#1

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 23.02.2006 17:10
von kein Name angegeben • ( Gast )
Wenn meine Trauer mich
in meinem Schmutz gefangenhält
und
das Licht spinnt mir vergangenes
in meinem Fenster
mach ich es auf
lass Luft herein
und alten Holzstaub schweben
in neuem Raum und neuer Zeit.

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#2

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 23.02.2006 19:28
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo smartie

Das Gedicht und die Aussage gefallen mir recht gut. Ich hätte es nur etwas umgestellt, wenn du erlaubst.

Wenn meine Trauer mich
in Schmutz gefangenhält
und Licht
spinnt mir vergangenes
ins Fenster
mach ich es auf
lass Luft herein
und alten Holzstaub schweben
für neuen Raum in neuer Zeit.

Das Ende würde mir so besser gefallen, da du ja den Dreck aus der Bude
haben willst.

LG Gem

Ps.: welcome to the tümple

Pps.: Den Titel finde ich mies.

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#3

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 04:45
von Arkanus (gelöscht)
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He, smartie!
Es ist im übrigen so Gems Art, die neuen Werke der neuen Mitglieder möglichst höflich zu kritisieren - er erhofft sich dadurch so eine Art "Netter-Foren-Onkel-Stellung". Zwar hat es bei mir geklappt, aber ich werde dieses auffällige Verhalten weiterhin beobachten und notfalls dem Admin bescheidsagen, dass Gem das Forum so verlottern lässt!


Ich helfe hier mal etwas nach:

Was mir ganz gut gefallen hat, sind die Verse
"das Licht spinnt mir vergangenes
in meinem Fenster"
Zwar habe ich bisher "Licht" noch nichts spinnen sehen, aber das Bild, das dazu in meinem Kopf entsteht ist Folgendes: Der Dreck, der auf Deinem Fenster klebt, sieht, durch das Licht angestrahlt, wie Spinnweben aus. Desweiteren korreliert das Wort "spinnen" noch mit dem Grundmotiv der ersten Hälfte, der Starre. Auch die Metapher des Fensters ist, zwar oft benutzt, im Zusammenhang recht schlüssig: Ein Fenster ist etwas, durch das man zwar schauen, nicht aber gehen kann. Bezogen auf Dein Gedicht würde das also heißen: Zwar kann man sich die Vergangenheit ansehen, aber leben muss man dann doch in der Gegenwart. Soweit so gut.

Insgesamt jedoch kann mich Dein Werk, smartie, leider nicht überzeugen. Es rührt mich nicht an. Und die Aussage, wenn ich das mal eben so pauschalisieren darf, begnügt sich mit einem schlichten: "Die Vergangenheit ist scheiße, lieber nach vorne gucken."
Wenn wir großzügig sind, fügen wir noch ein "Aber die Vergangenheit verfolgt Dich, Du wirst sie niemals los." hinzu.

Richtig schlimm wird es dann in den letzten zwei Versen, die da heißen
"und alten Holzstaub schweben
in neuem Raum und neuer Zeit"

Zuerst wüsste ich mal gerne, was diese konfuse grammatikalische Konstruktion eigentlich zu bedeuten hat. Wie wär's zumindest mit:
"und alter Holzstaub schwebt
in neuem Raum und neuer Zeit"
Und, smartie, dann hätten wir hier noch lange keinen Rilke ausgegraben. Das Wort "Holzstaub" jedenfalls ist mir bislang noch nicht untergekommen. Also gut: Ein Neologismus. Leider kann ich mit dem aber nichts anfangen. Holzstaub? Erste Assoziation: Sägespäne - aber die haben in diesem Gedicht absolut nichts zu suchen. Was könnte es also noch sein? Naja, gut, Staub auf Holz - aber das ist, gelinde gesagt, ungeschickt ausgedrückt. Ich unterstelle Dir einfach, dass Du über dieses Wort nicht nachgedacht hast - und lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Gruß

Arkanus

EDIT: Achja, und die Überschrift ist im übrigen wirklich etwas ... ganz Besonderes! "Wie eine Staubfluse" - das klingt nach einer Parodie auf ein Liebesgedicht, eignet sich aber wirklich nicht für die Kategorie "Trauer und Düsteres".

