#1

Worttuempel.de – Berlin Bern Bremen Dresden Hamburg Oberaula

in Publikationen, Projekte und Veranstaltungen 02.09.2008 20:51
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo allerseits.

am 4. Oktober 2008 ab 20:00 Uhr Ortszeit geben sich sieben alt- und neueingesessene Dichter die Ehre bei einem lyrischen Leseabend im Café Provinz in Berlin-Neukölln unter dem Titel:

Worttuempel.de - Berlin Bern Bremen Dresden Hamburg Oberaula
Dichterlesung von hier bis da aus erster Hand

Die Antagonisten sind:

Nico Quast, Jahrgang 1978, ist Drittgeborener und dauerhaft semi-untalentiert, bisher gelangen 2 lyrische Veröffentlichungen im Karikani-Verlag, lebt und arbeitet als freier Journalist in Dresden.

Simone Keil, Großhandelskauffrau, Jahrgang 1971, schreibt seit zwei Jahren Lyrik und Prosa, die sie durch ihren Blog 'Hinter den Spiegeln' und in diversen Internetforen publiziert. Sie lebt mit ihrem Sohn zusammen in Hessen.

Matthias Borchelt, Jahrgang 1965, 4. von 5 Söhnen, verheiratet, vier Kinder. Aufgewachsen bei Hannover, Flegel- und Gründerjahre in Berlin, wohnhaft in der Nähe Hamburgs. Trotz Abitur bewusst keine akademische Ausbildung, daher auch weiterhin von fundierten Kenntnissen freier Moraläst und Kritimist. Provoziert gern und lässt sich gerne provozieren.

Margot S. Baumann, Jahrgang 1964, schreibt seit über 20 Jahren Lyrik und Prosa. Bis jetzt sind von ihr 5 Lyrikbände und 2 Anthologien erschienen. Im Herbst kommt ihr erster Roman 'Rigantona' als Taschenbuch auf den Markt. Margot lebt und arbeitet in der Schweiz.

Oliver de Carvalho Gomes, Jahrgang 1971, Rechtsanwalt, lebt und arbeitet in Berlin. Schreibt seit ca. 20 Jahren bevorzugt formgebundene Gedichte. Abgesehen von einigen Veröffentlichungen in Lyrik - Anthologien publiziert er vor allem in Internetforen.

Inka Ricarda Jung, 1976 in Berlin geboren, seit 1999 in Bremen ansässig, hat einen Sohn, studiert Geschichte und Germanistik, schreibt Lyrik und jobbt als ehrenamtliche Seelsorgerin und Horterzieherin, Achtung: hardcore-katholisch!

Gunter Scholtz, 38 Jahre, recht groß geworden in Berlin, schreibt sich hier und da durchs Internet, vor allem in Form von Lyrik und Kritik daran. Und er liest auch gerne mal vor. Ansonsten ist er Ingenieur, IT-Heini und schwanger.

Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

Und vorher Ohren Waschen nicht vergessen. Es gibt was zu Hören.

Bis dann,
GW

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#2

Worttuempel.de – Berlin Bern Bremen Dresden Hamburg Oberaula

in Publikationen, Projekte und Veranstaltungen 11.10.2008 11:00
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Lesung voller Erfolg!

- von Arno Boldt -



Die Lesung in Berlin haben wir also jetzt hinter uns gebracht. Und vorneweg soll gesagt sein: Alles hat gepasst! Die Lokalität( Café Provinz ) war perfekt auf uns und unser Vorhaben abgestimmt. Schon eine Stunde vorher konnte man hin und wieder Soundchecks aus dem kleinen Café vernehmen. Die Aufregung war spürbar. Diese steigerte sich erst einmal jedoch nicht, da bis fünf Minuten vor 20 Uhr kaum Gäste gekommen waren. Im Grunde, so dachten wir, lesen wir also für uns. Auch nicht schlecht! Aber nein, es wäre alles andere als optimal gewesen. Denn so etwas machen wir natürlich nicht für uns, sondern für diejenigen, die einen Narren an der Lyrik gefressen haben.

