#1

Treiben

in Diverse 30.08.2007 13:45
von roux (gelöscht)
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Treiben



In einer Walnussschale
im weiten Meer der Zeit
nur Wasser weit und breit
im Reich der Buckelwale

um mich herum nur Wellen
entfernt ein Wolkenschaf
es kumuliert im Schlaf
der Horizont kriegt Dellen

die Sonne geht gleich baden
sie lauscht dem Walgesang
beschwingter Wellengang
salzt kräftig meine Waden

im Westen zuckt der Himmel
ich treibe Stund um Stund
tief unter mir kein Grund
(Da kommt kein Reim mit P.)
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#2

Treiben

in Diverse 30.08.2007 14:06
von Pog Mo Thon (gelöscht)
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Oh, wie schön, ein Pimmelgedicht!

Nein, im Ernst, natürlich kommt so ein Reim nicht, warum sollte er auch? Da treibt ein schwach bewehrtes Ich zwar nicht zwischen Haien aber doch bei den Buckelwalen umher und streckt sich eventuell nach Höherem. Ein lyrisches Du sieht sie auch, es reicht sogar hinauf und bringt die Ordnung, die Hierarchie durcheinander aber erstens ohne eigenes Verdienst (im Schlaf) und zweitens bringt es die Ordnung nur durcheinander, woraufhin eben auch bei den Sterblichen die Dinge anstrengender werden und das gemeinsame Ziel absäuft. Dort wo es wieder auftauchen sollte, ist jetzt nur noch Rumoren, Zwist und Chaos. Das lyrische Ich treibt weiter umher, endlos, grundlos.

Und jetzt kommst du mit dem Pimmel. Na ja.

Wie du weißt oder spätestens jetzt lernst, achte ich deine Werke. Dieses hier aber halte ich für einen echten Fehlgriff, ich bekomme davon jedenfalls keine Delle (um jetzt mal im Bild zu bleiben).

Gruß
nizza
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#3

Treiben

in Diverse 30.08.2007 15:18
von roux (gelöscht)
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Hallo, Nizza!
Zunächst einmal möchte ich mich herzlich für die Rückmeldung und deine gedankliche Auseinandersetzung mit meinem Text bedanken.

Hach, deine Auslegung ist spannend, doch, das muss man dir lassen!
Nicht sehr nah an meinen Intentionen, aber das haben Interpretationen ja nun, je nach Leser, an sich. Es ist immer wieder interessant, was für Assoziationen manche Texte auslösen.
Schade aber auch, das mit der entgangenen Delle, ne? ;-)


Zitat:

Nein, im Ernst, natürlich kommt so ein Reim nicht, warum sollte er auch?



Stimmt. Hier wird ja ausdrücklich gesagt, dass so ein Reim nicht kommt.
Zum einen natürlich, um mal den Erwartungen nicht zu entsprechen, zum anderen, um ausdrücklich den Erwartungen nicht zu entsprechen.

LI lässt sich treiben, das steht fest. Es scheint kein Ziel zu geben, nur das Treiben lassen, allem Anschein nach nicht einmal auf sichtbares Land zu. Zusätzlich zieht ein Sturm auf, die Ausgangssituation sieht also definitiv nicht ganz so rosig aus.

Das, was LI nicht tut, das, was sich nicht reimt, ist, dass es nicht nach Rettung, nicht nach einem Ritter in schimmernder Rüstung, nicht mal nach einem Dampferkapitän brüllt. Da kommt kein Reim mit P.
Vielleicht geht LI unter, das wird nicht erzählt. Da wird nur gesagt, was sich nicht mit der zuvor erzählten Geschichte reimen wird. Mehr möchte ich dazu eigentlich gar nicht ausführen, weil mir sonst vielleicht noch ein paar spannende Interpretationen entgehen.

