#1

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 19.09.2005 18:32
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Traumfrau

Früher warst du ungehobelt,
bis dich meine Hand geformt.
Hab dabei nicht rumgeknobelt,
meine Wünsche sind genormt.

Stehe zwischen deinen Spänen,
kehre sie von meiner Schwelle.
Brachtest mich sehr bald zum gähnen.
Neues nimmt nun deine Stelle.

Diesmal reicht ein wenig Schleifen,
um den Wünschen zu genügen.
Wird einst meine Liebe reifen,
wenn sie sich mir nicht mehr fügen?


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#2

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 19.09.2005 20:57
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hi lieber GerateWohl!

Das spricht mich sehr an! Hab da gleich an folgendes denken müssen:

Ein Mann, der eine Frau erstmal erziehen muss, damit sie in sein Schema "TRAUMFRAU" passt. Dann jedoch hat er es geschafft sie so zu formen, wie es ihm zu Beginn sehr wichtig schien. Allerdings ist das nicht nur das Ende eines Erziehungsprozesses, sondern auch das, der Begierde. So kehrt Langeweile ein, denn nun ist alles so fein und harmonisch in seinem Liebesleben. Kein frischer Wind weht mehr durch Leib und Seele!

Der Mann nimmt Abschied von dieser Frau. Nach weiteren Frauen wird er nicht mehr so sehr herum formen, denn er lernt ja aus seinen Fehlern.
Doch er weiß genau, erst dann, wenn er wirklich nicht mehr zu seines Gunsten an der Liebsten zu basteln versucht, steht die "RICHTIGE Frau" vor ihm!

Soviel zu meiner Interpretation. Übrigens konnte ich es vom Lesefluss her gut verschlingen ...

Liebe Grüße

Süßchen

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#3

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 20.09.2005 08:57
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
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Hi GW

Formal tipp-topp, durchgehender Trochäus. Tipp: zum Gähnen und 2s/4Z würde ich das ‚nahm’ durch ‚nimmt’ ersetzen. Klingt sonst reichlich komisch, ein ‚nun’ mit der Vergangenheitsform.

Nun zur Aussage.... hm... (ich halte mich mal damenhaft zurück! *g). Mir persönlich gefallen solche Pseudo-Macho-Aussagen ganz und gar nicht. Vor allem kann man da sogar noch Gewalt hineininterpretieren und nicht „bloss“ das Zurechtbiegen eines Charakters. Gewalt, ob psychisch oder physisch kann mich lyrisch eben nicht entzücken, aber das muss ja auch nicht sein, ich kenne ein paar, die würden das als Schenkelklopfer verehren.
Der letzte Satz finde ich wirklich – in seiner Aussage – abgeschmackt. Das lyr. Ich wünscht sich also lieber einen Gegner, als ein Opfer. Bekennt das sogar, sucht sich aber weiterhin schwächere Partner aus. Wahrscheinlich aus der Gewissheit, dass es starken Charakteren nicht gewachsen wäre...... nu ja, wie man hier sagen würde: E Chläpfgrind! Die Rubrik finde ich übrigens Klasse gewählt, wo sonst würde sich so ein Selbstverliebter bzw. eine Selbstverliebte wohl fühlen?

Grüsse
Margot


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#4

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 20.09.2005 09:22
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Entschuldige, aber für mich hört sich dieses "Gedicht" wie pubertäres Geschwätz an, altklug und nach pseudo-Macho-Gehabe.
Dein lyrisches Ich muß noch ein bischen erwachsen werden.
Hier muß nicht nur die Liebe reifen...

Auch formal kann es mich nicht begeistern: Sprachlich simpel klingt auch hier die Unreife an....
Armes Bürschchen - wird es sicher auch noch lernen.
Du hoffentlich auch - quäl mich bitte nie wieder mit solchem Toilettenpapier!

Nichts für ungut
Richard

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#5

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 20.09.2005 09:25
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Bonjour medames,

vielen Dank für Eure Analysen und Kommentare.

@Süßchen: Du hast das schon richtig interpretiert, doch Deine Einschätzung, dass der Kerl am Ende wirklich was gelernt hat, halte ich für recht optimistisch. Ich denke, der hat, wenn, dann noch einen langen Weg vor sich.

