#1

Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 10.04.2009 09:03
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

zuletzt bearbeitet 24.11.2018 20:57 | nach oben

#2

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 01.05.2009 14:48
von PaulAuster (gelöscht)
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Hallo Gemini,

der leicht buk'sche Duktus ist herauszulesen, ja, nur strauchelt der Text an einigen Stellen doch arg. Seien es nun die Bilder oder die Rechtschreibung - der Text wirkt mitunter nicht, wie er könnte. Aber Punkt für Punkt:

Zuerst: Die Initiale am Versbeginn jeweils haben keine Funktion für das Gedicht. Du könntest überlegen, sie wegzulassen. Vielleicht sind sie einer Tradition geschuldet, mag sein, für mich aber sind sie hier unnötiges Getrimme ohne Fundament.

Rechtschreibung: Ami kommt von Amerika und nicht von Amy Winehouse. Bitte mit "i". Und Schnauze statt "Schnautze" bitte - das Maul ist kein Schützenfest.

Zwiebelfisch: Sinn macht man nicht, Sinn ergibt sich. An dieser Stelle aber kann man wahrlich geteilter Meinung sein, da der Englischlehrer eben das Denglisch durchaus plausibel macht.

Mit dem Mittelteil/Endteil des Gedichtes habe ich in puncto über einen Kamm scheren so meine Probleme. Man muss die Passage gar nicht als antiamerikanisch verbrämt lesen, als voreingenommen retrospektiv im fiktiven Sinne, denn Du kontrastierst ja mit einem anders bewaffneten "Europäer". Da muss man nicht papierhäutig werden (obschon das Ende und die Koreaverweise nun wirklich wieder ordentlich an der Zündschnur knabbern, den Fokus englumig halten). Das ist aber nicht mein eigentliches Problem mit dem Text an dieser Stelle.

Womit ich hadere, ist, dass der Text von Beginn an alles andere will, als stereotyp zu sein, das Subjekt des Gedichtes will nicht stereotyp sein und die Sprache mag das auch nicht. Dann aber wartest Du mit einem Satz Tankstellenblumen auf. Der per-se-Ami und sein vermeintlich universelles Gehabe. Das passt für mich so gar nicht in das Konzept eines Textes, der frei sein will und indem sein Subjekt sich als 'anders' und umsichtig kontrastiert.

Bildsprache: Das Bild des Gehirntumors ist ordentlich ungelenk und bricht sich selbst entzwei. Der Satz mag zwar rollen, aber Tumore rollen seltenst bis gar nicht. Beide Bilder gehen so nicht zusammen. Ein Tumor frisst, er kriecht, schleicht oder drosselt, er verdrängt - er streut. Letzteres würde ich vielleicht verwenden, um den Vergleich stimmig zu halten. Schlicht den "Satz" in gestreute Wörter auffasern und so einbinden. Dann funktioniert das Bild wieder. Ad hoc tut es das nicht.

Grüße
Auster
zuletzt bearbeitet 01.05.2009 17:49 | nach oben

#3

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 12.05.2009 15:30
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Hallo Auster

Sorry für die späte Rückmeldung, aber ich bin momentan zwischen den Kontinenten hin und her gerissen. Ich will im Moment auch gar nicht recht auf deine Kritik eingehen, weil ich beruflich unter starkem Druck stehe.
Ich habe deine Kritik noch in Österreich gelesen und mir ist eigentlich aufgefallen, dass du nicht den Ansatz erkannt hast, den ich vorbereitet hätte. So steht dieses Werk nicht als fertiges Gedicht da, sondern ist vielmehr als ein Abriss meiner Gedanken. Auch ist der Abriss eine Doppeldeutigkeit, die den Abriss von Dresden symbolisieren soll.
Das Gedicht an sich, ist handwerklich sauber verfasst, weil verschiedene Komponenten auf einander prallen. So ist die Naivität genauso Plan wie auch das vermeintlich Reale. Es wurde ein Werk daraus, welches ich sicher nicht bereue. Natürlich mag der eine oder andere Fehler in den Zeilen sein, aber an der englischen Sprache mangelt es mir nicht. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich momentan mehr englisch spreche als du das tust, und das richtige englisch ist eben so beschissen.
Bitte entschuldige meine knappe Antwort. Ich werde mich in bälde wieder mehr einbringen.
Danke für deinen Beitrag.

Lieben Gruß

Gem

Ps.: Dieses Gedicht ist Dresden und seinen Bürgern gewidmet.


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#4

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 12.05.2009 16:27
von PaulAuster (gelöscht)
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Gem, es heißt, da magst Du fünfmal so viel Englisch reden und schreiben: Ami und Amy, Schnauze nicht Schnautze usw usw usw; alles andere: siehe oben
zuletzt bearbeitet 12.05.2009 16:29 | nach oben

#5

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 12.05.2009 16:35
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Meine Güte, dann ist das eben falsch. Lass dich eben auf eine Analyse des Gedichts ein wenn dir danach ist. Die Rechtschreibfehler mag ich leicht ausmerzen. Sag mir lieber was der Inhalt birgt.
Ich bin nicht überheblich, nur bin ich gerade wirklich nicht auf Streit aus. Ich habe mich ja auch bei dir entschuldigt und das auch ernst gemeint. Analysiere das Gedicht doch nach psychologischen Grundsätzen. Analysiere es doch nach Sinnebenen und Verstrickungen. Du wirst erkennen, dass es gar so dumm nicht ist.
Bitte Auster. Ich bin momentan nicht fit. Aber bitte versuche das Gedicht zu erfassen. Wenn es dich morgen noch interressiert, dann reden wir weiter.

