Eine sehr interessante Kurzgeschichte, Bipontina.
Der Leser steht schon mit den ersten Worten in der fremden, bedrückenden Gedanken- und Erlebniswelt des Protagonisten, fühlt sich entsprechend verwirrt und stolpert gebannt mit, von Station zu Station des Verfahrens eines Haftantritts.
Sehr gut finde ich die Idee, die neuen Definitionen (hier: Liege, Schlaf) aus dieser Sicht einzuführen, diese Versuche, sich zu orientieren.
Ich muss gestehen, mit dem "Zwilling" kann ich gedanklich nicht so viel anfangen, habe nur vage Vermutungen, was gemeint sein könnte, was aber durchaus an meinen ev. falschen Denkansätzen und nicht am Text liegen könnte.
Die erste Nacht: oberer Stock, alle schlafen, ich kann Sterne sehn und hab seit Jahren keine Angst mehr. Wie tröstlich die festen Mauern!
Hier verwirrt mich ein wenig, schon wegen des vorausgehenden
und im Innern: dort bist du frei. geborgen. kugelfest.
dass der Protagonist seit Jahren keine Angst hat.
Oder vielleicht zum ersten Mal seit Jahren?
Suizid wird groß geschrieben, ich kann es mir hier aber auch als im Strafvollzug gebräuchliche Abkürzung für suizidgefährdet vorstellen.
Die Interpunktion und Formatierung könnte vielleicht noch einmal überarbeitet werden.
Insgesamt verwirrend, nahe gehend, berührend, beeindrucken fühlbar, dein Text. Meiner Meinung nach inhaltlich bislang das Beste, was ich von dir las.
Liebe Grüße,
roux