#1

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 27.06.2005 22:49
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte


    Schwarzes Silber


    Wir meiden Blicke, denn sie sind voll Fragen,
    die wir nicht stellen, weil die Antwort schreckt.
    Es wäre leichter, würden wir jetzt klagen,
    doch hüten wir das Weiss, das längst befleckt.

    In welchem Bahnhof blieb der Zug wohl stehen
    und fuhr dann weiter mit nur einem Gast?
    Wann hörten unsre Flügel auf zu drehen,
    und wann nur, wurde aus Gepäck Ballast?

    Wir schweigen, weil die alte Brücke spröde.
    So bitter schmeckt der Feigheit fauler Trank!
    Mit Wassertropfen tränken wir die Öde
    und putzen mutlos schwarzes Silber blank.




    (c) Margot S. Baumann




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#2

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 30.06.2005 22:35
von muh-q wahn (gelöscht)
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Das Gedicht wird um so besser, je länger es dauert. Das ist gut so, denn dann hat man am Ende die etwas verunglückte erste Strophe nicht mehr ganz verunglückt im Gehirn. Was tut es schon zur Sache, wenn wir Blicke, die wir kennen, meiden? Was schrecken uns die fragenden Blicke, wenn wir deren Antworten doch kennen? Bei Zeile 3 schweigt des Dichters Höflichkeit und ein bflecktes Weiß können wir als solches nicht mehr hüten. Ja, ich weiß (bilde ich mir ein), wie das alles gemeint ist aber mich derbröselte es jedes Mal, wenn, ja, wenn da nicht die beiden anderen Strophen wären.

Gut, das "wohl" werden wir dir wohl nicht mehr austreiben und die überflüssigen Kommata auch nicht aber egal. Super Bilder, da mit der Frage nach dem Bahnhof, ab dem alleine weiter gefahren wurde, mit den erlahmenden Flügeln (schön doppeldeutig) und dem Unterschied zwischen gepäck und Ballast. Nicht überzogen, unaufdringlich aber eindringlich.

Und Strophe 3 kommt wuchtig daher: poetische Bilder, shakespearesche Wortgewalt (Zeile 2), grandiose letzte Zeile. Sehr starker Abgang. Gefällt mir gut. Mit dir macht sogar Melancholie noch Spaß.

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#3

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 01.07.2005 09:58
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi muh

WOHLan. Hm... ja, die 1. Str. ist wenig bildreich, stimmt. Sie verdeutlicht jedoch die Situation, in der die Protagonisten stecken. Womöglich hätte ich sie aber etwas mehr "ausschmücken" sollen.
Du darfst mir ohne Weiteres die Fehler mit den Schei**-Komas sagen, schliesslich setze ich die Texte hier rein, damit ihr mir helft.

Schön, wenn ich mich im Text steigern konnte, das lässt doch noch Hoffnung zu. *g

Danke fürs Kommentieren.
Gruss
Margot

P.S. Stimmt, es ist WOHL kaum möglich, mir das WOHL auszutreiben. Ich finde dieses Wort äusserst poetisch. Aber mit dieser Einstellung stehe ich WOHL alleine da. Ob ich WOHL mal eine WOHL-Gedicht schreiben soll? *g

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#4

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 01.07.2005 10:31
von muh-q wahn (gelöscht)
avatar
Ja, schreib einmal ein WOHLfühl-Gedicht und nicht immer diese Downer.

Und denke immer daran: Die Hunde bellen und die Karawane zieht weiter.

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#5

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 01.07.2005 19:04
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Ehrlich gesagt, ich mag die erste Strophe, sie brachte mich dazu weiterzulesen, obwohl mich der Titel eher schreckte.
Und ja, ich bin begeistert, denn ich liebe diese Alltagsgedichte.
Und nein, du stehst mit dem schönen Wort "wohl" nicht alleine...
Mehr von solchen Gedichten und ich lese dich weiterhin!

Viele Küsse Richard

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#6

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 01.07.2005 21:16
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Danke, mein Maulwurfpfötchen.

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#7

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 01.07.2005 22:55
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Rapunzel, Rapunzel,...

gehe ich recht in der Annahme, dass es das gleiche Grundthema ist?
Ja diese goldenen Käfige .
Wieder ein Thema aus dem realen Leben und mit gewohnter Perfektion von Dir umgesetzt. Danke
LG
Knud

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#8

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 02.07.2005 17:27
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Olà Seebär

Du gehst recht in der Annahme, daher darfst du dir ein Schweindrl wählen. Danke fürs Lesen.

Gruss
Margot

P.S. Lieber goldene, als gar keine Stäbe. *g

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#9

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 03.07.2005 11:03
von Loki (gelöscht)
avatar
Hallo Margot.

Ich finde es sehr gelungen und die benutzung des lyr. WIR ist sehr passend. Dadurch fühlte ich mich besonders angesprochen. zur sprache brauche ich nichts zu sagen, denn die ist wunderschön!

Gruß, Loki

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#10

Schwarzes Silber

in Gesellschaft 03.07.2005 11:06
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Danke schön.

Liebe Grüsse
Margot

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