#1

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 19.10.2007 18:56
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Wi(e)der die Nacht



… Und wieder kriecht die Nacht
auf blutigen Knien heran,
gelenkt und gebunden von Silberfäden
die sich enger schnüren mit jedem Nein
das ihr im Halse stecken bleibt.

Sie schleudert ihr Schweigen zum Horizont
- und das Echo ist Schweigen.
Verfängt sich im Netz des Unbenannten,
das darauf lauert zuzubeißen
und auch den letzten Tropfen Licht
aus rastlosen Träumen zu saugen.

Der Mond verrinnt – tatenlos –
Sie leert den Kelch in einem Zug
- (geht er doch nie vorüber)
und Finsternis verfließt
in jeden Winkel der Stille.
- Weiter Nichts.

… Und wieder erhebt sich der Tag,
verdrängt seine unstete Schwester
mit vor Trockenheit gerötetem Auge
und weiß doch, dass die kurze
Spanne des Lächelns nicht genügt
die klaffende Wunde zu schließen.

Nur der Wind treibt – ungeläutert –
ein heiseres Sehnen durch die Zeit
- über Brachland und versunkene Städte:
Wider die Nacht, wider den Tag
und wider die Stille.



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#2

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 19.10.2007 20:02
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Abend, ninniach!

So etwas Ähnliches wie Wertschätzung bringe ich der Nacht gegenüber,
die wieder kriecht; scheint sie ja fortwährend zu machen.
Doch diesmal kriecht sie heran auf blutigen Knien! So schließe ich auf einen rauhen Weg.
Zugleich ist sie gelenkt. - Wer lenkt sie da?
Mit Silberfäden gebunden, das kann ich verstehen, ist ja bald Weihnacht, da liebt man glänzende Fäden.

Nur scheinen mir das böse Fäden zu sein, die sich enger schnüren. Das 'Nein' bleibt im Halse stecken.
Sie kann es gar nicht sagen, also schleudert sie ein Schweigen zum Horizont. Das läßt mich vermuten, sie befindet sich in einem günstigen Winkel zu ihm, also gelingt es ihr.

Wundern darf sich die Nacht nicht, wenn sie Schweigen schleudert und das Echo nur aus Schweigen besteht.

Gut geht es dieser Nacht sicher nicht, wo jetzt auch das Unbenannte darauf lauert, zubeißen zu können, das letztes Licht aus rastlosen Träumen saugt.

Der Mond, dieser Feigling verrinnt einfach tatenlos.
Sie, leert den Kelch in einem Zug ( da nehme ich an, das ist die Nacht, die scheint ein Trinkproblem zu haben).

Jetzt glaubte ich, der Mond sei verronnen, doch er geht nie vorüber - vielleicht ist auch der Kelch gemeint. Die Finsternis verfließt in jeden Winkel der Stille, weiter nichts. Ok. Das wäre geschafft.

Aber schon beginnt ein neuer Tag, der ein trockenes und gerötetes Auge hat - und der vertreibt seine unstete Schwester. Wahrscheinlich die Nacht, die mit dem Trinkproblem. Das kann man ihm gar nicht übel nehmen.

Der Wind scheint der einzig Anständige zu sein, warum er geläutert sein sollte, weiß ich nicht, aber er treibt ein heiseres Sehen durch die Zeit wider die Nacht, den Tag und wider die Stille; also auch wider das Echo der Nacht.
Somit wäre jetzt alles mit Sehnen erfüllt, meine ich.

