Zwei Jahre lang, so reiste mit der Erde
ein Kind, von seinen Eltern gut geleitet,
der Stern, die Sonne hat es hell begleitet,
damit es ihm Trabant, ein Weilchen, werde.

Es weiß das Süße sich vom Bittren wählen,
heut schmatzte es Geburtstagkäsetorte,
beständig lernt es unverstandne Worte,
kann fließend eins bis zehn herunterzählen.

Und singen, tanzen ist ihm reinste Freude,
es spielt mit Steinen, buntem Blatt von Bäumen,
wann fällt ein erster Schatten ihm beim Träumen,
der ihm die Freude angstbesetzt, vergeude?

Zu schnell vergehen kurze Kinderzeiten:
mit Liebe und Geduld sollst du begleiten.

das Leben ist eine Reise, lieber otto und wer eine starke Hand hat, die er fassen kann, wird mit kleinerer Angst gehen.
Schmerzlich wurde mir in bestimmten Lebensabschnitten meinerTochter bewusst, dass ich meine Hand nur noch im Hintergrund halten konnte, dass sie alleine stehen und bestehen musste.
Das Wichtigste jedoch ist, dass das Kind bis dahin gelernt hat, alleine zu stehen- dazu gehört auch Charakter. Also habe ich manchen kleinen Machtkampf zum Übungszwecke lange vorher mit der kleinen Tänzerin verloren.
Solange Menschen aber daran grundsätzlich daran interessiert sind, anderen Angst zu machen, weil sie daraus Macht schöpfen, solanage wird die Angst zu jedermanns Leben mehr odr weniger dazu gehören.
Anschaulich dargestellt mit viel Liebe zum kleinen Enkelchen.
Ein Schmunzeln von Monika

Lieber Otto,
das Loslassen ist oft schwieriger als das Losgehen. In jeder Gemeinschaft, sei es nun innerhalb der Familie, der Partnerschaft oder ganz woanderes, kommt einmal der Zeitpunkt, Abschied zu nehmen.
Kinder lassen sich in der Regel gern auf Neues ein; gerade dann, wenn es für sie vor Ort nichts mehr zu lernen gibt -denn wissbegierig sind sie alle.
Dem Opa bleibt nur zu hoffen, dass der neue Aufenthaltsort schön und dem großen oder kleinen Kinde dienlich ist. Und vielleicht ein trauriges Nachwinken.
Es gibt allerdings auch alte Menschen, die sich etwas trauen. Eine meiner Freundinnen schrieb mit 60 ihre Dissertation, ein Forenbekannter mit 70 sein erstes Buch. - Da bin ich doch froh, dass ich gut als älteres Kind durchgehe und noch ein wenig Zeit für alles habe ...
Formal ist dein Gedicht gut gelungen, inhaltlich strahlt es tatsächlich ein kindliches Gemüt ab. Es wird doch nicht dein eigenes sein?
Lächelnde Grüße
pista

Danke ihr beiden!

Es verwundert mich nicht, dass ihr beide, Frauen, auf mein Gedicht antworten. Die Männer wird das Gedicht weniger interessieren.

Gestern wurde unsere kleine Leni zwei Jahre alt. Es war ein Fest, das ihr und uns gefiel.

Ist es nicht faszinierend, dass sie nun 2 x 365 Tage um die Sonne gereist ist? Das ist viel weiter, als Columbus auf seinem Segelschiff fuhr, um nach Amerika zu finden. Dieser Gedanke befiel mich, und so schrieb ich aus, was ich dachte und fühlte. Danach aß ich auch ein Stück Käsetorte. Meine Frau hatte gebacken, aber auch ich kann diese Torte backen. Meine Frau lehrte mich.

Und ja, ich habe das Kind in mir wiedergefunden.

Liebe Grüße an Dich und Dich, liebe Pista, liebe Marlene.

otto.

wenn man durch ein ind das Kind in sich slbst wieder findet, was kann es Schöneres geben?
Zwinkern von Marlene und auch von Monika

Awww! Ein schönes Gedicht. Getriggert hat mich hier der Titel "Reise, Reise" - ich dachte, das Gedicht bezieht sich auf den Rammstein-Song, aber dann war es völlig anders. Irgendwie kam mir das Bild vom "Süßen und Bitteren" bekannt vor, ich schlaf ne Nacht drüber, es fällt mir wieder ein.

Das Kind in einem selbst, das wieder gefunden, doch nicht ausgetragen werden kann.Erinnerungen zurück bis zum vierten Lebensjahr:

Ostpreußen,
der See nahe dem Gehöft,
die polnische Zwangsarbeiterin,
der große noch heiße runde Brotlaib,
ein Lied in fremder Sprache,
ein Traktor,
hoch oben ein Mann mit roten Haaren,
das Pferd,
auf das er mich setzte,
die Katze und die Kuh,
der Melkeimer,
die Gerüche von Mensch und Tier,
der weite Himmel...

Mir war so, als ob ich das Süße vom Bitteren zu unterscheiden vermochte.

Gedankenfetzen aus einer Übergangszeit weit weg von einer lauten, gefährlichen Stadt. Mein Vater glaubte noch an den Endsieg. Krieg und Frieden waren mir das nicht Bedenkswerte, für das Kind war so Vieles unfaßbar.

Die Rammstein von Rammstein kenne ich nicht. Wir sagen und schreiben zuweilen das schon von anderen Gesagte.

Danke für die Frauenkommentare, noch immer hat sich kein Mann erinnert; oder er kann es, will es nicht.

Liebe Grüße,

otto.

Ich weiß jetzt wieder, woran mich dein Gedicht erinnert - es war ein hebräisches Lied, in dem es auch darum ging, dass die Eltern dem Kind alles Bittere und Süße zeigen wollten und an das ich nur helle, sommerliche und schöne Erinnerungen habe. Leider finde ich weder die Lyrics noch deren Übersetzung wieder. :(