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Gedanken zu einem Treffen der Literaten

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 29.09.2009 11:07
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Gedanken zu einem Treffen der Literaten

Ich las irgendwo, in den nächsten Tagen gibt es ein Literatentreffen in Berlin - schon befielen mich dazu etliche Gedanken:

Der Ort ist schon gut gewählt, abgesehen davon, daß er mir zu weit ist. Denn alles was nicht in meinem Zimmer oder vor der Haustüre stattfindet, ist für mich schon große Ferne, wobei mich alleine bei dem Wort Ferne zu frösteln beginnt.
Deshalb meine ich gut gewählt, liegt es doch etwas abseits vom Oktoberfest der Münchener, so kann der Anlaß nicht verwechselt werden.
Hier findet ein Austausch von Gedanken und Verpackung von Gefühlen in Worten statt, am anderen Ort, ein Ablenken, Wegfressen und Hinuntersaufen von eventuell vorhanden gewesenen Gefühlen. Der vorrangige Zweck jedoch ist für die Veranstalter, Geld zu scheffeln. Wer klug ist, der nimmst sich auf das Oktoberfest billiges Großmarkt-Bier mit, so kann er seine Brieftasche schonen. Am Rande fällt mir dazu ein, wie bei einer Umfrage 80 % der Befragen angaben, unter dem Druck der einschneidenden Wirtschaftskrise und deren Maßnahmen, weniger parfümiertes Klopapier zu verwenden, sogar solches ohne Blümchenmuster.

Wenn ich auch nicht teilnehme, wäre es interessant, die Dauer zu wissen. Ich las nur von 'ab 21 Uhr'.
Ist ja eigentlich egal, wie lange es währt, wichtig ist, die Möglichkeit ist vorhanden, Ansichten auch mit Fäusten unterstreichen zu können, was eine Anpassung an die Ära brutalis wäre. Wobei ich aber gar kein Freund von Brutalität bin. Eher tendiere ich in die Richtung Sanftheit und Harmonie; das aber auch wieder nicht so stark, daß ein unangenehmer Beigeschmack entstünde. Für mich gilt, die Grenze nicht zu erreichen oder gar zu überschreiten. Aus Erfahrung weiß ich, es darf ja kaum noch gesagt werden was man will, darum muß ich meine Ausdrucksweise vorsichtig so gestalten, niemandem auf die Zehen zu steigen.
Wie wenig ich die Grünhaarigen mag, die ich zum Kotzen finde, soll vermutlich auch nicht gesagt werden, trotzdem finde ich sie so. Ähnlich verhält es sich mit Schwulen, die ich - Gott ist mein Zeuge und das schwöre ich - hoch achte und ihnen keinen Steuerfahnder an den Hals wünsche. Somit wäre das Thema auch behandelt, das sich auf die Textstelle bezieht, in der ein freundlicher Literat über 'Poetik der Fernwärme' schrieb. Wie mich Fernwärme gleich auf Gedanken zu Schwule bringt, weiß ich auch nicht. Viel näherliegender wäre, bei der nahenden kalten Jahreszeit, an einen warmen Kamin zu denken. Aber nein, so ist es nicht, ich muß an mir Widerwärtiges denken, an Kotze und genau das aber dürfte ich nicht, eine Minderheit diskriminieren.
Das Thema wird sich bald erledigt haben. Wer sich umsieht, weiß genau, was ich meine, denn von einer Minderheit kann schon lange keine Rede mehr sein. Wir leben in einer sich schnell entwicklenden Zeit, die für jede Überraschung gut ist. Könnte ja sein, es kommt auf uns die Paarungspflicht zu mit der Mindestauflage, keinesfalls weniger als drei Kinder zu produzieren, von denen nur 50 % westlichen Glaubensrichtungen angehören sollen.

Prinzipiell ist das Treffen eine tolle Sache. Nicht immer in sich hineinfressen, auch einmal ausleben, dieses kochende sprudelnde Begehren. Die Möglichkeit zu haben, bei warmem Kerzenschein die gärenden wohligen süßen Gedanken, dem Nächsten nahezubringen.
Wer sich liebevoll an den Nächsten wendet, ihm offen in die Augen sieht, kann mit einiger Übung das Weltgefühl entdecken, die allumfassende verschmelzende Liebe ertasten, zu der nur ein poetisches Gemüt fähig sein kann. Von diesem Verstehen und der entflammenden Zuneigung bis hin zur totalen Atom-Abrüstung kann doch nur noch ein kleiner Schritt sein.

Mäßigt die Erwartungen, die in den anderen gelegt werden. Nicht jeder kann immer einen guten Tag haben. Also wenig verwunderlich, blieben Inspirationen, soferne sie überhaupt in Betracht gezogen wurden, aus. Das Wort, das zugleich Leben bedeutet, in dem sich Ruhm als vollendeter Sonnenuntergang ausnimmt, kann bestärken, aber auch einen Niedergang einleiten. Schon die Begrüßung bei einem Treffen ist wesentlich, hängt unter Umständen der weitere Verlauf und ein Erfolg ab.

Ankömmlinge, die zum Kreis hinzustoßen, mögen Begrüßungen vermeiden, die so ähnlich klingen wie 'Hi, beschissenes Wetter heute'.
Eher ein pastorales Verhalten mit entsprechender Mimik. Sucht Hautkontakt, das erst nach rasch erfolgter optischer Überprüfung auf Influenzasymptomen. Verleiht der Stimme Wärme, laßt Vertrautheit in den Raum und auf den Sprechpartner fließen; er wird bestimmt für einen Knoblauchatem Verständnis haben, läßt ihm das doch Schlüsse auf eine gesunde Lebensweise zu. Sogar jenen, die noch nach kürzlich zu sich genommenem aufmunternden Rum dünsten, wird das ein wahrer Literat nicht übel nehmen. Gerade er, der die feinsten Schwingungen des Systems kennt, stellen wir es uns als Uhrwerk vor, ist abhängig von ihm und stellt nur den Zeiger dar. Je größer dieser ist, umso leichter ist der Vorgang ablesbar. Möge keiner versuchen, die Zeit der Physik zuzuordnen, wo Denkern sich die Ahnung bestätigen muß, sie ist kein Objekt, das einem Betrachter verständlich zugängig ist. Se abhängig vom Betroffenem, flexibel und stellt sich weder nur als Begriff oder physikalische Größe dar oder nur als Ausdruck der Chemie.
Behandeln wir sie bei fehlendem Verständnis wie bisher, dieses notwendige Objekt für den Sprachgebrauch, so lange wir es können, bis sie es ist, die uns daran hindert. Das allerdings wäre für ein Vorhaben, wie es jetzt auf dem Programm steht, nicht gut.

zuletzt bearbeitet 29.09.2009 14:44 | nach oben

#2

RE: Gedanken zu einem Treffen der Literaten

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 01.10.2009 13:37
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Schon wieder ich!
In Z7, von unten, mußt du Tippfehler korrigieren.
Schade, daß die Gedanken, bei der Zeit angekommen,
so plötzlich enden.


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