Mit Gruß
Joame
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#3

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 22.10.2007 15:40
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hi Joame

Die Nacht kommt ja doch meistens jede Nacht, denn sie ist ja die Nacht, also kann man durchaus sagen, dass sie das fortwährend tut. (aber eben nur nachts) und in anbetracht der Häufigkeit finde ich es nicht so abwegig, dass ihre Knie blutig sind. (Wenn Kim Basinger die Szene mit dem Geld aus 9 ½ Wochen in der Häufigkeit hätte wiederholen müssen hätten ihr sicher auch die Knie geblutet. nur mal so am Rande…)
möglicherweise trägt sie silberne Strapse, weil sie nach Feierabend noch ein Date hat, oder sie steht auf SM und hat sich schon mal selbst gefesselt. ich weiß es nicht, sie konnte es mir nicht sagen, denn sie schweigt ja.
das Trinkproblem ist ein sehr interessanter Ansatzpunkt. vielleicht trinkt sie sich ihr Date schön, oder sie versucht das Nein endlich runter zu spülen, wer weiß. falls sie das in nächster Zeit schafft, werde ich mich noch mal melden.

Besten Gruß
Simone


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#4

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 22.10.2007 15:57
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Hallo, liebe Simone!

Du wirst es wahrscheinlich nicht gemerkt haben, so gut kennen wir uns ja nicht, doch so wie geschehen, ist es nicht meine Art, zu kritisieren oder Kommentare abzugeben, wie ich es hier tat.
Vielmehr habe ich an jemanden Bestimmten gedacht und ihn förmlich kopiert, einer, der es vorzüglich verstand, beissend keinen Stein auf dem anderen zu lassen und fast die Form des Endpunktes beanstandete, wenn er es nur wollte.

Ein Funken Wahrheit ist schon da, mir huschten diese Gedanken durch den Kopf; aber auch wenn ich mich nicht zu Deinem Werk hingezogen fühle, so wäre mein Kommentar doch alleine schon aus Höflichkeitsgründen nicht so zu nehmen wie er da steht. - Ich habe schon länger auf Deine Reaktion gewartet, nun ist sie da: milde und gefaßt.
Doch ein bißchen viel Personifizierungen sind schon vorhanden.

Ich freue mich auf ein nächstes Gedicht von Dir, wo die Nacht dann nicht ihre Jeans durchgescheuert hat.

Freundlichen Gruß!
Joame
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#5

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 22.10.2007 18:13
von Pog Mo Thon (gelöscht)
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Hallo ninniach,

ich verstehe leider gar nichts. Da wechseln Tag und Nacht und die Nacht ist wohl schauriger, als der Tag, welcher aber auch nicht recht befriedigen kann. Warum das so ist, finde ich nicht in dem Gedicht, aber das liegt vermutlich an mir. Den Wind, den ungeläuterten, begreife ich am Ende auch nicht.

Phonetisch macht es mich auch nicht so sehr an, bis auf

Sie leert den Kelch in einem Zug
- (geht er doch nie vorüber)
und Finsternis verfließt

Das reicht mir aber nicht zum Gefallen. An mir geht es also vorüber. Nichts für ungut.

Beste Grüße
nizza
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#6

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 23.10.2007 00:18
von Schnurzelpurzel (gelöscht)
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Hallo ninniach,

hm, ich wage kaum zu schreiben, was mir beim Lesen dieses Gedichtes vor meinem inneren Auge auftaucht. Es ist mir fast zu beklemmend, zu bedrückend, Liebe, um deren nach außen hin glitzernde Silberfäden es m.E. geht, ad absurdum geführt! Das "Lenken, Gebundensein und Eingeschnürtwerden" lässt mich an ein (weibliches) Wesen (LS = lyr. Sie) denken, von dem erwartet wird, dass es sich in der Nacht, und zwar offensichtlich in jeder Nacht, seinem Partner - ich sags mal bewusst "technisch" - sexuell zur Verfügung stellt. Das "Nein, das Schweigen, das Unbenannte" deuten auf die Kommunikationssperre zwischen LS und ihrem Partner hin. Sie redet/n einfach nicht über die Bedürfnisse und so schürft sich die Nacht allmählich blutige Knie, verschwindet der letzte Tropfen Hoffnung, die Träume von Aufgehoben- und Verstandensein, aber auch der von Leidenschaft verlieren sich. "Sie leert den Kelch in einem Zug": Sie gibt sich immer wieder klaglos hin und hofft, dass es möglichst schnell vorbei ist. "Weiter nichts!" Keiner wird sie für bedauernswert halten, was ist denn schon dabei? Alles im Rahmen des Normalen! Und so entsteht allmählich eine nicht mehr zuheilende Kluft zwischen den Partnern, die äußerlich niemand erkennt. Nur der "Sehnsuchtswind" ihrer Gedanken, bleibt - zum Glück - doch noch ihrer Träume unbereinigt.

