#1

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2005 16:53
von muh-q wahn (gelöscht)
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Mutterkreuz


Neun Kinder hat sie totgeschwiegen,
in blindem Rausch herausgedrückt.
Sie starben wie die Eintagsfliegen,
im Leichenstilltuch bald erstickt.

Auf diese Weise abgenabelt,
pflanzt sie die Föten am Balkon.
Ein wenig Unkraut aufgegabelt,
ein grüner Tupfer im Beton.

Dann sitzt sie schweigend bei den Kleinen,
vertieft in geistiges Gebet.
Bis sie sich wiederum vereinen
und pflanzen muss, was sie gesät.

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#2

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2005 21:52
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Schlimme Sache das, hab's gelesen.

Hi muh

Ich finde, du hast die Unmenschlichkeit und das absolute Fehlen von jeglichem Mitgefühl für das Leben, die diese Frau an den Tag legte, gut eingefangen. Ohne irgendwelche moralischen Urteile fällen zu wollen/können, macht dein Gedicht betroffen.

Gruss
Margot

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#3

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 07.08.2005 23:00
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi muh,

beim Lesen empfand ich Deine Zeilen nicht unbedint nur betroffenheitsdurchtränkt, sondern auch mit einer Menge schwarzem, makabren Humor gewürzt. Diese Situation ist ja auch mehr als skuril, was Du sehr treffend in Deinen Zeilen widerspiegelst.

Etwas irritiert bin ich von den letzten beiden Zeilen, da verunsicherst Du mich grammatikalisch:
Bis sie sich wiederum vereinen beziehe ich auf die Mutter und den Vater, es wird also neu gezeugt. Geschrieben dementsprechend im Plural.
und pflanzen muss steht jedoch im Singular und bezieht sich (wohl) auf die mütterliche Hobbygärtnerin.
was sie gesät steht wiederum im Singular, obwohl die Saat doch Produkt beider Eltern ist bzw. wenn einer sät, dann der mit dem Samen...
Vermutlich lasse ich die Stirnadern gänzlich umsonst anschwellen und stelle mich verstandesmäßig nur etwas retardiert an... dennoch, irgendwie stört mich das Ende.

Trotzdem, gefällt mir sehr gut. Klasse Thema kann man wohl eher nicht sagen, aber klasse zubereitet ist es. Und vielleicht erklärt mir ja auch noch jemand das Ende ^^...


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#4

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 09.08.2005 14:42
von Velazquez | 315 Beiträge | 315 Punkte
Hi muh & Don.

ich verstehe die letze Zeile so:


Bis sie sich wiederum vereinen (muss),
und pflanzen muss, was sie gesät.



Also 'vereinen' und 'pflanzen' beziehen sich auf ein gemeinsames 'muss' und zwar das hinter 'pflanzen'. (?)

So bliebe der Singular erhalten.

Das 'gesät' bezieht sich meines Erachtens hier auch eher auf den Vorgang der Geburt, als sie das Ergebnis ins Leben 'sät'.
Denn ansonsten ist 'säen' ein entschieden bewusster Vorgang,
den man ihr m.E. bei der Zeugung noch nicht einmal unterstellen konnte...


So wollt' ich's sehen.

Gefällt , hinterlässt ein ziemlich taubes Gefühl auf der Zunge.


Gruß, Vel



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#5

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 11.08.2005 15:34
von Loki (gelöscht)
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ich finde es sehr mutig von dir, dieses, wei ich finde, sehr heikle thema zu verdichten. ich hätte es sicherlich anders gemacht, aber ich finde es sehr interessant, wie du es machst. ich muss aber noch darüber nachdenken, bevor ich dazu was schreiben kann. aber: respekt.

gruß, Loki

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#6

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 12.08.2005 08:50
von muh-q wahn (gelöscht)
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Hallo Ihr!

Vielen Dank für euer Feedback. Ich war mir mit dem Thema unsicher, vor allem, weil das ja noch längst nicht geklärt ist und die Frage immer offener wird, ob das tatsächlich alles ihre Kinder gewesen sein können. Insofern war das überstürzt aber über irgend etwas muss man ja schreiben und das wollte raus.

@Margot: Ich bin sehr zufrieden, wenn es trotz der relativen Kühle betroffen machte.
@Don: Ich bin auch sehr zufrieden, dass es nicht betroffenheitsbesoffen ist. Dazu ist es auch wirklich zu distanziert.
@Vel: Danke, dass du das geklärt hast.
@Loki: Danke. Mehr noch als ein Kommentar würde mich natürlich ein Gedicht zum selben Thema interessieren. Planst du etwas?

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#7

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 12.08.2005 16:55
von Loki (gelöscht)
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planen ist zu viel gesagt, aber es deutet sich da was an. mal sehen.

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#8

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 13.08.2005 10:15
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Danke für die Erläuterung, Velazquez, das macht Sinn. Auch mit dem Säen habe ich mich inzwischen angefreundet. Insofern gefallen mir Deine Zeilen jetzt komplett.

Eines ist mir aber gerade noch aufgefallen: warum verweigerst Du Dich den Satzzeichen am Strophenende? Im übrigen Teil des Gedichtes ignorierst Du doch auch nicht die Interpunktion...


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#9

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 13.08.2005 10:29
von muh-q wahn (gelöscht)
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Weiß ich auch nicht, was die Muse da mit mir trieb. Ist jedenfalls Blödsinn und wird korrigiert. Danke für den Hinweis.

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#10

Mutterkreuz

in Düsteres und Trübsinniges 16.08.2005 14:47
von Loki (gelöscht)
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ich stelle jetzt mal mein gedicht rein: Hundedorf. kannst ja mal schauen.

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