#1

Einsicht

in Liebe und Leidenschaft 23.09.2005 15:29
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Ich weiß nicht mehr,
wann und wie es begann,
daß jedes deiner Worte,
mich so sehr berührte,
mich umschlang
und verführte.
Aber nun ist es anders,
denn rational ist meine Welt
und du bist ein Held,
der mich grundlos kürte.

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#2

Einsicht

in Liebe und Leidenschaft 24.09.2005 11:48
von Hojaro (gelöscht)
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Hallo König

Ui, recht kurz, gefällt mir aber sehr gut. Du hast hier sehr schön verdichtet (musterbeispielhaft) und bringst in diesen wenigen Versen sogar noch eine inhaltliche Wende. Man könnte dieses Gedicht zweigliedern, vielleicht durch eine Strophenabgrenzung. So sehe ich bis zum sechsten Vers ein verliebtes, aber auch ein wenig naives lyrisches Ich, dass davon schwärmt, wie sehr es die Worte (Symbol für Charakter?) des lyrischen Du's mag. Gleichzeitig fragt es sich aber auch schon, wann das begann. Hier wird somit schon ein Hinweis auf den siebten Vers geliefert. Trotzdem kann man aus diesem "wann und wie es begann" eine positive und negative Sicht gewinnen. Positiv, wenn das lyrische Ich in der Nähe des lyrischen Du's die Zeit vergisst (anfängt tagzuträumen) und eben nicht mehr weiß, wann das angefangen hat. Negativ, wenn diese Zeit dem lyrischen Ich endlos vorkommt, weil es die Nähe des lyrischen Du's nicht mehr ertragen kann und das Ende der Beziehung ersehnt.

Wenn ich mir das Gedicht ab dem siebten Vers anschaue, gehen meine Vermutungen eher in eine negative Richtung. Das lyrische Ich schafft es, sich von der verklärten Verliebtheit zu lösen und sieht das lyrische Du nun als einen Menschen wie alle anderen auch (sieht es vermutlich nicht mehr als perfekt an). Erstaunlich ist hier nun, dass das lyrische Ich die Beziehung trotzdem aufrecht erhält. Es scheint das lyrische Du noch immer zu lieben, aber auf eine andere Weise, als es in den ersten sechs Versen tat. Es entdeckt andere Vorzüge (die Welt ist rational) und mag den Menschen hinter der Fassade des erst perfekten Menschen; es liebt auch die Schwächen.

Wenn man meine Interpretation auf allgemeine Beziehungen zieht, könnte man darin ein Paar sehen, dass geheiratet hat (weil es sich liebt) und erst im Nachhinein erkennt, dass die Partner sich nicht doch als die Traumpartner ausgeben, die sie erst waren. Trotzdem bleibt es zusammen, weil eine Anziehung zwischen den beiden trotzdem herrscht (mit den Schwächen).

Danke für dieses schöne Gedicht, es hat mir Spaß bereitet, es zu lesen, es wirkt durch durch das Reimschema sehr erfrischend.

Viele Grüße,

Hojaro

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#3

Einsicht

in Liebe und Leidenschaft 24.09.2005 14:39
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Und ich danke Dir für diese wundervolle Interpretation, die es nicht besser treffen konnte!

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#4

Einsicht

in Liebe und Leidenschaft 25.09.2005 14:07
von Hojaro (gelöscht)
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Na, sag bloß, ich hab die Autorenintention getroffen. Wie schön.

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