#1

Tod eines Blütenblattbewohners

in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 29.01.2007 18:13
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
St. Michael und der starke Samurai,

pflügten mit Flut und Axt mein Feld um, bis keiner meiner Erdäpfel es mehr wagte, sein knollenhaftes Haupt zu heben.

Schon lange vorher vertrieben sie den natürlichen Meister auf eine unfruchtbare Scholle, wo er nur sein trauriges, crumbuckliges Gewächs züchten konnte.

Hingegen der Wärter der blauen Blume und sein freundlicher Freund ehrbar nicken und im Gleichklang reinen Gewissens wieder neue und unverdorbene Saat säen.

Worthygiene und Regeln sind unseren Trollspaltern oberstes Ziel. Gewissenhaft spähen sie über Auen. Soll kein Orc sich trauen ins kuschlige Auenland. Selbst das lüttkische Ficken wurde erfolgreich verbannt. Nur echte Tierliebhaber reichen sich hier noch zum Gruß die Hand.

Schwer ist ihre Aufgabe, ja unlösbar fast, denn der König dieses flachen Lands beschwor die beiden mit großen Worten, stets und sonders das Gesetz zu achten und niemandem außer sich selbst und den anderen Wächtern der Wortgemarkungen, - und wenn dann auch nur mit verhülltem Gesicht während mondbeschienener Nacht - die Namen und Adressen der Bösen zu nennen. Ach, wie in Ketten lag so ihre Macht. Doch groß Michael und mächtiger Samurai folgten dem Gebot und schafften was nicht zu schaffen war.

Ja, jetzt wächst das Wort von allen Seiten grün. Auch das in den Brunnen gefallene teuflische Kind ist endlich still. Ein fünfzigmaliger Deckel, allein gehoben und gestemmt, vom starken Samurai, versperrt für immer dem Brunnenwicht den Weg ans Tageslicht.


St. Michael und Samurai, euch schrieb ich gerne lange Briefe und drückte auch mal dort und hier auf jenen Klingelknopf: Kontakt. Ich war nicht wirklich überrascht, dass so eherne Rittersleut wie ihr es seid nicht mit Fröschen reden wollt. Ja, das sehe ich nun auch und halte mich drum an die Worte eures Königs, der mir empfahl, einfach ein anderer zu werden.

So sei es.

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#2

Tod eines Blütenblattbewohners

in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 29.01.2007 19:02
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
- > Erdäpfel sind wohl im Plural gemeint, oder?

aber bei "crumbuckliges Gewächs" handelt es sich wohl nicht um einen Schreibfehler, sondern um eine Reverenz an den genialen Robert Crumb, nicht wahr? wie der seine mit Schwung gesegneten Frauensteiße zeichnete, so möchte dein Märchen den Hüftschwung des Tümpels nachfahren. ich hätte mir gewünscht du wärst bei Crumb geblieben und nicht so angestrengt tollkühn (äh Tolkien) abgedriftet. vielleicht wäre eine satirische Abrundung des rechteckigen Tümpelbanners dann tatsächlich zu schaffen.
hey, und ich kann wirklich nichts dafür wenn der so schön grün ist!

Wärter der blauen Blume? tztztz
fühle mich gleichermaßen geehrt wie aufs Crumbs Fettsteißen verschaukelt
hat mich aber gefreut
Alcedo



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#3

Tod eines Blütenblattbewohners

in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 29.01.2007 19:47
von Albert Lau (gelöscht)
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Jetzt weiß ich endlich, wie die Märchen entstanden sind und wes Geistes Kind die Brüder Grimm vermutlich waren.

In einem aber irrt der Autor dieses ebenso schönen, wie unterhaltsamen Werkes, dessen bisweilen lange Sätze durchaus mehr Struktur vertrügen (Kommata!): Auch wenn der Brunnenschacht zum Hundertsten vernagelt, dem Wicht zum Grabe auserkoren, wird der wohl immer wieder and're Schächte finden, um das Tageslicht zu sehen. Mit wessen Augen auch immer.

Das schrieb der König? Ein anderer zu werden? So forderte der Papst zur Sünde auf, Todsünde gar? Das gibt es nur im Märchen, Broti!

Aber das gefällt mir!

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#4

Tod eines Blütenblattbewohners

in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 29.01.2007 20:00
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo Alcedo,

ja natürlich ist crumbucklig auf Crumb gemünzt. Auch der natürliche M(e)ister ist eine Schöpfung Crumbs.

An eine Hommage Crumbs mit gleichzeitiger Würdigung des tolkienschen Universums habe ich allerdings nicht gedacht. Ich muß gestehen, ich verehre beide. Aber Verquickung beider Welten war mir nicht im Sinn. Da stimme ich Ihnen voll zu, daß wäre doch zu schwer für mich. Und wieder haben Sie recht, wenn Sie den Tümpel als wirklich grün bezeichnen. Nur - und hier ist das Problem - waren meine Gedanken nicht beim Tümpel. Beim Wärter der blauen Blume, hatte ich mitnichten an Ihre Signatur bzw. Arno Holz gedacht.

Einem Wärter, einem Kerkermeister, Novalis blaue Blume anzudienen wäre so, als ob ich einem Analphabeten Bücher schenkte. Ich hatte mal wieder einen kitschigen Frittenfabrikanten im Sinn, der sich an einem anderen Ort – dem Auenland - gern in blaues Tuch wirft und schreibt. An diesem sagenhaften Ort könnt Ihr auch meine beiden Helden finden.

Aber wenn sich das unterhaltend liest auch ohne diesen Bezug, dann freut es mich noch mehr.

Hallo Herr Lau,

freut mich, daß Sie der Meinung sind, daß dem erwähnten Brunnenkind ein ähnliches Schiksal zuteil wird wie dem Kind in Ringu. Fürwahr ein Alptraum für Japaner und die, die es sein wollen.

Kommata. Mal gucken, ob ich ein paar setzen kann und vielleicht auch an die richtige Stelle.

Da fällt mir ein: mir Bücher zu schenken wäre wohl auch Eulen nach Athen zu tragen?

Aber Ihr Wunsch sei mir Befehl: Ich sende dem ungläubigen Thomas gleich die Worte des Königs höchstselbst, daß er sich von der Wahrheit überzeugen kann.


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#5

Tod eines Blütenblattbewohners

in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 29.01.2007 20:58
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Erdäpfel sind korrigiert. mein Weltbild auch.

dann hatte ich halt den Holzweg eingeschlagen...

es hat aber in der Tat unterhalten.

Gruß
Alcedo

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#6

Tod eines Blütenblattbewohners

in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 17.03.2008 16:55
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Jetzt weiß ich, warum im Tümpel keine Knollen mehr sprießen.
Ein Minimum an Dünger wäre gut gewesen, das Darüberackern zerfurchte den Boden und die so notwendigen Bakterien lagen der prallen Sonne preisgegeben, bis sie vertrockneten.
Das Thema wäre im Circus Lyricus auch gut gestanden.
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