#1

Trauet und glaubet nicht

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 27.10.2009 01:04
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Trauet und glaubet nicht den Menschen, denn sie führen uns unwissentlich oder voller Häme in die Irre. Die Allgemeinbildung ist nicht so allgemein, wie oft angenommen wird. Mich hat der Hotelpage, die es nur noch selten gibt, grinsend angelogen. Ich bin im Hotel abgestiegen, warum kann ich nicht schnell und ausführlich genug erklären; es hat mit der Beschaffung einer Kaution zu tun. Am Rande fällt mir auch dieses Wort 'abgestiegen' auf. Dieses Wort erscheint mir nicht mehr zeitgemäß, weil ich annehme, es kommt daher, als noch mit den Pferden vorgeritten wurde, und von diesem abstieg. Damals gab es sicher keine Pagen, wahrscheinlich einen Bügelhalter, jenen der den Steigbügel hielt. Er war meistens auch für die Versorgung des Rosses zuständig. Als Dank warf man ihm mit nobler Geste einen Nickel zu, an guten Tagen auch ein Goldstück. Das hat aber mit dem Pagen weniger zu tun, der mich heute frech angelogen hat. Er behauptete, nachdem ich ihn um die Geschichte mit dem Milchtopf fragte, es sei eine Kröte gewesen, die Milch zu Butter getreten hat. Ist doch ganz offensichtlich, der Mann hat nur geschwätzt.

Noch nie merkte ich, daß eine Kröte Milch trinkt, wo ich doch den Katzen täglich Milch in den Garten stelle, die sie genießerisch auslecken. als Gegenleistung rumort es dann in ihren Eingeweiden. Katzen sollen keine pure Milch trinken, obwohl sie diese gerne mögen. Nur mit Wasser verdünnt. Es gibt auch eigene Katzenmilch zu kaufen. Das muß ich sofort notieren, um zu eruieren, ob Katzenmilch vielleicht billiger wäre als Kuhmilch. Damit meine ich die Menschenmilch, die manche von uns trinken. Sollte es so sein und unsere Alltagsmilch teurer sein, dann steige ich sofort auf Katzenmilch um. Nur befürchte ich, die wird mit einer niedlichen Katze verziert in Dosen oder milchdichten Paketen verkauft, was sich sofort auf den Preis auswirkt. 250 ml Katzenmilch könnten auch € 1,-- kosten, das wäre sehr teuer. Also morgen weiß ich mehr, notiert ist es - und ich werde mich erkundigen.

Ich bin aber von der Feststellung ausgegangen, daß Kröten keine Milch trinken. Im Laufe von Jahren, wenn ich heimlich aus einem Versteck heraus die Katzen beim Milchschlürfen beobachtete - oder auch ganz öffentlich auftretend mich daneben hinstellte, kam nie eine Kröte hinzu. Wie viele Nächte blieb ich auf, blickte durch das Schlüsselloch, saß hinter einer Hecke oder gemütlich im Sofa vor der Video-Übertragungs-Kamera, um festzustellen, welches Getier sich an Milch labe.
Erfolglos war der Aufwand meines geduldigen Bemühens. Sogar jene, die ich verdächtigte blieben aus, das waren die Schnecken. Meine Annahme war, wie gut doch Milch ist und um welch natürliches Produkt es sich handelt, da sollten wohl die Tiere der Natur, klar, Tiere kommen meistens in der Natur vor, auch davon Nutzen haben und sich diesen holen.
Denkste! Nur einmal hatte ich Glück und sah eine Ratte, bin aber nicht sicher, ob es nicht eine Maus war. Die angespannte Phantasie, die übernachteten und brennend gereizten Augen können einen gewaltigen Streich spielen. So sah ich nur schemenhaft, was da vorging. Etwas näherte sich dem Milchnapf und es war klein und dunkel. Theoretisch hätte es auch ein ganz raffinierter Nachbar sein können, der mit der Hand hinlangt. Das ist aber keine ausreichende Erklärung, irgendwo muß er den Körper haben, auch wenn es Nacht ist.
Es sei denn, er wäre Magister und hätte sich trickreich schwarz gekleidet, mit einem dunkelgrauen Handschuh. Natürlich sind Magier gemeint, weil die Magister sind etwas ganz anderes. Jene, die gerne einen Titel haben, es aber nicht für ein Doktorat gereicht hat. Ist nicht böse gemeint, wenn die Gründe finanzieller Natur waren. Auch dann nicht, wenn seine Intelligenz nicht die entsprechende war und keine große Akademikerlaufbahn zuließ. Heutzutage gibt es schon Mittel, die etwas nachhelfen können und eine Art Gehirnnahrung beeinhalten. Am besten ist meiner Ansicht nach, ein Naturprodukt, ganz ohne schädliche Nebenwirkungen. Gesund soll es möglichst auch sein. So ein Produkt ist beispielsweise die Milch. Aber um die geht es ja.
Es ist nicht leicht, logische Erklärungen zu finden und etappenweise Schlußfolgerungen zu ziehen. Es häufen sich die Umstände an, die zu berücksichtigen sind. Schnell ist es geschehen und die ganze Logik ist für die Katze. Glücklicherweise ist man damit aber wieder bei Milch angelangt.

