#1

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 26.04.2006 17:25
von kein Name angegeben • ( Gast )
Durch warme straßen kalt und bang getrieben,
hast du an andrer lebens scheiben
dir deine nase plattgedrückt.

Hast schmerz gespürt, den schmerz zu neiden
auf alle, die nicht sind wie du;
hast dir die kälte aufgesogen,
um manchen wundervollen tag
als jammervolle nacht zu sehen.

Bist rausgegangen, wolltest leben -,
und doch im schneckenhaus geblieben.


Edit: Komma nach "tag" im 7. Vers entfernt.

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#2

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 26.04.2006 17:31
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Swann

Ein aktuelles Thema gut umgesetzt. Der Mensch der sich nach den anderen Menschen sehnt, aber doch in der Isolation bleibt.
Formal, gefällt mir nicht, dass du den Satz mit Großbuchstaben beginnst un dann nur mehr klein schreibst. Das nimmt manchen Wörtern den Ausdruck finde ich. Aber ich habe ja auch diese Macke, bei der ich die Sätze alle mit Großbuchstaben beginne und, dass ich keine Satzzeichen verwende. Minus und Minus ergibt Plus nicht wahr? Also, da wir nun quitt sind, habe ich an deinem Gedicht nichts mehr auszusetzen.
Super.

LG Gem

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#3

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 26.04.2006 18:45
von kein Name angegeben • ( Gast )
Vielen Dank für Deine wohlwollende Kritik. Zu den Satzzeichen: ich habe nochmal drüber nachgedacht, aber ich bin da andrer Ansicht, zwar mögen manche Wörter an Ausdruck verlieren, aber das Gedicht als solches gewinnt m. E. durch die Gleichförmigkeit der Typographie insgesamt an Ausdruck.

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#4

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 26.04.2006 21:02
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Hallo Swann,

Ich finde die erste strophe triffts auf den punkt und das ist irgendwie das wesentliche. das lyr. ich drückt sich die nase platt an den fensterscheiben der anderen menschen ( gut ausgedrückt wie ich finde) man sollte aber vielleicht doch allen mut zusammen nehmen und ab und zu auch mal an der scheibe klopfen um nicht in der welt unterzugehen.

habe ich sehr gern gelesen swann, die letzte strophe finde ich aber nicht so passend, da hätte ich mir eine andere metapher gewünscht, nicht den vergleich mit einem schneckenhaus, das wird damit immer zu schnell in verbindung gebracht.

Viele liebe kreative Grüße
franzi

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#5

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 27.04.2006 14:03
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Swann,

den ersten Abschnitt finde ich ebenfalls am Stärksten, auch wenn ich mich frage, was denn warme Straßen sein sollen. Klar, hier soll der Gegensatz zum kalten, bangen Treiben betont werden und die letztlich die Abschottung des lyrIch betont werden, die Du ja in den späteren Abschnitten weiter ausführst. Dennoch: irgendwie überzeugen mich die warmen Straßen nicht richtig; ansonsten aber ein gelungener Beginn.

Der zweite Abschnitt ist in meinen Augen schwächer, auch wenn er durchaus seinen Reiz hat. Hier wird deutlich, dass letztlich das lyrische Ich selbst Schuld ist an seinem Zustand. Es beneidet die anderen, worum ist jedoch nicht deutlich, vermutlich aber um deren Leben an sich und deren Möglichkeit, wundervolle Tage auch genießen zu können. Der Neid des lyrIch zieht wiederum Schmerz nach sich, weshalb es wiederum Kälte selbst an wundertollen Tagen verspürt, weshalb es wieder die anderen beneidet und sich an deren Lebensscheiben die Nase plattdrückt.

Das lyrische ich kann sich aus dieser abwärts führenden Spirale anscheinend nicht befreien, insofern ist das Bild des Schneckenhauses in doppelter Hinsicht durchaus passend: symbolisiert es doch Schutz einerseits und erinnert optisch oft an eine Spirale. Wobei Non nicht Unrecht hat, dass das Schneckenhausbild schon ein bisschen sehr plakativ ist.

