#1

So net

in Diverse 17.09.2007 00:38
von Wiedu (gelöscht)
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So net

Wehr brauch den Rechtschreipkentnis um zu schreiben
und wär zum Teufel brauch Ortogravieh?
Es zelt beim Schreiben doch die Fantasie!
Der Rest kann mir (und dir) gestolen bleiben!

Werr wird sich schohn an solchen Dingen reiben,
ein Spießer, der nach korrigiehren schrie!
Im Einfallsreischtum zeigt sich das Schenie!
Auch darin, wie am Still die Blühten treiben!

Wer Fehler tut in diesen Tegst enddecken,
der kahn sie sich – wohin er will – gern stecken.
Ein Kleingeist ist der Lehser, wenn er tadelt,

kein Auge hat für das, was Lürik adelt.
Trum bauchst du mir auch nicht zu krittisieren.
Du kannst mich gern zum Dichter grathulieren!
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#2

So net

in Diverse 17.09.2007 12:13
von Maya (gelöscht)
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Hi Wiedu!

Hach, die feine Ironie, die da durch die Verse hindurchblitzt, hat es mir angetan. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert. Beim Lesen kam es mir vor, als würdest du mit deinem lyI die Position eines rechtschreibschwachen Schreiberlings einnehmen, dem seine Fehler schnurzpiepegal sind, weil Rechtschreibung nichts mit dem Talent zu schreiben/dichten zu tun hätte. In gewisser Weise muss ich deinem Protagonisten darin sogar zustimmen, denn Menschen, die die Rechtschreibung beherrschen, müssen nicht unbedingt gute und die sie nicht beherrschen, schlechte Schreiber sein. Dennoch ist es ja nicht zu viel verlangt, die Fehler vor der Veröffentlichung, soweit es geht, zu eliminieren. Doch genau dagegen sträubt sich dein lyrI und beruft sich auf den Inhalt des Textes und sein „Schenie“, schimpft über die spießigen Kritiker und feiert sich selbst ab.

Dein Text ist so eindringlich geschrieben, dass man sich quasi eine Diskussion im Hintergrund vorstellen könnte, in der diese und ähnliche Argumente hervorgebracht werden. Aber da geht wohl meine Fantasie mit mir durch.

Ansonsten habe ich nichts zu meckern, Metrum, Reime, Versmaß – alles 1A. Und so liest sich das dann auch.

Gruß, Maya
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#3

So net

in Diverse 18.09.2007 10:14
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
hallo wiedu,

das hat auch nei mir einen angenehmen schmunzler hinterlassen.
klasse umgesetzt.

lg franzi

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#4

So net

in Diverse 19.09.2007 11:06
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Wiedu,

das gefällt mir ebenfalls. Einerseits, weil ich diese Art der Antwort auf Hinwiese zur Rechtschreibung kenne, andererseits, weil da natürlich etwas Wahres dran ist.

Niemand muss die Rechtschreibung perfekt beherrschen, um ein gutes Gedicht zu schreiben, da schließe ich mich Maya an. Allerdings ist es für mich auch ein Service für den Leser und auch ein Zeichen von Höflichkeit, wenn sich um korrekte Rechtschreibung und somit um eine gute Lesbarkeit bemüht wird. Zumindest das Rechtsschreibprogramm von word kann man ja mal drüberlaufen lassen.

Fehler können und dürfen natürlich dennoch geschehen, die Frage ist dann, wie der Autor dann mit Hinweisen diesbezüglich umgeht - und da ist Dein lyrisches Ich durchaus ausbaufähig.

Hübsch ironisch verpackt weist Du in meinen Augen auf beides hin: auf die Überheblichkeit des Kritikers, der allzuleicht Orthographie mit lyrischem Können gleichsetzt und auf die Ignoranz des Dichters, der sich notfalls gar auf die dichterische Freiheit beruft.

