#1

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 06.11.2007 22:31
von kein Name angegeben • ( Gast )
Bett – so nett

Ach, wär das schön, im Bettchen noch zu kuscheln!
Der graue Tag kann mich mal gerne haben.
Ich möcht mich tief in meine Decken graben,
voll Wonne lieb mit warmen Kissen tuscheln.

Nur einer dürfte ungestraft mich stören:
Es wär der Butler, der auf leisen Sohlen
mir feinste Speisen reichte höchst verstohlen
mit Morgengruß, ganz leis und kaum zu hören.

Er käme, mich im Duftbad einzuweichen,
mir meine Kleider ordentlich zu richten,
die Zeitung frisch gebügelt herzureichen.

Ich wünschte, ach, ich könnte hier bedichten
ein Himmelbett, so schön und ohnegleichen,
doch müsst ich auf mein Krümelbett verzichten!


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#2

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 07.11.2007 20:00
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Medusa und willkommen

In der Lyrik gibt es für mich zwei Sparten, die ich für die „Schwersten“ halte. Zum einen ist es die Erotik und zum anderen Humorgedichte. Über Erotik will ich jetzt nicht sprechen, aber beim Humorigen gibt es einen Aspekt, den ich für wichtig halte: Es muss witzig sein und locker flockig daher kommen ... ohne dass man das Gefühl hat, der Dichter hätte sich bemühen müssen.

Nun will ich damit nicht sagen, dass Dein Text dieses Kriterium nicht erfüllt, nur mich mag er nicht zu unterhalten, geschweige denn ein Schmunzeln zu entlocken. Vermutlich hängt das mit den Wörtern ach/Bettchen/kuscheln/tuschelnWonne/lieb/Krümelbett etc. zusammen. Die sind zwar süss, aber doch auch recht ... na ja ... kindlich. Tut mir leid, aber ich kann mich mit dem gewählten Thema einfach nicht anfreunden und die Konklusion ist mir zu gesucht. Einzig die 3. Strophe finde ich ansprechend, weil ich mir da einen englischen Butler vorstelle, der im Morgenrock die Zeitung bügelt.

Müsste es in S1/Z2 nicht (auch) ‚könnt’ heissen? Und die Zeichensetzung erscheint mir ein bisschen wirr. Wie wäre es, wenn Du mit Gedankenstrichen – für die Einschübe – arbeiten würdest? Die letzte Zeile würde ich umstellen, damit die Grammatik stimmt... etwa so: Doch müsst ich auf mein Krümelbett verzichten.

Nun ja, das klingt jetzt alles etwas hart. Vermutlich wolltest Du auch keinen Schenkelklopfer produzieren und die Rubrik heisst ja auch ‚Fröhliches’ ... von daher. Ich bin eben etwas gepanzert ... nimm’s nicht tragisch.

Gruss
Margot

Die Frau in Rot

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#3

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 07.11.2007 20:15
von kein Name angegeben • ( Gast )
Liebe Margot,
ich fang mal hinten an: Die letzte Zeile ist auch mein Sorgenkind und Dein Vorschlag ist sehr gut, ich werde das ändern, vielen Dank!
Ja, kindlich, kann sein. Humorige Gedichte haben oftmals etwas Kindliches. Darum müssen sie nicht weniger gut sein als stimmungsvolle oder gefühlvolle Gedichte, nicht wahr?
Humorvolle Gedichte zu schreiben ist Schwerstarbeit. Wenn mir das mit diesem Sonett nicht gelungen ist, so liegt das nicht daran, dass Du das nicht verstehst, sondern eher daran, dass es mir nicht gelungen ist, den Humor herüberzubringen.
Abgesehen von der letzten Zeile: Hast Du vielleicht noch ein lobendes Wort für das Sonett als solches? Da übe ich nämlich noch.
Was die Interpunktion betrifft, so sehe ich keinen Fehler; ich bin jedoch für gezielte Kritik offen.
Ich danke Dir ganz herzlich für Deine konstruktive Kritik.
Liebe Grüße,
Medusa.
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#4

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 07.11.2007 20:34
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hallo nochmals

Nein, natürlich sind Humorgedichte nicht schlechter, als solche, bei denen es einem das Herz verknotet... da habe ich mich vermutlich falsch ausgedrückt, aber ich denke eben, es ist eine grosse Kunst, das Locker-Flockige so rüber zu bringen, dass man die Arbeit dahinter nicht bemerkt, bzw. sieht. Deshalb finde ich diese Sparte ja auch so schwierig ... ich hüte mich meist wohlweislich davor.