Nachdem mich jetzt das Interesse gepackt hatte, mengte ich mich unter die einfachen Volksmassen, heute am Vormittag. Ich mußte achten, nicht aufzufallen. Eine Videokamera hat jeder, das war also kein Problem. Es lag an der Fragestellung. Ich tat so, als startete ich eine Umfrage. Schon beim ersten Passanten landete ich einen Treffer als ich nach dem Tier fragte, das angeblich im Milchnapf die Milch zu Butter gekrabbelt hat. Ohne unsicher zu sein, ohne Zögern oder Zaudern und etwaigem schamhaften Erröten, konnte mir der junge Mann, den ich fragte, Antwort geben. Das war schon ein gutes Zeichen und ich wußte, das muß die richtige Antwort sein. Er sagte mir geradezu heraus, ohne Anstrengung und ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen "Das war eine Maus!"
Glücklich und erleichtert, von einer inneren Zufriedenheit beseelt, konnte ich meine Interviewerkarriere beenden und trat den Rückweg ins Hotel an.
Der Page hatte Glück, er war nicht anwesend. Sonst hätte ich ihm meine Meinung gesagt, vielleicht noch hinzugefügt, ich würde nie wieder in diesem Haus absteigen, weil ich kein Pferd habe, bestenfalls, wenn es unumgänglich ist, einkehren. Das mit dem Einkehren ist aber wieder eine ganz ander Sache, deren Erklärung ich mir für heute ersparen will.

zuletzt bearbeitet 27.10.2009 16:30 | nach oben

#2

RE: Trauet und glaubet nicht

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 27.10.2009 08:39
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallihallo, Joame Plebis!

Könntest du nicht in A1Z6 aus dem "Bügelhalter" , den man nur beim Aufstieg braucht,
-durch den man dann seltsamerweise zu einen "Berittenen" wird- einen "Zügelhalter"
machen, den man beim Abstieg -es gleiten einem ja die Zügel dabei aus der Hand-
braucht?
In Z7 Ist ein Dreher ( "Als Dank wafr man...").
Amüsant ist das Verwirrspiel mit "Katzen- , Kuh- und Menschenmilch" in A2.
In A3Z2 beobachtet der Held seit Jahren die Katzen "beim Milchschlürfen". Er sollte
aber mit der Zeit wissen, daß Katzen nicht schlürfen, sondern schlecken bzw. lecken.
Der Absatz sollte hinter "---labe."mit "!" enden.
Den 5.A schriebe ich: "Denkste! Nur einmal...."
und würde zwischen "die übernachteten brennend....." ein Komma setzen.
Mir persönlich gehen die Gedanken des Helden über die Magister völlig gegen den
Strich, weil ein Titel nichts mit Intelligenz zu tun hat, deren Vorhandensein außerdem
nichts beweisen kann.
Im A8Z4 ist ein Tippfehler "angeblick"-angeblich.
Ob ich mit einigen Umstellungen eine Verbesserung erreichen könnte, ist eher un
wahrscheinlich bei meinem verqueren Stil.
Z.B schreibst du:
"Gesund soll es möglichst auch sein. So ein Produkt ist die Milch. Aber darum geht es ja."
Ich schriebe da:
"Gesund soll es möglichst auch sein. Darum geht es ja. So ein Produkt ist die Milch.",
obwohl es dir dort nicht um Gesundheit (oder doch?) geht, sondern um Milch.
Dann wäre m.E. "Aber um die Milch (um sie) geht es ja." deutlicher.
In Z15 von unten setzte ich hinter "sind" einen Punkt und begänne den nächsten Satz.

Deinen Text habe ich hoffentlich durch obige Übung nicht mißbraucht.


Hastanirwana
GHEG
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#3

RE: Trauet und glaubet nicht

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 27.10.2009 17:11
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Schönen Tag, gheggrun!

