#1

weiß auf weiß

in Mythologisches und Religiöses 18.12.2010 20:19
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

In einem lang vergess`nen garten
stand sie im kühlen marmorkleid
vollendet. doch war schwer vor leid
ihr angesicht. wäre das warten

ihr, seid gott einst sie aus stein gebar,
-die feingeschlag`ne Steinnatur-
und als verinne zeit der uhr
jetzt, befruchtend für das sonderbar.

Aus alabaster war ihr kühler leib,
begehrt vom weiß, doch fühlbar totenstarr,
so kalt und unbelebt die liebe war,
doch unbewegt noch, unverkennbar weib.

Bezircte sie mit erosblicken
den eiskristallen zu gefallen,
mit ihren aufgestellten fallen,

der schwellung, winter zu entzücken,
am busen, und dem andern drallen.
dem flockenschnee stieg heißes wallen.

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#2

RE: weiß auf weiß

in Mythologisches und Religiöses 20.12.2010 18:42
von Rubberduck | 558 Beiträge | 558 Punkte

Gar nichts möchte ich hinzufügen um nicht zu stören, als nur dieses Bild, von Otto fotografiert:

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#3

RE: weiß auf weiß

in Mythologisches und Religiöses 20.12.2010 20:59
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Bärbel, Du gibst hier ein Beispiel, mit dem Du ohne meine Erklärung zeigst, warum ich fotografiere: ich erfahre, fühle etwas, und gleich droht es mir damit vergessen zu werden, noch ehe ich es nieder schreiben kann. Ich sehe mich um, wie kann ich es festhalten? Dann, was mir vorkommt, als wäre es eine Tür, durch die ich mein Erinnern zurückrufen kann. Ein Motiv, ein Foto, eine Notiz, Eintrag ins Tagebuch der Gefühle. Doch bei solchen Äußerungen wie dieser gibt es welche, die meinen ich wolle mich nur selbst darstellen. Natürlich zeigt sich auch noch in der kleinsten Äußerung der Mensch. Und
je mehr er sich zeigt, um so angreifbarer wird er.

Diese Skulptur, gepresster weißer Zementstaub, ich fand sie, verworfen in der glühenden Sonne von Samos in einer Manufaktur, wo man Abbilder von Göttinnen ihresgleichen für die Touristen aufstellte; zum Verkauf. Als ich hinter die Brennerei ging lagen da die Abgelegten, Weggeworfenen, Unfertigen, nicht Vollendeten, die nicht zum Verkauf taugten. Diese auf dem Foto dort lag zwischen den Nadeln der Alleppokiefern, der Kiefern die immer wieder auf der Insel brennen. Als ich sie sah war das Gedicht darauf schonschemenhaft in mir. Ich dachte an den Herbst, an den Winter danach. So entließ ich sie für einen liebenden Gott, auch einem aus Marmor, beide im Winter, weiß.

Du hast mir etwas sehr Kostbares geschenkt, liebe Bärbel.Was Du fühlst, dass kann man sich nicht anstudieren.

Liebe Grüße,

otto.

zuletzt bearbeitet 20.12.2010 21:04 | nach oben


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