poll Umfrage: Welche ist es?
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1. K1 von Maya 50% 4

2. K2 von Margot 50% 4
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8 Mitglieder haben an der Abstimmung teilgenommen.

#1

ABSTIMMUNG zur Kritik des Monats April 2009

in Kritik des Monats - eure Vorschläge 07.05.2009 16:21
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Nominiert für die Abstimmung zur Kritik des Monats April 2009 wurden:

(klick->) K1 von Maya vom 20.04.2009 in diesem Faden: http://www.e-literatum.de/t79573166f7-kr...waeltigung.html

(klick->) K2 von Margot vom 3.04.2009 in diesem Faden: http://www.e-literatum.de/t79573008f18-T...nuar-Maerz.html

-> Nominierungsfaden: http://www.e-literatum.de/t79573105f53-K...orschlaege.html








K1
Zitat von Maya vom 20.04.2009
Hallo Karl,

bereits den Einstieg finde ich sehr gelungen, denn schon hier offenbart sich die Doppeldeutigkeit, mit der das ganze Gedicht durchzogen ist.

sonderpreis verdächtig
die fußgängerzone
verspricht aufbruch
arbeiten pflegeeltern
haften für ihre kinder


\"Sonderpreis\" kann man zwiefach auslegen: Zum einen natürlich als einen besonderen Preis für eine bestimmte (Qualitäts-)Leistung auf einem Gebiet, andererseits als Nomenklatur für \"Ramschware\" oder Waren minderer Qualität, die über eine Herabsetzung des Preises doch noch einen Käufer finden sollen. In diesem Zusammenhang passt natürlich \"verdächtig\" wie die Faust aufs Auge, denn Waren mit ausgewiesenem Sonderpreis haben meist einen Haken. Die daran anschließende - Aufbruch versprechende - Fußgängerzone könnte man als zwinkernde Kritik deuten: Wo es Billigwaren gibt, kennen die Leute kein Halten mehr. Doch spricht dieses Verhalten eben nicht gerade für wirtschaftlichen Auf-, sondern Einbruch, also dafür, dass viele Menschen sich schon gar nichts anderes mehr leisten können, als diese minderwertigen Artikel.

Auch die für ihre Kinder haftenden Pflegeeltern sprechen für eine gesellschaftliche Schieflage und familiäre Notlage in der Krise, wo manche Eltern gar nicht mehr für ihre Kinder aufkommen können/wollen und sie lieber fortgeben. Das \"arbeiten\" lässt sich sowohl auf den \"Aufbruch\" als auch auf die \"Pflegeeltern\" beziehen, die - im Gegensatz zu den leiblichen Eltern - eben noch Arbeit haben und so die Ernährung der Pflegekinder sicherstellen können.

plastik drama
für erlebnislose
flaschensammler
schlagen die augen nieder
bei straßenmusik flötet
ausgerechnet mozart


Und der Verfall setzt sich fort. Man nimmt Bezug auf die Flaschensammler, die sogar in Mülltonnen – in Berlin sieht man das wirklich jeden Tag! – nach Leergutflaschen suchen, um noch ein paar Cents zu erhaschen. Tatsächlich ist es mittlerweile so schlimm geworden, dass man v.a. am Wochenende (Samstagabend) auf den Bahnhöfen sehr viele Obdachlose mit Plastiktüten auf den Bahnsteigen sieht, die nur darauf warten, dass die Jugendlichen, die auf dem Weg in die Disco o.ä. sind, ihre ausgetrunkenen Bier- und Alkopopsflaschen auf den Bahnhofsbänken abstellen oder in die Mülleimer werfen, um sie einzuheimsen und in einen Automaten zu stecken. Einige Hersteller gingen ja bereits dazu über, Bier in pfandfreie Plastikflaschen abzufüllen – ein kleines Drama für die Bettler. So jedenfalls verstehe ich die Zeilen.

