#1

résistance

in Gesellschaft 08.10.2011 20:47
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

nachts stand er vor ihrer tür.
sie hieß jeanne, war eine,
die nicht lange fragte,
sondern tat, was nötig war.
„komm ins haus, da ist
das schweigen des meeres *)
besser zu hören.“

*) standardwerk der französischen résistance von vercors

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#2

RE: résistance

in Gesellschaft 10.10.2011 20:19
von Rainek Radar | 360 Beiträge | 360 Punkte

kokette kurtisane?
ein nettes textfragment, ganz unblasiert; die professionelle und der widerstand;
der text ließ mich auf jeden fall grübeln, was die gute denn nun im schilde führt, mit vercors auf de lippen; wobei sie doch eigentlich nur "adieu" hauchen sollte;

mir fehlt ein bißchen das ambiente in den zeilen, die stimmung dazu; auf jeden fal brachte es mich dazu, über die figuren nachzudenken; das ist doch schon was;

mfg
rainek

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#3

RE: résistance

in Gesellschaft 10.10.2011 22:21
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Rainek,
wie kommst du auf "Kurtisane", da ist wohl deine erotische Fantasie mit dir ein wenig durchgegangen.
Meine Jeanne ist eher eine Nachkommin im Geiste der Jungfrau von Orleans.
Das "Ambiente" steht in meinen Texten zwischen den Zeilen und wartet auf die Fantasie der Leser.
LG
Perry

zuletzt bearbeitet 10.10.2011 22:23 | nach oben

#4

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 00:11
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Schönen Abend, perry!

Überforderst Du nicht ein wenig? Nur durch Zufall konnte ich mich dunkel daran erinnern, aber auch nur, weil ich unlängst über die Widerstandsbewegung las. Meiner persönliche Auffassung nach, lasse ich es als literarisches Werk nicht gelten, bestenfalls als Rätsel. (ich betone: meine Auffassung)
Hier kurze Information

Freundlichen Nachtgruß!
Joame

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#5

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 09:36
von WastelandWarrior | 50 Beiträge | 50 Punkte

den begriff des "poeta doctus", "der in seinen Werken die Kenntnis der Literatur seiner Vorgänger voraussetzt und darauf ausdrücklich oder auch unausgesprochen Bezug nimmt" (zitat: wiki), existiert und ist heute zwar einem wandel unterzogen, hier jedoch wohl eher in der ursprungsform anzusetzen, wie es bei den alten römern galt.

denn in der neuzeitlichen interpretation des begriffes, beruhen deren "Werke auf besonders eingehenden Studien klassischer Vorbilder, was für den Durchschnittsleser nicht ohne weiteres erkennbar sein muss." (zitat: wiki).

ob das nun hier der fall ist, sollte jeder, der sich mit dieser materie und lyrik-form befasst hat, selbst beurteilen. ich kann es jedenfalls nicht wirklich. würde aber meinen: da gibt sich etwas den anschein, bezug zu nehmen. verleiht diesem aber keine genügend deutlich formulierte eigen-aussage. es bleibt bei einer andeutung. das mag anderen genügen - mir nicht.

ich konnte daher - trotz wissens um den aufgegriffenen inhalt des schweigens des meeres - nicht wirklich damit umgehen. zu viel bleibt zwischen den zeilen offen und zu weitschweifig auslegbar.


gruß,

warrior

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 09:38 | nach oben

#6

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 14:25
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Joame,
ein hartes Urteil dieses "... lasse ich es als literarisches Werk nicht gelten, bestenfalls als Rätsel. ...", denn, wenn auch subjektiv, sollte doch literarische Toleranz über persönlicher Sicht stehen, noch dazu, wenn sie sich in Interpretationen verirrt wie die deine. Niemand erwartet, dass auf Grund eines Überbegriffes wie Resistance und eines Vornamens der Leser die Geschichte einer bestimmten Widerstandskämpferin erkennen oder recherchieren soll. Ich habe den Titel eines Standardwerkes der Resistance zitiert und den selbstlosen Kampf der Widerstandskämpfer als junge Frau symbolisiert.
Nicht mehr und auch nicht weniger.
LG
Perry

Hallo Warroir,
Begriffe und Bezüge ändern sich, unabhängig davon entwickelt sich die "freie" Lyrik weiter.
Sicher kann man darüber trefflich diskutieren wie und wieviel Bestehendes in ein eigenständiges Werk einfließen soll, aber was wären wir ohne die "Schönheiten" und "Weisheiten" unserer Geschichte. Zeit ist der Boden aus dem lyrische Bilder wachsen.
Was die Aussage anbelangt, habe ich sie im ReKomm an Joame ja bereits angedeutet.
LG
Perry
PS: Dass dir meine Art zu schreiben zu wenig ist, ist kein Beinbruch weder für mich, noch für dich.