Formal ist nichts daran auszusetzen, naja, abgesehen vom Ortogravieh

Grüße,

Don


Des Paten Missetaten

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#5

So net

in Diverse 19.09.2007 11:33
von Pog Mo Thon (gelöscht)
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Nachdem sich das Gedicht zum Ende hin von bloßer Legasthenie zu sprachlichem Unvermögen steigert, lese ich es als eindeutig ironisch. Hier wird nicht der Kritiker gegeißelt, da kann ich Don nicht zustimmen, hier wird der Idiot vorgeführt, der auf seine Schwäche auch noch stolz ist bzw. diese verteidigt.

Natürlich kommt dieses Sonett formal astrein daher, mit Esprit und Schwung und witzig ist es zudem. Insofern ist man geneigt, vor diesem Dichter den Hut zu ziehen und meint dann vielleicht, das Gedicht unterstellte tatsächlich, dass lyrische Qualität trotz unterentwickelter Sprachmacht möglich sei. Führt denn nicht genau dieses Sonett den Beweis?

Nein, tut es nicht, denn der Dichter verstellt sich ja. Und wer solche Sätze im Ernst fabrizierte, der brächte nicht ein solches Sonett hervor. Für mich liest es sich daher wie ein gewitzter, inspirierter Aufruf zu Sorgfalt und Mühe, meinetwegen ohne Korinthen zu kacken.

Mir gefällt es auch sehr gut.
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#6

So net

in Diverse 19.09.2007 11:38
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Nur, dass ich nicht missverstanden werde: ich sehe den Text auch als rein ironisch an, finde aber schon, dass Ortographie und dichterisches Können zweierlei sind - was man als Kritiker manches Mal außer Acht lässt.

Hier aber, da gebe ich Nizza recht, ist das lyrische Ich der Depp, keine Frage .

Grüße,

Don

Des Paten Missetaten

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#7

So net

in Diverse 19.09.2007 12:22
von Wiedu (gelöscht)
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Hallo ihr kritischen Leser, so viel positive Resonanz hab ich nun nicht erwartet, freue mich aber natürlich sehr.
Maya und Nizza haben es auf den Punkt gebracht. Es geht mir nicht darum, Leute niederzumachen, die die Rechtschreibung nicht korrekt beherrschen, das liegt mir fern. Es geht mir einfach um das ständige Gezeter, wenn ein fehlerhafter Text öffentlich kritisiert wird.
In anderen Foren passiert es ständig, dass eben die, die die schlechtesten Texte schreiben, kritische Worte weit von sich weisen. Manchmal geht das so weit, dass der Kritiker beschimpft wird.

Herzlichen Dank euch und lg

Wiedu (Janna)
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#8

So net

in Diverse 19.09.2007 13:57
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Zitat:

Du kannst mich gern zum Dichter grathulieren!


na dann, herzlichen Glückwunsch.

ein formal sauberes Sonett. es ist wirklich witzig und trifft.
nette Idee. gute Umsetzung. aber für mich war’s das auch schon, mehr kann ich damit nicht wirklich anfangen.
aber mehr sollte es sicher auch nicht sein.

Gruß Simone
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#9

So net

in Diverse 19.09.2007 19:17
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Hallo WieDu!

Amüsant empfand ich es , doch war es auch Arbeit; hoffentlich findest Du wieder in die 'Normalität' zurück. Ich habe das Gefühl, leicht könnte man sich an eine derartige Schreibweise gewöhnen, bräuchte in Hinkunft kein Wörterbuch mehr, was auch von Vorteil wäre.

Gruß
Joame
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#10

So net

in Diverse 19.09.2007 20:41
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo,

als Ortographieschlechtester muss ich mal folgendes feststellen: Du machst ganz billige Witzchen auf Kosten derer, die in der Schule und im Leben nicht das Schwein hatten an guten Schulen und von noch besseren Lehrern und formidablen Familien ohne Fernsehen zu einer korrekten Rechtschreibung erzogen worden zu sein. Das finde ich ganz schön scheiß arrogant und billig sich in manierierte Ironie zu flüchten. Aber da das alles nicht auf mich zutrifft, da ich einzig und allein aus Faulheit nicht der Regeln des Dudens gemäß schreiben kann, habe ich mich ganz köstlich amüsiert.
Der Titel ist Spitze.
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#11

So net

in Diverse 19.09.2007 21:06
von Maya (gelöscht)
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Nee Brot, also da muss ich dir widersprechen, denn im Text geht es nicht um jene Leute, die nicht die Möglichkeit hatten, gute Schulen zu besuchen und ihre Kenntnisse zu erweitern, sondern um Dichter, die ihre grausame Rechtschreibung damit rechtfertigen, dass es nicht auf die Verpackung, sondern nur auf den Inhalt ankäme.