Was folgt, ist der Verfall der Kultur – es wird zusammengewürfelt, was nicht zusammenpasst, so wie Mozart ganz nebenbei auf der Straße, wo eigentlich keine Zeit und nicht genug Ruhe ist, um auch die Untertöne heraushören und genießen zu können (sofern die Straßenmusiker überhaupt dazu fähig sind, diese zu erzeugen) und um sich in eine bestimmte Stimmung hinübertragen zu lassen. Die Hektik/Atmosphäre der Straße untergräbt das.

starren nackte schaufenster
männer mit schnörkellosen
unterleibern warten
auf zukunftsmoden


Hier musste ich zweimal lesen, um es einmal zu verstehen. Die Stelle würde ich wie folgt umschreiben:

schaufenster starren
mit nackten männern
schnörkellose unterleiber
warten auf zukunftsmoden

Denn wenn ich es in deinem Sinne deute, ist hier ja von Schaufensterpuppen die Rede, die dort \"unten ohne\" stehen. Man kann das oft in Läden beobachten, die Pleite gegangen sind und ihren bevorstehenden Auszug bereits per Aushang verkünden. Schnörkellos? Bezieht sich das auf die fehlende Ausformung des Geschlechtsteils bei männlichen Puppen? Ja, was bleibt einem schon als Hingucker, wenn sich selbst die Puppe keine neuen Sachen mehr leisten kann? Den Übergang von Schaufenster zu den Sexshops hast du gut gewählt.

zwischen sexshop auslagen
blinken batterie betrieben
rote brustwarzen
geheime morsezeichen
ratenzahlung
versteht sich und
besonders günstig


Diese Zeilen sind für mich Hinweis auf Verfall der Moral und Liebe an sich. Statt Familie, Wärme, Geborgenheit wird schneller Sex praktiziert. Auch ein vermeintlicher Ausweg, eine Krise zu bewältigen und in unbefriedigenden Zeiten eine rasche Befriedigung bestimmter Bedürfnisse zu erlangen.

Ja, also insgesamt gesehen finde ich den Text recht gelungen, auch wenn er natürlich etwas einseitig bleibt und manche Dinge nicht unmittelbar mit der Krise in Zusammenhang stehen, sondern auch schon früher zu beobachten waren.

Grüße, Maya









K2
Zitat von Margot vom 3.04.2009
Hi Brot

Es ist keine Fron, ich stelle Rechnung!

Grundsätzlich musst du - inhaltlich - nichts anpassen, was dir gegen den Strich geht bzw. von dem du denkst, dass es für die Geschichte wichtig ist. Und mir musst du auch keinen Gefallen erweisen, und etwas ändern, weil ich es z.B. nicht mag. Alles klar und hier nun der letzte Mohikaner:

In Antwort auf:
Am Deutlichsten blieb mir der Stand von den zwei Brüdern, die aus jedem zugerufenen Wort Allegorien aus Büroklammern und Alltäglichkeiten in nuce schweißen und in einer Nussschale präsentieren konnten.
Blieb mir was? Da fehlt noch was ... in Erinnerung zum Beispiel. Und ‚von-Sätze‘ klingen nie gut. Wie wärs mit: Am deutlichsten (übrigens klein) blieb mir der Stand zweier Brüder ....
In Antwort auf:
Die Brüder nannten sich Die Grimmbeaus und ...
... den Namen würde ich entweder kursiv oder in Anführungszeichen setzen.
In Antwort auf:
Sie gaben erst Ruhe, als ich Ihnen „Na gut, ihr gebt ja doch keine Ruhe. Mein Wort ist: Paragraph.“ zurief.
... nach ihnen (klein) Doppelpunkt.
In Antwort auf:
„Nicht originell, aber knallig“, dachte ich, als ich das Ensemble in der Wallnussschale teuer in Empfang nehmen musste.
Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, Gedachtes in Anführungs- und Schlusszeichen zu setzen. Jedoch, wenn in einer Geschichte viel Dialog ist, kann das sehr verwirrend sein. Ich persönlich setze Gedanken nie A+S-Zeichen ... ist aber sicher individuell.
In Antwort auf:
Es gab noch viele andere Kunsthandwerksstände, die ich alle nicht mehr in Erinnerung habe.
Es gab, es war, es hatte ... langweiliges Deutsch!
In Antwort auf:
Seine langen Finger, die wie Schlangen in mein Antlitz stoßen wollten, wischte ich weg, wich zurück und bekam mit einem Mal einen Ellenbogen von hinten unsanft in die Seite gedroschen.
Wortwahl
In Antwort auf:
Er war von hinten gekommen und ich war in seinen Fluchtweg geraten.
To much Infos!
In Antwort auf:
Heute weiß ich, dass er mich gerettet hatte. Damals wollte ich weg und lieber wissen, welche Seltsamkeit es mit diesen Nikoläusen auf sich hatte.
Zeit
In Antwort auf:
Als ich der Meute hinterher...
Meute, Meute, Meute und
In Antwort auf:
stolperte, hörte ich, wie sie „Stopp! Polizei!“ riefen.
rief ... bezieht sich auf Meute.
In Antwort auf:
Erst später, sehr viel später fiel mir ein wie seltsam eine Kennzeichnung ist, die unter einem Mantel verborgen bleibt.
vor ‚wie‘ ein Komma .... und ja, tatsächlich, das ist wirklich seltsam... guter Satz!
In Antwort auf:
Trotz der Polizeiuniformen und dem Gefühl, viel zu tief in einen Strudel der Gewalt hineingeraten zu sein, so dass ich eine Gänsehaut verspürte und meinen Instinkt Reißaus zu nehmen, kaum noch zu beherrschen vermochte, zückte ich mein Handy und versuchte die planlose Gewalt der Vertreter des Staates mit der eingebauten Kamera einzufangen.
Hier würde ich, obwohl es nicht zwingend ist, nach ‚Instinkt‘ ein Komma setzen ... würde den Satz verständlicher machen.
In Antwort auf:
Es war schwer, schier unmöglich, wegen der Mauer aus Beinen und Stiefeln, das am Boden liegende Opfer zu fokussieren.
schon wieder ‚fokussieren‘. Ein so „starkes“ Verb würde ich in einer KG höchstens einmal verwenden.
In Antwort auf:
Der Atem stand ...
Wo denn? Sagt man das so? Ich kenne diesen Ausdruck nicht.
In Antwort auf:
Es machte ein-, zweimal das verräterische Ratschgeräusch eines Kameraverschlusses und die Aufmerksamkeit der Meute schwappte abrupt zu mir rüber.
Hm ... sie lachen, man hört dumpfe Schläge, ist sicher recht laut dort, würde man wirklich das Ratschen hören? Wenn du Aufmerksamkeit für den Prota brauchst, würde ich etwas mit mehr Logik verwenden.
In Antwort auf:
Auf einmal sah ich die aggressive Fratze eines kurz geschorenen Ordnungshüters im Sucher. Sein Gesicht hatte trotz oder wegen der Kälte die Färbung eines Pavianhinterns und ich hatte das Gefühl, als sei ich in ein Raubtiergehege eingedrungen.
he, he ... witzig
In Antwort auf:
Die Lichter des Diogenesmarktes verzerrten sich, als hätte ich auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Adrenalin durchströmte meinen Körper und ich lief, wie ich glaubte, nie zuvor gelaufen zu sein. Es war ein Rausch. Ausgelöst durch die Angst, meine Existenz zu verlieren. Existenz? Leben. Mich. Die klebten mir am Arsch und wollten zuschlagen. Keine Diskussionen, keine Worte, keine Reflektionen. Einfach das Licht ausmachen. So unerbittlich wie der Timer in einer anonymen Flurbeleuchtung. Klack. Licht aus.
WW
In Antwort auf:
Wenn ich jetzt die Ereignisse wieder hervorhole, bin ich mir nicht sicher, ob es nicht doch meine vegetative Funktionalität war, die mich überzeugt hatte, nicht in das Erste sondern in ein weiter entferntes Mauseloch zu laufen?
Rhetorische Frage = kein Fragezeichen
In Antwort auf:
In den Displays des Fahrgastfernsehens der öffentlichen Verkehrsmittel, die in jedem Wagen zahlreich aufgehängt waren und die das größte mobile Medium meines Landes darstellen ...
Akuter Erklärungszwang des Autors!
In Antwort auf:
Mit einer Hand am Griffgummigalgen, fuhr ich durch die Nacht.
Tageszeit überprüfen
In Antwort auf:
Morsecode ähnelten, , dass ich eine Nachricht
RS
In Antwort auf:
„Mach Dir keine Sorgen.“, las ich. „Der Mann mit dem roten Werkzeugkoffer, sei keine Bedrohung. Im Gegenteil. Aber mehr dürfe er nicht sagen.
Zeit und ich würde eine SMS kursiv widergeben und sie nicht den Prota „erzählen“ lassen.
In Antwort auf:
Diese Frage erschien mir die Gretchenfrage zu sein.
Also wenns in der Prosa einen ausgelutschten Begriff gibt, dann ist es diese Gretchenfrage. Dagegen bin ich allergisch. Weg damit!
In Antwort auf:
Aber statt der aufschwingenden Kinderzimmertür, hörte ich ein Klacken, ein Schnappen einer Verriegelung, die geöffnet wird und ich spürte wie jemand in meine Wohnung eintritt.
Zeit
In Antwort auf:
Ich stand auf, öffnete die Schlafzimmertür und vor mir lag ein langer Flur in dessen Mitte sich ein Durchgang zum Wohnzimmer öffnet und an dessen Ende das Bad liegt.
Ein falsches Wort und der Gimmick ist bereits vorüber! Wenn er wirklich wach wäre, würde er sagen: und vor mir lag der lange Flur ... etc.
In Antwort auf:
Ich öffnete die Badezimmertür, ging hindurch, schloss sie ab und hörte den schmatzenden Sound meiner Füße auf den kühlen Fliesen und spürte sie auch.
Finde ich eine tolle Szene, sehr nah und plastisch geschildert, aber dieses Anhängsel ist schauderhaft. Setz das einfach vor die Fliesen.
In Antwort auf:
Unvermittelt drehte ich den Wasserhahn auf, beugte mein Gesicht hinunter ...
falsches Wort
In Antwort auf:
Meine Nerven schrieen, dass der Eindringling gekommen sei, dass er von mir Besitz ergreifen wolle.
RS
In Antwort auf:
„Junge, ich war verloren.“, sagte mein Onkel und sog wieder am Knösel.
Also, ich hab dir ja schon gesagt, dass die Abschnitte viel zu willkürlich gesetzt sind. Daher ist man hier einfach viel zu überrumpelt, jetzt wieder beim Onkel zu sein. Da musst du eine Lösung suchen.
In Antwort auf:
„Da hing ich nun mit meinem Kopf tausende von Metern hoch in dieser Plastikbox und drehte verzweifelt meinen Hals. Unter mir die schönste Welt: grün und gesund, aber links und rechts? Tiefschwarze Aussichten. Es gab keinen Ausweg. Nur diese Gewitterfronten, die mich zermahlen würden. Es war aussichtslos. Aber dann sah ich den Schlauch. Weißt Du was ein Schlauch ist, Junge? Ein Schlauch, das ist wie ein Kamin, ein Schornstein. Wenn Du im Sog bist, wirst Du mitgerissen. Als ich keine Rettung mehr sah, sah Dein Onkel einen Schlauch. Eine Rettung. So klar und deutlich wie Du vielleicht schon Sonnenstrahlen gesehen hast. So sah ich meinen Strahl, meinen Notausgang.
alle dus, dichs, dein, deins etc. klein. Diese Sequenz des Onkels hat mir sehr gefallen. Da spürt man Emotionen!

Fazit:
Ängste (das Nicht-Normal-Sein, überwacht werden, die grosse weltumspannende Komplott-Frage etc.), die einen plötzlich überfallen können, hast du mE gut rüber gebracht. Zum Teil erinnerten mich gewisse Sequenzen an Kafka oder King, aber das ist weder ein Werturteil, noch muss dich das beunruhigen, ich wollts nur anmerken.
Dass es keine Auflösung gibt, sagt mir auch zu. Obwohl ich natürlich gerne erfahren hätte, was denn der Mann mit seinen „Opfern“ wirklich tut. Aber ich denke mir mal einen adäquaten Schluss. *g

Was ich auch mochte, sind die Tempiwechsel in der Erzählung. Die machen die Geschichte abwechslungsreich zu lesen. Etwas mehr Struktur würde ihr aber gut tun, vor allem das mit den Absätzen wirft mich persönlich aus dem Lesefluss, weil ich dann gleich meckern muss und mich gar nicht mehr so recht auf den Inhalt einlassen kann. Ist halt wie bei Gedichten: Inhalt und Form müssen zusammen spielen.

Gruss
Margot

e-Gut
zuletzt bearbeitet 07.05.2009 16:27 | nach oben


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