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 14:28 | nach oben

#7

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 14:46
von WastelandWarrior | 50 Beiträge | 50 Punkte

Zitat
zitat perry: "PS: Dass dir meine Art zu schreiben zu wenig ist, ist kein Beinbruch weder für mich, noch für dich."




da liest du voreilig falsch, perry,


ich schätze deine art zu schreiben tatsächlich sehr. vor allem deine eher früheren werke von vor ca. drei, vier, fünf jahren (wenn ich es halbwegs richtig hinschätze). ich erinnere mich da an herrliche kurzprosa mit lyrischem touch ("im souterrain" beispielsweise) und auch an lyrik, die ganze geschichten erzählte, ohne dinge beim namen zu nennen. etwas, das du m.E. vortrefflich beherrschst. auch schilderungen von alm-wanderungen sind mir lebendig in erinnerung in lyrisch verdichteter form.

ich bezog mich tatsächlich auf genau dieses eine stück hier von dir. da fehlt mir etwas. oder vielleicht ist es auch zu ungewollt nach außen hin. zu verhalten in seiner absicht. zu wenig "extrem", um zu zünden. das wage ich nicht zu beurteilen.

ich schließe aus deiner lesart meiner textkritik - nämlich die, dass ich anscheinend - wie du meinst - eines textes wegen gleich dein ganzes schreib-oeuvre verurteile - , dass du schon reichlich unschöne erfahrungen mit text-kritik bzw. - kritikern gemacht hast. damit bist du definitiv nicht allein. aber man soll die hoffnung nicht aufgeben.

pauschalurteils-kritik ist ebenso sinnlos und dumm wie ständiges abnicken und lobhudeleien. dass es ein maß geben kann, das dem jeweils einzelnen stück gerecht wird, wagt man da irgendwann nicht mehr zu glauben. ich weiß.

lieber gruß,


warrior

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 14:50 | nach oben

#8

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 14:56
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Warrior,
danke fürs Feedback. Ich schreibe immer noch Geschichten, wenn auch mit "zunehmend" weniger Worten.
Hier ist es die Geschichte eines konspirativen Treffens. Hinter Türen kann das nach außen zur Schau getragen "Schweigen des Meeres" gebrochen werden und es können all die unterdrückten Wellen und Wogen zu stürmischen Brechern gegen den Fels der Unterdrückung anbranden.
So in etwa liest sich meine Geschichte hinter den Bildern.
LG
Perry

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#9

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 15:03
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Guten Tag, perry!
Als hart soll es von Dir nicht gesehen werden, nur als Ansicht eines Einzelnen, der dazu noch in der Minderzahl sein wird. Wirf mir besser Unverständnis vor!
Bei dieser Kürze, in der jeanne als Name fällt, als Erläuterung standardwerk der französischen résistance von vercors hinzugefügt ist, wird auch für manche Eingeweihte wenig Aussage vorhanden sein.
Mir ist es zu wenig, ob es Stimmung erzeugen, aufrütteln oder zu einer Nachempfindung anregen wollte. Das ist doch nur meine Ansicht, die den Respekt vor Deinem Schaffen nicht mindern will, geschweige denn Dein Werk entwerten. Es kommt manchmal vor, daß der Adressat unbekannt ist, auch wenn er keinen Brief von einer Kunstgalerie aus Kalifornien erhält. *


Freundlichen Gruß!
Joame

*Kressmann Taylor

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#10

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 16:08
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte

Hallo perry, lang nicht gelesen! :)

Ich schließe mich hier warrior an. Intertextualität finde ich immer hervorragend, sie kann bestens dazu geeignet sein, den Hintergrund, die Grundgedanken einer Geschichte zu formen bzw. zu ergänzen, noch deutlicher zum Vorschein kommen zu lassen.

Doch in diesem Text fehlt mir, um es grob zu sagen, die Eigenleistung. Das klingt vielleicht hart, aber allein mit dem Namen Jeanne ist für mich hier keine Geschichte erzählt. Du bringst quasi zwei historische Punkte zusammen, ohne das aber weiter auszubauen. Hier wirfst du Jeanne und die Résistance in einen Topf (was durchaus passend sein kann!), aber ein Konzept dahinter erkenne ich nicht.