Insofern steigerten die dann doch massenhaft einströmenden Gäste zwar unsere Aufregung - auf der anderen Seite brachten sie aber erst den Sinn in diese Veranstaltung. Kurz nach 8 gings dann los. Svetlana brachte eine äußerst passende Einleitung und kündigte zwischendurch alle Leser extra noch einmal an. Die jeweiligen Dreizeiler sind der vorherigen Mitteilung zu entnehmen. Dass ich als erster in den Ring musste, störte mich nicht. Einerseits springt man immer in eine bestimmte Erwartungshaltung hinein, die man nicht kennt und man muss für den Nächsten die Leute einigermaßen bei Laune halten - aber was positiv war: Ich musste mich an keinem messen lassen. Ich durfte die Messlatte so tief hängen, wie es mein Gewissen (dem Nachfolgenden gegenüber) verkraften konnte. Trotz aller vorherigen Überlegungen, mich als Arschloch-Dichter zu etablieren, verweigerte ich meinem inneren Schweinehund diesen unsäglichen Wunsch und versuchte mein Bestes.

Fünf Texte sollten es sein. Bis zwei Stunden vor dem Event wusste ich aber noch nicht einmal, welche Texte hier angemessen wären. Ich musste mir verschiedene Parameter setzen, um eine abwechslungsreiche Darbietung zu erreichen. Lustig mussten ein paar sein, dann auch ein schwerer, der eine Herausforderung bzgl. des Lesens und aber auch des Hörens war; dann sollten es noch zwei Gedichte sein, die mir sehr nahe sind. Außerdem wollte ich nicht nur gebundene Lyrik vorbringen, sondern auch etwas dem entgegen stehenden - lyrische Prosa sollte also ergänzend hinzu kommen. Im Grunde beschränkte ich die Auswahl schließlich auf folgende Werke:

1. Der Herbst, der Dichter und dessen Traudel
2. medienhain
3. Die Trümmer und Dr. Tatu
4. Die Kehre
5. Liebes Liebchen
.
Die Idee war, am Anfang und Ende einen leichten Einstieg und einen lustigen Abgang herzustellen. Mit “medienhain” sollte eines meiner Eisbrecher einsetzen, um die Leute auf “Die Trümmer und Dr. Tatu” vorzubereiten. Dieser war auf jeden Fall der schwerste Text in meinem Repertoire. Nicht nur des Lesens wegen, sondern auch aufgrund der Länge. Ich kündigte zwar an, dass es eine etwas längere lyrische Prosa ist, aber auch die Schwere des Stoffes verlangte höchste Aufmerksamkeit. Alles in allem aber schien auch dieser schwer rüber zu bringende Text dem Publikum etwas gebracht zu haben.

“Die Kehre” ist einer der Texte, die mir sehr nahe sind. Und mein Versuch, gen Ende etwas in den Singsang zu verfallen, wurde goutiert. Ich war erleichtert, da ich auch hierbei im Vorfeld mit mir rang, ob es denn gut ankäme. Der letzte Text, “Liebes Liebchen” ist vielleicht etwas zu kurz; aber aufgrund seines Witzes und der dennoch immanenten inhaltlichen Tiefen wollte ich auf keinen Fall auf ihn verzichten.

Die 10 Minuten, die mir zur Verfügung standen, weiteten sich auf 11,5 aus - ich war zufrieden, da ich doch von 13 Minuten ausgegangen war. Zumal die brachiale Kaffeemaschine inmitten des Trümmer-Textes ihren Schnabel noch so sehr aufreißen wollte. Kurzzeitig war ich irritiert, versuchte aber, das zu kaschieren - riss ein bis zwei Scherze, trank mein Wasser und wartete auf die einsetzende Ruhe, um mit dem zweiten Teil dieses Che-Textes fortzufahren.

Simone war Nr. 2 und zog das Publikum auch in den Bann, so dass Mattes im Grunde schon zu Anfang auf den Wogen des Wohlwollens die Bühne betreten durfte. Er steigerte sich und seinen Sprach- und Gestenduktus ins Unermessliche. Hier wurde deutlich: Die Texte gehören einfach zu ihm, wie seine Mimiken und seine Gesten - eine 100%ige Ergänzung. Bereits während seines Vortrags und v.a. nach ihm überschwemmten sich diese mit Sympathiebekundungen. Das erste Teilstück war geschafft! Die Pause brachte die Kaffee-Junkies zur jetzt wieder frei gegebenen Kaffeemaschine; die Raucher durften ihre Lungen mit Rauch füllen.

Nach der Pause glänzten Margot und Olli mit Souveränität. Die Intensität ihrer Vorträge; die Nähe zu ihren Texten, spürten die Gäste wie Freunde gleichermaßen. Professionell in allen Belangen, keine Frage! Die anschließende Pause war unglücklich gewählt. Wir wollten den Gästen ihren Weg zum Kaffeeautomaten bzw. an die frische Luft - des Rauchens wegen - gönnen, bevor eine weitere halbe Stunde geballter Lyrik auf sie einprasselte. Zu kurz schien uns die Zeit in diesem Moment, die Margot und Olli zum Lesen benötigten - zu lang schien uns aber auch die Zeit, die die Gäste ohne Pause noch verbracht hätten, hätten wir dann bis zum Ende durchgezogen.

