#1

A votre service

in Düsteres und Trübsinniges 21.08.2012 15:24
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

In diesem garten lächelt das entsetzen,
Die pflanzen tragen scharfe gläserkleider,
Im rücken lauert einer, übt das wetzen,
An deinen wurzeln nagen hungerleider.

Im käfig bangen grüne bronzefrauen,
Hoch oben tragen marmorballdachine
Die säurewolken, die auf opfer schauen,
Ein priesterjüngling beichtet der maschine.

Und während in den teichen glieder modern,
Besingen dekadente eine alte,
Rundum verzehren flammen und belodern,
Das röslein, dessen junges lied verlallte.

Ein schwächlich treiben, für die welt geschaffen:
Das leid, erbrochen von den racheaffen.

zuletzt bearbeitet 25.08.2012 19:07 | nach oben

#2

RE: A votre service

in Düsteres und Trübsinniges 21.08.2012 19:14
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Ein Stil mit Wiedererkennungswert, lieber Otto

und gelungen ist das Sonett, mit einem Wort gesagt. Die Zeilen verbreiten mit unnachahmlich eleganter
Dekadenz eine Stimmung unheilbarer Morbidität, die Viertelstunde nach Zwölf, bei erhaltenem Überblick
einer wissenden und nicht in Wehleidigkeit verfallenden Ebene dichterischer Beobachtung.

Wäre der Stoff nur nicht gar so wahr und weniger übellaunig realitätsnah, dann hätte ich mir die eloquent
beschriebene Genreszene noch viel genüßlicher reingezogen. Morbid nachhallende Grüße - mcberry
(P.S. Die knospe deren junges lied verhallte.)

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#3

RE: A votre service

in Düsteres und Trübsinniges 23.08.2012 11:16
von Kokoschanell (gelöscht)
avatar

hi otto,
dieses gedicht lässt nicht kalt. es ist erschreckend, ja abschreckend.
menschenwerk wird skizziert , menschentun und menschensein.
dem anderen in den rücken fallen, kalt wie bronzestatuen- es geht um ehrlichkeit,
um opfer und täter.
a votre service- zu euren diensten- eine ergebene haltung? wer sich immer schön bückt, wird nicht zum opfer.

oder degradiert sich der sprechende ( klagende) selbst in seiner verbitterung? wird er selbst zum racheaffen?
also opfer zum täter. wenn das so wäre, wäre diese welt verloren, denn es gäbe keinen, der sie zu retten vermag, weil alle irgendwann denselben weg gehen, wie unvermeidbar, schicksalhaft.

bittere, anklagende zeilen über den verfall von werten, moral und unserem sein.
lg von koko

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#4

RE: A votre service

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2012 19:02
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo otto,

Hoch oben tragen marmorballdachinen

müßte

Hoch oben tragen marmorbaldachine

lauten. Dann allerdings stimmt der Reim nicht mehr.

es grüßt
der.hannes

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#5

RE: A votre service

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2012 19:07
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Danke, lieber hannes!
Habs berichtigt.
Gruß otto.

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#6

RE: A votre service

in Düsteres und Trübsinniges 27.08.2012 14:02
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Schönen Tag, otto!

Während ich noch überlege, wie ich die Zeit aufbringe, über Dein Werk gründlicher nachzudenken und der Motivation dazu auf die Spur zu kommen, ist eines gewiß, nämlich die Wirkung Deiner Worte, die gut gewählt wurden und ihren Eindruck schwer verfehlen können.
Die Kristalle des Sinnes herauszuklauben, dazu werde ich mir allerdings Zeit nehmen.

Es grüßt Dich
Joame

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