#1

gelöscht

in Philosophisches und Grübeleien 07.10.2011 10:01
von munk (gelöscht)
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zuletzt bearbeitet 18.01.2022 09:35 | nach oben

#2

RE: nachschlag

in Philosophisches und Grübeleien 07.10.2011 11:49
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Zitat
als ihr großvater unterm schutt
fukushimas erde zu atmen begann
lehnt sie sich an sein bild
sodass sie vorwärts gehen kann




So gut mir die Zeilen gefallen, Munkel, es ist einer der besten Beiträge zu dem Thema, die ich bisher las.

In der o. zitierten Strophe gibt es ein Zeitengemisch.
Entweder sollte es heißen: seit ... ihr großvater zu atmen begann, oder er beginnt zu atmen,
oder sie müßte sich gelehnt haben, also lehnte sich an sein Bild.
So konnte sie in der Vergangenheit vorwärts gehen. HG - mcberry

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#3

RE: nachschlag

in Philosophisches und Grübeleien 07.10.2011 13:17
von pistacia vera (gelöscht)
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Hallo Michael,
das ist wirklich großArtig.

Zitat
als der pazifik radioaktiv wurde
als die weißen brücken schmolzen
verspiegelten die hypnotischen augen
den verzweifelten kampf der löscher

andersbunt ist seitdem der himmel
und das feuer brennt nicht nur mythisch
und die gräber werden nicht namenlos sein
andersblütig wird der frühling und handkalt


gilt für so viele zeitgenössische Erscheinungen; die Löscher kommen selten nach.
Doch ist es nur eine Frage der Zeit. - Ebenso wie Atomkraftwerke nach und nach ins Abseits gedrängt wurden, Rechtsradiakale aus vielen Parlamenten und öffentlichen Einrichtungen verschwunden sind, werden sich relevante Dinge auf Dauer verändern - wir werden es aber vielleicht nicht mehr erleben. An der Notwendigkeit des Löschversuchs ändert sich dadurch nichts.
Sehr gern gelesen. Vielen Dank.

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#4

RE: nachschlag

in Philosophisches und Grübeleien 07.10.2011 18:39
von Gast (gelöscht)
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Eine ausführliche Betrachtung des Gedichts folgt noch. Ich ließ es auf mich wirken und es hat mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Wow.

Mehr später, wenn ich mich davon erholt habe.

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#5

RE: nachschlag

in Philosophisches und Grübeleien 08.10.2011 11:43
von Salome | 140 Beiträge | 140 Punkte


hallo munkel,

ein außergewöhnlicher, ein sehr berührender text. diese art "nachhaltgkeit" hatten wir uns nicht gewünscht, nicht wahr?
toll, wie das schon im titel zum ausdruck kommt - ein zuviel auf dem teller derer, die nicht genung kriegen können, ein schlag, der so nachhaltig wirkt, dass es unabsehbar ist...

mich begeistern hier die sprachlichen feinheiten, mit denen du nüchterne beobachtungen anreicherst, so klingt in mir schon in "radioaktiv" eine bedrohliche aktivität an. die weißen brücken, weiß nicht konkret festzumachen, ein hinweis auf die vielen brücken japans, hoffnungsvolle (weiße) brücken in die zukunft?
die hypnotischen augen, die wiederspiegeln, wirken über diesen umweg noch eindringlicher als ein direkte beschreibung des verzweifelten kampfes gegen das feuer.

in der zweiten strophe folgt eine umschreibung der folgen, all dessen, was nun anders geworden ist: andersbunt wird von andersblütig aufgegriffen (im zusammenhang mit frühling verschmelzen hier blüten mit blut, gefällt mir sehr), dazwischen das feuer, das seinen segen im fluch erstickt und die nicht namenlosen gräber, heldengräber(?) oder hinweis auf die noch folgenden opfer, nicht die vielen unmittelbaren katastrophenopfer - dernen gräber ja oft namenlos blieben(?).

ein ganz behutsames streifen von persönlichem in S3, das bild des großvaters, das gerade als der sein leben verliert, zum halt und zur kraftquelle für die enkelin wird.

die letzte strophe wirkt sehr lyrisch auf mich, beschwörend und zusammenfassend, so als ob man sich immer wieder vor augen führt, was ist, und es dennoch nicht begreifen kann. ich weiß nicht recht, ob ich den kalten atem und das kalte grab hier wirklich brauche, obs nicht doch zu . . . ist?
du hast hier gezoomt - vom einzelschicksal wieder zum ganzen, nicht nur in japan, in der welt stellt sich der schwarze märzwind den weißen brücken aus der ersten strophe entgegen, wir dem radioaktiven meer plutonischer regen verabreicht... wunderbar wie du die erste strophe wieder aufgreifst.

der kreis schließt sich hier auch für mich in dem berührtsein, von dem ich dir am anfang schrieb. ich habe mich bisher nicht an dieses thema gewagt, habe auch vieles dazu gelesen, das mir "verunglückt" schien, worte ver- und gefühle missbrauchend. du hast dem nun etwas beeindruckendes gegenübergestellt.


liebe grüße, salome

zuletzt bearbeitet 08.10.2011 11:47 | nach oben

#6

RE: nachschlag

in Philosophisches und Grübeleien 09.10.2011 00:35
von munk (gelöscht)
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hallo liebe e-literaten,

ich danke euch für eure annäherungen & das feed-back :) , das freut!

@mc berry ... lehnt wollte ich genauso schreiben wegen der allgegenwart und dem wärtigen kraft schöpfen, diese anlehnen scheint mir ebenso wärtig, sodass genau diese gegenwart befähigt, weiter zu gehen

@pistacia vera ... deine hoffnungsvollen worte klingen in meinem ohr noch nach; mal sehen, was wir als zeitgenossen noch so erleben werden dürfen müssen können

@salome ... dein feinfühliges & ausführliches abtasten hat mich mitgenommen

@evanesca ... such is life: heut solls einen draconidenschauer gegeben haben, bis zu 600sternschnuppen pro
stunde

lg munkel

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