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#4

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 08:26
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Was ich nicht verstehe ist, warum ein Wort wie Holzstaub in einem Gedicht keinen Platz hat. Es müssen nicht immer die Gleichen Metaphern verwendet werden. Es ist doch schön, wenn man sich aus dem Fenster lehnt und etwas neues probiert. Aber zu sagen, dass ein Wort in einem Gedicht keinen Platz hat ist Unsinn und anmaßend. Ach so, Rilke hat es nicht verwendet, also muß es ja Blödsinn sein. Außerdem denke ich schon, dass es Holzstaub gibt.
Zumindest hat diese Gedicht eine klare Aussage und einen Faden, den man verfolgen kann, ohne sich in unnötig "genialisierten" und übertriebenen Metaphern zu verheddern. Zwar sehe ich auch keinen Grund warum es undebdingt Holz sein muß, aber es stört nicht, weil es ein schönes Wort ist.

LG Gem

Ps.: Arkanus: Lass doch meinen Namen aus dem Spiel, wenn er nicht zu der Kritik gehört. Ich könnte sonst meinen, dass du beeindruckt von mir bist und das würde mein Ego noch mehr aufblasen.
Und dass ich das Forum verlottern lasse ist schon hinlänglich bekannt.

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#5

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 15:57
von Arkanus (gelöscht)
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Zitat:

Gemini schrieb am 24.02.2006 08:26 Uhr:


Was ich nicht verstehe ist, warum ein Wort wie Holzstaub in einem Gedicht keinen Platz hat. Es müssen nicht immer die Gleichen Metaphern verwendet werden. Es ist doch schön, wenn man sich aus dem Fenster lehnt und etwas neues probiert. Aber zu sagen, dass ein Wort in einem Gedicht keinen Platz hat ist Unsinn und anmaßend. Ach so, Rilke hat es nicht verwendet, also muß es ja Blödsinn sein.



So habe ich das doch gar nicht geschrieben. Natürlich kann man neue Metaphern benutzen - jederzeit! Aber das Wort "Holzstaub" kommuniziert einfach nicht mit mir. Ich dachte, das hätte ich hinlänglich dargestellt: Weder finde ich einen Sinn in diesem Zusammenhang, noch berührt mich das Wort sonderlich.



Zitat:

Außerdem denke ich schon, dass es Holzstaub gibt.



Na, wenn das so ist, hast Du ja sicherlich nichts dagegen, mir zu erklären, was Holzstaub denn nun genau ist.




Zitat:

Zumindest hat diese Gedicht eine klare Aussage und einen Faden, den man verfolgen kann, ohne sich in unnötig "genialisierten" und übertriebenen Metaphern zu verheddern.



Das kann ein gutes Gedicht ausmachen. Zum Beispiel, wenn diese "klare Aussage" etwas Neues für mich beinhaltet. Tut es aber nicht. Und ich will einfach mal mutmaßen, dass es für jemanden mit Deiner Lebenserfahrung auch nicht unbedingt neu ist.



Zitat:

Zwar sehe ich auch keinen Grund warum es undebdingt Holz sein muß, aber es stört nicht, weil es ein schönes Wort ist.



So kannst Du schon an die Sache 'rangehen. Aber eben schreibst Du noch von "klarer Aussage" und einem "Faden, den man verfolgen kann" - woraus man schließen könnte, dass Du das Gedicht in seiner Konkretheit sehr schätzt, und kurz darauf behauptest Du, es gäbe zwar keinen Grund für die hier eingesetzten Worte (sie dienen also nicht unbedingt der Konkretheit), aber Du findest sie einfach schön. Was denn nun?

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#6

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 16:44
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Da muss ich dir leider recht geben und das fällt mir tatsächlich nicht leicht.
Ich habe mir in der Holz-Sache widersprochen.
Aber ich habe etwas nachgedacht und bin zu folgendem Schluss gekommen: Holzstaub entsteht, wenn man Holz bearbeitet. Da ich nun aber nicht annehme, dass es sich um eine Tischlerei handelt, muss es etwas Anderes sein. Ich denke, wenn Holzwürmer am Gebälk nagen, entsteht auch Staub. Dies könnte noch den Verfall des Gebäudes unterstreichen. Diese Theorie ist zwar etwas gewagt, aber es würde durchaus Sinn ergeben.
Wenn du damit zufrieden bist, nimmt dich der Forums-Onkel auch wieder auf seinen Schoß.

