#1

Urwaldlyrik 1

in Natur 05.01.2005 20:23
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Urwaldlyrik 1


im großen wirr des warr
waren wir.
sind ganz und gar.
verfahren hier.

lianendick,
der tau im licht.

trauerlichtdickicht.


22. November 2004



für den anfang mal was kleines - was für mich ein zwischenschritt ist und zugleich der moment, an dem man einen stein im verworrensten gestrüpp aufhebt, um die nächste richtung per blindwurf zu bestimmen.


grüße.
arno.

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#2

Urwaldlyrik 1

in Natur 06.01.2005 14:15
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte


danke demon, werde heute abend darauf eingehen.

freu dich also drauf.


EDIT (die antwort):

also demon, die reime sollen ja gerade nicht vor intelligenz strotzen. ich glaube, hier ist es wichtig für das lyr. ich, daß man wieder zu einer einfachheit (des lebens) zurückkehrt.. vom dickicht - in dem man sich befindet (und wahrscheinlich auch nicht hinaus kann) - hin zu einem entwurstelten leben, in dem die milch im kühlschrank wartet, bis man das kakaopulver in das glas gemacht hat... im grunde: die suche nach ordnung und einfachheit.

und daß das lyr. ich + du von einem dickicht zum nächsten kommen, läßt sich auch anhand der tempi-formen erkunden.

v1+2 -> waren wir
v3+4 -> sind

und daß du kein freund der solcher art texten bist, ist doch für mich kein problem.



gruß.
arno.

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#3

Urwaldlyrik 1

in Natur 10.01.2005 20:42
von Ahsil (gelöscht)
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man kann ja solche "Kurzverschen" mögen, doch sind sie irgendwie jeden Sinnes bar , wie mir scheint. Es kling gut, doch, und das Spiel mit den Worten ist auch passabel . Allerdings kann es sich nicht vor argem Kitsch verbergen. "trauerlichtdickicht." Übertreiben muss man es wohl nicht . Dieses Gedicht kling etwas experimentell.
Grüße

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#4

Urwaldlyrik 1

in Natur 10.01.2005 23:16
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
jeden sinnes bar? warum? bekommst du keine konkreten vorstellungen?

"trauerlichtdickicht" ist für dich kitsch? so, so. weshalb?

also, was ich damit sagen möchte: deine begründungen fehlen irgendwie.. bzw. vermute ich, daß es wirklich zu experimentell [...] ist.

würd mich aber freuen, wenn du im gespräch bleibst.. ideen, vorschläge, weitere kritikpunkte, die man noch erwähnen muß... ich bin ganz ohr.

grüße.
arno.

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#5

Urwaldlyrik 1

in Natur 11.01.2005 15:21
von Ahsil (gelöscht)
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mangelden Sinn kann man begründen? Na gut, ich versuche für meine Impressionen Stellung zu nehmen.
Einerseits liegt es wahrlich an der Kürze, es wirkt dadurch arg zusammengepressen und chiffriert. Ich verstehe auch nicht, warum du alles klein geschrieben hast.
Na ja, einen Verlauf kann man schon feststellen, wegen dem Tempiwechsel, diese Strophe hat mich auch erst in eine erotische Richtung gelenkt, doch lässt sich diese im Weiteren nicht bestätigen.
Wie kann Tau lianendick sein?
Auch fällt der letzte Vers aus der Norm, denn dieser lässt sich nicht mit dem Kontext des Restes vereinigen.
Es ist wohl das Experimentelle...

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#6

Urwaldlyrik 1

in Natur 12.01.2005 11:23
von Sankt Marot (gelöscht)
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herr je leute, gebt euch mal etwas mühe. Also was hier sinnlos sein soll würde ich mal gerne wissen. das gedicht ist klasse.
So für die Hobbylyrike runter uns mal eine kleine Interpretation :

im großen wirr des warr
waren wir.
sind ganz und gar.
verfahren hier.

