#1

nachtigalle

in Düsteres und Trübsinniges 06.08.2009 07:46
von LottaViktualia | 31 Beiträge | 31 Punkte

nachtigalle
06.08.2009

ein rinnsal schlaf durchzieht die nacht
wie eine schmale sehne
mein bitterzartes fleisch

sie erbricht mich in ein allzu warmes kissen

auf der suche nach einer kühlen insel
klammr'ich mich an den bereits verblassten traum
– der entgleitet dem verkrampften griff

hinter meiner stirn tobt schäumend die brandung
das gepolter weißer reizstromschläge:
Schlaf! Du musst schlafen!

die augen spielen müde

von nebenan kommt eine mutter
mahnt besorgt (und flehend)
"schlaf jetzt schätzchen!"

legt mir zärtlich flüsternd
ton um ton
ein schlaflied
auf die hungrige haut
in meine wiege

die augen sind müde

aber mutter
im bettchen liegt der böse wolf
und frisst kreide

„schlaf mein kind“

ein tonband in der grube:
armes Mädchen bist du krank,
dass du nicht mehr schlafen kannst?


so schlaf doch

der vater poltert so laut
Oh! Schwarzblaue Nacht!
die vögel zwitschern so laut in dir

auf meinen wimpern wiege ich einen teuren schatz
doch kann ihn nicht halten:
hinab
stürzt
ein letzter
ungeträumter
traum
bevor ich ihn erkennen kann

Diese Nacht erbricht mich müde
in einen allzu großen Tag.

zuletzt bearbeitet 06.08.2009 11:35 | nach oben

#2

RE: nachtigalle

in Düsteres und Trübsinniges 20.08.2009 15:57
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Lotta,
ich lese ein unbewusstes Befreien des LI aus der Obhut seiner Eltern, einen Ablöseprozess, der sich in Alpträumen widerspiegelt.
Insgesamt ist es mir etwas zu ausführlich, z.B. wären die Passagen mit den Märchenanleihen m.M. nach verzichtbar.
LG
Perry

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