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Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 16.07.2012 20:27von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ich liege auf der Straße
Am Asphalt
Berühre meinen Nabel
Den Nabel zur Welt?
Bin nass
Dumm
Einsam
Wer hat mich heim gebracht
Nicht du
Du hast mich angenommen
Heilige Mutter Maria
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
hi gemini,
der asphalt nabelt gäa & maria wieder, so kann es was werden mit einem heimatlosen, so wird das reisegepäck
nass-dumm-einsam zum nabelweg eines angenommenwerdenkönnens, so kann genommen und gegeben werden, das lyrschicksal erfährt eine bereicherung, eine erhöhung zur augenhöhe aller mitseienden, hier im asphalt offenbart sich die erkenntnis der sarmatischen ebene.
grüße
vom munkel
gefühlvolles werk, gemini- aufarbeitung einer mutter-kind- beziehung.
flucht in die religion. mutter maria hat ihn angenommen, aber heim kann das nicht sein. der nabel deutet mir auf diese beziehung zur mutter hin, die nicht da war, aus welchen gründen auch immer. sie kann auch da gewesen, sich aber nicht um das kind gekümmert haben.
auf der strasse liegt der protagonist, dort landet man ohne mutter.bildlich im verlorensein.manchmal auch real.
er ist sich dessen bewusst, dass mutter maria nicht ersetzen kann, was ihm fehlt.
grüße an die vielen kinder, deren einzige bezugsperson die playstation ist.
bedrückendes werk, aber gut gemacht.
grüße von koko
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 19.07.2012 22:30von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ahoi Feunde
Also hier liege ich eher bei Munkel.
Die Idee dahinter ist natürlich die Abnabelung. Sicher kann man es so sehen wie du es siehst Koko. Auf den ersten Blick, wirkt es wohl so wie ein Verlassensein. Doch ergibt sich das Lyri in der göttlichen Liebe und hadert nicht mit seinem irdischen Sein, da es sicherlich angenommen wird. Der Asphalt ist oft für mich ein Bezug zur Realität.
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
ja, wenn du es sagst. doch warum fühlt es sich dann einsam? Wer sich abnabelt, erfolgreich, der pocht ja auf seine freiheit.
angenommen sein in der religion, sich so zu fühlen, setzt eine hohe religiösität voraus. also ein doch sehr persönliches werk.
sicherlich kann nicht jeder so empfinden. ist aber ok, wenn man es kann.
grüße von koko
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 19.07.2012 23:12von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ich denke, dass Dichten immer persönlich ist, aber es kommt darauf an, wie weit man sich distanzieren kann.
Mich berührt das kaum. Das liegt vielleicht auch an meiner Veranlagung ein Egoist zu sein. Aber ich kann das schon ganz gut trennen.
Aber Gedichte, die mit dem Glauben zu tun haben sind wohl immer sehr intim, oder werden zumindest als sehr intim empfunden.
Es kommt darauf an, wie sehr dein Lyri du bist. Eine Kunstfigur solltest du beim Schreiben auf jeden Fall schaffen.
Im Prinzip, sind die ganzen Gedichte unsere Gedanken. Ob ich die nun auf der Autobahn habe oder im Flugzerug oder nur unter der Decke. Wir geben etwas preis. Wenn wir das nicht tun, dann schreiben wir nichts, oder verstecken uns hinter Dunstpflaumwolken, weil wir Angst haben. In wirklichkeit, ist ein Gedicht natürlich intim. Ich habe das immer mit Pornos verglichen. Seelenstriptease.
Ein gutes Gedicht zu schreiben ist schwer. Gedichte zu schreiben ist schwer.