Mit besten Grüßen,
roux
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#4

Treiben

in Diverse 30.08.2007 16:21
von Fingerspur (gelöscht)
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*grins* ich komme über den Blaubären nicht weg, und damit passt das Ende und passt doch wieder nicht?
Den Blaubären habe ich ganz gern gelesen - Nizza wahrscheinlich gar nicht und stolpert darum auch ob der "Delle"?
Allerdings, tut mir leid roux, ich finde da keine tiefere Intension, sondern eben lediglich die Anlehnung an manch schräge Geschichte. Die ist allerdings so sanft gehalten, dass es wohl wenigen Menschen nur auffällt - auch nicht unbedingt jedem Blaubärbelesenen...

schmunzelnde Grüße an Dich, roux
Nina
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#5

Treiben

in Diverse 30.08.2007 16:26
von Krabü2 (gelöscht)
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Primel?
Hey Roux,
das ist ja ein Ratespiel! Wir sollen Dir jetzt das Gedicht zuende schreiben? Geborgen fühlt sich das lyrI ja, ist ja wohl in der Walnussschale gut aufgehoben, zunächst. Ein kleiner Fisch, wenn man bedenkt, wie groß Buckelwale sind, in deren Reich der Kleine sich befindet. Klar sieht er da kein Land sozusagen. Er schwimmt so im 'Fahrwasser' der schweren Jungs mit und spürt auch jedes Wellchen. Zählt wohl auch Schäfchen? Träumt? So langsam dringt jedenfalls Wasser in die Walnussschale und sammelt sich, so dass das Kleine auch dort schon fast 'grundlos' ist.
Nun gut, nicht Primel ??
Fehlt dem kleinen ein 'Fimmel' oder hat er den schon, weil er das 'Existenzspielchen' immer wiederholen muss?
Ich geb auf
Grüße
KB
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#6

Treiben

in Diverse 30.08.2007 17:10
von roux (gelöscht)
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@ Nina:
Oh, ich muss wohl eine Bildungslücke gestehen.
Blaubären? Da muss ich etwas verpasst haben.
Was und wo müsste ich da lesen?

Dass du diesbezüglich darin keine Intension finden kannst wird vermutlich daran liegen, dass es keine bewussten sanften Anlehnungen an jene schrägen Geschichten gibt und es somit nicht meiner Intention entsprach. Aber ich finde es schon irgendwie spannend, dass es welche geben könnte.



@ KB:
Auch auf ihre ganz eigene Weise eine wirklich sehr spannende Interpretation. Ich warte mal noch ein bisschen ab, vielleicht interpretiert ja doch noch jemand näher am Text.


Euch beiden besten Dank für eure gedankliche Auseinandersetzung mit meinem Text und die interessanten Rückmeldungen.

Liebe Grüße,
roux

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#7

Treiben

in Diverse 30.08.2007 17:53
von Fingerspur (gelöscht)
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Ach roux, nun lache ich wirklich. Ich zitiere mal:
"Ein Leben beginnt gewöhnlich mit der Geburt - meins nicht. Zumindest weiß ich nicht, wie ich ins Leben gekommen bin. Ich könnte - rein theoretisch - aus dem Schaum einer Welle geboren oder in einer Muschel gewachsen sein, wie eine Perle. Vielleicht bin ich auch vom Himmel gefallen, in einer Sternschnuppe.
Fest steht lediglich, dass ich als Findelkind ausgesetzt wurde, mitten im Ozean. Meine erste Erinnerung ist, dass ich in rauher See trieb, nackt und allein in einer Walnußschale, denn ich war ursprünglich sehr, sehr klein..." Im späteren Verlauf werden der Ozean geschildert, die Flaute und natürlich meine geliebten Tratschwellen. Mit anderen Worten: Walter Moers müsstest Du lesen, "die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" und ich bin mir sicher, Du würdest mir dann zustimmen, dass Dein Gedicht darauf passt! Zumindest jedenfalls auf den Einstieg in die Geschichte.
Das ist freilich ein "K(M)inderroman" und man darf es in gewissen Kreisen nicht zugeben, es zu mögen. Meinen Humor trifft es und auch meine Phantasie...

Herzlich
Nina
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#8

Treiben

in Diverse 30.08.2007 18:34
von roux (gelöscht)
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Wirklich ein fantasievoller Einstieg in ein Kinderbuch, liebe Nina, wobei ich gestehen muss, dass ich persönlich in meinem Text LI lieber bekleidet und nicht unbedingt als Blaubärchen sehe. ;-)

LG, roux

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