#1

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in Liebe und Leidenschaft 14.05.2005 15:38
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
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Ich weiß, du siehst die Schatten nicht,
die ich schon lange werfe,
du wähnst dich noch im Rampenlicht,
wo ich mich nur noch nerve.

Kein Zweifel, du warst immer blind
in Herzenssachverhalten,
emotional schon fast ein Kind
war ich früh bei den Alten.

Drum ist' s kein Wunder, glaube mir,
dass ich nun endlich gehe.
Und liegt mir auch noch viel an dir
bringt Schaden nur die Nähe.

So sei, ich bitt Dich, einfach still,
es gibt nichts mehr zu sagen.
Denn das ist alles was ich will,
weil Zweifel an mir nagen...

(c) Don Carvalho
- April 2005

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#2

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in Liebe und Leidenschaft 14.05.2005 18:06
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hi, Don!

Ein artiges kleines Poem in sittsamen Kreuzreimen, das recht gut die schwierige emotionale Situation während einer "einvernehmlichen" Trennung wiedergibt. Dass das lyrische Ich genervt ist, kann man gar nicht übersehen: "So sei, ich bitt' Dich, einfach still.." Keine großen Szenen, man hat sich unmerklich voneinander entfernt. Vielleicht hat man sich ein falsches Bild vom Partner gemacht, vielleicht ist einfach Langeweile eingekehrt, wer weiß? Dass der Grund offen bleibt, ist kein Manko. Im Gegenteil: Da bleibt dem Leser doch auch noch Raum für Spekulationen, besonders hinsichtlich der Zweifel des lyrischen Ichs ... Nachdenkenswert. Und nicht unangenehm zu lesen. Und schon gar nicht zu persönlich, da recht allgemeingültig. Und das unterscheidet das Poem angenehm vom Herz-Schmerz.

lg Angel of Berlin

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#3

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in Liebe und Leidenschaft 15.05.2005 11:24
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Angel,

artiges Poem in sittsamen Kreuzreimen klingt für mich widersprüchlicherweise geradezu anzüglich... stimmt aber natürlich uneingeschränkt. Auch Deinen sonstigen Ausführungen stimme ich fast vollständig zu, es ging mir eben vorrangig darum, diesen leisen, schrittweisen Abschied zu umschreiben - ohne großes Theater und lautem Knall.

Nur ob dieser Abschied einvernehmlich ist, bin ich mir nicht sicher, denn ich sehe in meinen Zeilen keine eindeutigen Hinweise, dass sich auch das lyrische Du entfremdet hat. Aber da lassen sich bestimmt unterschiedliche Standpunkte hineinlesen.

Danke Dir für Deine Kritik,


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#4

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in Liebe und Leidenschaft 17.05.2005 08:56
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ja, hallo, da mus ich Don recht geben. Von Einvernehmlichkeit sehe ich hier keine Spur. Da ist ein großes emotionales Ungleichgewicht zuwischen dem Ich und dem Du. Ich dachte, das sei hier auch der Trennungsgrund.
Da schwingt eine große, vielleicht durch leidprüfende Erfahrungen gewachsene Arroganz bei dem lyrischen Ich gegenüber dem Du mit.
Das Ich macht seine Zweifel mit sich selber aus und spricht dem "naiven" Du jede Kompetenz ab, da noch was beizutragen. "du warst immer blind", "So sei,..., einfach still. Es gibt nicht's mehr zu sagen".

Sehr machomäßig, aber darin sehr konsequent. Gefällt mir daher ganz gut.

Grüße
GerateWohl



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#5

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in Liebe und Leidenschaft 17.05.2005 18:04
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Geratewohl,

dann ist das emotionale Ungleichgewicht also doch auch wahrnehmbar, puh. In einem Punkt muss ich aber auch Dich kritisch hinterfragen:

Warum machomäßig? Dies würde bedeuten, dass das lyrische Ich ein Mann ist, wofür es im Gedicht selbst jedoch keinen Anhaltspunkt gibt (außer, dass der Autor dem männlichen Geschlecht angehört). Arroganz oder Dominanz lässt sich sicher unterstellen, bezüglich Machismo warst Du bei Deiner Interpretation vermutlich selbst einem bestimmten Rollenbild unterworfen ...

Danke auf jeden Fall für Deinen freundlichen Kommentar,


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#6

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in Liebe und Leidenschaft 18.05.2005 08:54
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Don,

Du hast natürlich recht. In die Falle bin ich voll reingetappt. Hängt wahscheinlich, abgesehen von meinem Rollenbild, damit zusammen, dass ich gerade "Mann und Frau" von Zeruya Shalev lese. Da sind die Rollen auch recht klar verteilt.

Gruß
GerateWohl

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