Solche Gefühle lösen Deine Bilder in mir aus. Wie schon gesagt, sehr traurig, handelt es sich doch um einen Teufelskreis, der unweigerlich zum Tod der Liebe führen muss, wenn sie (beide!) ihr Schweigen nicht brechen.

Formal bin ich weniger erfahren in der Beurteilung ungereimter Gedichte. Hier kann ich nicht viel sagen. Nicht sehr schön finde ich S2Z2, vielleicht wegen des "und" und des abgehackten Satzes. (Vorschlag: Punkt nach "Horizont" "Das/Ein schweigendes Echo verfängt sich...") Auch das "verfließt" in S3 will mir nicht so recht gefallen. Was hieltest Du hier von "ergießt sich"?

Was mich stört, sind die vielen Gedankenstriche (die beiden in der "Mondstrophe" und den allerletzten halte ich für verzichtbar).

Wenn Du Kommas setzt, solltest Du es auch konsequent tun, also auch S1Z3 nach "Silberfäden", Z4 nach "Nein". Vor den erweiterten Infinitiven muss ja keines mehr stehen, ich persönlich finde sie vor langen Wortgruppen aber doch sinnvoll. Dies beträfe S2Z4 nach "lauert" und S4Z5 nach "genügt".

Alles in allem ein sehr beeindruckendes Gedicht, das sprachlich noch ausgefeilt werden könnte. Ich fühle mich allerdings leider nicht in der Lage, hier die Wunden zu finden, in die man den Finger legen könnte. Da gibt es hier kompetentere User.

Gern gelesen - Lieben Gruß

Schnurzelpurzel


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#7

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 25.10.2007 07:23
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
[b]@Joame[/b]
Warum legst du dir nicht auch eine Zweitidentität zu? Das ist ja im Moment ziemlich In. [13]
[quote]Ich habe schon länger auf Deine Reaktion gewartet, nun ist sie da: milde und gefaßt.[/quote]
Das freut mich aber, dass ich deinen Test bestanden habe. Falls ich noch irgendwas zu deiner Belustigung beitragen kann, oder ich vielleicht irgendwelche neuen Medikamente testen soll, lass es mich wissen, mach ich gern. [11]

[b]@nizza[/b]
Du hast recht, es ist ziemlich wirr und auch sonst ziemlicher Mist. Ich wollte einfach mal was neues probieren und das ist in die Hose gegangen.

[b]@Purzel[/b]
Danke für dir Interpretation. Ja, beklemmend sollte es sein, inhaltlich deckt es sich nicht mit meiner Intention beim Schreiben, scheit aber im Gesamten einigermaßen stimmig rüber zu kommen. Danke auch für die Verbesserungsvorschläge. Aber ich würde es doch lieber einfach begraben.

Gruß an alle
Simone
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#8

Wi(e)der die Nacht

in Düsteres und Trübsinniges 25.10.2007 09:24
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Simone!

Ich habe Dich nicht getestet, den Eindruck hast Du eventuell auf Grund meiner nicht ideal getroffenen Ausdrucksweise. Wie zu ersehen, habe ich auf belustigende Weise auf Dein Werk reagiert. Das war nicht schön und nicht gut. Fasse es als mißlungenen Scherzversuch auf, wenn es geht.
Bezüglich der Zweitidentität bin ich nach Deiner Mitteilung offensichtlich nicht auf dem laufenden; wäre Dir für einen kleinen Hinweis (vielleicht per PN) dankbar.

Mit Gruß
Joame
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