in Philosophisches und Grübeleien
10.11.2007 13:48
von
Pog Mo Thon (gelöscht)
Sinn-Los
oder: Warum die Sinn- schnell zur Gretchenfrage wird
Wo will er hin, der Mensch, wo ist er hergekommen?
Es war schon damals so, die Frage trieb ihn um.
Zunächst noch ganz banal, er war noch reichlich dumm:
Bring’ ich kein Futter heim, was wird wohl dann genommen?
Im Laufe langer Zeit hat dann der Mensch erklommen
die Leiter des Bewusst, seins ging im Kreis herum.
Mal war’s vom Sein bestimmt, dann aber nahm es krumm,
wenn es verkehrt herum nicht lief; er war benommen.
Die Philosopherei, so denkt der Mensch bei sich,
erhebt mich übers Tier. Da wär’s doch jämmerlich,
es gäbe außer mir, der nackten Existenz
nicht auch noch einen Sinn, es darf kein Zufall sein.
Ich denke, also bin? Ich bitte dich, Gott, nein!
Was immer ich auch sei, bin ich nur Reagens?
in Philosophisches und Grübeleien
18.04.2008 22:34
von
Feo (gelöscht)
Hallo nizza,
ein hübsches Alexandriner-Sonett hast du hier gebastelt, eine Seltenheit, auch wenn sich viele an der Sechshebigkeit versuchen. Auch die Zäsur nach der 3. Hebung hast du formal und inhaltlich sehr schön sichtbar gemacht.
Amüsant ist die Kommaspielerei in V6.
In V8 ziehst du die Zäsur nicht sauber durch, was man aber mit viel gutem Willen dem Inhalt ( "krumm" & v"erkehrt") zuschreiben könnte. Da man durchaus sieht, dass du handwerklich was drauf hast, finde ich es etwas schade, dass du die Quartette gleich 3x mit dem Wörtchen "dann" (V4,6 und 7) spicken musstest.
Während mir ansonsten Sinn und Inhalt deines Alexandriners gut gefallen, V13 und 14 enttäuschen mich. Nicht nur, dass ich mir den ersten Halbsatz in V13 etwas vollendeter gewünscht hätte und noch mit mir hadere, ob mir Gott, wenn er unbedingt noch noch namentlich genannt werden soll, so ins vorvorletzte Nebensätzchen gequetscht wirklich gut gefällt, die Conclusio hält nicht wirklich, was das ansonsten sehr interessante Sonett verspricht.
Was - um Himmels Willen - sollte der Mensch denn sonst sein, wenn nicht Reagens? Ich piekse, also quiekst du. Was könnte logischer sein?
Dass wir alle nur ein paar temporisierte Genstränge Zufall sind wissen wir doch eigentlich spätestens, wenn wir unseren Kindern ins Gesicht sehen und erkennen, dass sie eben nicht 100%ig aus dem unserem geschnitten sind und ihren Geschwistern nicht einmal zwingend sehr ähnlich sehen.