#1

Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 12.01.2011 22:29
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Heute nimmer

Über den Jordan geht er
und spürt die Felder
über den Wassern

In den Netzen blüht
Algenorange

Zu große Maschen
für kleine Fische

Er hofft noch
auf größere Beute

Mindestens Millionen
so sein Vater

Müde schaltet
er ab

zuletzt bearbeitet 14.01.2011 23:08 | nach oben

#2

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 13.01.2011 15:03
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

Hallo Hannes,

könnte Verknappung der Sprache nicht eine den Elementen des Wassers wie des digitalen Rechnens angemessene
Geschmeidigkeit des Redeflusses mit sich bringen: orange blühende Algen im Netz - zu große Maschen für kleine Fische...

Die Message kann ich lesen als müde und lustlos durch Habgier, das LI ein Opfer seiner kapitalistischen Verstrickungen. Jenseits des Jordans droht Verderben statt Erlösung. Gerne gelesen Chip

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#3

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 13.01.2011 18:03
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo Chip,

über die Verdichtung denke ich noch mal nach.

Erlösung ist ein gutes Stichwort. Wärst Du auf die Habgier auch ohne die beiden letzten Zeilen gekommen?

*mal interessiert schaut*

es grüßt
der.hannes

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#4

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 14.01.2011 07:22
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Geht es hier um Petrus, dem aufgegeben war als " Menschenfischer" Gläubige zu gewinnen?
Und hast Du dieses Bild transponiert in die " Netzfischer", die Kapital aus den Daten der User schlagen?
Wer aber ist dann " sein Vater"?
Die Gier? Ein Auftraggeber? Der Ergeiz? Der nimmer satte Kapitalismus mit den Firmen, die an die Daten der User
heran kommen wollen?
Einige interessante Bilder voller zeitgemäßer Assoziationen. Sehr cool und auf Distanz gewählt. Ich frage mich, wie man das Kernthema in Prosa fassen könnte: Gewerbetreibender auf der Suche nach Erfolg?

Liebe Grüße,

otto.

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#5

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 14.01.2011 11:37
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

na unbedingt auch ohne die letzten beiden zeilen, lieber hannes,

angesagte millionen und diese hoffnung auf größere beute legen das thema habgier nahe. müde abschalten geht mir auch aus anderen beweggründen locker von der hand. schönes we allerseits chip

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#6

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 14.01.2011 15:46
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Ich frage mich, ob nicht ohne die letzten beiden Zeilen die religiösen Anklänge und Deutungsmöglichkeiten - ER wandelte über den Wasser, SEIN Vater hatte ihm Millionen (Anhänger) verkündet, Menschenfischer, die als Beute Gläubige fangen, etc .... - stärker gewirkt hätten. Das ist jetzt, nachdem die letzten beiden Zeilen ja schon gelesen sind, schwierig zu beantworten, denn wer kann jetzt noch seine Assoziationen vor dem Lesen dieser Zeilen genau benennen?

Natürlich habe ich mit den verschiedenen Interpretationen gespielt (der Jordan als biblische Entität vs. "über den Jordan gehen" als stehender Ausdruck für sterben, Algenblüte auch als ökologischer Begriff, Felder statt im agrarischen Sinn als Kraftfelder, Netze der Fischer vs. InterNet(ze), sein Vater im religiösen Sinn vs. dem Vater als Don einer mafiösen Vereinigung, ...), die Reduktion auf einen einzigen Kerninhalt in Prosa kann dadurch wohl auch kaum gelingen.

es grüßt
der.hannes

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#7

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 14.01.2011 23:09
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Ich habe eine neue, etwas verdichtete Version eingestellt.

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#8

RE: Heute nimmer

in Düsteres und Trübsinniges 15.01.2011 09:58
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Lieber hannes!

Mein Vorschlag war als Rahmen für alle möglichen/unmöglichen Deutungsmöglichkeiten gemacht. In der Prosa läßt sich mehr Beliebigkeit anlegen als in der Lyrik, erstere erscheint mir meistens verständlicher, letztere zeigt mir, dass ich mich selbst nicht kenne. In der Prosasicht wird mir projeziert, in der Lyrik projeziere ich: Lyrik will dem Leser abgeben, was immer;meistens das aber, was ich an mir selbst nicht verstehe, doch ständig begreife, meistens das, was ich los werden will. So findet ich es am anderen, doch erkannt habe ich nicht am anderen, wie ähnlich wir uns sind.

Liebe Grüße, otto.

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