Schnelles spontanes Schreiben einer Litanei darf keine Ausrede sein, die Interpunktion zu vernachlässigen
Ich danke Dir für den Hinweis und sah voller Reumut das nicht angewandte Rufzeichen hinter 'Denkste', die Buchstabenverwechslung von 'warf' auf 'wafr'
und 'angeblich' auf 'angeblick', ebenso noch ein unterlassenes Komma.
Das sollte nicht passieren, geschieht aber trotzdem bei flinkem Schreiben. Derartige Abhandlungen bedächtig und langsam mit Korrekturlesen schreiben, das wäre für mich nicht möglich. Dann ließe ich das Schreiben einfach bleiben. Es würde nie geschrieben, erfolgte es nicht spontan. Ich kenne mich, weiß daher, wenn ich durchlesen würde, machte es keinen guten Eindruck auf mich, würde also gar nicht gepostet werden.
Den Steigbügel kennst Du sicher. Genau dieser Steigbügel war gemeint, der beim Hin- und Herschwingen mit dem Fuß nicht leicht erreicht wird. Hilfreich ist es,
wenn ihn jemand hält. Bei Damen ist so eine Hilfeleistung eine Selbstverständlichkeit. Es wird sowohl beim Aufsteigen geholfen, als auch beim Absteigen. Wer diesen Bügel hält, der leistet einen Dienst, der hilfreicher ist das das Türe öffnen. Er kann auch als Steigbügelhalter bezeichnet werden. Oft hält er auch die Zügel. Ich weiß nicht wie es bei Euch ist, aber bei uns und in Deutschland, auch in den Nachbarländern ist es so. Mit den Oststaaten bin ich weniger vertraut.
Ebenso weiß ich nicht, ob es bei den Südländern üblich ist; da wird es wahrscheinlich auf den Breitengrad ankommen (manchmal auch auf den Längengrad), ob dieses Entgegenkommen vorhanden ist. Nur längeres Kopfzerbrechen mache ich mir nicht, weil viele dieser Länder auch Kamele statt Pferde benützen.
Ganz hundertprozentig sicher bin ich mir nicht, wie es noch südlicher ist, in den Tiefen Afrikas. Reisende erzählen, ganz im Süden gäbe es sogar die Möglichkeit, Taxis zu benützen. Man staune! Wenn noch weiter südlicher nachgesehen würde, käme man zur Erkenntnis, die Zivilisation wird wieder moderner, fast so wie hier im Norden. Dort, zum Beispiel nehmen wir die Antarktis, genau auf der Polkappe - wenn man sich das vorstellen kann - dort gibt es Flugzeuge, die auch landen. Proviant und solche Dinge haben sie oft an Bord, die von den Einheimischen, die sich mit Vorliebe Messstationen errichten, benötigt werden. Manche können auch lesen und erhalten Post.
Ob jetzt hier oder dort, eines steht fest, die Katzen sind gierig und haben liebe kleine rosa Zungen, mit denen sie lecken und schlecken. Beim Trinken bewegen sie dieses Züngelchen blitzschnell. Sie werfen sich einige Tropfen Flüssigkeit ins Maul und fahren mit dieser Tätigkeit fort. Leicht haftet bei dieser schnellen Handlung irgend so ein Luftmolekül, vielleicht auch ein noch größeres Luftstück, an den Milchtropfen. Dann sagen wir hir im Nordeuropa, sie schlürfen.
Das Schlürfen kann man gut hören, wenn es ringsum still ist: ein eigenartig saugendes Geräusch. Bei den Katzen kommt dann das Schnalzen der kleinen Zunge dazu. Diesen Vorgang muß man sich sehr schnell vorstellen. Wer gut acht gibt, der merkt das Schlürfen beim schnellen Schlecken.

Deine Bedenken, meinen Text mißbraucht zu haben, wollte ich gerne zerstreue, könnte ich es nur! Nur weiß ich nicht, was Du mit ihm alles schon gemacht hast.
Wenn Du ihn nur gelesen hast, dann bestätige ich, das ist in Ordnung. Hast Du ihn aber auf der Straße laut zitiert, wäre das eine Zweckentfremdung. Genauso als hättest Du ihn falsch gesungen, was ich wirklich nicht hoffen will. Somit scheint auch diese Angelegenheit abgeschlossen zu sein. Wer aber darf schon ganz sicher sein, dazu noch in dieser, unserer heutigen Zeit, in der niemand vor Überraschungen gefeit ist.

Mit Gruß
Joame

zuletzt bearbeitet 27.10.2009 17:12 | nach oben


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