#1

optischer anklang

in Wettbewerbe 24.01.2010 21:42
von Wettbewerbsbeitrag (gelöscht)
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.
optischer anklang


dies l.eben diese unaufhörlichen
ein- und ausklänge funkiger fänomene
aber jetzt, nachts, sucht dein auge erfasst Le Violon
D’Ingres
im halbschatten anders wie
ein satz in kursiv denkst du
an unerhörtes den akustischen nichtort
den ungeschriebenen song/ press play: welt und all
tägliches hände schütteln den kopf nicht
präsentiert das gewehr den sexuellen klangkörper knips moment
aufnahme: stop rückspulen/ dies leben eben fortdauerndes
wort & erinnerung an menschlichkeit wie
musik oder ihr da gewesen sein: vielleicht gab es einen
geliebter der ihre makel vergessen ließ, damals

zuletzt bearbeitet 24.01.2010 21:46 | nach oben

#2

RE: optischer anklang

in Wettbewerbe 26.01.2010 12:23
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Ich kann mit diesem fragmentarischen Kram nichts anfangen. Ich habe keine Lust, mir das zusammen zu setzen und/oder darüber nachzudenken, was solche Spielereien wie "l.eben" mir sagen wollen/sollen. Es klingt wie die ruckartige Begleitung eines Selbstbefriedungsaktes, Fetzen fliegen durch das Hirn, das Bild einer nackten Frau inklusive. Stop, rückspulen und gleich noch mal von vorn, das gewehr präsentiert, vor und zurück, tägliches Schütteln.

Okay, das war jetzt ungnädig, aber mir gefällt es nicht. Was es mit dem Thema zu tun hat, weiß ich auch nicht, hat aber eigentlich keines der Wettbewerbsgedichte. Die "funkigen Fänomene" haben mir am besten gefallen, ansonsten darf die Giraffe meinetwegen verbrennen, wenn sie nicht mehr zu bieten hat, als die üblichen Versatzstücke der üblichen, inhaltsleeren Gedankengedichte. Der sexuelle Klangkörper bläht sich mächtig auf und fällt dann in sich zusammen. Ein kurzer Schuss und dann ist Schluss. Da hallt nichts nach außer dem Beben, welches uns alle bisweilen befällt.





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#3

RE: optischer anklang

in Wettbewerbe 26.01.2010 17:05
von Maya (gelöscht)
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Hallo,

also ich sehe das schon anders. In meinen Augen hat das Gedicht seinen Reiz und ich kann diesem fragmentarischen Stil durchaus etwas abgewinnen, zumal ich gerne interpretiere und mich auf Texte einlasse, die vielleicht nicht so einfach verständlich sind (das äußere ich jetzt ganz allgemein, weil es halt so ist). Ich finde, dass dieser Text eine unglaublich dichte Atmosphäre erzeugt; der ganze Stil sagt mir zu; also dieser nachdenkliche Ton des lyrischen Ichs, so als steckte man quasi in seiner Haut und würde diesen Moment mit ihm teilen. Ich will mich mal an einer Interpretation versuchen:

dies l.eben diese unaufhörlichen
ein- und ausklänge funkiger fänomene
aber jetzt, nachts, sucht dein auge erfasst Le Violon
D’Ingres im halbschatten anders wie
ein satz in kursiv denkst du


Also dieser Punkt in V1 macht schon Sinn, zumal das Ganze weiter unten im Text noch verbal aufgelöst und die Bedeutung greifbar(er) wird. Inhaltlich beginnt der Text mit dem Gedanken ans bewegte Leben, ein Leben im Rad, aber auch mit Stress und funkigen fänomenen durchsetzt. Wurden die fänomene mit "f" geschrieben, weil das funkiger wirkt oder darf man die jetzt etwa schon so schreiben? Hm. Also die funkigen fänomene klingen geil, sehen aber scheiße aus, wenn wir uns darauf einigen könnten.

