#3

Der alte Seemann

in Düsteres und Trübsinniges 25.05.2005 15:29
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Hallo GerateWohl,
danke für Dein Interesse. Du hast recht, das was Du schreibst ist mir auch aufgefallen (missfallen).
Da ich ein unverbesserlicher "Neoklassiker bin und Reimfetischist" unterliege ich manchmal der Versuchung das hinzubiegen. (grins) Ich denke nochmal die Sache durch.
Nun zu den Begriffen Landschaft im Gesicht und Strom der Zeit. Hm.. auch wenn abgegriffen, durch die ollen wie Goethe & Co, passt Wasser hier finde ich ganz gut (Meer,Seemann,Lebensende) Die Landkarte im Gesicht war von mir so gedacht, dass der Olle überall herumgekommen ist und das hat Spuren hinterlassen. Auch wenn abgegriffen passt es doch irgendwie?
Beim Glas gebe ich Dir recht. Werde das ändern.
Liebe Grüsse
Knud

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#4

Der alte Seemann

in Düsteres und Trübsinniges 25.05.2005 17:00
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Knud,

noch ein Problem, das ich mit dem Fluß oder Strom der Zeit habe. Entweder er schaut aufs Meer oder auf den Fluß/Strom. Beides gleichzeitig geht nicht. Und das Meer ist ja kein Fluß. Es sind nur beides Gewässer, aber unterschiedliche und das Meer fließt nicht.

Grüße
GerateWohl

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#5

Der alte Seemann

in Düsteres und Trübsinniges 25.05.2005 20:01
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Nun das Meer ist hier ein realistisches Gewässer.(grins) der Fluss der Zeit eine Metapher für den Verlauf (Ablauf) des Lebens.(grins) Aber das weisst Du sicher.(grins,grins)
Übrigens giebt es den Gezeitenstrom im Meer ,also der Wechsel von Ebbe und Flut ,also von Kommen und Gehen.
Liebe Grüsse
Knud

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