Im großen wir des war.... was wird das wohl heissen ?

also setztenb wir brav wie vo, Autor vorgesehen die zentralen begriffe der zeile zusammen. ... Ups... was stehet den da plötzlich:
Im großen Wirrwar waren wir.

Es geht also um das Sein um die Existenz im Chaos...
"sind ganz und gar verfahren hier"

Wichtig : " hier" das chaos ist hier, unsere Welt.
Der rest der beiden zeilen drückt das schon erwähnte noc einmal intensiver aus.

lianendick,
der tau im licht.

Tau im licht? was heisst das?
Tau: in der nacht enstandens wasser duchr die Photoynthese der Pflanzen.
Schwierige Methapher, ich gebe es zu abe r wer wird dem gleich aufgeben?
Es könnt eine gefühlsmethaphe rsein, welche einfach nur schönheit ausdrücken will, das würde aber nicht zum Text passen. nein wir müssen bei der anderen bedeutung ansetzten.
Rückstand bei Photosythese, abfall. das klinbgt jetzts ehr wiedersprüchlich ur vorstellung von tau, aber gerade das ist ja schön. Zu anderen ist es abe rvor allem eben etwas was da ist, und das lianen dick. Es ist also ablenkunsfacktor, und da er Abfall ist, wertloser Ablenkungsfaktor.
SO meine lieben Abiturienten und Sprotstudentenb, setzten wir das BIUld zusammen:
Das Lyrische Ich empfindet die weölt als ablenkende Überfrachtetes Wirrwahr, in welchem sich kaum zurecht zu finden ist.
Die frage ist nun ob es um seine gefühlswelt ode rum die echte geht, abe rin jedem fall siehst da ziemlich Chaotisch aus.
Der Tau würde zum vBeispiel auf die gefühlswelt hindeuten.
# So angesehen könnte das werk sogar von eine rliebesbeziehung handeln, man beachte das "wir" am anfang. A,lso einer recht chaotischen Liebesbeziehung, bei de rkeiner de rteilnehmenden richtig weis wo er steht. Abe rdas ist nur spekulation, wenn auch gut nachvollziehbar.

Da strauerlichtdickicht am ende ist ebnefals hinweis auf gefühlaswelt unmd beschreibt das gesammtbeild eigentlich in einem wort.
Der Jungel der die ganze zeit als methapher Gilt ist gut gewählt, soll hie rdoch dichtte und unübersichtlichkeit dargestellt werden.
SO leute und was war hie rjetzt schwerdran und was vor allem soll an dem werk experimentell sein?
( gott bin ich arrogant :D)

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#7

Urwaldlyrik 1

in Natur 12.01.2005 11:59
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
das ist doch mal eine interpretation. da möchte man das arrogante glatt vergessen.

beim "trauerlichtdickicht" würd ich nochmal auf auf die 2 verse davor hinweisen. und schon ist klar, was dieses wort sein soll. m.E. eine verstärkung der situation.. eine umschreibung für all das, was man vorher zu beschreiben versuchte - es wäre allein aber unverständlich. .. von daher die vorausgreifenden worte.

ich gehe mit der interpretation von marot konform, da sie nicht zuletzt auch eine gesamtsicht beinhaltet, die in meinen augen auch stimmig ist.

dank dir.

grüße.
arno.

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#8

Urwaldlyrik 1

in Natur 13.01.2005 02:08
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Wenn eine leise Stimme einwerfen darf, man kann es auch viel einfacher interpretieren; er müsse dazu aber davon ausgehen es sei ein Liebesgedicht.