Lieben Gruss

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#6

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 12.05.2009 18:51
von PaulAuster (gelöscht)
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Sag mal Gem, hat irgendjemand irgendwo behauptet, dass der Text dumm ist - das ist doch Quatsch. Kritik ist Kritik und keine Interpretation, unter die Du ein Marienkäferchen kleben kannst.

Wenn ich nach dem Eiertanz hier dazu Lust habe, die nächsten Tage sicher mal.

Auster
zuletzt bearbeitet 12.05.2009 18:52 | nach oben

#7

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 13.05.2009 10:42
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Hallo Gemini,

wie so oft, sitze ich auch dieses Mal ratlos vor deinem Werk und versuche, den Bogen heraus zu bekommen. Worauf willst du hinaus? Ich weiß es nicht. Es wirkt auf mich wie ein Name-Dropping, zu dem ich mir meinen eigenen Reim machen soll. Die Zerstörung Dresdens, die Frankfurter Buchmesse(?) und/oder das KZ Katzbach, der Korea-Krieg und irgendein beunruhigender Gleichstand.

Warum soll dem Ami (bitte nicht mit „y“, da es sonst ein Mädchen/eine Frau mit englischem Namen ist) die Schnauze (bitte Tippfehler korrigieren) poliert werden? Welche Hölle ist eigentlich gemeint? Und welcher Gleichstand wurde womit erreicht? Das ist so ungenau, dass sich mir auch die fürchterlichsten Vergleiche und Relativierungen aufdrängen und das will ich dem Gedicht nicht unterstellen.

Ich finde keinen Pfad. Erschwerend kommt für mich hinzu, dass zeilenweise aufgezählt wird, was es nicht ist, um am Ende lediglich mitzuteilen, was es ist … ja, genau, was dann bitte was bewirkt, auslöst, fühlen lässt??? Und im Grunde bekomme ich ja auch nur einen Widerspruch aufgetischt, was „es“ sein soll: „der Gleichstand. Das Unreine“. Was denn nun?

Kurz: Mir schmeckt dieser Brei nicht. Und wenn ich mir die Ingredienzen anschaue, wundert mich das auch nicht. Das passt alles nicht zusammen. Aber ich bin auch kein Englischlehrer, vielleicht liegt es daran.

Beste Grüße
O.


P.S.: Die umständlichen Umlaute und das fehlende „ß“ liegen vermutlich am Keyboard. Das Schießen muss aber dennoch groß geschrieben werden.





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#8

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 13.05.2009 12:00
von PaulAuster (gelöscht)
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btw: Ami - Amerikaner; Tommy - Engländer bzw. Soldat usw., das ergibt sich für mich aus dem Kontext, wenn Gemini mit militärisch-getünchter Sprachebene auffährt. Kurz: dann Ami und nicht Amy(rikaner)

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#9

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 13.05.2009 13:01
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Was meinst du? Soll "Amy" jetzt ein Kunstwort sein, eine Mischung aus Ami und Tommy?

Ich habe jetzt erst gelesen, dass das Werk den Dresdnern gewidmet ist. Mich beschleicht immer mehr das dumpfe Gefühl, dass die Bombardierung Dresdens den Amerikanern untergejubelt wird, es statt Korea eigentlich Vietnam heißen sollte und der Nürnberger Prozess nach Frankfurt verlegt wurde. Final wird den Amis dann auch noch der Atombombenabwurf entgegen gehalten und das soll dann wohl untermauern, dass endlich auch den (echten und vermeintlichen) Kriegsverbrechen der Amerikaner der Prozess gemacht werden sollte!? Wie gesagt, in meiner Sucht, einem Text irgend eine Stringenz abgewinnen zu wollen, kam ich auf solche Gedanken. Allerdings traue ich Gemini schon zu, nicht einen solchen Stuss zu verzapfen. Ich würde mich daher über einen Schlüssel zum Text freuen.

Beste Grüße
O.





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#10

RE: Dresden

in Philosophisches und Grübeleien 25.05.2009 16:27
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Also ehrlich gesagt, lese ich das Gedicht heute auch zum ersten Mal. Wie ihr wisst befinde ich mich gerade in einem anderen Kulturkreis. Ehrlich gesagt bin ich einfach nur stinksauer, dass Dresden mit Napalm bombardiert wurde.
Ich hätte dem !Ami! das Glas in die Schnautze hauen sollen.
So einfach ist das. Und ihr dachtet schon das wäre Kunst.

Lieben Gruß

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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