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#7

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 19:14
von kein Name angegeben • ( Gast )
@Gem

finde ich schön, dass du über meine "Fehler" jetzt auch noch in anderen Threads herziehst. Ganz große Klasse, zeugt von Erhabenheit und Würde.


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#8

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 19:34
von Arkanus (gelöscht)
avatar
He, Ashitaka, immer mit der Ruhe! Seine Replik war nicht etwa dazu gedacht, Dich anzugreifen, es verhielt sich eher so:

a) Arkanus ist angetrunken und übermüdet und schreibt einen gehässigen Kommentar über Gem, um ihn zu provozieren: Er sei nur ein netter Foren-Onkel, der die Leute allzu herzlich begrüßt.

b) Gem reagiert, indem er mich zu widerlegen trachtet: Er deutet an, dass er andere Postings an Erstlinge verfasst hat, die wesentlich gehässiger waren.


Im Endeffekt könnte man fast sagen, dass Du auf mich sauer sein müsstest, da ich Gem zu dieser bösen, bösen Tat getrieben habe. Überhaupt wäre das für alle angenehmer, da ich mir hier gerade das Image des Tümpellochs aneigne, während Gem doch in Wirklichkeit nur ein netter Onkel ist. Lasst uns also alle unsere Rollenverteilung akzeptieren - naja, gut, Ashitaka, Deine Rolle solltest Du vielleicht nochmal ändern, aber das schaffst Du am besten, indem Du uns mit Deinen Werken überzeugst.

Oh, und jetzt bitte wieder on-topic, ja? (Hmm... ich glaube, ich sollte Moderator werden! )

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#9

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 24.02.2006 19:35
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Ashitaka

Ich habe dir im anderen Faden geschrieben, das ich dich mit Arkanus verwechselt habe. Es tut mir leid. Ich werde das natürlich gleich löschen.

Sry

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#10

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 25.02.2006 02:24
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
völliges offtopic: es gibt wirklich verwirrend viele neue User, die mit "A" beginnen, dass kann einen netten Forenonkel schon mal durchanderbringen^^...

Don

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#11

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 25.02.2006 17:52
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo!!
Ich würde mich gerne für die unerwartet promte Beschäftigung mit dem Gedicht bedanken! Und ich werde mir reichlich mühe geben Rede und Antwort zu stehen.

@ Gemini
Ich muss gestehen, den Titel halte auch ich nicht wirklich für gelungen, doch trotz ewigem Überlegen, ist mir noch nichts anderes eingefallen.
Deine Umstellung find ich ziemlich gut. Das Stück stand vorher auf einem einfachen Stück Papier und ich hatte mir keinerlei Gedanken um die Form gemacht. Daher war ich einwenig überfordert!
Uns selbst die etwas abgeänderte Endung gefällt mir. Danke für den Tipp!

@ Arkanus
Auch Dir möchte ich für die neuen Denkanstöße danken.
Ich möchte versuchen Dir Deine Frage zu beantworten

"Richtig schlimm wird es dann in den letzten zwei Versen, die da heißen
"und alten Holzstaub schweben
in neuem Raum und neuer Zeit"
Zuerst wüsste ich mal gerne, was diese konfuse grammatikalische Konstruktion eigentlich zu bedeuten hat. Wie wär's zumindest mit:
"und alter Holzstaub schwebt
in neuem Raum und neuer Zeit"

Die konfuse grammatikalische Konstruktion erklärt sich, zumindest für mich, aus dem Satz der drüber steht.

"lass Luft herein
und alten Holzstaub schweben"

Wobei sich das Wort "lass" sowohl auf die Luft wie auch auf den Holsstaub bezieht.

Zu Deiner Frage, was Holstaub ist, kann ich vielleicht auch etwas Klärendes beitragen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde in meiner Umgebung der Holzfussboden abgeschliffen. Und ich mus gestehen, dass ich noch immer Holzstaub in allen Winkeln finden kann.

Ich hoffe damit einwenig Klarheit geschaffen zu haben.
Danke euch Beiden nochmals

Grüße
smartie

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#12

Wie eine Staubfluse

in Düsteres und Trübsinniges 25.02.2006 19:06
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ach so, deinen Parkettboden haben sie geschliffen. Ist ja interessant...

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