Im grossen Wirrwar waren wir.
Ich sehe da aus meiner eindimensionalen Warte den Rückblick eines Liebenden. (Ja ich weiss wir sind hier im Biotop vom Worttuempel und nicht im Liebesschnulzenbereich ^^)
sie waren im Wirrwarr, und jetzt sind sie verfahren, und zwar ganz und gar. Beziehung=finito. Verfahren kann man auch als verirrt im Wirrwarr oder Dickicht sehen. Ausserdem, wenn man das "hier" betont, könnte man meinen das sie jetzt nicht mehr im Wirrwarr sind...
lianendick, der Tau im Licht. sieht man den Tau als Träne ( Ih wie kitschig) so ist sie, aus dem dunklen Dickicht geholt ins Trauerlicht viel grösser als gedacht. Der Schmerz ob der Trennung ist also gross. Das lyrische Ich befindet sich im Dschungel, im Dickicht, ist verwirrt und hat sich im Trauerlichtdickicht verirrt, das Dickicht könnte die Vielzahl an konfusen Gedanken sein. das der tau ausgerechnet mit einer Liane verglichen wird, könnte bedeuten, das das Lyrische Ich keinen Weg mehr aus dem Dickicht weiss und die Liane als letzte Hoffnung sieht, sozusagen als den Faden aus dem Labyrinth, und so fixiert ist auf diesen Ausweg, das es diese einsame, vielleicht letzte Träne, damit vergleicht.

Passt für mich wunderbar zusammen ^^ So und jetzt ladet die Kanonen

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#9

Urwaldlyrik 1

in Natur 13.01.2005 06:17
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
soweit sicherlich eine begründete und gute interpretation. das mit dem "hier" konnte ich allerdings nicht soo ganz nachvollziehen, da es ja immer noch "ganz und gar verfahren hier" heißt. es ist also immer noch eine situation vorhanden, die dem chaos gleicht. vielleicht könnte man sagen, daß sie aus dem wirrwarr sind, sich aber nichts wirklich verändert hat.--> so auch im dschungel.. man geht weiter, kommt aber gefühlsmäßig nicht wirklich woanders hin - überall siehts gleich aus...

grüße.
arno.

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#10

Urwaldlyrik 1

in Natur 13.01.2005 15:28
von Sankt Marot (gelöscht)
avatar
hehe, keine kanonen. wie gsagt, die grösste stärke de rliteratur ist es, dass sie zu mehr als einer Interpretation einläd. Schnneller als aller anderen bereiche des lebens hat die Kunst schon lange erkannt das es niemals nur eine wahrheit gibt, auser das es niemals nur eine wahreit gibt

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#11

Urwaldlyrik 1

in Natur 26.01.2005 10:41
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
ein hoch auf die alleinige wahrheit, daß es sie nicht gibt.

dank dir nochmals für die interpretation, marot.


grüße.
arno.

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#12

Urwaldlyrik 1

in Natur 26.01.2005 10:54
von muh-q wahn (gelöscht)
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Was, mein lieber Arno, hätte dagegen gesprochen, sich dann auch ganz einfach auzudrücken ?

Im großen Wirrwarr
waren wir;
sind ganz und gar.
verfahren hier.


Denn das "wirr des warr" stößt eher ab, weil es manieristisch ist und allzu viele Rezipienten denken lässt, es sei moderne Lyrik. (Ich stimme marot vorbehaltlos zu und lobe an dieser Stelle seine Interpretation. Toll !) Zudem würde es in der vorgeschlagenen Form auch metrisch wie eine Eins dastehen !

Und diese Kleinschreibung ! Warum dieses ? In dem Text kann ich keine Begründung dafür entdecken. Welche Botschaft wird dadurch transportiert bzw. unterstrichen ?

Hab ich erwähnt, dass es mir gefällt ? Ja, das tut es.

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#13

Urwaldlyrik 1

in Natur 26.01.2005 11:01
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
bzgl: kleinschreibung: unterschiedlosigkeit des urwalds. alles ist gleich.

du hast es z.t. erkannt, muh: die metrik hat mich teilweise zu dem "wirr des warr" verleitet, die doch stimmen sollte.

ein zweiter aspekt ist sicherlich das auseinanderziehen des knäuls. die dichte wird gestreckt. lianen gibts überall. zeilenlang.

danke für deine gedanken.

grüße.
arno.

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