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
da gebe ich dir schon recht, nur es berührt dich nicht, was du schreibst? die sichtweise, die jedes werk spiegelt, ist immer die des autors selbst.selbst wenn man aus beobachtung heraus schreibt, schreibt man doch immer wertend- unbewusst natürlich.
darum erstaunt mich diese aussage.
doch ich würde gern noch mal auf das einsam kommen. dem bist du jetzt etwas ausgewichen. es ist aber der schlüsselpunkt zu deinem werk.
koko
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 19.07.2012 23:26von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hm, Mund halten ist nicht so dein Ding oder?
Naja, so ist es nicht. Du musst dich von den Werken distanzieren. Du musst wissen, wann du schreibst, und wie du das machst. Tust du das nicht, weißt du nicht ob du schreibst oder einfach nur verrückt bist. Ein Teil von dir muss immer "Profi" sein. Dir muss klar sein, dass du an einem Werk arbeitest, sonst reißt dich dein eigenes Werk hinab.
Wenn du Gedichte schreibst, so ist es bei mir, kündigen die sich an. Ich habe eine Idee und verfolge die. Es ist mir aber immer klar, was ich sagen will. Ich will ein Produkt abliefern. Ein Produkt für einen Leser. ich merke mir natürlich sachen, aber im edefeckt, sind wir nur Schausteller, die einfach gut beobachten und schreiben können.
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 20.07.2012 01:56von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Unterhalten wir uns bei deinen Gedichten, oder probier mal Prosa. Du hast hier einen großen Spielplatz.
LG
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
du hattest mich gebeten, deine gedichte zu lesen und ich tue es gerne, denn irgendwas haben sie, was mich anspricht. Zu wenig las ich bisher, es zu definieren. du hast durchaus was zu sagen, gemini. doch die grenzen bestimmst natürlich du.
koko
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 21.07.2012 09:25von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Hallo, mal einfach so nach Lesen Eurer obigen Diskussion gesagt: Das Gedicht steht für sich, es gibt ein lyrisches Ich/Du/Er/Sie/Es/Wir/Ihr/Sie, das kann man diskutieren. Die Gedanken und das Leben des Autors und die Gedanke und das Leben des Lesenden können andere nicht beurteilen oder nachvollziehen, es verstellt den Blick auf das Werk.
Und wieso komme ich mir nach dem Absatz ein wenig blöd vor? Venia docendi hatte ich mir immer anders vorgestellt. Egal ...
Die Schlüsselwörter für mich sind hier "Asphalt", "liegen", "Nabel", "nass", "heim" und "heilig". In der Reihenfolge ergibt sich ein Interpretationsansatz: Ein LyrIch liegt auf dem harten Asphalt, mit sich allein gelassen, als einziger Nabel der Welt, ist nass, ob vor Schweiss, Urin, Regen, Pfütze, Wasserwerfer, ... weiss man nicht. Trotzdem fühlt sich das LyrIch heimgebracht, nicht vom LyrDu, sondern von seinem Glauben an das Heilige der Mutter Maria.
Eine knappe, sehr präzise Darstellung einer prekären Lage mit dem Halt durch den Glauben.
So kann man es lesen, meine ich.
es grüßt
der.hannes
Darf ich mich in der Textauffassung meinem Vorschreiber anschließen?
Jede sinnvoll - also werkimmanent - begründete Interpretation, genügt dem Anspruch, kann nicht
falsch sein. Differierende Sichtweisen widersprechen sich nicht, sondern erweitern den Blickwinkel.
Der Thread ist interessant zu lesen. Grüße von Yaya an Gemini, Munkel, Kokoschanell und Hannes.
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 29.07.2012 07:18von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Danke für eure Beiträge.
Gem
Ich rede nicht gerne über meinen Glauben, aber ein kleiner Trick: Lest einmal nur die Hauptwörter am Ende de Zeile. Es ergibt das gleiche Gedicht.
Nun lasset uns beten.