Ferner habe ich noch eine inhaltliche Frage, weil es sein kann, dass ich es falsch verstanden habe: Wie kann es sein, dass das Schweigen des Meeres im Haus ist? Gerade dort, wo doch die Franzosen mehrheitlich unter sich waren, gab es doch kein Schweigen. Ich habe diese Metapher von Vercors so gesehen, dass alles, was sich außerhalb der französischen Privatsphäre abspielte, einem Diktat des Schweigens untergeordnet war.

Beste Grüße
arno


http://arnoboldt.wordpress.com/
zuletzt bearbeitet 11.10.2011 16:09 | nach oben

#11

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 16:12
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Es gibt irgendwo (vergessen) eine gute Inhaltsangabe der Verfilmung.
Gruß: Joame

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#12

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 16:26
von Rainek Radar | 360 Beiträge | 360 Punkte

das problem, perry, ist, dass "das schweigen des meeres" keine metapher für den aktiven widerstand ist, sondern genau das gegenteil, das ist mehr eine hinhalte-taktik; passiver widerstand a la ghandi; alleine, dass du jeanne "die eben tut, was frauen im krieg tun müssen" (und da ist die erste assoziation eben das koketten-dasein, egal, ob dies nun im monetären/überlebens sinne gebraucht wird, oder um das ziel zu blenden) sagen lässt: "es erwartet dich das schweigen des meeres" (und dazu noch die aktive jeanne, die blutrünstige, die im volksglauben tat, was nötig war) führt dieses bild ad absurdum; wie bereits gesagt, das einzige wort, das aktiv fallen sollte ist das "adieu", egal ob zur vermenschlichung des gegnerischen soldaten, oder auch nur als siegesschrei, der sich flüsternd über die lippen dieser resistance in die welt erhebt!

wenn man nicht weiß, worum es geht, ist es viel zu hermitisch; wenn ja, ist es einfach nicht sinnig oder mit korrektem gebrauch der bilder versehen;
sorry, nochmal perry, der text is nicht das gelbe vom ei, auch wenn die wortwahl und die inszenierung per se nicht schlecht zu nennen sind;

mfg
rainek

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 16:27 | nach oben

#13

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 18:33
von WastelandWarrior | 50 Beiträge | 50 Punkte

Zitat
das koketten-dasein, egal, ob dies nun im monetären/überlebens sinne gebraucht wird, oder um das ziel zu blenden



ist nun das "kokette dasein" gemeint oder doch das kokotten-dasein?

Zitat
wenn man nicht weiß, worum es geht, ist es viel zu hermitisch



hermetische texte entziehen sich - auch gewollt. das muss nicht immer ursächlich durch unwissenheit des rezipienten bedingt sein.

arno boldt hat es für mich perfekt auf den punkt gebracht. so meinte auch ich meinen ersten beitrag hier:

Zitat
Doch in diesem Text fehlt mir, um es grob zu sagen, die Eigenleistung. Das klingt vielleicht hart, aber allein mit dem Namen Jeanne ist für mich hier keine Geschichte erzählt. Du bringst quasi zwei historische Punkte zusammen, ohne das aber weiter auszubauen. Hier wirfst du Jeanne und die Résistance in einen Topf (was durchaus passend sein kann!), aber ein Konzept dahinter erkenne ich nicht.



ich erkenne es auch nicht.
und der autor hat nichts "draus gemacht" (siehe eigenleistung). oder zu zaghaftes und daher nicht erkennbar.
einen hermetischen text (wie beispielsweise bei paul celan) sehe ich jedenfalls nicht.


gruß,

warrior

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 18:35 | nach oben

#14

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 19:02
von pistacia vera (gelöscht)
avatar

Hi Perry,
nach der allgemeinen Abwatsche (jetzt nicht böse sein, ihr Kritiker ) möchte ich vermelden, dass mir das Gedicht gefällt. Und zwar nicht aus Widerspruchsgeist.
Ich finde, dass, mit winzigen Änderungen, sogar etwas richtig Gutes daraus werden könnte. Nämlich:

Zitat
nachts stand er vor ihrer tür
sie hieß jeanne war eine die
nicht lange fragte
sondern tat was nötig war

komm ins haus da ist
das schweigen viel
besser zu hören



Was meinste, mon cher?