Und es sollten nicht nur noch zwei Lyriker kommen.. Inka, ganz in Schwarz - einem Künstler gar nicht so unähnlich, bewegte sich mit ihren Gedichten nicht nur im Raum, sondern auch noch eine ganze Zeit lang nach der Lesung in den Köpfen der Zuhörer. Einfühlsam, behutsam brachte sie die Zeilen auf den Weg, dass sich noch nicht einmal die Kaffeemaschine traute, dagegen zu revoltieren! Gunter, unser letzter Worttümpler, überzeugte ebenfalls. Seine Vortragsweise war witzig, amüsant - sie passte ganz einfach hinzu und brachte mir seine Texte sehr viel näher, als sie es bis dato waren. Ganz großes Kino!

Und dann, dann war noch nicht Schluss: Unser showdown, den wir am Abend zuvor schon einmal geprobt hatten, sollte der glorreiche Abschluss sein. Schade nur, dass Maya dann bei der Premiere fehlte. Mit Fieber ist eben nicht zu spaßen. (Dass du ja wieder hübsch gesund wirst, hörste?!) Aufhänger für diesen finalen Akt war das letzte Gedicht von Gunter, dem Mattes dann lyrisch antwortete - wobei er die Bühne mit einem hämischen Händeklatschen betrat. Ihm folgte danach Margot, die ihm wiederum in lyrischer Art und Weise die Leviten las. Was und wann ist ein Dichter auch ein Dichter, wann ist er Poet? Ein Schlagabtausch, dem sich dann Gunter anschloss und Margot erwiderte. Jetzt musste der Boldt ran.

Mit “Was für ein Blödsinn!” schickte ich mich auch an, die Bühne zu erklimmen. Ein kleiner Texthänger in der Mitte wurde lässig von Mattes aufgenommen und er soufflierte mir laut mein Stichwort: Die Ente, das Federvieh, das nie fliegt, sondern flattert, blieb mir im Halse stecken. Ich bedankte mich bei ihm, dem Mattes, und fuhr leidgeplagt fort. Aber das Publikum war begeistert und nahm, ja im Grunde den dargebotenen Gedanken als dankenswert an, dass der, der über Enten spricht, auch über diese zu sprechen wissen muss, um selbst keine zu sein. Ich schloss aber meinen Text, und flog - halb flatternd - wieder zurück in die Reihen der Adler. Margot vollendete schließlich das Meisterwerk souverän und machte die ungewollte Improvisation wieder wett.

Applause prallte gegen unsere Ohren und wir wurden hektisch darin, die übrigen drei - Inka, Simone und Olli - auf die Bühne zu holen, da uns sieben dies alles galt. Wir bedankten uns ebenfalls: eine Verbeugung, ein Knicks und fast verlegene Gesichter. Saustarke Gäste, traumhafte Qualität der Vorleser und zu den Texten muss ich ja nicht mehr viel sagen, oder? Ein durch und durch gelungener Abend - der auf jeden Fall wiederholt wird. Darauf könnt ihr euch schon einmal einstellen.

Die Texte im Überblick:

1) Arno Boldt (s.o.)

2) Simone Keil
- Verspielt
- Loslassen
- Abschied
- Résumé
- wieder zurück

3) Matthias Borchelt
- Ruchlose Schmähung
- Schweinerei
- Neuropsychiatrie
- Pinocchio
- Rote Liebe
- Fleisch
- Extensions

4) Margot S. Baumann
- Wir brauchen nicht zu flüstern
- Im Schatten neben dir
- Thanksgiving
- Zweiter Aufzug, letzte Szene
- Zwischenzeilen

5) Oliver de Carvalho Gomes
- Zuviel für mich
- U9, 3 Uhr
- Ursachenforschung
- Mein Schatz
- Willkommen 3. Welt
- Meine Meinung

6) Inka Ricarda Jung
- Wurzeln
- Der Philosophen Fluch
- Zweifel
- Ostern
- Deiner Augen Blicke
- Lebewohl

7) Gunter Scholtz
- Von Herzen
- Vergleichsweise
- Liebesdienste
- Weich
- Nirwana
.
Soweit von mir jetzt hier aus Dresden.
Bis bald.
AB.


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