@Margot: Das mit dem "nimmt" ist natürlich richtig.
Ansonsten sehe ich hier eigentlich keine Ansätze von physischer oder psychischer Gewalt. Ich dachte, das Ich ist weniger ein Macho als ein Vampir, der seine Opfer begehrt und aus diesem Gefühl heraus es verwandelt in etwas, das er nicht mehr will. Es ist so wie Du sagst. Er fürchtet sich vor ebenbürtigen Charakter und findet bei schwächeren keine Erfüllung. Ein armer Kerl. Ich glaube nicht, dass der sich selbst so sehr liebt. Aber wo ist hier die Gewalt?
Schenkelklopfer? Naja, ich hab's ja auch im Kino erlebt, dass sich Leute bei "Natural Born Killers" halb totgelacht haben.

Grüße
GW

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#6

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 20.09.2005 10:43
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Zitat:

Ansonsten sehe ich hier eigentlich keine Ansätze von physischer oder psychischer Gewalt.



Psychische Gewalt kann sehr subtil sein. Bei manchen Menschen reicht schon, wenn man ihnen zu verstehen gibt, dass man sie nur liebt, wenn sie dies oder das tun bzw. so oder so sind. Und genau das tut dein lyr. Ich. Es "vergewaltigt" den freien Willen des lyr. Dus (mal krass ausgedrückt).

Physische Gewalt kann ich aus der Formulierung: Früher warst du ungehobelt, bis dich meine Hand geformt. ...... lesen. Wenn du explizit die Hand erwähnst, kann man das schon als Gewaltanwendung interpretieren. Dieses Bild wird durch die Späne, die rumliegen, vertieft. Natürlich weiss ich, was du damit meinst, aber der negative Aspekt: Hand/schlagen, bis die Späne fliegen ist nicht abzustreiten, oder?

Vielleicht kommt es immer auf den (sensiblen) Leser an, wie er solche Texte aufnimmt. Ob er sich damit identifizieren kann oder nicht. Ich wäre einfach etwas vorsichtig damit. Nicht, dass es sie nicht geben sollte, aber der Autor wird dem Publikum dadurch nicht gerade sympathisch. Denn nur die wenigsten können das lyr. Ich vom Autor trennen und nehmen einfach grundsätzlich an, du würdest hier deine Meinung verdichten. Wir hier können das (zumeist) trennen, aber andere haben von diesem Aspekt noch nie etwas gehört. Ich rede da mal aus der Erfahrung, die ich im Laufe meiner Schreiberei vom "Endverbraucher" erhielt.

Grüsse
Margot

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#7

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 20.09.2005 11:10
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Margot,

danke für Deine Warnung vor dem Unverständnis sehr sensibler Leser. Damit muss man gewiss rechnen.
Deinen ersten Absatz finde ich sehr interessant vor dem Hintergrund, dass man ja gemeinhin sagt, dass Männer immer wünschten, Ihre Frauen blieben so wie am ersten Tag und Frauen ihre Männer stets verändern wollten. [13] Aber egal, ob man den anderen verändern oder zum Stillstand zwingen will, man kann dies gewaltsam, belehrend oder verführend versuchen. Wie auch immer, das Ich scheint ja hier erfolgreich gewesen zu sein. Ich denke nicht, dass es das mit Gewalt geschafft hätte. Die Interpretation mit der physischen Gewalt kann ich von dem Wortlaut her jetzt allerdings nachvollziehen.
Aber bei dem Thema der Interpretation muss ich immer an diese Szene in einem meiner Lieblingsfilme denken, in der Luke Skywalker einer Begegnung mit einer Erscheinung der dunklen Seite der Macht entgegensieht und seinen Lehrer Yoda fragt, was er dort finden werde. Und Yoda sagt: "Nur das, was Du mit Dir nimmst." Ich denke, mit Gedichten ist es oft ebenso. [13]

Schöne Grüße und danke nochmal für die Auseinandersetzung mit meinem Text. [11]
GerateWohl

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#8

Traumfrau

in Liebe und Leidenschaft 20.09.2005 17:32
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Richard,

hab jetzt erst Deinen Kommentar gesehen.
Bei dem was Du über das lyrische Ich schreibst, kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Und man kann es echt doof finden.
Das Komische ist, obwohl Du das Gedicht ablehnst, ist Deine Reaktion schon fast wieder als Bestätigung für die gelungene Beschreibung dieses Charakters zu sehen.

Ob man pubertäre, altkluge Selbstdarstellungen lesen mag, ist natürlich eine andere Frage, zumal, wenn sie einen formal nicht ansprechen.

Schöne Grüße,
GW

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