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 19:04 | nach oben

#15

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 19:26
von Rainek Radar | 360 Beiträge | 360 Punkte

da wurde ich bei zwei tippfehlern ertappt; es ist das kurtisanen-dasein, das kokette, das ich meinte und die hermetik natürlich;
hermetische texte ent-ziehen sich durchaus auch gewollt, ja, aber das war nicht, was ich meinte; mit der text-widmung hier, will der text doch eigentlich nicht gewollt hermetisch sein, nehme ich an; so zumindest von mir vermutet und gedeutet; der text hast schon im titel eine eindeutige richtung genommen; nix mit gewollter hermetik, denke ich mal;

mfg
rainek

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#16

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 22:25
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Zusammen,
ist jetzt munteres Scheibenschießen angesagt, oder wie soll ich dieses beinahe schon verschwörerische Getue verstehen.
Von Kurtisanen war hier nie die Rede, sie haben bei der Resistance auch wirklich nichts verloren. Was die Interpretation des Titels von Vercors anbelangt, so ist das "Schweigen des Meeres" hier zweideutig gemeint, also Jeanne sagt dies augenzwinkernd zu dem Mitverschwörer.
Hallo Pista, leider kann ich zu deiner Version nur sagen, dass ich keine Verbesserung sehe.
Was die Eigenleistung anbelangt, besteht sie hier in der Personifizierung der Resitance als "moderne" Jeanne D'Ark (was ja nicht im Text steht, sondern nur von mir als mögliche Deutung erwähnt wurde). Zugegeben nicht viel, aber mir hat es in Verbindung mit der Metapher Vercors genügt.
Ihr entschuldigt, aber mit dieser Art von Textarbeit, die sich in Annahmen und engstirnigen Auslegungen versteigt, kann ich leider nicht viel anfangen. Und keine Sorge, mit Paul Celan will ich mich sicher nicht vergleichen.
LG
Perry

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#17

RE: résistance

in Gesellschaft 11.10.2011 23:30
von WastelandWarrior | 50 Beiträge | 50 Punkte

wow. da ist aber einer mit dem falschen fuß aufgestanden.

wer verschwört sich denn gleich, nur weil einige ähnlicher meinung sind?
aber gut - auch eine methode für sich mit mehr als einem einzigen nicht-begeisterten kommentar zu einem eigenen werk umzugehen. ob man sich dabei wirklich wohl fühlt, bezweifle ich mal.

anstatt auf die idee zu kommen, dass sich hier einige freuen, dass es wenigstens mal gehaltvolles zu analysieren und rezensieren gibt (das muss ja deshalb nicht immer gleich nur begeisterte rezension sein), verfällt man bereitwillig in die opferrolle.

spannend, das zu beobachten. leider nicht sehr einladend für weitere kommentare zu werken dieses autors. sie sind anscheinend ohnehin unerwünscht, wenn sie wirklich kritischer natur sind und werden als boswilligkeit oder ähnliches eingestuft.

es lebe das misstrauen und die zerstörte forendichter-seele in ihrem unfreiwilligen strip derselben.

gratulation!

warrior

zuletzt bearbeitet 11.10.2011 23:30 | nach oben

#18

RE: résistance

in Gesellschaft 12.10.2011 01:23
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Warrior,
gehts noch billiger!
Ich stehe hinter meinem Text und wenn du das als "Opferrolle" interpretierst, hast du vermutlich einiges missverstanden. Ich lege durchaus Wert auf konstruktive Kritik, mit "Meinungen" allein kann ich dagegen weniger anfangen. Wie wärs mit etwas Toleranz, dann funktioniert es vielleicht auch mit dem nächsten Komm.
LG
Perry

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#19

RE: résistance

in Gesellschaft 12.10.2011 07:33
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Ich erkenne auch ohne literarischen Bezug im " Schweigen des Meeres" eine Metapher für Widerstand:

Der Begriff " Schweigen" vermittelt mir eigenschaftlich eine Verweigerung. Nun stellt sich die Frage wogegen?
Das scheint mir für die Aussagen des Textes grundsätzlich von untergeordneter Bedeutung. Wenn das Meer sich verweigert, dann assoziiere
ich, dass sich das Leben, die Gesellschaft ( das Meer) gegen etwas mit Verweigerung auflehnt. Ein Widerstand, also die Auflehnung beginnt im Regelfall mit einem Gedanken eines einzigen Menschen. Er denkt nach und findet sich nicht einverstanden mit bestehenden Verhältnissen. Sein erster Gedanke signalisiert zunächst eine Irritation, die
weitere Gedanken infizieren, zu einer herausgehobenen Bedeutung gegen etwas führen. Hieraus können sich Koalitionen zwischen Menschen bilden, die solcher Bedeutung beipflichten. Sie bilden die Teilmenge einer Gesellschaft, in der sich prozessual Widerstand formiert.Aber dieser Widerstand ist phänomenal längst noch nicht
der gesamten Gesellschaft bekannt, bewußt, kommt ihr zuächst noch nicht vor. Die Gesellschaft befindet sich noch in einer latenten Phase, in der die Angepasstheit konfrontiert ist mit einer Macht, gegen die sich die Revolte
einer temporären Minderheit richtet. Im

Im Gedicht wird dazu aufgefordert in das Haus zu kommen, um das Schweigen des Meeres besser zu hören. Die dazu auffordern sind die Nichtangepassten, die sich in der gerade geltenden Phase der Machtverhältnisse noch nicht offen zeigen ( hier wird aus bisherigen Schweigen ein Selbstschutz, um nicht vernichtet zu werden. Dieser Schutz: Kommt ins Haus- wird auffordernd auch an alle anderen gerichtet. Das ist zugleich eine Aufforderung
die Gründe zu überdenken, die einen aktiven Widerstand legitimieren).

Das Meer ist ein mächtiges Wasser. Es bedarf der Berührung eines starken Windes, um in Wallung zu geraten.
Sein Schweigen ist zugleich Drohung, ein Hinweis von vulkanischer Dimension: Im Haus wird die Zündschnur gelegt, das Schweigen erklärt, zum Handeln konkretisiert. Wer die Oberfläche des Meeres nur mit Einverständnis
begreift bleibt leichtsinnig, denn: überdenkt unsere Lage, kommt zu einem Schluß, wehrt euch, zieht die Konsequenz, handelt, und zwar solidarisch. Haus als Lokus einer vorrevolutionären Phase, die reift um zu revolutionieren. Das Meer bricht aus. Doch zunächst eben Zeit sich zu sammeln. Und das bedeutet nicht, dass im Haus geschwiegen wird. Aber es wird über das Schweigen des Meeres nachgedacht und in vermehrter Menge aufgeklärt.

Insgesamt verstehe ich also den Text als den Hinweis auf eine durchdachte Gebrauchsanweisung eine Gegengewalt den nicht wünschenswerten, unerträglichen Verhältnissen entgegen zu setzen.

Mir gefällt der Text.

Celan brauche ich nicht dazu. Im Gedicht erkenne ich e i n Verhaltensmodell für Widerstand.

Hier fällt mir z.B.die Piratenpartei ein, die Transparenz einfordert, aber selbst noch, individuell und gesamtheitlich, selbst der Aufklärung bedarf, um eine Strategie gegen das Unbehagliche, Unerträgliche zu entwickeln. Doch bevor hier Mittel und Wege gefunden werden können, bedarf es der Zielsetzung. Was ist die Vision für einen Widerstand? Und was kommt nach ihm? W o f ü r werden die Widerständler schließlich sein?

Liebe Grüße,

otto.

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#20

RE: résistance

in Gesellschaft 12.10.2011 07:44
von WastelandWarrior | 50 Beiträge | 50 Punkte

Zitat
ist jetzt munteres Scheibenschießen angesagt, oder wie soll ich dieses beinahe schon verschwörerische Getue verstehen.



Zitat
dieser Art von Textarbeit, die sich in Annahmen und engstirnigen Auslegungen versteigt, kann ich leider nicht viel anfangen.




wer's selbst billig gibt, bekommt preisadäquates zurück, würde ich sagen.

mit tat eben leid, dass du wegen drei leutchen, die den text ähnlich unfertig empfinden (was ja nicht gleich "schlecht" oder "völlig misslungen" bedeutet), dich gleich einer verschwörung gegenüber siehst. das muss ja irre stressen, sich so massiv angegriffen zu fühlen.

ich bin mit meinen komms übrigens gleichermaßen zufrieden, wie du mit deinen texten. keine sorge.
ich schlage vor, wir beenden das hiermit. du kriegst ja anscheinend sehr leicht dinge in den falschen hals.

schade.

lg,

warrior

zuletzt bearbeitet 12.10.2011 07:47 | nach oben


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