Ja, Sonette ... ich liebe sie abgöttisch und habe – ich glaube – erst zwei verfasst. Ich bin also kein grosser Hirsch darin und kann Dir da keinen Vortrag drüber halten. Aber im Netz findest Du Unmengen von Infos, und evtl. meldet sich ja noch ein Sonnet-Fetischist.

Bezgl. der Zeichensetzung ... ich würde das vermutlich folgendermassen machen: (ohne Gewähr )



Bett – so nett

Ach, wär das schön im Bettchen noch zu kuscheln!
Der graue Tag kann (könnt) mich mal gerne haben.
Ich möcht mich tief in meine Decken graben;
voll Wonne lieb mit warmen Kissen tuscheln.

Nur einer dürfte ungestraft mich stören:
Es wär der Butler, der auf leisen Sohlen,
mir feinste Speisen reichte - höchst verstohlen
mit Morgengruß -, ganz leis und kaum zu hören.

Er käme mich im Duftbad einzuweichen;
mir meine Kleider ordentlich zu richten,
die Zeitung frisch gebügelt herzureichen.

Ich wünschte, ach, ich könnte hier bedichten
ein Himmelbett, so schön und ohnegleichen, (evtl. einen Doppelpunkt)
doch müsst ich auf mein Krümelbett verzichten!


Aber für sowas ist unser Don die oberste Instanz ... der schüttelt das locker aus dem Handgelenk.

Gruss
Margot


Die Frau in Rot

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#5

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 07.11.2007 21:00
von kein Name angegeben • ( Gast )
Ja, Margot,
die eine oder andere Interpunktion kann ich durchaus akzeptieren. Ich geh das in Deinem Sinne noch einmal durch. Ich danke Dir herzlich. Vielleicht stelle ich noch heute ein humoriges Gedicht ein, das Dir besser gefällt; ich hoffe es sehr!
Vielleicht interessiert es Dich: Egal, was auch immer ich versuche zu bedichten, es wird immer etwas Ulkiges daraus, ich sehe das jedenfalls so, obs dann ankommt, das ist etwas ganz anderes.
Bis dahin liebe Grüße,
Medusa.
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#6

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 07.11.2007 21:21
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Medusa,

ich lese das Gedicht erst in seiner jetzigen Form und finde es jetzt nicht den Lacherkracher, aber so ein Schmunzler findet sich in der ersten Terzine schon, auch wenn es insgesamt vielleicht auch eher als nicht ungelungene Fingerübung zu sehen wäre, so stört mich richtig eigentlich nur eins. Und zwar dieser von der Ersten allgemeinen Verunsicherung entliehene Titel. Bzw. ich muss halt zwangsläufig an den Song "Fronkraisch, Fronkraisch" denken. Der ist zwar auch nicht gerade zeitlos, aber genauso würde ich an UKW denken, wenn einer ein Gedicht schriebe "In Sommersprossen verschossen". Kommt auf jedenfall etwas abgedroschen bzw. schlecht kopiert. Den Titel würde ich also ändern. Sonst finde ich's so ganz nett.

Viele Grüße,
GerateWohl

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#7

Bett - so nett

in Humor und Fröhliches 08.11.2007 12:51
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Gratewohl,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich kenne zwar die "Erste allgemeine Verunsicherung", mein Titel ist dort jedoch nicht entliehen, das ist meiner! Mich freut die "nicht ungelungene Fingerübung", mehr ist es auch nicht. Als Sonett ist es jedoch gut gelungen. Das Versmaß stimmt, die Melodie auch und These/Antithese sind eingehalten, der Lacherkracher ist es gewiß nicht, was bei einem Sonett ja nicht wirklich Pflicht ist.
Sonette sind für mich eine große Herausforderung und ich bin in der letzten Zeit schon viel besser geworden. Darum schätze ich Deine Kritik sehr. Ich werde sie beim nächsten beherzigen, versprochen!
Liebe Grüße,
Medusa.
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