Nicht die Autorin ist arrogant, sondern diese Möchtegern-Genies (S1 Z3,4/S2 Z2,3/S3 Z2!/S4 Z1), die sich auf ihre Fantasie berufen und den Lesern ihre fehlerstrotzenden Texte vorsetzen. Werden diese Schreiberlinge dann noch auf die Vertipper hingewiesen, sind sie nicht mal gewillt, das zu korrigieren, sondern beschimpfen diese Kritiker auch noch als Spießer: "ein Spießer, der nach korrigiehren schrie!". Darum geht es und nicht um arme Analphabeten.

Grüße, Maya
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#12

So net

in Diverse 19.09.2007 21:24
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
:(( Dann muss ich mich jetzt doppelt entschuldigen. Ich wollte nur einen ironischen Kommentar absondern. Aber meine Ironie ging wohl völlig fehl. Ich wollte den Autoren zunächst ein wenig foppen und als gekränktes Genie political correctness in die Wagschale werfen. Das ging fehl und das ernstgemeinte Lob kam wohl dann auch nicht an. OK, das war nix.
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#13

So net

in Diverse 19.09.2007 21:36
von Maya (gelöscht)
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Dann muss ich mich wohl auch entschuldigen. Ich dachte, dass du meine Ironie erkennen würdest, aber die war wohl zu fein angelegt. ( )

Friehde sei mitt dir.
Howgh, ich habe gesbrochen.
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#14

So net

in Diverse 19.09.2007 21:39
von Wiedu (gelöscht)
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Zitat:

Joame Plebis schrieb am 19.09.2007 19:17 Uhr:
Hallo WieDu!

Amüsant empfand ich es , doch war es auch Arbeit; hoffentlich findest Du wieder in die 'Normalität' zurück. Ich habe das Gefühl, leicht könnte man sich an eine derartige Schreibweise gewöhnen, bräuchte in Hinkunft kein Wörterbuch mehr, was auch von Vorteil wäre.

Gruß
Joame





Hallo Joame,

ich muss ja zugeben, dass dieses Sonett tierischen Spaß gemacht hat. Aber dennoch, an eine solche Schreibweise könnte ich mich noch weniger gewöhnen als daran, Texte mit solchen Fehlern zu lesen.
Ganz so schlimm wie von mir beschrieben ist es ja auch in der Regel zum Glück nicht.

Danke für deinen Komm. und lg

Janna
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#15

So net

in Diverse 19.09.2007 21:48
von Wiedu (gelöscht)
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Zitat:

Brotnic2um schrieb am 19.09.2007 20:41 Uhr:
Hallo,

als Ortographieschlechtester muss ich mal folgendes feststellen: Du machst ganz billige Witzchen auf Kosten derer, die in der Schule und im Leben nicht das Schwein hatten an guten Schulen und von noch besseren Lehrern und formidablen Familien ohne Fernsehen zu einer korrekten Rechtschreibung erzogen worden zu sein. Das finde ich ganz schön scheiß arrogant und billig sich in manierierte Ironie zu flüchten. Aber da das alles nicht auf mich zutrifft, da ich einzig und allein aus Faulheit nicht der Regeln des Dudens gemäß schreiben kann, habe ich mich ganz köstlich amüsiert.
Der Titel ist Spitze.



Es ging mir nicht um Leute, die Probleme mit Rechtschreibung usw. haben, sondern um die, die Kritik vehement ablehnen. Hab ich oben angemerkt.
Es gab für dieses Sonett auch einen konkreten Anlass, eine Diskussion, in der ein Schreiberling das öffentliche (negative) Kritisieren ablehnte.

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