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 29.07.2012 18:30von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ist wohl besser, von seiner Einstellung nicht allzuviel zu verraten, auch wenn ich mir aus Lourdes einen Plastik-Seifenspender mitgebracht habe. Dreimal dürft ihr raten, wen die kleine praktische Figur darstellen soll. Ein Druck auf den Kopf und sie weint Flüssig-Seife. Das Ding ist mir inzwischen unentbehrlich geworden. Da soll jetzt keiner sagen, ich sei nicht religiös.
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 01.08.2012 23:51von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 02.08.2012 00:06von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 02.08.2012 18:33von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 06.08.2012 23:15von Chepre • | 36 Beiträge | 36 Punkte
wieder bin ich an einem Text von dir hängen geblieben - diesmal mit mehr Fragen als beim letzten. und vielleicht ein, zwei Anregungen - mal sehen.
Zitat
Ich liege auf der Straße
Am Asphalt
ich finde die Formulierung "am Asphalt liegen" dermaßen seltsam und schwer lesbar, dass ich hier kürzen würde, zB aka ich liege/auf dem Asphalt.
grad fällt mir auf, dass man hier mit viel Fantasie eine zweite Bedeutung lesen könnte, nämlich den Asphalt sozusagen als Ursache des lyrischen Ich (wie in "dass meine Katze so dünn ist, liegt an der gesunden Ernährung"). wenn das Absicht war, dann beide Daumen hoch dafür.
mit dem "Nabel" hab ich ein ganz eigenes Problem, für das du überhaupt nichts kannst. :) ich finde Bauchnäbel eklig und das Wort dafür gleichermaßen.
Zitat
Den Nabel zur Welt?
warum "zur"? warum du die Wendung "Nabel der Welt" hier so abwandelst, leuchtet mir nicht ein. der Nabel als eine Art Weg vielleicht? eine Verbindung zur Welt wie zu einer Mutter, in deren Bauch man nicht mehr ist? da fehlt mir dann aber irgendwie noch die Nabelschnur...
Zitat
Bin nass
Dumm
Einsam
Die Stelle find ich am besten. kurz, stump (wie der Hesse sagt), kräftig. wahrscheinlich regnets da. dass das nur in Form der Feststellung "bin nass" zum Ausdruck kommt, find ich schön direkt und doch indirekt.
und evtl noch eine zweite Bedeutung - dein lyrisches Ich könnte auch von Fruchtwasser nass sein. fänd ich aber hier etwas weit hergeholt.
Zitat
Wer hat mich heim gebracht
Nicht du
Du hast mich angenommen
Das klingt wie ein Vorwurf an jemanden, der etwas angefangen, aber nicht zuende gebracht hat, was man normalerweise zuende bringt. interessant finde ich, dass heimkommen/angenommen werden hier zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind. in meinem Kopf ist beides mit einem ganz ähnlichen Gefühl verbunden. bei jemandem, der mich annimmt, kann ich mich auch daheim fühlen.
warum die Leerzeile vor dem letzten Vers? ich find, die wirkt net so recht. käm genauso gut ohne.
Happy people have no stories. (Therapy?)
RE: Angenommen
in Mythologisches und Religiöses 31.08.2012 01:15von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Chepre, ich finde Nabel auch ekelig, aber dagegen können wir nichts machen, du so wenig wie ich.
Aber das Bier kribbelt so schön darin, sowie Sekt Branntwein und Urin. Nächste Frage.
Asphalt bedient hier den absoluten Niedergang.
"Zur" Welt heißt, dass die Mutter die Verbindung abgebrochen hat und es hier ein Verstoßen bedeutet.
Dein Vergleich mit der Katze ist also richtig.
Nein, es bedeutet das Fruchtwasser. Dieser Absatz beschreibt die Geburt.
Es klingt nicht wie ein Vorwurf, sondern wie ein Erkennen und es ist ein Unterschied ob man sich daheim fühlt oder akzeptiert wird.
Du hast das Gedicht gut interpretiert. Schreib ein eigenes :)
Gem
Alternatives Ende: Dann zerlege ICH dich wie eine Sperrholzplatte :(
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
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