#1

Flaches Land

in Düsteres und Trübsinniges 24.09.2009 14:15
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Unsere Welt hat keine Berge mehr,
das Auge verliert sich im Ungewissen.

Nachts schreckst du hoch, fürchtest
Stürme könnten unser Haus fortreißen.
Ich halte dich fest im Arm und du
duckst dich in meinen Windschatten.
Es liegt Schnee auf deinen Wangen,
sagst du fröstelnd, würdest spüren,
dass der Winter nicht mehr fern ist.

Ich mache Feuer im Kamin, versuche
das Eis in deinen Augen zu tauen.

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#2

RE: Flaches Land

in Düsteres und Trübsinniges 10.10.2009 21:48
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

hallo perry,
lange konnte ich mit diesen zeilen wenig anfangen. jetzt habe ich eine lesart und
frage mich, wieso mir so lange dazu nichts einfel.
deine reiche metaphorik fand von anfang an mein interesse, obwohl ich manchmal
den verdacht hege, du bist dir der (un)tiefen deiner zeilen selbst nicht immer bewußt.
aber genug der frechheiten, zurück zum text:
die fehlenden berge entsprechen auf der metaphorischen ebene fehlenden inneren
strukturen des später als eisäugig beschriebenen lyrdus: d. h. zu wenig tragfähige
beziehungen (oder zu viel bindungsangst), zu wenig werte, für die es sich lohnt zu
kämpfen.
sturm, der das haus zerstört, ist auch in der psychoanalyse ein bild für auflösung
von strukturen unserer inneren welt, die wir nur ausbilden und halten können, wenn
genug objektbeziehungen, wärme, fürsorge, geleistet wurden.
und das lyri antwortet auf diesen (seelischen) notstand, bewegt sich auf der ebene
elementarer bedürfnisbefriedigung: hält, wärmt, tröstet.
das ist ein sehr schöner text, den ich nicht auf den ersten blick erkannt habe.
hiermit nachgearbeitet. gruß mcb

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#3

RE: Flaches Land

in Düsteres und Trübsinniges 11.10.2009 16:27
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
wer kennt schon alle seine (Un)Tiefen.
Für mich geht es hier um das Erahnen des zu frühen Winters (Todes) durch das LD. Das Leben hat keine Erhebungen mehr (flaches Land) und die Umwelt wirkt zunehmend bedrohlicher und kälter. Das LI versucht Trost und Wärme zu spenden.
Danke für dein intensives Hineinspüren und LG
Perry

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#4

RE: Flaches Land

in Düsteres und Trübsinniges 11.10.2009 16:40
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Eigentlich ein wunderschönes Liebesgedicht. Es ist ein durchgehendes Beschützen in den Zeilen. Ein schöner Fluss. Ein schönes Gedicht.


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#5

RE: Flaches Land

in Düsteres und Trübsinniges 11.10.2009 17:11
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Gemini,
warum "eigentlich", stehst du mehr auf "nicht Schönes?"
Danke für deine lobende Einschätzung und LG
Perry

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#6

RE: Flaches Land

in Düsteres und Trübsinniges 13.10.2009 16:10
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Nein, das ist es nicht Perry. Aber bei Gedichen, welche die Liebe behandeln bin ich immer recht vorsichtig beim Konsumieren. Ich schreibe ja selbst Gedichte und ich sehe mich, wie ich von der Arbeit heim komme und meine Frau hat schon wieder nichts zu essen gemacht. Es fällt mir schlichtweg manchmal schwer die tiefe der Liebe zu erkennen, was aber nun nichts mit deinem Werk zu tun hat.


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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