#1

Apocalypse

in Düsteres und Trübsinniges 12.10.2011 18:31
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Es ist nach zwölf. still steht die Uhr, Zürück liegt gestern,
am Meer verschnecken schief im Silberschieferlicht
die quader, drohen, ihre Feuer sind Gericht,
aus Wattewolken grüßen kalte Höllenschwestern.

Die Nacht erbleicht, erstarrt am Pfahl, vorbei die Träume,
im Park verwelken schlaff in frühlingslinder Luft
die Lieder, schweigen, schwarze Vögel tragen Duft
von jungem Sterben, fliehen taumelnd, meiden Räume.

Und um die Ecken streichen blaue Katzen,
der Metzger schneidet blutgetränkte Stücke
dem Ungetüm für ausgestellte Krallen,

schlägt ein in jeden Spalt, der Sündenlücke,
und straft mit Qualen, endlos Überfallen,
aus Steinen grinsen frisch geschminkte fratzen.

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#2

RE: Apocalypse

in Düsteres und Trübsinniges 13.10.2011 22:54
von MarleneM (gelöscht)
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Lieber otto,
ich würde schreiben:
es steht die Uhr, weil die Betonung auf still nicht so glücklich ist.
Viele Bilder, die ich größenteils sehr gut verreimt vorfinde.
Apocalypse, persönlicher Untergang. Durch eine egoistsische, grausame und unversöhnliche Welt.Nicht im Großen Szenario, nein, ganz in kleinen.
Höllenschwestern haben es auf ihn oder sie abgesehen, das Opfer verschneckt( gut!) sich- schottet sich ab, verkriecht sich.
Die Nacht erbleicht- selbst sie - vor Entsetzen. Sehend den Marterpfahl, dem die Träume des Protaginisten zum Opfer fielen.
Dann wird es etwas schwierig, die blauen Katzen, ok- die listigen, kalten Intriganen. Schlagen ein in jeden Spalt an Schwäche, der sich beim Opfer bietet.
"endlos Überfallen"- hm, könnte man irgendwie anders schreiben.
Letzter Satz ist wieder top.

LG von Marlene

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#3

RE: Apocalypse

in Düsteres und Trübsinniges 14.10.2011 07:09
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Liebe Monele! ( kleiner Scherz)!

Möglich das jeder seine eigenen Bildassoziationen zur " Apo" hatte, meine sind nicht die zu den 68zigern. Den
persönlichen Untergang fandest Du hier verreimt: Ja, ich meine der Untergang einer ganzen Gesellschaft, der teilt sich
auch jedem ihrer Mitglieder - und zwar individuell in ähnlichen, gar gleichen und ungleichen Betroffenheiten- mit. Zunächst unmerklich wie von hinten umschlingend, dann wird aus dem Lüftchen Sturm, das Leben quittiert dem Ganzen die Rechnung. Erst aber fallen, dann kann neu aufgestellt werden.


Auf vielen Feldern macht sich Grummeln breit,
von Ferne zieht ein langer Zug von Mäusen
davon, und Aale suchen sich aus Reusen
die Freiheit, doch das Meer ist noch sehr weit.


" Nach zwöf" soll meinen " zu spät". Doch die Uhr ist eine Selbstgemachte, die Zeit nicht. Wo stehen wir wirklich?
" Blaue Katzen", die " endlos Überfallen" sind mir die längst Satten, die mit Mäusen und Ratten nur noch spielen, im Todestrieb dekadent, Messies im aufgehäuften Abfall ihrer tödlichen Spiele, der Tanz am Abgrund. " Überfallen"
sind die " Superfallen", die " Selbstaufgestellten". Im Grunde finde ich eine solche Stimmunslandschaft nicht nur schrecklich, sondern im Angesicht der phantastischen Möglichkeiten der Menschen mit einander ein Auskommen zu erreichen, lächerlich und absurd. Das potentiell Positive im Menschen läßt immer die Hoffnung für Neubeginn.
Persönlich geht es mir gut, doch wir leben in einer sich rapide wandelnden Zeit, in der der Einzelne egoistische
Schlupflöcher sucht, sich zurückzieht. Stattdessen ist Solidarität angezeigt. Denn nie ist wirklich Endzeit. Etwas will weiter, es nimmt uns mit.

Danke für Deinen Kommentar.

Liebe Grüße,

otto

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