Formal bin ich sogar mal weniger streng als Gemini ( ). Da DU hinsichtlich der Groß-/ Kleinschreibung konsequent bist, kann ich damit leben. Die Großbuchstaben zu Abschnittsbeginn wirken somit ein bisschen wie Initialen auf mich - wenn auch nicht so schön verziert...

Aber das Komma in Abschn.2 nach Tag ist m.E. überflüssig, da das alles ein Nebensatz ist. Im letzten Abschnitt ist Gedankenstrich und Komma hintereinander ebenfalls ein bisschen viel - ich würde mich da für eines entscheiden...

Insgesamt gern gelesen, auch wenn mir irgendwie noch das gewisse Etwas fehlt,


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#6

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 27.04.2006 15:28
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Es ist witzig, dass du, Don, die warmen Strassen ansprichst. Genau da kam ich nämlich auch ins Grübeln.
Ich sehe sie nun als das Leben, welches in den Straßen pulsiert, an welchem das Lyri aber nicht teilnehmen kann, oder eben nur durch das Glas.
Ich habe auch versucht in dem Gedicht eine weitere Sinnebene zu finden, in der die warmen Straßen auch als Blutbahn betrachtet werden könnten, aber ich habe kein weiteres Indiz gefunden, welches diese These untermauern würde. So sehe ich nun, in der Verbindung pulsierendes Leben-Blutbahn eine Vage Verbindung dieser zwei Bilder.
Es ist zwar eine Verbindung, die auf wackligen Beinen steht, aber so gefällt es mir und so will ich es sehen. Basta!

LG Gem (au)

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#7

Durch warme Straßen

in Düsteres und Trübsinniges 27.04.2006 19:19
von kein Name angegeben • ( Gast )

Zitat:

Don Carvalho schrieb am 27.04.2006 14:03 Uhr:
Hi Swann,

den ersten Abschnitt finde ich ebenfalls am Stärksten, auch wenn ich mich frage, was denn warme Straßen sein sollen. Klar, hier soll der Gegensatz zum kalten, bangen Treiben betont werden und die letztlich die Abschottung des lyrIch betont werden, die Du ja in den späteren Abschnitten weiter ausführst. Dennoch: irgendwie überzeugen mich die warmen Straßen nicht richtig; ansonsten aber ein gelungener Beginn.



Die "warmen Straßen" sollen hier einen eigentlichen angenehmen Lebens"weg" zeigen, den das lyrische Ich so nicht erfahren kann.


Zitat:

Der zweite Abschnitt ist in meinen Augen schwächer, auch wenn er durchaus seinen Reiz hat. Hier wird deutlich, dass letztlich das lyrische Ich selbst Schuld ist an seinem Zustand. Es beneidet die anderen, worum ist jedoch nicht deutlich, vermutlich aber um deren Leben an sich und deren Möglichkeit, wundervolle Tage auch genießen zu können. Der Neid des lyrIch zieht wiederum Schmerz nach sich, weshalb es wiederum Kälte selbst an wundertollen Tagen verspürt, weshalb es wieder die anderen beneidet und sich an deren Lebensscheiben die Nase plattdrückt.




Ja, so hatte ich mir das vorgestellt.


Zitat:

Das lyrische ich kann sich aus dieser abwärts führenden Spirale anscheinend nicht befreien, insofern ist das Bild des Schneckenhauses in doppelter Hinsicht durchaus passend: symbolisiert es doch Schutz einerseits und erinnert optisch oft an eine Spirale. Wobei Non nicht Unrecht hat, dass das Schneckenhausbild schon ein bisschen sehr plakativ ist.



Ja, vielleicht ist das Bild ein bisschen abgenutzt, aber ich fand, dass es hier sehr gut passt (du hast einen Teil der Begründung gegeben).


Zitat:

Aber das Komma in Abschn.2 nach Tag ist m.E. überflüssig, da das alles ein Nebensatz ist. Im letzten Abschnitt ist Gedankenstrich und Komma hintereinander ebenfalls ein bisschen viel - ich würde mich da für eines entscheiden...



Was das Komma angeht, hast Du micht überzeugt: das Komma kommt weg.


Zitat:

Insgesamt gern gelesen, auch wenn mir irgendwie noch das gewisse Etwas fehlt,





Ja, das gewisse Etwas...

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