In V3 finden wir einen Bruch "aber jetzt"; der Sichtwinkel verschiebt sich und während am Tage die ganzen Ereignisse auf das lyrische Ich einstürzten (ein- und ausklänge), es die Hektik des Tages und Bilderströme eher passiv über sich ergehen lassen musste, sucht das Auge jetzt in der Nacht aktiv, denn nun hat es endlich einmal Zeit dazu, das aufzusuchen, was ihm gefällt, was das Auge gerne betrachten möchte, was es begehrt. Es findet also quasi eine Umkehrung statt. Und das Auge findet im Halbdunkel das Bild einer nackten Frau, die plötzlich ganz anders wirkt als am Tage. Zum einen scheint das mit den veränderten Lichtverhältnissen zu tun zu haben, sicher aber auch damit, dass das lyrische Ich nachts sensibler ist, also einfach mehr Muße hat, sich sinnlich auf das Bild einzulassen, da die ganze Hektik entfällt. Das Bild wirkt jetzt also anders, eben wie ein Satz in kursiver Schrift.

an unerhörtes den akustischen nichtort
den ungeschriebenen song/ press play: welt und all
tägliches hände schütteln den kopf nicht
präsentiert das gewehr den sexuellen klangkörper knips moment
aufnahme: stop rückspulen/ dies leben eben fortdauerndes
wort & erinnerung an menschlichkeit wie
musik oder ihr da gewesen sein: vielleicht gab es einen
geliebter der ihre makel vergessen ließ, damals


Das Unerhörte, an was jetzt gedacht wird, deute ich nicht nur sexuell, sondern eben auch klanglich: unerhört. Durch die nächtliche Betrachtung wird über das Wort ("kursiv"/Dichtung) und Bild (Frau/Malerei) noch eine weitere Sinnebene eröffnet und die Musik angesprochen. Der nächtliche Raum gewährt demnach Zutritt zur Kunst, wenn ich das im intendierten Sinn verstanden habe.

Dass auf einmal die Klangebene ins Spiel kommt, hängt vermutlich mit den Abbildungen auf dem Rücken der Frau zusammen. Zur reinen Bildbetrachtung gesellt sich also noch die Akustik, das lyrische Ich hört quasi einen ungeschriebenen Song. Und auf dieser Ebene bewegt sich das Ganze jetzt fort. Die Ebenen von Tag und Nacht verschwimmen angesichts dieser neuen Entwicklungen wieder, der Song umfasst "welt und all / tägliches", bildet also sozusagen die letzte Entwicklungsetappe einer Assoziationskette, wo sich Verstand, Gewalt, Sex, Kunst verbinden und letztlich in einer Art Zeitschleife als Leben wiederkehren, indem das alles wieder zurückgespult und erneut wiedergegeben wird.

So wie dies "leben eben" - dort haben wir die Auflösung aus V1 l.eben - besteht im Grunde aus fast nichts als Wiederholungen und Zeitschleifen, aber eben nur fast. Denn da gibt es noch diese wenigen, besonderen kursiven Momente wie menschlichkeit und vielleicht einen geliebten, der über ihre makel hinwegsehen ließ.

Ja, also ich finde das schon interessant und sehe gerade hier den Mut, den oliver (ist nicht böse gemeint!) bei zwei anderen Gedichten vermisste: Ein Ausbrechen aus Reim, Ordnung, Vorhersehbarkeit. Also für mich ist das der Favorit, wenn ich ehrlich bin. Das Einzige, was mich etwas störte, waren die unbequemen Zeilenumbrüche. Aber irgendwie passt das auch wieder zum Text.

Hat mir gefallen.

Gruß
Maya

zuletzt bearbeitet 26.01.2010 17:21 | nach oben

#4

RE: optischer anklang

in Wettbewerbe 26.01.2010 17:10
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Ach ja, stimmt, ich habe beim B.eben den Punkt vergessen.





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#5

RE: optischer anklang

in Wettbewerbe 26.01.2010 20:03
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

hallo Wettbewerbsteilnehmer

ein Link zu einem tätowierten Rücken soll entzücken? wobei das wohl gar nicht tätowiert ist, sondern billig fotomontiert und auch noch etwas schief. ich mag das nicht, wenn Fotos Lyrik stützen wollen/sollen.

deshalb hab ich den Link auch nicht gleich angeklickt, sondern erst nur den Text konsumiert. dabei fand ich den "sexuellen klangkörper" am schönsten in eine Aktfotografiezeile gebettet. als Gewehr sehe ich natürlich das Objektiv an. und ich vermisste den Auslöser als Abzug im Text.

Gruß
Alcedo


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